Gemeindekonzeption

KONZEPTION DER EV.-REF. KIRCHENGEMEINDE KLAFELD

Überarbeitete Fassung von 2015

I. Zur Entstehung der Konzeption und ihrer Weiterentwicklung

Die Konzeption der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld, die mit dieser Überarbeitung fortgeschrie­ben wird, entstand zwischen 2006 und 2008 im Zusammen­hang mit einem Haushalts­sicherungskonzept. Ein gravierendes finanzielles Defizit zwang da­mals das Presby­terium, den Gebäudebestand, das Personal und die Struktur der Gemeinde an die deutlich geschrumpften Ressourcen (Gemeindegliederzahl, Kirchensteuereinnahmen, Pfarrstellen) anzupassen. Es war dabei das erklärte Ziel, nicht nur zu kürzen und zu streichen, sondern auch im Vertrauen auf Gott aufzubrechen und in der Gemeindearbeit neue Wege zu gehen. Ein Beratungsprozess in der Gemeinde hatte als Schwerpunkte dafür den Gottes­dienst und die Arbeit mit Kindern und Jugendli­chen ergeben.

Dem entsprechend wurden zum 30. September 2007 vier Kirchen und Gemeindehäuser in Birlenbach, Setzen, Sohlbach und Geisweid geschlossen. Die alten Bezirksstrukturen wurden damit aufgegeben und die Gemeindearbeit auf zunächst zwei Zentren (Tal und Wenscht) konzentriert, um längerfristig zu einer Gemeinde mit einem gemeinsamen Zentrum zusammenzu­wachsen. Zugleich wurde das Gottesdienstangebot und die Konfirmandenarbeit neu konzipiert und die bewährte Kinder- und Jugendarbeit am neuen Standort Wenscht un­ter hauptamtlicher Leitung weitergeführt. Bei ihrer Verabschiedung am 10. April 2008 konn­te die Gemeindekonzeption bereits auf eine weit gediehene praktische Umset­zung zurückbli­cken und erste Erfolge verbuchen.

Seitdem sind sieben Jahre vergangen. Vieles hat sich in der Gemeinde zum Positiven entwi­ckelt, und die Konzeption hat sich dabei bewährt. Aber natürlich ist die Zeit nicht stehenge­blieben. Die Situation der Gemeinde hat sich verändert (s.u. II.), neue Aufgaben sind in den Blick gekommen (s.u. V.), neue Herausforderungen kommen auf uns zu (s.u. VI.). Deshalb hat sich das Presbyterium auf einer Tagung im Haus Nordhelle im Oktober 2013 vorgenommen, die Konzeption zu aktualisieren und damit zukunftsfähig zu machen. Seit April 2014 hat es sich vor allem der Überarbeitung der Leitsätze gewidmet und dazu bei ei­nem Studientag am 28.10. 2014 konkrete Vorschläge erarbeitet. In der Folgezeit wurde die übrige Konzeption diesen Vorschlägen und den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Sie wurde seit Dezember 2014 im Presbyterium besprochen und am 26. Februar 2015 verabschiedet.

II. Zur aktuellen Situation der Gemeinde

  • Gemeindeglieder und Pfarrstellen:

Die Zahl der Gemeindeglieder ist in den letzten Jahren weiter kontinuierlich zurückgegangen: von 7987 Ende 2007 auf 7151 Ende 2014. Verantwortlich dafür ist vor allem der demographi­sche Wandel, in geringerem Maß auch Austritte und Umpfarrungen.

Weil es voraussichtlich so weitergeht (für 2025 sind nur noch 6000 Gemeindeglieder prognosti­ziert) und der Schlüssel von Gemeindegliedern pro Pfarrstelle gleichzeitig angeho­ben wird (zunächst auf maximal 3000, später auf 3500), muss die Gemeinde mittelfristig mit dem Verlust einer weiteren Pfarrstelle rechnen. Schon in nächster Zeit werden die Klafelder Pfarrer/in voraussichtlich Aufgaben in der Gemeinde Weidenau (in der gemeinsamen Region 6 des Kirchenkrei­ses) übernehmen müssen, da die dort vakante halbe Stelle nicht mehr ex­tern besetzt wird.

  • Gebäude:

Die 2007 geschlossenen Häuser konnten alle veräußert werden, allerdings zum Teil erst nach komplizierten und langwierigen Verhandlungen. Außerdem sind inzwischen auch das ehema­lige Pfarrhaus Ziegeleistraße 23 sowie das Gebäude in der Gerberstraße (Kita und Gemeinde­raum) verkauft. Der nicht mehr benötigte Kindergarten Schießberg soll demnächst abgeris­sen, das Grundstück für Wohnbebauung vermarktet werden. Als einziges überzähliges Ge­bäude verbleibt der Gemeinde dann noch das 2005 geschlossene Gemeindezentrum Hoher Rain; auch hier ist ein Verkauf vorgesehen. Die Anpassung des Gebäudebestands ist also weitge­hend abgeschlossen.

Die Gemeindearbeit findet im Wesentlichen in den beiden verbliebenen Zentren statt. Im Gemeindehaus Tal, dem umgebauten Pfarrhaus an der Talkirche, konnte 2008 auch das Gemein­debüro wieder untergebracht werden. Inzwischen ist dort der Ausbau zu einem Gemein­dezentrum im Gange. Im Zuge einer Erweiterung der Kita Tal, die vom Land NRW finanziert wurde, konnte im Untergeschoss relativ preisgünstig ein größerer Gemeindesaal entstehen, der nun durch ein großzügiges Foyer mit dem alten Gemeindehaus verbunden ist. Der Innenaus­bau soll bis August 2015 abgeschlossen sein. Dann besitzt die Gemeinde an zentra­ler Stelle wieder ausreichende Räumlichkeiten, die vor allem für die Arbeit mit Erwachse­nen und Senioren sowie für sozial-diakonische Aufgaben zur Verfügung stehen sol­len. Die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien sowie die Konfirmandenarbeit konzentrie­ren sich dagegen auf das Gemeindezentrum Wenscht und haben sich dort gut etabliert. Der Beschluss, auch dieses Haus 2011 zugunsten eines Zentrums für die ganze Ge­meinde an der Talkirche zu schließen, wurde vorläufig zurückgestellt, da sich die dortigen Baumaßnahmen verzögert haben und auf absehbare Zeit nicht ausrei­chen, um auch den Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit unterzubringen.

Einige Gemeindegruppen treffen sich weiterhin dezentral in angemieteten Räumen. Ihre Zahl ist aber insgesamt zurückge­gangen. Präsent ist die Gemeinde in den Ortschaften vor allem durch gelegentliche Gottesdienste und andere Veranstaltungen aus besonderen Anläs­sen, die auch gut an- und wahrgenommen werden.

  • Finanzen:

Nach Abschluss der Haushaltssicherung 2009 stehen die Gemeindefinanzen wieder auf soli­den Füßen. Die Haushalte der letzten Jahre konnten sogar mit einem leichten Plus abschlie­ßen. Neben den Einsparungen haben dazu auch zusätzliche Einnahmen beigetragen: Verkaufser­löse von Gebäuden, Erbpachterträge, der schon länger existierende Förderverein für die Kin­der- und Jugendarbeit und das 2008 eingeführte freiwillige Kirchgeld. Zur Finanzie­rung des Bauprojekts „mittendrin“ leisten auch Spendenaktionen wie der Weihnachtsmarkt um die Talkirche einen erheblichen Beitrag. Die „stabile Seitwärtsentwicklung“ bei den Kirchen­steu­ern durch die gute Konjunktur der letzten Jahre hat sich ebenfalls positiv ausge­wirkt, wird aber wohl nicht von Dauer sein.

  • Personal, Familienzentrum:

Der Personalbestand der Kirchengemeinde hat sich noch einmal erheblich reduziert, als zum 1. August 2013 die Trägerschaft der Kindertagesstätten an den Kirchenkreis (EKiKS) abgege­ben wurde. Zuvor hatten sich die damals sechs Kitas 2009 zum Ev. Familienzentrum Klafeld zusammengeschlossen. Mithilfe zahlreicher Kooperationspartner bietet es seitdem Hilfen und Kurse für Eltern an, die teils in den Einrichtungen, teils in einem eigenen Gruppenraum im Gemeindehaus Tal stattfinden. Dort ist auch das Büro des Familienzentrums unterge­bracht. 2011 wurde die Trägerschaft der Kita Hüttental an den Verein für Soziale Arbeit und Kultur abgegeben. Die Kita Hoher Rain wird dagegen wieder dauerhaft genutzt, seit 2013 die Kita Schießberg dorthin umgezogen ist und auf zwei Gruppen erweitert wurde. Auch nach dem Trägerwechsel arbeitet die Gemeinde mit dem Familienzentrum gut und intensiv zusam­men.

Die Gemeinde selbst beschäftigt noch eine Jugendreferentin und einen Küster in Vollzeit, zwei Küsterinnen in Teilzeit sowie zwei Verwaltungsange­stellte und zwei Kirchenmusikerin­nen, ebenfalls in Teilzeit. Aufgrund der finanziellen Konsolidie­rung waren außer dem durch die Reduzierung des Gebäudebestands bedingten Stellenabbau keine weiteren Kürzungen notwendig. Die Stelle für die Jugendarbeit wurde nach dem Ruhestand des langjährigen Gemein­depädagogen 2012 und noch einmal 2014 in vollem Umfang wiederbesetzt. Gleiches steht im März 2015 für die volle Küsterstelle an.

  • Ehrenamtliche Mitarbeit:

In hohem Maße wird die Gemeindearbeit von den vielen engagierten Ehrenamtlichen getra­gen. Etliche von ihnen sind nach der Umstrukturierung neu dazu gekommen oder haben neue Aufgaben übernommen. Das gilt auch und besonders für das Presbyterium, obwohl dort immer noch zwei Stellen unbesetzt sind. Die gute Zusammenarbeit im Presbyterium und bei vielen gesamtgemeindlichen Unternehmungen seit 2007 hat viel zum Zusammenwach­sen und auch zum deutlich positiveren Bild der Gemeinde in der Öffentlich­keit beigetra­gen. Inzwischen haben auch manche von denen in die Gemeinde zurückgefun­den, die sich nach den Gebäudeschließungen enttäuscht zurückgezogen hatten.

  • Soziales Umfeld:

In den letzten Jahren hat das Presbyterium das soziale Umfeld der Gemeinde und ihren eige­nen Stand­ort in diesem Umfeld stärker in den Blick genommen. Es wurde deutlich, dass die Ge­meinde – wie anderswo auch – vor allem in den traditionellen und bürgerlichen Milieus verwur­zelt ist, während sie andere Milieus kaum erreicht. Aufrüttelnd war vor allem die Erkennt­nis, dass Geisweid im Allgemeinen und das nähere Umfeld der Talkirche im Besonde­ren zu den Vierteln in Siegen gehört, die am stärksten von Armut betroffen sind. Hier liegt also ein wichtiges Arbeitsfeld für sozial-diakonisches Engagement.

III. Auftrag und Leitbild

Als Gemeinde Jesu Christi bezeugen wir mit unserem Glauben, Leben und Handeln die liebe­volle Zuwendung Gottes zu den Menschen.

IV. Leitsätze

1. Wir feiern lebendige Gottesdienste.

  • Wir verkündigen die Botschaft von der heilsamen Gnade Gottes zeitgemäß und lebens­nah.

  • Wir laden Menschen verschiedener Alters- und Zielgruppen zum Glauben ein.

  • Wir achten die gottesdienstlichen Traditionen der Gemeinde, suchen aber auch nach neuen Formen der Verkündigung.

  • Wir schaffen eine Atmosphäre, die Gemeinschaft und Begegnungen fördert.

  • Wir gestalten Gottesdienste in Zusammenarbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen, mit den Gruppen und Einrichtungen der Gemeinde sowie mit örtlichen Vereinen.

  • Wir begrüßen und fördern für unsere Gottesdienste das vielfältige musikalische Leben der Gemeinde.

2. Wir zeigen jungen Menschen Wege zum Glauben.

  • Wir vermitteln Kindern und Jugendlichen biblische Inhalte lebendig und lebensnah.

  • Wir begleiten, stärken und fördern Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Entwick­lung.

  • Wir bieten Kindern und Jugendlichen Orientierung und Raum, um sich einzubringen mit ihren Fähigkeiten.

  • Wir tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche Gemeinschaft erleben.

  • Wir integrieren die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit ihren vielfältigen Formen in den Gemeindeaufbau.

  • Wir nutzen die Arbeit für generationenübergreifende Begegnungen.

3. Wir laden zu aktiver Mitgestaltung und Beteiligung ein.

  • Wir informieren in den Gemeindenachrichten und im Internet über Angebote, Veranstaltun­gen und aktuelle Entwicklungen.

  • Wir legen Wert auf regelmäßige Gemeindeversammlungen.

  • Wir versuchen, Menschen mit ihren jeweiligen Gaben für die ehrenamtliche Mitarbeit in der Ge­meinde zu gewinnen.

  • Wir begleiten Haupt- und Ehrenamtliche in ihrem Dienst.

  • Wir unterstützen die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen.

4. Wir nehmen gesellschaftliche Verantwortung wahr.

  • Wir verstehen Diakonie, besonders die Hilfe für Bedürftige, als Aufgabe der Gemeinde, und wir unterstützen die diakonische Arbeit im Kirchenkreis.

  • Wir übernehmen in Zusammenarbeit mit dem Ev. Familienzentrum Klafeld (in der Träger­schaft des Kirchenkreises) Verantwortung für Bildung, Integration und christliche Erzie­hung.

  • Wir fördern das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen im Stadtteil.

  • Wir fördern den fairen Handel.

  • Wir unterstützen Maßnahmen und Aktionen zur Bewahrung der Schöpfung.

5. Wir begleiten Menschen.

  • Wir begleiten Menschen aller Altersgruppen im persönlichen Gespräch, in Seelsorge und Beratung, bei Besuchen und Amtshandlungen.

  • Wir vermitteln Kontakte zu den Beratungsstellen des Kirchenkreises, der Diakonie und anderer Träger.

6. Wir fördern die weltweite Ökumene mit anderen Kirchen.

  • Wir pflegen und fördern das Miteinander mit den katholischen Nachbargemeinden.

  • Wir sind mit den Gemeinden und Gemeinschaften, die zur Ev. Allianz gehören, geschwister­lich verbunden.

  • Wir pflegen partnerschaftliche Beziehungen zur Ev.-Luth. Gemeinde in Bagamoyo, Tansania.

V. Praktische Umsetzung

  • Gottesdienst (Leitsatz 1):

Das gottesdienstliche Leben der Gemeinde ist dem Leitsatz entsprechend sehr vielfältig. Es gibt Angebote für jedes Alter und für viele verschiedene Zielgruppen. Neben der Pfarrerin und den Pfarrern sowie den Kirchenmusikerinnen und Küster/innen sind an der Vorberei­tung und Durchfüh­rung der meisten Gottesdienste auch Ehrenamtliche beteiligt.

Die im Oktober 2008 eingeführte Struktur (traditioneller Gottesdienst in der Talkirche um 9.30 Uhr, familienfreundlicher Gottesdienst im Wenscht um 10.45 Uhr, dazu im Winterhalb­jahr die „Guten-Abend-Kirche“ einmal monatlich um 18.00 Uhr) besteht weiter und hat sich im Großen und Ganzen bewährt. Besonders die Guten-Abend-Kirche in der Wenschtkirche erfreut sich großer Beliebtheit.

Der Vormittagsgottesdienst im Wenscht hat sich allerdings anders entwickelt als gedacht. Er wird nur von wenigen Familien zum gemeinsamen Gottesdienstbesuch genutzt, dafür wird er aber von den Konfirmanden gut angenommen. Dies hat dazu ge­führt, dass der parallele Kindergottesdienst zu einem „Teeny-Gottesdienst“ weiterentwickelt wurde, der von einem kleinen Team von Jugendlichen und Erwachsenen betreut wird. Wegen des insgesamt oft schwachen Besuchs soll aber das Konzept des Wenscht­gottesdienstes für die Zukunft noch einmal überdacht werden.

Gut entwickelt hat sich der Kindergottesdienst in der Talkirche samstags um 18.00 Uhr. Er wird von ca. 40 Kindern regelmäßig besucht und profitiert von einem großen und engagier­ten Team von Ehrenamtlichen.

Aus der ebenfalls wachsenden Krabbelgruppenarbeit hat sich zusätzlich ein Krabbelgottes­dienst für Kinder bis fünf Jahre und ihre Familien entwickelt. Er findet ca. fünf Mal im Jahr sonntagsnachmittags in der Wenschtkirche statt. Auch dabei wirken Ehrenamtliche mit.

Pfarrerin und Pfarrer feiern außerdem ca. monatlich Gottesdienste mit den Kindern der Kitas, teils in der Kirche, teils in den Einrichtungen.

Seit 2012 gibt es in der Gemeinde in größeren Abständen Jugendgottesdienste, die sich aber noch nicht fest etabliert haben und noch auf der Suche nach der geeigneten Form und dem geeigneten Ort sind. Für 2015 sind ca. vierteljährlich Gottesdienste am Sonntagabend vorgese­hen, die von der Jugendreferentin zusammen mit einem Team von Ehrenamtlichen vorbereitet werden.

Für Senioren gibt es weiterhin den monatlichen Gottesdienst im AWO-Heim sowie die Abend­mahlsgottesdienste im Rahmen der jährlichen Seniorenfeier. Seit 2013 sind die Klafel­der Pfarrer/in außerdem an den evangelischen Gottesdiensten im Marienheim beteiligt.

Teils in, teils neben den regelmäßigen Gottesdiensten findet eine Vielzahl von besonderen Gottesdiensten statt: ökumenische Gottesdienste, z.B. am Pfingstmontag oder am Buß- und Bettag, ein Freiluftgottesdienst mit der Ev. Allianz zu Christi Himmelfahrt, Familiengottes­dienste mit den Kitas des Familienzentrums, Themengottesdienste, die von Ausschüssen des Presbyteriums vorbereitet werden (z.B. zum Tag der Schöpfung oder zum Sonntag der Diako­nie), Festgottesdienste in den Dörfern in Zusammenarbeit mit den örtlichen Kitas und Verei­nen und andere. Die meis­ten dieser Gottesdienste sind gut besucht und erreichen Men­schen, die sonst eher selten in die Kirche kommen.

Eine große Bereicherung für unsere Gottesdienste ist die Musik. Die neue Orgel in der Talkir­che (2009 in Dienst gestellt), die drei Chöre und zwei CVJM-Posaunenchöre, der 2009 neu gegründete Kinderchor, das Flötenensemble und eine kleine Jugendband sorgen dabei für Abwechslung und Vielfalt. Dieser Reichtum ist keineswegs selbstverständlich und soll des­halb auch in Zukunft gepflegt und gefördert werden.

  • Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Leitsatz 2):

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen konnte nach dem Umzug ins Gemeindezentrum Wenscht kontinuierlich weitergehen. Die Früchte dieser kontinuierlichen Arbeit zeigen sich in einer großen Zahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit der Kibiwo, dem Kindergottesdienst, den Freizeiten, auch mit der neu konzipierten Konfirmandenarbeit groß geworden sind und nun selbst aktiv und eigenständig mitarbeiten. So hat die Kinder- und Jugendarbeit auch das Ausscheiden des langjährigen Gemeindepädagogen und die schwie­rige Phase unter seinem ersten Nachfolger recht gut überstehen können. Ein Treff für 12-15-Jährige zweimal im Monat (FRECH) ist 2011 neu entstanden und wird gut angenom­men.

Nun hat sich das Team mit der neuen Jugendreferentin, die seit August 2014 im Amt ist, auf den Weg gemacht. Es wird dabei die Kunst sein, Bewährtes weiterzuführen, zugleich aber auch Raum für Neues freizumachen. Der Neustart bei den Jugendgottesdiensten (s.o.), die gerade gestartete „Jugend-Lounge“ für Jugendliche ab 16 und zwei Freizeiten für Kinder und Jugendliche in diesem Jahr sind erste Schritte dazu.

  • Mitgestaltung und Beteiligung (Leitsatz 3):

Die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde hat große Fortschritte gemacht. Dank kompetenter und einsatzbereiter Ehrenamtlicher konnte der Internet-Auftritt der Ge­meinde von Grund auf überarbeitet werden. Dabei ist auch eine eigene Jugendhomepage neu entstan­den. Seit 2008 bietet ein gedrucktes „Kirchen-ABC“ Orientierung über die Gemeinde. Eine neue Auf­lage ist schon vorbereitet. Und auch die Präsenz der Gemeinde in der Presse hat sich deut­lich gesteigert.

Um die Gemeinde bei den tiefgreifenden Veränderungen der letzten Jahre mitzunehmen, waren Offenheit und Transparenz bei den Entscheidungsprozessen sehr wichtig. Dies ist durch Gemeindeversammlungen und regelmäßige Informationen im Gemeindebrief auch gut gelungen.

In vielen Arbeitsfeldern konnten in den letzten Jahren neue Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ter gewonnen werden. In manchen Bereichen sind entstehende Lücken allerdings nur schwer zu füllen, etwa in den Frauenhilfen oder beim Besuchsdienst. Die Straßensammlung der Diako­nie musste mangels Mitwirkender aufgegeben werden.

Die Begleitung und Schulung von Mitarbeitenden wurde bis jetzt hauptsächlich in der Kinder- und Jugendarbeit gepflegt. Dort fand 2013 eine Schulung zum Erwerb der Jugendleiter-Card (Juleica) mit 20 Teilnehmenden statt. Auch Schulungen für Kindergottesdienst-Mitarbeiter gibt es regelmäßig. In anderen Bereichen müsste mehr geschehen, aber nicht alles ist auf Gemeindeebene leistbar. Hier wäre es sicher gut, wenn kreis- oder landeskirchliche Schulungs­angebote für Ehrenamtli­che stärker wahrgenommen werden könnten.

  • Gesellschaftliche Verantwortung (Leitsatz 4):

Mit dem neuen Gemeindezentrum an der Talkirche rückt die Gemeinde mehr in die Mitte des Stadtteils und kommt auch mit dessen sozialen Problemen stärker in Berüh­rung. Deshalb entstand schon in einer frühen Planungsphase die Idee, an diesem Standort einen Mittags­tisch für Bedürftige einzurichten und damit einen neuen diakonischen Akzent in der Gemeindear­beit zu setzen. Das Presbyterium hat sich diese Idee zu eigen ge­macht und arbei­tet an ihrer Umsetzung. Es gibt bereits eine erfreulich große Zahl von Interessen­ten, die beim Mittagstisch mitarbeiten wollen. Ab Anfang 2015 soll das Projekt mit ihnen konkret vorbereitet werden. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, die nötigen Rahmenbedin­gungen zu schaffen (eine gut ausgestattete Kü­che im neuen Gemeindezent­rum, Belieferung mit Lebensmit­teln durch die Siegener Tafel und anderes). Im Presbyterium wurden auch schon Überlegungen angestellt, wie das neue Projekt konzeptionell in die beste­hende Arbeit inte­griert werden kann. Der Start für den Mittagstisch ist für Herbst 2015 vorgesehen, zunächst einmal pro Woche.

In den letzten Jahren ist auch das Verhältnis zu anderen Kulturen und Religionen im Stadtteil stärker in den Blick gekommen. Seit 2011 hat sich die Gemeinde an mehreren interkulturel­len Festen beteiligt, bei denen auch gemeinsame Gebete von Christen und Muslimen stattfan­den. Auch einige Schulgottesdienste mit muslimischer Beteiligung hat es inzwischen gege­ben. Der Dialog mit den Muslimen steckt sicher noch in den Anfängen und birgt auch manche Schwierigkeiten, ist aber für ein besse­res Verstehen und ein friedliches Zusammenle­ben unverzichtbar.

Die Förderung des fairen Handels geht vor allem durch den Weltladenverkauf nach der Gu­ten-Abend-Kirche und anderen Gottesdiensten und Veranstaltungen weiter.

2009 ist die Gemeinde dem Umweltprojekt „Grüner Hahn“ beigetre­ten, hat mit einem Team von Ehrenamtlichen die entsprechende Zertifizierung durchlaufen und dadurch vor allem beim Energieverbrauch deutliche Einsparungen erzielt. Nachdem das „Grüner-Hahn“-Team einige Zeit pausiert hat, ist nun für 2015 die Re-Zertifizierung vorgesehen. Erfolgreich wird weiterhin Aluminium gesam­melt: in zwanzig Jahren bisher mehr als 5 Tonnen.

  • Begleitung (Leitsatz 5):

Die seelsorgerliche Begleitung in der Gemeinde geschieht hauptsächlich durch die Pfarrerin und Pfarrer in ihrem jeweiligen Seelsorgebezirk. Da dies durch mehr Gemeindeglieder pro Pfarr­stelle immer schwieriger wird, wäre ein flächendeckender Ausbau des Besuchs­diens­­tes, der zurzeit nur den Bereich Wenscht erfasst, wünschenswert. Ein entsprechen­der Aufruf im Gemein­debrief hatte bisher nur wenig Erfolg.

  • Ökumene (Leitsatz 6):

Durch die wachsende Entkirchlichung und Entchristlichung auch in unserem unmittelbaren Umfeld wird die Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen der verschiedenen christli­chen Kirchen und Gemeinde immer wichtiger. Entsprechend pflegt die Gemeinde ihre guten Kontakte zu den katholischen Pfarrgemeinden und führt die bewährten gemeinsamen Veranstal­tungen (z.B. Weltgebetstag, Kinderfest, Martinszug) weiter. Einmal im Jahr findet ein Treffen des Presbyteriums mit den Pfarrgemeinderäten statt. Auch die Ev. Allianz hat mit dem gemeinsamen Himmelfahrtsgottesdienst auf dem Klafelder Markt einen neuen Akzent für ein stärk­eres Miteinander gesetzt.

Die Partnerschaft mit der Gemeinde in Bagamoyo wird weiter gepflegt. 2011 war zuletzt eine Delegation aus Tansania bei uns zu Gast, der jüngste Gegenbesuch in Bagamoyo fand 2013 statt.

VI. Künftige Herausforderungen

Mit der Fertigstellung des neuen Gemeindezentrums kommt der Umbau der Gemeinde, der 2006 in Angriff genommen wurde, zum Abschluss. Wir können in vieler Hinsicht dankbar sein für die Entwicklung, die unsere Gemeinde in dieser Zeit genommen hat, und uns an den Früch­ten freuen, die dabei gewachsen sind. Darauf ausruhen können wir uns allerdings nicht. Es sind weitere Schritte zu gehen, neue Herausforderungen zu bewälti­gen:

  • Das Gottesdienstangebot ist, was Quantität und Differenzierung angeht, an seiner Kapazitäts­grenze angelangt. Manchmal ist zeitlich kaum noch alles unterzubringen. In Zu­kunft wird also darüber nachzudenken sein, welche Zahl an Gottesdiensten bewältigt wer­den kann, ohne dabei auf Vielfalt zu verzichten und Qualität einzubüßen.

  • Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen läuft zurzeit gut, aber sie geschieht angesichts sinkender Zahlen und wachsender Konkurrenz. Veränderungen in den Familien, in der Schul­land­schaft und im Freizeitverhalten machen es immer schwerer, Kinder und Ju­gendli­che zu erreichen, und erst recht, sie für eine verbindliche Mitarbeit zu gewinnen. Um trotzdem weiter einen Schwerpunkt auf diese Arbeit legen zu können, ist also je län­ger je mehr Mut zur Veränderung gefragt, der von der ganzen Ge­meinde getragen wird.

  • Da in Zukunft immer weniger Arbeitszeit von Hauptamtlichen zur Verfügung stehen wird, steigt die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeit weiter. Von den derzeitigen Ehrenamtli­chen arbeiten aber viele schon an ihrer Belastungsgrenze. Gewinnung, Beglei­tung und Schulung von Ehrenamtlichen wird also immer mehr zur Kernaufgabe. Gleichzei­tig muss sorgfältig überlegt werden, wo und wie die Kräfte aller Mitarbeitenden wirklich sinnvoll für den Gemeindeaufbau eingesetzt werden, was Vorrang hat und was ver­zichtbar ist.

  • Mit dem geplanten Mittagstisch holt die Gemeinde ein Stück der diakonischen Verantwor­tung zurück, die sie in der Vergangenheit weitgehend an die professionelle Diako­nie delegiert hat. Dafür gibt es gute, überzeugende Gründe, aber es wird für die Ge­meinde Veränderungen mit sich bringen, die noch nicht alle absehbar sind. Es wird also eine wichtige Aufgabe sein, den Mittagstisch gut mit den anderen Schwerpunkten der Ge­meindearbeit zu vernetzen und dafür zu sorgen, dass die Gemeinde insgesamt die­ses diako­nische Engagement zu ihrer Sache macht.

  • Der „Gestaltungsprozess 2025“ des Kirchenkreises sieht vor, dass der bevorstehende Rückgang an Gemeindegliedern, Finanzmitteln und Pfarrstellen durch verstärkte Zusammenar­beit innerhalb der Regionen bewältigt wird. Auch die Region 6 mit den Gemein­den Klafeld und Weidenau wird daran nicht vorbeikommen. Das Presbyterium ist sich allerdings ei­nig, dass ein Zusammenschluss beider Gemeinden in näherer Zukunft nicht zumutbar ist und deshalb nicht in Betracht kommt. Es ist allerdings bald zu klären, wie die pfarramtli­che Zusammenarbeit für alle Seiten erträglich geregelt werden kann und auf wel­chen anderen Feldern eine Kooperation sinnvoll ist.

Siegen-Geisweid, den 26. Februar 2015