Auf ein Wort…

Wasserströme in der Wüste – Weltgebetstag am 7. März 2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus welchem Land der Weltgebetstag in diesem Jahr kommt, ist beim Blick auf das Titelbild leicht zu erkennen. Ich sehe kleine Figuren, die mich an Hieroglyphen erinnern, einen mächtigen Fluss, der sich als Lebensader durch die Wüste schlängelt und in einem breiten Delta mündet. Das muss Ägypten sein!

Doch mit Ägypten verbinden wir nicht nur Pyramiden, Hieroglyphen und die Tauchreviere am Roten Meer, sondern seit drei Jahren auch die Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz, politische Umbrüche und gewaltsame Unruhen mit vielen Opfern. Die Gottesdienstordnung, die während des Arabischen Frühlings 2011 verfasst wurde, verbindet die großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Ägypten mit dem Motto des Weltgebetstages. Alle Menschen in Ägypten, Christen und Muslime, sollen erleben, dass sich Frieden und Gerechtigkeit Bahn brechen wie „Wasserströme in der Wüste“ (Jesaja 41,18ff). „Auf ein Wort…“ weiterlesen

Bin gleich zurück

Bin gleich zurückWorte, die man sonst an der Tür findet. Dann, wenn ein Mitglied der Familie kurz unvorhergesehen außer Haus musste. Alle sollen Bescheid wissen. Und sie sollen sich keine Sorgen machen.

So kennen wir es. Doch hier ist die Situation anders. Hier hat ein Mensch die Worte für seinen Grabstein ausgesucht. Etwas verwirrend. Was soll das? Hat dieser Mensch das Gefühl, in solchen Augenblicken witzig sein zu müssen? Oder will er oder sie genauso cool bleiben, wie vielleicht vorher im Leben auch?

Irritierend ist die Tatsache, dass kein Name auf dem Grabstein zu finden ist. Resignation wird es wohl nicht gewesen sein, ihn wegzulassen. Der Name ist aber doch wichtig. In der Bibel heißt es doch: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.“ „Bin gleich zurück“ weiterlesen

DON’T BE A MAYBE

Liebe Leserin, lieber Leser,

Auf ein Wort SeptOkt2013überall springen sie mir im Moment ins Auge: große Werbetafeln mit dem Satz: „DON’T BE A MAYBE”. Schwarze Buchstaben auf einer weißen Fläche. Daneben das Bild eines jungen Mannes, der tatkräftig und entschlossen wirkt. Fast hätte ich ihn übersehen. Denn mein Blick bleibt an diesem Satz hängen: Don’t be a maybe. – Sei kein Vielleicht.

„DON’T BE A MAYBE“ weiterlesen

Gedanken über den Sommer…

Viele von Ihnen kennen wahrscheinlich die „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi. In diesem Werk hat der berühmte Barock-Komponist jeder Jahreszeit ein eigenes Concerto gewidmet. Der Sommer kommt dabei nicht gut weg. In der Musik flirrt sengende Hitze und es entladen sich heftige Gewitter, und wer ermattet im Schatten vor sich hin döst, wird von Mücken und Stechfliegen geplagt. Das mag daran liegen, dass Vivaldi Italiener war; denn auch heutzutage verkriecht sich der Südeuropäer vor der Hitze eines Sommertages am liebsten ins Haus. Nur Touristen sind so verrückt, bei 40 Grad im Schatten über alte Trümmer zu stolpern oder sich am Strand wie die Brathähnchen grillen zu las­sen. „Gedanken über den Sommer…“ weiterlesen

Auf ein Wort ….

Liebe Leserin, lieber Leser,

schade,
dass wir Ihnen das Titelbild des Weltgebetstages hier nicht in Farbe
zeigen können. Denn die warmen Rot-, Orange- und Brauntöne, die
die französische Künstlerin Anne-Lise Hammann Jeannot dafür gewählt
hat, sehen nicht nur schön aus, sondern helfen auch, das Bild zu
verstehen.

Von rechts nach
links schreitet eine Frau in die Bildmitte. Ihr Kopf und das Gewand
mit den ausladenden Ärmeln sind in Schwarz und Grau gemalt und heben
sich deutlich von der farbigen Umgebung ab. Die Frau hält den Blick
gesenkt, wirkt aber nicht unsicher, sondern geht aufrecht und entschlossen
auf eine große orangerote Fläche zu. Diese wird begrenzt durch einen
graugelben Lichteinfall, der vom oberen rechten Bildrand in die
Mitte strömt. In der linken Bildhälfte sind Formen zu erkennen,
die als Auge, Nase, Mund und Kinn gedeutet werden können, ein überdimensionales
Gesicht, das sich der grauen Gestalt zuwendet. Mit diesem eindrucksvollen
Bild setzt die Künstlerin das biblische  Motto des Weltgebetstages
um: „Ich war fremd – ihr habt mich aufgenommen.“

Sie war fremd,
grau, unscheinbar. Sie stand am Rand, wurde nicht beachtet. Sie
gehört nicht dazu, zum farbigen Leben der anderen, noch nicht. Aber
sie ist eingehüllt in wärmendes Licht. Sie fasst Mut, das Leben
rund um sich wahrzunehmen, und geht los. Das Grau fängt an sich
aufzulösen. Grau muss nicht grau bleiben. Ich war fremd – ihr habt
mich aufgenommen.

Das Bild kann
an eigene Erfahrungen anknüpfen: Wo habe ich mich fremd gefühlt?
Wie bin ich aufgenommen worden? Was wünsche ich mir von anderen,
wenn ich irgendwo fremd bin? Und wie begegne ich selbst Menschen,
die mir fremd sind? Wo bin ich auf diesem Bild? Im Licht oder im
Schatten?

Die französischen
Frauen, die die Ordnung für diesen Weltgebetstag verfasst haben,
nehmen vor allem Menschen in den Blick, die ihre Heimat verlassen
müssen, die – schon zu biblischer Zeit und noch heute – Krieg, Vertreibung
und Ausgrenzung erleiden und auf Ablehnung, Vorurteile und offene
Fremdenfeindlichkeit stoßen. Damit das Bibelwort „Ich war fremd
und ihr habt mich aufgenommen.“ Wirklichkeit werden kann, gibt der
Weltgebetstag uns in diesem Jahr einen Anstoß, neu über Ausgrenzung
nachdenken: Was können wir dafür tun, dass Menschen, die ihre Heimat
verlassen, bei uns Schutz, Gastfreundschaft und warmherzige Aufnahme
finden? Wie können wir zu einer „Kultur des Willkommens“ beitragen,
nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in unserer Gemeinde?

Wenn wir uns den
vermeintlich „Fremden“ öffnen und neugierig auf ihre Andersartigkeit
sind, dann gewinnen auch wir. Denn Gastfreundschaft ist in der Bibel
immer auch ein Ausdruck des Glaubens. „Ich war fremd und ihr habt
mich aufgenommen“, sagt Jesus. Und: „Was ihr getan habt einem meiner
geringsten Brüder und Schwestern, das habt ihr mir getan“ (Matth.
25,35.40).

Wenn Sie das Titelbild
des Weltgebetstages gerne auch mal in Farbe sehen möchten, dann
kommen Sie doch zum Gottesdienst am Freitag, dem 1. März, um
19 Uhr in die katholische Kirche St. Marien im Wenscht
. Diese
Einladung gilt, wie sich so langsam herumspricht, nicht nur für
Frauen! Und Sie können sicher sein: Wir werden Sie freundlich aufnehmen
und Sie nach dem Gottesdienst im Pfarrheim auch noch gut bewirten.

Ihre Pastorin
Almuth Schwichow