Ein Ostwestfale im Siegerland – Ein Abschied

Gefühlt war der 1. April 2018 erst gestern – ich kann mich noch gut erinnern, wie ich am Ostersonntag die Wenschtkirche zum ersten Mal als Vikar der Kirchengemeinde Klafeld betreten habe. Ich weiß noch, wie großartig ich die ersten Klänge des Posaunenchors empfand und wie die Gemeinde und mein Mentor, Pfr. Klein, mich begrüßten und mich freundlich aufnahmen. Diese Freundlichkeit und Neugier, die ich an diesem Ostersonntag erlebte, sollte mir in den folgenden fast zweieinhalb Jahren immer wieder begegnen.

So eindrücklich der erste Kontakt mit der Gemeinde auch war, er sollte nur von kurzer Dauer sein. Denn zunächst galt auch für mich wieder die Schulpflicht: Bis zu den Sommerferien sollte ich ausschließlich am FJM unterwegs sein und meine ersten Schritte als Reli-Lehrer machen. Dabei stand mir meine wunderbare Schulmentorin Frau Becker-Eckstein zur Seite, die mich begleitete und mir die richtigen Tipps und Tricks mitgab. Nach den Sommerferien ging es dann so richtig los mit dem Vikarsleben: Neben dem Einstieg ins Gemeindeleben standen weiterhin wöchentlich eine 9-te Klasse am FJM sowie Besuche im Krankenhaus auf dem Programm und alle 5 – 6 Wochen rief dann auch noch das Predigerseminar in Wuppertal. Viele neue Dinge und Begegnungen prasselten auf mich ein, und ich konnte ganz viel ausprobieren – kurz: es war einfach super!

Am 26.8.2018 haben wir das erste Mal gemeinsam Gottesdienst gefeiert – über zwei Jahre ist das schon her. Ich war ziemlich nervös und musste viel ablesen, aber ich habe mich im Talar und in der Talkirche sofort wohl gefühlt. Der Predigttext war „Kain und Abel“. Das werde nicht mehr vergessen, denn bis heute prangen zwei Zitate auf einem Kaffeebecher, den ich von der Jugend zur Begrüßung geschenkt bekommen habe und der mich immer an diesen Gottesdienst erinnern wird: „Aber HALLO sollen wir unser Bruder Hüter sein!“ (Kernaussage der Predigt) und „Bleiben Sie ruhig stehen…Wir müssen gleich weiter beten.“ (Die etwas ungelenke Überleitung zu den Abkündigungen vor den Fürbitten).

Mit der Anzahl der Gottesdienste, die wir gemeinsam gefeiert haben, wuchs auch meine Souveränität und ich glaube und hoffe auch die Qualität der Gottesdienste. Was gleich geblieben ist, ist die Freude Gottesdienste zu gestalten und zu feiern.

Ich bin dankbar für jedes Feedback, das ich bekommen habe, für jedes „Danke“ an der Ausgangstür und für jedes kritische Wort, und ich bin dankbar für die Geduld und die Neugier bei meinen ersten gottesdienstlichen  Gehversuchen und bei den neuen Ideen oder Liedern, die ich ausprobiert habe.

Die zweieinhalb Jahre in Klafeld sind rasend schnell an mir vorbei gegangen: die Konfi-Arbeit, die Jugendfreizeit in Österreich, die Zwischenzeit, die Frauenkreise, die Whiskytastings, die Presbyteriumssitzungen, der Besuchsdienst, das Männerkochen, die (Schöpfungs-) Gottesdienste, die unzähligen Gespräche und Begegnungen, die Weihnachtsmärkte, die ersten digitalen Schritte im Gemeindeleben uvm. Die Corona-Zeit hat leider vielen weiteren Ideen, Begegnungen, Gottesdiensten und Events einen Riegel vorgeschoben, sodass einiges auch unerledigt bleiben muss – einiges, wie z.B das Kaffeetasting oder ein Fest um und in der Talkirche wird vielleicht aber auch in anderer Form oder später stattfinden.

Meine Vikariatszeit geht zu Ende und damit auch meine Zeit hier in Klafeld. Für mich geht es ab dem 1.10. dann in Dortmund weiter. Dort habe ich eine Stelle in der Kirchengemeinde Hörde und bei einem Projekt des Kirchenkreises für neue Wege und Formen von Verkündigung und Kirche. Ich freue mich sehr auf die Dinge und die Begegnungen, die vor mir liegen. Aber zugleich blicke ich auch mit einem traurigen Auge zurück. Ich hätte mir keinen idealeren Ort für mein Vikariat erdenken können. Pfr. Klein war ein super Mentor für mich, der mich mit seinem Wissen, seinen Erfahrungen und seinem Humor begleitete und anleitete und der mir (zusammen mit dem Presbyterium) einen großen Freiraum zum Ausprobieren und Gestalten gab. Und Sie als Gemeinde haben mich aufgenommen und sind den Weg meines Vikariats mit mir gegangen und gemeinsam sind wir immer wieder auf’s Neue Gottes Wort begegnet und haben uns von ihm ansprechen lassen.

Für all das: Dankeschön für die zweieinhalb Jahre, Klafeld!