Auf ein Wort….(Jan./Feb.)

Liebe Leserinnen und Leser,

„schon wieder geht ein Jahr zu Ende. Irgendwie hat man den Eindruck, es geht
schneller und immer schneller“. So war der übereinstimmende Eindruck im Mütterkreis
am Hohen Rain bei einem Bibelgespräch, zum 90. Psalm, in dem es ja im Blick
auf unser Leben heißt:
„Es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. (Ps 90,10)
Diese und ähnliche Gedanken bewegen viele Menschen in den letzten Tagen eines
alten Jahres. Was bewegt uns in dieser Zeit „zwischen den Jahren“? Welche Wünsche?
Welche Ängste und Befürchtungen? Was können wir festhalten vom alten und was
im neuen gewinnen?
Vielleicht kann uns eine kleine Besinnung, die sich gut auch als Hausandacht
gestalten läßt, helfen, diesen Fragen in Ruhe nachzusinnen und Antworten zu
suchen. Sie brauchen dazu nicht viel: Nur eine gute Stunde Zeit, dazu zwölf
Teelichter und den Mut, das Telefon abzuschalten. Wenn Sie möchten, laden Sie
Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte ein.

Und dann zünden Sie bitte eine erste Kerze an und überlegen: „Was kommt mir
dabei in den Sinn aus dem zu Ende gehenden Jahr? Wofür möchte ich danken? Was
bereitet mir Sorgen? Was möchte ich dem anvertrauen, der gesagt hat: „Ich bin
das Licht der Welt“?

Sie können diese Gedanken leise oder laut aussprechen, auf einen Zettel geschrieben
neben die Kerze legen oder für sich selbst still bedenken.

In Setzen und am Hohen Rain haben wir dies vor ein paar Jahren im Silvestergottesdienst
getan und so nach und nach alle zwölf Kerzen entzündet. Einige Beispiele, die
Sie übernehmen, verändern und ergänzen können:
„Dieses Licht leuchtet für alle Kinder, die uns im vergangenen Jahr geboren
wurden und die wir getauft haben und die wir lieb haben. Es leuchtet auch für
alle Kinder in der Nähe und in der Ferne, die unter Gewalt, Ungerechtigkeit
und Not leiden. Wir befehlen sie alle dem an, der gesagt hat: „ Lasst die Kinder
zu mir kommen.“

Diese Kerze leuchtet für alle jungen Leute, die wir im vergangenen Jahr bei
der Konfirmation eingesegnet haben. Sie leuchtet auch für alle, die mit Unsicherheit
nach von schauen. Die Ziel und Perspektive suchen. Die sich um eine gute Grundlage
ihre Zukunft in Schule und Beruf mühen und oft auch sorgen. Und sie leuchtet
auch und nicht zuletzt für die, die keine Zukunft sehen und deren Hoffnung vernagelt
erscheint. Die auf Rausch oder Gewalt setzen oder sonstwie aufgehört haben sinnvoll
zu leben. Wir vertrauen sie dem an, der gesagt hat: “Dein Wort ist meinen Fußes
Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.”
Dieses Licht leuchtet für die unter uns, die im vergehenden Jahr krank gewesen
und durch Zeiten des Leids hindurchgegangen sind. Es leuchtet auch für alle,
die im kommenden Jahr ein Tal der Krankheit durchschreiten müssen. Für Gottes
Beistand, seine Hilfe, seinen Trost – und auch unseren.

Diese Kerze leuchtet für alle, von denen wir Abschied nehmen mußten. Und
sie leuchtet für uns, wo wir vom Tod betroffen wurden. Sie leuchtet für die
Hoffnung und Zuversicht, daß Gottes ewiges Licht für alle unsere Toten scheint,
und daß wir mit Gottes Hilfe zurückfinden in unser Leben.

Dieses Licht leuchtet für unsere Gemeinde und unsere Kirche. Und zugleich
für alle, mit denen wir im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe verbunden
sind. Für unsere Partnergemeinde in Bagamoyo. Für unsere Schwestern und Brüder,
denen wir in Ökumene und Allianz verbunden sind. Für ihre Kirchen und Vereinshäuser.
Gott gebe uns und ihnen allen im neuen Jahr Kraft und Mut, für ihn, füreinander
und für andere dazusein.

Wir entzünden ein Licht für alle, die, die Arbeit suchen und nicht finden.
Es soll zugleich leuchten für die, die in Stadt und Land und in der weiten Welt
berufen und gewählt sind, für Gerechtigkeit und Frieden und ein menschenwürdiges
Leben für alle zu arbeiten und zu regieren. Und mit ihnen für uns alle, daß
wir unserem Auftrag gerecht werden und helfen, wo immer wir können.

Ein Licht für alle, die in der Nähe und in der Ferne Opfer von Haß und Gewalt
geworden sind. Die unter Ungerechtigkeit, Hunger und Unterdrückung leiden. Die
nach Solidarität und Frieden schreien.

Ein Licht Gottes Volk Israel. Für Frieden und Gerechtigkeit für sein Land,
für alle seine Bewohner und Nachbarn. Ein Licht auch für den Schutz für alle
Jüdinnen und Juden auch hierzulande, wo Antisemitismus leider Gottes nicht nur
an manchen Stammtischen sondern auch in manchen scheinbar guten Stuben salonfähig
ist.

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 Drei Kerzen habe ich freigelassen, damit jeder und jede das einsetzen kann,
was ihm und ihr besonders am Herzen liegt. Das zwölfte Licht aber leuchtet wieder.
Es will dich in das neue Jahr begleiten. Es will dir sagen, daß Jesus Christus,
für den es das Zeichen ist, keinen Augenblick von deiner Seite gehen wird. Er
wird dich behüten in aller Gefahr, bewahren in jedem Dunkel und schützen vor
aller Anfeindung und Bosheit der Menschen. Dieses Licht wird dir leuchten. Sein
Schein dich trösten. Sein Glanz dich erhellen. Seine Wärme dich segnen. Dieses
Licht sagt dir: Ich bin bei dir alle Tage bis an das Ende der Welt.

Ihr Thomas Hölzer, Pfarrer