Auf ein Wort…

Wasserströme in der Wüste – Weltgebetstag am 7. März 2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus welchem Land der Weltgebetstag in diesem Jahr kommt, ist beim Blick auf das Titelbild leicht zu erkennen. Ich sehe kleine Figuren, die mich an Hieroglyphen erinnern, einen mächtigen Fluss, der sich als Lebensader durch die Wüste schlängelt und in einem breiten Delta mündet. Das muss Ägypten sein!

Doch mit Ägypten verbinden wir nicht nur Pyramiden, Hieroglyphen und die Tauchreviere am Roten Meer, sondern seit drei Jahren auch die Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz, politische Umbrüche und gewaltsame Unruhen mit vielen Opfern. Die Gottesdienstordnung, die während des Arabischen Frühlings 2011 verfasst wurde, verbindet die großen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Ägypten mit dem Motto des Weltgebetstages. Alle Menschen in Ägypten, Christen und Muslime, sollen erleben, dass sich Frieden und Gerechtigkeit Bahn brechen wie „Wasserströme in der Wüste“ (Jesaja 41,18ff).

Wasserströme in der Wüste – das ist doch eigentlich ein Widerspruch in sich. .Ein schmales Rinnsal kann man sich in der Wüste gerade noch vorstellen. Oder ein fast ausgetrocknetes Wasserloch. Aber Wasserströme in der Wüste? Mit diesem Bild malt der Prophet Jesaja seinem Volk eine neue Heilszeit vor Augen: das ersehnte Ende des babylonischen Exils und eine hoffnungsvolle Zukunft für alle. Wasserströme werden die Wüste bewässern, die Dürre beenden und das trockene Land zum Blühen bringen, werden Durst und Hunger stillen.

Wege in der Wüste, Wasserströme in der Einöde – diese prophetische Zusage Gottes aus dem Buch Jesaja greift der Weltgebetstag aus Ägypten auf. Wie passend für dieses Land, das mit seinen über 90 % Sand- und Steinwüsten eines der wasserärmsten Länder der Erde ist. Fruchtbare Vegetation findet sich in den Oasen und entlang des Nils, der die zentrale Wasserquelle des Landes ist. Der längste Fluss Afrikas bewässert Felder, liefert Wasser für die Industrie und versorgt die Bevölkerung mit Trinkwasser. Der Großteil der rund 85 Mio. Ägypterinnen und Ägypter lebt in seiner unmittelbaren Nähe. Das Niltal und das Nildelta gehören deshalb zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt.

Wenn wir das Titelbild anschauen, können wir erahnen, was es heißt, wenn Wasser in die Wüste strömt. Selbst auf der Schwarz-Weiß-Abbildung lässt sich erkennen, dass das Wasser die Wüste geradezu überflutet und alles verwandelt. Die Flüsse vereinen sich zu einem großen Strom und münden in eine Lotusblüte. Der Nil wächst wie eine starke Pflanze in die Höhe – die Wüste blüht und lebt.

Für Menschen, die in einer extrem trockenen Gegend leben, ist Wasser ein kostbares Geschenk. Es ist das Leben selbst, der Traum von Fülle – inmitten all der Ödnis. Und im übertragenen Sinn ist es der Traum von Veränderung. Wer auf Gott vertraut, hofft auf die Möglichkeit der Veränderung. Hofft, dass aus Durststrecken neue Chancen erwachsen, dass Wüsten ergrünen und dass Frieden und Gerechtigkeit sich Bahn brechen – so unaufhaltsam wie das Wasser, das dürres Land überschwemmt.

Diese Hoffnung teilen auch wir mit den Frauen aus Ägypten, wenn wir am Freitag, dem 7. März, um 19 Uhr in der Wenschtkirche den Weltgebetstag feiern. Nach dem Gottesdienst laden wir wieder zu einem landestypischen Imbiss ein.

Es grüßt Sie herzlich,
Ihre Pastorin Almuth Schwichow