Am Montag, den 6. Februar 1984 trafen sich zum ersten Mal 21 Frauen im Pfarrhaus an der Talkirche. Sie waren einer Einladung gefolgt, die ich an rund 200 Frauen der Jahrgänge 1955 – 1960 geschickt hatte. Damit war der „Kreis junger Frauen“, wie wir 10 Jahre lang hießen, geboren.
Was haben wir nicht alles erlebt in diesen 30 Jahren! Anfangs hatten fast alle kleine Kinder, waren abends müde von anstrengenden Tagen und nicht durchgeschlafenen Nächten. Aber das Bedürfnis, mit Frauen in der gleichen Lebenssituation zusammen zu kommen und sich auszutauschen, war groß.
Die Neunziger Jahre waren sehr aktive und bewegte Zeiten – wir alle zwischen 30 und 40 Jahren, von vielen Fragen und Themen angerührt und angesteckt. In dieser Zeit haben wir viele Gottesdienste gestaltet und intensive thematische Wochenenden in Haus Nordhelle erlebt. Überhaupt Nordhelle: von Anfang an haben wir jedes Jahr ein Seminarwochenende in Haus Nordhelle verbracht und diese Zeiten waren und sind prägend und wesentlich für unsere Gruppe und die Beziehungen zueinander.
In den 2000-er Jahren hatten wir auch Dürrezeiten. Die Lebensmitte barg für manche große Veränderungen und auch Brüche. Es haben sich Frauen verabschiedet, aber es kamen auch neue dazu. Mittlerweile sind nahezu alle Frauen wieder berufstätig – und älter und vielfältig aktiv, sind wir jetzt aus anderen Gründen abends oft müde.
Wir leiten unsere Gruppe gemeinsam, haben im letzten Jahr an einem Klausurnachmittag noch einmal verbindliche Regeln und Absprachen für die Gestaltung unseres Frauenkreises getroffen. Und so entschieden wir, dass wir uns weiterhin an jedem Montag treffen wollen. Immer ist Eine für den äußeren Rahmen eines Abends verantwortlich.
Am 10. Februar 2014 haben wir 2,5 Stunden lang Fotos aus 30 Jahren angeschaut: von unseren vielen Weihnachtsfeiern, Ausflügen, Städtereisen und den Wochenenden in Haus Nordhelle. Es wurden unzählige Erinnerungen wach – an Menschen, Themen, Aktivitäten. Erstaunt und berührt nahmen wir unsere gemeinsame und die jeweils individuelle Entwicklung wahr.
Dankbarkeit und die Überzeugung: „Gut, dass wir einander haben“ spricht auch aus den Sätzen, die die Frauen für diesen Artikel formuliert haben. Der Bitte, den folgenden Satz weiter zu schreiben, kamen viele nach und hier ein Teil der Antworten.
„Wenn ich an 30 Jahre Frauenkreis denke, fällt mir ein….“
- „Persönlicher Austausch zu Themen der Kinder-, Berufs- und Gesundheitssituation der Frauen.“
- „Wichtig ist für mich besonders das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Frauengruppe, wo ich mich so angenommen fühlen kann, wie ich bin.“
- „Wie schön war es, sehr lebensfrohe Frauen im Rahmen von Kirche zu erleben. Als ich dazu kam, wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Mir gefiel die Offenheit, mit der wir über wichtige Lebensthemen sprechen konnten, ohne Ängste und Befürchtungen. Das ist bis heute so geblieben. Gott sei Dank!“
- „Ach, ja – Nordhelle! Ohne dieses Highlight geht es gar nicht! Einfach nur gut!“
- „…dass es gut war, auch nach einer Pause wieder einzusetzen.“
- „…dass wir uns auf gemeinsame Abende und Erlebnisse freuen.“
- „….dass wir sehr unterschiedlich sind und trotzdem gerne zusammen sind.“
- „Meine persönliche Entwicklungsgeschichte ist ganz eng mit dem Frauenkreis verbunden!“
- „Neugierig zu sein auf die Anderen und dabei immer wieder überrascht zu werden.“
- „Sich miteinander auseinandersetzen!“
- „…dass der Montagabend für den Frauenkreis reserviert ist und der Kreis mit lieben und ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten mir ans Herz gewachsen ist.“
- „Die immer wieder interessant gestalteten Frauenkreisprogramme: Bibelthemen, Buchbesprechungen, gemeinsame Gottesdienste, Kino-Abende, die vielen Referenten, die wir eingeladen haben, die tollen Städtefahrten, unsere leckeren Osteressen und Weihnachtsfeiern“
- „Interessante Städtetouren, inspirierende Themenwochenenden in Nordhelle; gemeinsam feiern, gut essen und lachen; offene Gespräche und Anteilnahme am Ergehen der anderen; bei aller Unterschiedlichkeit viele schöne gemeinschaftliche Erlebnisse; Offenheit für Frauen, die neu hinzukommen möchten.“
- „Gemeinschaft, Vertrautheit, Singen, gemeinsam gestaltete Gottesdienste, erlebnisreiche Städtetouren, Nordhelle-Wochenenden mit tiefgründigen Themen, Lachen, Weinen, sich sehr nahe sein, Höhen und Tiefen zusammen meistern.“
- „Länger als mein halbes Leben bin ich schon im Frauenkreis. Viele Frauen kennen gelernt, Freundschaften geschlossen und dadurch in Geisweid Wurzeln geschlagen.“
- „Emotionale Momente in Nordhelle, mit dem Gefühl, aufgefangen zu werden.“
- „Erweiterung des Horizonts und eigene Fähigkeiten bzw. die Belastungsgrenze erkennen.“
- „Ein Leben ohne Frauenkreis kann ich mir nicht mehr vorstellen.“
Eine Frau fasste ihre Gedanken mit einem Vers aus dem Talmud zusammen:
„Wenn ich nicht für mich bin, wer ist für mich? Und bin ich nur für mich, was bin ich? Und wenn nicht jetzt, wann dann?“
Andrea Schäfer-Bottenberg