Auf ein Wort….(März./April.)

Auf ein Wort………….. März
/April 2004

Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort
mit Scheltwort,
sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, daß
ihr den Segen ererbt.

Wenn es im Unterricht um die Friedensliebe Gottes geht,
wie sie z. B. in den zehn Geboten zum Ausdruck kommt, dann beschäftigen wir
uns regelmäßig mit der satirischen Erzählung von Gerhard Zwerenz „Nicht alles
gefallen lassen“. Es fängt ganz harmlos mit einer ausgeliehenen und nicht rechtzeitig
zurückgegebenen Bratpfanne an. Es folgen dann Schritt für Schritt Beschimpfungen,
Verleumdungen und körperliche Auseinandersetzungen, die immer weiter eskalieren,
bis schließlich die Waffen sprechen und am Ende die ganze Stadt der beiden zunächst
befreundeten und dann verfeindeten Familien im atomaren Chaos untergehen.

Natürlich spüren die Kinder die Überzeichnung des Verlaufs,
aber zugleich erkennen sie auch die unaufhaltsame Spirale von erlittener und
sich entäußernder Gewalt.
Der Volksmund sagt: „Ein Wort gab das andere!“,
und wir wissen, was gemeint ist:
Ein falsches oder unbedacht daher gesagtes
Wort löst eine Verletzung aus. Der erlittene Schmerz wehrt sich und „schlägt“
zurück. Diese neue Verwundung setzt den Konflikt in Gang, bei dem schon bald
niemand mehr weiß, wo der Ursprung der Auseinandersetzungen zu suchen ist, denn
jeder macht ihn an einer anderen, zumeist für ihn schmerzlichen Stelle fest.

Irgendwann scheint sich dann gar nichts mehr bewegen zu
wollen, weil die gegenseitigen Vorhaltungen längst dem Willen zum Hinhören oder
gar zur Verständigung gewichen sind.
Schweigen und ein aus dem Wege gehen,
lösen die nicht enden wollenden Gespräche ab.
Es kann dann sein, dass ein
solcher Konflikt mit der Zeit sich scheinbar in ein Nichts aufgelöst hat. Es
sieht so aus, als sei alles in Ordnung, bis die Verletzungen an völlig unerwarteter
Stelle mit aller Vehemenz neu aufbrechen und zu(rück)schlagen. Dann sind vermutlich
Enttäuschung, Resignation und vielleicht sogar Verhärtung die Folge. Nichts
will sich mehr bereden, nichts will sich mehr klären, nichts will sich mehr
bereinigen oder gar lösen lassen.

So muss es unter euch Christen nicht zugehen, mahnt der
1. Petrusbrief:

„Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit
Scheltwort“
. Lasst nicht die menschlich verletzte Seele auf vermeintlich
böse Untat reagieren, sondern die mit Gott versöhnte. Setzt Heil gegen Unheil.
Lasst nicht ein Scheltwort auf das erlittene Scheltwort folgen, sondern antwortet
mit dem Segen, den ihr empfangt.

Das mag mit Verlaub gesagt ein gewaltiger Kraftakt sein,
aber ein lohnender. Zunächst liegt mir nahe zurückzuschlagen, vehement, um alle
gegen mich gerichtete Aggression im Keim zu ersticken. Oder ich neige dazu zu
horten,, um alle jemals erlittenen Verletzungen in einem erdrückenden Beweis
auf den Tisch zu legen und so die Feinde ein für alle mal zum Schweigen zu bringen.
Das alles ist menschlich, das alles ist verständlich, aber unter euch muss es
so nicht sein, vielmehr:

„Vergeltet nicht Böses mit Bösem“, schon allein
weil ihr gar nicht wisst, ob euer Gegenüber überhaupt eine böse Absicht wagte,
vielleicht nur unüberlegt oder unwissend gehandelt hat und dabei noch in bester
Absicht;

„oder Scheltwort mit Scheltwort“, sondern durchbrecht
die Spirale der Gewalt, weil euch die Liebe Gottes zu allen Menschen viel mehr
am Herzen liegt, als immer nur auf das eigene Recht zu pochen;

„sondern segnet vielmehr“, d.h. lasst den Segen
Gottes auch durch euer Empfinden, Denken und Handeln in diese Welt gelangen,
lasst ihn nicht einfach am Ende des Gottesdienstes in der Kirchenbank zurück,
als ob er mit euch und eurem Leben nichts zu tun habe, sondern nehmt ihn mit
hinaus in diese Welt, die diesen Segen doch so bitter nötig hat, wie auch ihr
selbst für euer Leben und Zusammenleben;

„weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt“,
das ist mehr als nur Segen empfangen und ihn womöglich für die eigenen Bedürfnisse
verbrauchen. Das heißt: dem Segen zu seinem Recht verhelfen ihn ausbreiten in
und um uns herum, ihn hindurchfließen lassen in diese unsere Welt.

Das heißt: sich ganz sicher „nicht alles gefallen lassen“,
aber doch diesen Segen Gottes und ihn nicht allein für mich beanspruchen, sondern
vielmehr Gefallen daran finden, ihn wahr werden zu lassen an uns und durch uns
und in dieser Welt. Darum:

Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort,
sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbt.

Pfr. Herbert Siemon

Auf ein Wort….(Jan./Feb.)

Liebe Leserinnen und Leser,

„schon wieder geht ein Jahr zu Ende. Irgendwie hat man den Eindruck, es geht
schneller und immer schneller“. So war der übereinstimmende Eindruck im Mütterkreis
am Hohen Rain bei einem Bibelgespräch, zum 90. Psalm, in dem es ja im Blick
auf unser Leben heißt:
„Es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. (Ps 90,10)
Diese und ähnliche Gedanken bewegen viele Menschen in den letzten Tagen eines
alten Jahres. Was bewegt uns in dieser Zeit „zwischen den Jahren“? Welche Wünsche?
Welche Ängste und Befürchtungen? Was können wir festhalten vom alten und was
im neuen gewinnen?
Vielleicht kann uns eine kleine Besinnung, die sich gut auch als Hausandacht
gestalten läßt, helfen, diesen Fragen in Ruhe nachzusinnen und Antworten zu
suchen. Sie brauchen dazu nicht viel: Nur eine gute Stunde Zeit, dazu zwölf
Teelichter und den Mut, das Telefon abzuschalten. Wenn Sie möchten, laden Sie
Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte ein.

Und dann zünden Sie bitte eine erste Kerze an und überlegen: „Was kommt mir
dabei in den Sinn aus dem zu Ende gehenden Jahr? Wofür möchte ich danken? Was
bereitet mir Sorgen? Was möchte ich dem anvertrauen, der gesagt hat: „Ich bin
das Licht der Welt“?

Sie können diese Gedanken leise oder laut aussprechen, auf einen Zettel geschrieben
neben die Kerze legen oder für sich selbst still bedenken.

In Setzen und am Hohen Rain haben wir dies vor ein paar Jahren im Silvestergottesdienst
getan und so nach und nach alle zwölf Kerzen entzündet. Einige Beispiele, die
Sie übernehmen, verändern und ergänzen können:
„Dieses Licht leuchtet für alle Kinder, die uns im vergangenen Jahr geboren
wurden und die wir getauft haben und die wir lieb haben. Es leuchtet auch für
alle Kinder in der Nähe und in der Ferne, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit
und Not leiden. Wir befehlen sie alle dem an, der gesagt hat: „ Lasst die Kinder
zu mir kommen.“

Diese Kerze leuchtet für alle jungen Leute, die wir im vergangenen Jahr bei
der Konfirmation eingesegnet haben. Sie leuchtet auch für alle, die mit Unsicherheit
nach von schauen. Die Ziel und Perspektive suchen. Die sich um eine gute Grundlage
ihre Zukunft in Schule und Beruf mühen und oft auch sorgen. Und sie leuchtet
auch und nicht zuletzt für die, die keine Zukunft sehen und deren Hoffnung vernagelt
erscheint. Die auf Rausch oder Gewalt setzen oder sonstwie aufgehört haben sinnvoll
zu leben. Wir vertrauen sie dem an, der gesagt hat: “Dein Wort ist meinen Fußes
Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.”
Dieses Licht leuchtet für die unter uns, die im vergehenden Jahr krank gewesen
und durch Zeiten des Leids hindurchgegangen sind. Es leuchtet auch für alle,
die im kommenden Jahr ein Tal der Krankheit durchschreiten müssen. Für Gottes
Beistand, seine Hilfe, seinen Trost – und auch unseren.

Diese Kerze leuchtet für alle, von denen wir Abschied nehmen mußten. Und
sie leuchtet für uns, wo wir vom Tod betroffen wurden. Sie leuchtet für die
Hoffnung und Zuversicht, daß Gottes ewiges Licht für alle unsere Toten scheint,
und daß wir mit Gottes Hilfe zurückfinden in unser Leben.

Dieses Licht leuchtet für unsere Gemeinde und unsere Kirche. Und zugleich
für alle, mit denen wir im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe verbunden
sind. Für unsere Partnergemeinde in Bagamoyo. Für unsere Schwestern und Brüder,
denen wir in Ökumene und Allianz verbunden sind. Für ihre Kirchen und Vereinshäuser.
Gott gebe uns und ihnen allen im neuen Jahr Kraft und Mut, für ihn, füreinander
und für andere dazusein.

Wir entzünden ein Licht für alle, die, die Arbeit suchen und nicht finden.
Es soll zugleich leuchten für die, die in Stadt und Land und in der weiten Welt
berufen und gewählt sind, für Gerechtigkeit und Frieden und ein menschenwürdiges
Leben für alle zu arbeiten und zu regieren. Und mit ihnen für uns alle, daß
wir unserem Auftrag gerecht werden und helfen, wo immer wir können.

Ein Licht für alle, die in der Nähe und in der Ferne Opfer von Haß und Gewalt
geworden sind. Die unter Ungerechtigkeit, Hunger und Unterdrückung leiden. Die
nach Solidarität und Frieden schreien.

Ein Licht Gottes Volk Israel. Für Frieden und Gerechtigkeit für sein Land,
für alle seine Bewohner und Nachbarn. Ein Licht auch für den Schutz für alle
Jüdinnen und Juden auch hierzulande, wo Antisemitismus leider Gottes nicht nur
an manchen Stammtischen sondern auch in manchen scheinbar guten Stuben salonfähig
ist.

 ..…

 ..…

 ..…

 Drei Kerzen habe ich freigelassen, damit jeder und jede das einsetzen kann,
was ihm und ihr besonders am Herzen liegt. Das zwölfte Licht aber leuchtet wieder.
Es will dich in das neue Jahr begleiten. Es will dir sagen, daß Jesus Christus,
für den es das Zeichen ist, keinen Augenblick von deiner Seite gehen wird. Er
wird dich behüten in aller Gefahr, bewahren in jedem Dunkel und schützen vor
aller Anfeindung und Bosheit der Menschen. Dieses Licht wird dir leuchten. Sein
Schein dich trösten. Sein Glanz dich erhellen. Seine Wärme dich segnen. Dieses
Licht sagt dir: Ich bin bei dir alle Tage bis an das Ende der Welt.

Ihr Thomas Hölzer, Pfarrer

Auf ein Wort….(November/Dezember)

Alles hat seine Zeit

Die Sommerferien liegen hinter uns. Jetzt, da ich diese
Zeilen schreibe, habe ich gerade wieder meinen Dienst aufgenommen. Und schon
beginnen die Vor-Überlegungen und Planungen für das letzte Quartal. Im Kreis
der Kollegen und der Kollegin haben wir die Gottesdienste bis zum Neujahrstag
2004 festgelegt. Im Mitarbeiterkreis des Kindergottesdienstes sind wir auf der
Suche nach einem geeigneten Krippenspiel für den Familiengottesdienst am Heiligen
Abend. Bis Sie diese Ausgabe der Gemeindenachrichten in Händen halten, ist es
Oktober geworden. Gewiß: wir alle müssen verantwortlich planen. Das ist notwendig
und wichtig. Doch wir müssen ebenso lernen, daß wir über dem Planen und an-die-Zukunft-Denken
die Gegenwart nicht versäumen. Was ich damit meine, mag eine kleine Geschichte
anschaulich machen. Ein Südseehäuptling kommt von einer Europareise zurück und
erzählt seinem Volk: “Das Leben des Papalagi (Europäers) gleicht vielfach einem
Menschen, der eine Bootsfahrt nach Savaii macht und der – kaum daß er vom Ufer
abstößt – denkt: Wie lange mag ich wohl brauchen, bis ich nach Savaii komme?
Er denkt, sieht aber nicht die freundliche Landschaft, durch die seine Reise
geht. Bald schiebt sich am linken Ufer ein Bergrücken vor. Kaum daß sein Auge
ihn nimmt, so kann er nicht davon lassen. Was mag wohl hinter dem Berge sein?
Ob es wohl eine tiefe oder enge Bucht ist? Er vergißt über solchem Denken, die
Bootsgesänge der jungen Männer mitzusingen; er hört auch die fröhlichen Scherze
der jungen Frauen nicht. Kaum liegen die Bucht und der Bergrücken hinter ihm,
so plagt ihn eine neuer Gedanke: ob wohl bis zum Abend Sturm komme? Er sucht
am Himmel nach finsteren Wolken. Er denkt immer an den Sturm, der wohl kommen
könnte. Der Sturm kommt nicht, und er erreicht Savaii am Abend ohne Schaden.
Doch nun ist ihm, als ob er die Reise gar nicht gemacht habe, denn immer waren
seine Gedanken weit weg von seinem Leibe und außerhalb des Bootes. Er hätte
ebenso gut in seiner Hütte in Upolu bleiben können.”

Soweit die nachdenkliche Geschichte. “Denn immer waren
seine Gedanken weit weg….” Ich glaube, der Mann aus der Südsee hat uns gut
beobachtet. Ich kann dese Beobachtung jedenfalls für mich selbst nur bestätigen.
Immer wieder stelle ich (leider erst im Nachhinein) fest, daß meine Gedanken
und Sorgen unnötigerweise vorausgeeilt waren.

So wichtig verantwortungsvolles Planen ist – aber ist
es nötig, daß ich im Presbyterium  sitze und schon an den nächsten Frauenhilfsnachmittag
denke? Daß ich dann in der Frauenhilfe sitze und beim Kaffee schon mit den Gedanken
im Gesprächskreis am Abend bin? Kennen Sie ähnliche Situationen?

Auch bei anderen Menschen beobachte ich dieses Phänomen.
Z.B. fällt mir auf, daß Tauf- und Traugottesdienste in unserer Gemeinde immer
stärker zu Medienereignissen geworden sind und manche Angehörige das Geschehen
weitgehend nur noch aus dem Blickwinkel der Kamera miterleben.

Schon die alten Römer sagten: carpe diem, d.h. “pflücke
den Tag”, “lebe heute”, “nutze den Augenblick”.

Die beste und schönste Einladung zur Gelassenheit finde
ich aber in den Worten Jesu in der Bergpredigt: “Sorget nicht ….. Sehet die
Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht
in ihre Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht
viel mehr als sie?”

Aus solcher Gelassenheit heraus kann dann auch das Leben
heute und hier gelingen. “Darum sorget nicht für den anderen Morgen, denn der
morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene
Plage habe.” Hier liegt der Schlüssel für ein gelingendes Leben. Ich wünsche
es Ihnen und mir, daß wir in dieses Vertrauen noch immer mehr hineinwachsen,
uns “Gott lassen können” und so zu der Gelassenheit finden, die ganz im Heute
leben kann, ohne daß die Sorgen und Gedanken schon wieder voraus eilen.

Nimm Dir Zeit

Nimm Dir Zeit zur Arbeit –
das ist der Preis für den Erfolg.
Nimm Dir Zeit, nachzudenken
– das ist die Quelle deiner Kraft.
Nimm Dir Zeit zum Spielen
– das ist das Geheimnis der Jugend.
Nimm Dir Zeit zum Lachen
– das ist die Musik der Seele.
Nimm Dir Zeit zum Lesen – das
ist der Ursprung der Weisheit.
Nimm Dir Zeit, freundlich  zu
sein – das ist der Weg zum Glück.
Nimm Dir Zeit zum Träumen –
das ist der Weg zu den Sternen.
Nimm Dir Zeit zum Beten –  es
ist die größte Kraft auf Erden.
Nimm Dir Zeit zum Schlafen –
es erneuert die Kräfte für Leib und Seele.
Nimm Dir Zeit zum
Leben, um Gott zu finden – denn ohne ihn ist jede Zeit vertane Zeit.

Eine gute Erfahrung und Übung habe ich übrigens in dieser
Hinsicht in meinem Urlaub machen können. Ich war für eine Woche zum Bergwandern
in der Steiermark. Wir haben einige hohe Gipfel erklommen. Es waren herrliche,
aber auch anstrengende Aufstiege. Dabei erfährt man ganz körperlich und hautnah,
daß man solche Ziele nicht hastig und hektisch erreicht. Es geht nur ruhig und
konzentriert, indem man bewußt einen Schritt nach dem anderen setzt. Diese Körperübung
verhilft auch zu einer Konzentration der Gedanken. Endlich eilen sie nicht mehr
voraus, sondern im Jetzt und Hier.

Unterhalb der Seckauer Alpen hielten wir Einkehr in dem
herrlichen und weitläufigen Benediktinerstift Seckau. An diesem Ort der Konzentration
und Kontemplation fand ich einen Text, der mich sehr angesprochen hat und der
nun auf meinem Schreibtisch steht:

Daß wir in der nächsten Zeit manches davon zuwege bringen,
das wünsche ich mir und Ihnen

Ihr

Burkhard Schäfer, Pfr.

Auf ein Wort….(September/Oktober)

Auf ein Wort…….

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn diese Ausgabe von “Gemeinde jetzt” Sie erreicht,
oder Sie diese Zeilen in Internet lesen, sind noch Sommerferien – so spät wie nie zuvor. Manche von Ihnen werden Ihren
Urlaub dann schon hinter sich haben, andere ihn gerade genießen. Ich selbst
werde von Mitte August bis Anfang September wieder in Tansania sein – zum zweiten
mal innerhalb eines Jahres. Im vergangenen Jahr habe ich mit einer Delegation
des Kirchenkreises Siegen unsere Partnergemeinde im Kirchenkreis Kibaha besucht.
In diesem Jahr nehme ich an einer von der Kirchengemeinde Buschhütten organisierten
Reise teil, die uns außer in den Partnerkirchenkreis auch in die Serengeti,
zum Ngorongoro-Krater und in die Nähe des Kilimanjaro führen wird.

Die ersten Tage werde ich in Bagamoyo, unserer Partnergemeinde
am Indischen Ozean, verbringen. Ich freue mich schon sehr darauf, die Menschen
wiederzusehen, die mich im letzten Jahre so gastfreundlich aufgenommen haben.
Persönliche Kontakte festigen das Band der Partnerschaft. Zum Zeichen dafür
habe ich im letzten Jahr ein gewebtes Band, das hier in Zusammenarbeit mit der
Jugendkunstschule entstanden war, mit nach Bagamoyo genommen und im Gottesdienst
überreicht.

Zur Festigung der Partnerschaft sollen auch die Partnerschaftsgottesdienste
beitragen, die wir regelmäßig in unserer Gemeinde feiern, zuletzt am 1. Juni
in der Wenschtkirche. In diesem Jahre waren die Gemeinden Klafeld und Bagamyo
an der Reihe, Thema und Beiträge für den Gottesdienst, der dann in allen Partnergemeinden
gefeiert wird, zu erarbeiten. Leider erreichte uns das Material aus Bagamoyo
verspätet, so dass wir es hier nur in Auszügen abdrucken.“

Das Bild zeigt ein Gefäß, gefüllt mit Gaben. Für uns in
Afrika ist so ein Gefäß etwas, was man unbedingt braucht, z.B. zum Wasserschöpfen
oder um etwas in ein anderes Gefäß zu schütten. Mit der Bibel hält Gott für
uns ein Gefäß bereit, aus dem er und amit dem er die Menschen dieser Welt beschenkt.
Gott gießt seine Gaben an alle Menschen gleichermaßen aus, ohne auf Hautfarbe,
Nationalität oder Ländergrenzen zu achten. Er gibt seine Gaben allen ohne Unterschied…
Auf der Erdkugel mit den benachbarten Kontinenten Afrika und Europa gibt es
die beiden Länder Deutschland und Tanzania. Dazu gehören dann auch die Kirchenkreise
Siegen und Kibaha. Auf beide kommt der Heilige Geist hernieder. Alle können
Anteil an diesem Geist haben. Zu den Früchten des Heiligen Geistes gehört die
Geschwisterlichkeit, geprägt von der Liebe zwischen Siegen und Kibaha, Bagamoyo
und Klafeld und darüber hinaus; über uns alle schüttet Gott seine Gaben aus.”

Am Ende des Briefes geht die Partnerschaftsgruppe Bagamoyo
auf die Gaben der Kinder ein und auf die damit verbundenen Verantwortung von
Eltern und Gemeinde: “Lasst uns dafür sorgen, dass unsere Kinder ihre Gaben
hoch einschätzen, dass sie schließlich Gott erkennen als den, der diese Gaben
in sie hineingeschüttet hat, und dass diese dann zur Entfaltung kommen….
Der
Kirche ist es aufgegeben, der Gemeinschaft bewusst zu machen, dass Kinder vielen
Gaben haben, die zum Aufleuchten gebracht werden müssen. Lasst uns unsere Kinder
darauf vorbereiten, dass sie ihre Gaben zu ihrem eigenen Nutzen einsetzen, für
die Gesellschaft und für die ganze Kirche.”

An diesem Abschnitt wird deutlich, dass Menschen in Tansaniea
von klein auf als Teil der Gemeinschaft gesehen werden, während wir uns stärker
als Individuen begreifen und darum auch unsere Gaben vor allem zur persönlichen
Entfaltung und zum eigenen Vorteil nutzen. Natürlich möchte ich nicht auf Freiheit
und Individualität verzichten, aber ich vermisse bei uns auch zunehmend das
gemeinschaftliche Denken und Handeln und freue mich schon darauf, das in Tansania
wieder zu erleben. Vielleicht können wir von unseren Geschwistern in Bagamoyo
wieder lernen, was Jesus uns in der Bergpredigt ans herz gelegt hat: “Lasst
euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren
Vater im Himmel preisen”.

Pfrn. Almuth Schwichow

Auf ein Wort……..


Der Mai ist gekommen….

Der Mai ist gekommen….

und mit ihm die Zeit der Konfirmationen: Feierliche Gottesdienste.
Teilweise überfüllte Kirchen. Vorher aufregende Fototermine. Und anschließend
ein großes Fest. Im Mittelpunkt stehen bei alledem die jungen Leute. Oder noch
besser gesagt: Im Mittelpunkt steht jeder und jede persönlich. Darauf kommt
es bei der Konfirmation an:

Persönlich ist der Spruch, den die Jugendlichen wählen.
Persönlich
der Zuspruch, der darin laut wird – zum Beispiel:
„Fürchte dich nicht, ich
bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott" (Jesaja 41,10).
Persönlich
meine Antwort, wenn ich dazu laut oder leise in meinem Herzen „Amen" sage.
Persönlich
schließlich der Segen, der mir auf den Kopf zugesagt wird:
„Ich will dich
segnen, und du sollst ein Segen sein."

Gottes Zuspruch, wie er – nicht nur – am Konfirmationstag
begegnet, gilt eben „nicht nur anderen", wie der Heidelberger Katechismus
einmal sehr schön feststellt, sondern „auch mir".
Für Gott bin ich niemals
ein austauschbares Rädchen im Getriebe, niemals ein anonymer Fall, niemals nur
einer unter vielen. Nein: Dieser Gott kennt mich mit Namen. Er ist es, der mein
Leben gewollt hat, er ist es, der mir seine liebevolle Nähe zusagt an jedem
neuen Tag.
Bei diesem Gott bin ich immer ein Mensch mit einem Namen, einer
Geschichte. Bei diesem Gott bin ich angenommen, mit meinen Stärken und Schwächen,
mit meinem Glauben und mit meinen Fragen. Auch mit meiner Unsicherheit, die
mich manchmal befällt.

Kurt Marti dichtete einmal:

ich wurde nicht gefragt
bei meiner geburt
und
die mich gebar
wurde auch nicht gefragt
bei ihrer geburt
niemand
wurde gefragt
außer dem Einen
und der sagte ja

Bei diesem Gott, der „Ja" zu mir sagte und sagt,
brauche ich auch nicht perfekt sein, muss mich nicht beweisen, stehe ich nicht
ständig auf dem Prüfstand. Ihm kann ich mich getrost anvertrauen – ihm glauben.
In den Vorstellungsgottesdiensten am Hohen Rain und in Setzen haben die Jugendlichen
ein einfaches Glaubensbekenntnis gesprochen, in dem all dies zusammengefasst
zum Ausdruck kommt:

Ich

kann nicht malen wie Picasso.
Ich bin nicht so schlau wie Einstein.
Ich
kann nicht so gut singen wie Robbie Williams.
Ich bin nicht so sportlich
wie Michael Ballack.
Aber: Ich kann reden, wie ich rede.
Ich kann lachen,
wie ich lache.
Ich kann weinen, wie ich weine.
Ich kann singen, wie
ich singe.
Ich bin nicht überragend.
Ich bin nicht berühmt.
Ich
bin nicht reich.
Aber: Ich bin etwas Besonderes.
Mich gibt es nur einmal.

Ich bin einmalig.
Gott hat mich wunderbar gemacht.

Dazu haben die Jugendlichen ihr „Amen" gesagt. Und
wir als ältere Menschen mit ihnen. Denn Konfirmation, Befestigung im Glauben,
das brauchen wir als ChristInnen immer wieder neu. Nicht nur ein Mal im Mai,
sondern an jedem neuen Tag.

Ihr/Euer Thomas Hölzer