Auf ein Wort ….

 

Mensch, hat der’s gut …

Sehnsüchtig geht
der Blick auf die da oben. Die haben es geschafft. Die Karriereleiter
erklommen. Schöne Aussichten und ein schönes Leben.

Ich steh hier
unten, im luftleeren Raum, ohne Halt und Unterstützung. Ich muss
zu sehen, wie ich klar komme. Ich habe keine starke Hand, die mich
unterstützt.

Diesen Neid und
das Selbstmitleid kennen viele. Von Zeit zu Zeit überfällt es einen.
Dann steht die ganze Ungerechtigkeit vor Augen: die Menschen, die
sich auf Kosten der anderen bereichern; die Umstände, die gegen
mich sind. In einer Gesellschaft, in der arm und reich immer weiter
auseinander klaffen, sind diese Gefühle berechtigt und häufiger
auszumachen.

Doch dabei werde
ich blind. Blind für die Hand, die mich trägt. Gerade dann, wenn
ich nicht damit rechne; blind dafür, dass Jesus nicht als Verlierer
ans Kreuz gegangen ist, sondern als Bezwinger des Todes.

Ich weiß, dass
es vielen Menschen schwer fällt, daran zu glauben. Der Tod und die
Probleme dieser Welt sind ja auch sehr erdrückend. Doch wer es glauben
kann, wer diese tragende Hand spürt, wird nicht mehr Angst haben
müssen. Die Leere kann dann nicht mehr schrecken.

Der Raum eröffnet
vielmehr ungeahnte Freiheiten. Schwerelos und frei bin ich bereit,
mein Leben zu leben. Denn ich werde getragen. Das ist Ostern.

Ich wünsche ihnen ein gesegnetes Fest

Ihr
Frank Boes, Pfr.

Auf ein Wort ….

Was bei den Menschen unmöglich
ist, das ist bei Gott möglich.

Lukas 18,27, Jahreslosung
2009

 

Jesu Jünger sind
entsetzt. „Wie schwer kommen die Reichen in das Reich Gottes!“ Das
war das Fazit ihres Meisters gewesen, nachdem der „reiche Jüngling“
traurig weggegangen war. Alle Gebote hatte er gehalten, aber seinen
Besitz loslassen, um ungeteilt zu Gott zu gehören, das konnte er
nicht. Und Jesus setzt noch einen drauf: „Es ist leichter, dass
ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich
Gottes komme!“ Drastisch, aber deutlich: Solange die Erde steht,
werden Kamele nie durch Nadelöhre passen –  also auch keine
Reichen ins Reich Gottes kommen! – „Das kann er doch so nicht gemeint
haben“, denken Jesu Jünger. „Wenn es so wäre, dann könnte ja kein
Mensch gerettet werden – denn an irgendetwas Irdischem hängen wir
doch alle, auch wenn wir nicht reich an Besitz sind.“


Wenn schon
die Jünger Jesu so entsetzt waren, die doch alles liegen und stehen
gelassen hatten, um Jesus nachzufolgen, dann müssten wir es erst
recht sein. Denn wir zeigen zwar gern mit dem Finger auf Spitzenmanager,
Großaktionäre und Finanzjongleure und verfolgen mit klammheimlicher
Freude, wie die aktuelle Krise ihr Ansehen und ihre Kontostände
dezimiert. Aber im Weltmaßstab gehören wir alle zu den Reichen.
Selbst mit einem Hartz-IV-Empfänger würde ein Slumbewohner aus Rio
liebend gern tauschen. Wir alle sind Kamele, die durch kein Nadelöhr
der Welt passen. Wir hängen an unserem Besitz, und unser Besitz
hängt an uns und zieht uns herunter – weg vom Himmel, der uns verheißen
ist, hin zur Erde, zu der wir eines Tages wieder werden. – „Wer
kann dann selig werden?“ Das ist in der Tat die Frage!

Der Satz, mit
dem Jesus darauf antwortet, ist die Losung für das neue Jahr 2009:
„Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“
Dieser Satz rückt die Perspektive zurecht. Er macht deutlich, dass
es nichts gibt, was Menschen tun könnten, um sich einen Platz im
Reich Gottes zu sichern. Selbst wenn wir all unseren Besitz verkaufen
und den Armen geben würden, blieben wir am Irdischen haften, könnten
wir unsere Unzulänglichkeit und Fehlbarkeit nicht abschütteln. Aber
Gott kann es. Er lässt sein Reich, seine Herrschaft Wirklichkeit
werden. Und er gibt allen daran teil, die ihm vertrauen.

Mir gibt das Hoffnung.
Denn wenn ich an die Probleme denke, die die Menschheit in allernächster
Zukunft lösen muss, damit dieser Planet bewohnbar bleibt, dann wird
mir angst und bange: Wie sollen Regierungen, Wirtschaftsunternehmen
und ganz normale „Endverbraucher“ es schaffen, soviel Treibhausgase
zu reduzieren, dass nicht schon bald dicht bevölkerte Landstriche
im Meer versinken – wo doch im Zweifel jeder zuerst an sich selber
und den eigenen Profit denkt? Wie soll es verhindert werden, dass
der tiefe Graben zwischen arm und reich zu immer mehr Gewalt und
Terror führt? Wie soll die wachsende Menschheit noch einen erträglichen
Lebensstandard erreichen, ohne dass dadurch das Gleichgewicht der
Natur endgültig zerstört wird? Lassen wir doch ruhig mal allen Zweckoptimismus
beiseite und sagen: Bei Menschen ist das unmöglich. Auch hier passt
das Kamel nicht durchs Nadelöhr.

Und bei Gott ist
es möglich? Ja, das glaube ich. Ich glaube zwar nicht, dass wir
unsere Erde wie ein kaputtes Spielzeug zu Gott bringen können, damit
er sie wieder heile macht – oder uns eine neue schenkt. Aber ich
glaube, dass Gott Regierungen, Wirtschaftsleute und Normal-Menschen
zum Umdenken und zum Handeln bringen kann, damit sich doch etwas
zum Guten wendet. Er kann für heilsames Erschrecken sorgen – so
wie bei der jüngsten Finanzkrise. Er kann Menschen begaben und motivieren.
Und er kann dafür sorgen, dass Menschen, die etwas bewegen, in entscheidende
Positionen gelangen. Denn diese Erde gehört ihm mit allem, was auf
ihr lebt und webt. Er hat sie geschaffen, und er will sie nicht
zugrunde gehen lassen. Und deshalb wird der Tag noch kommen, an
dem in dieser Welt Friede und Gerechtigkeit sich durchsetzen und
jedes Geschöpf seinen guten Platz findet. Unmöglich? Nicht bei Gott!

Ihr Pastor Martin Klein

Auf ein Wort…..

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon einige
Jahre her, dass mir dieses Haus aufgefallen ist, ein Doppelhaus
auf der Strecke zwischen Geisweid und Kreuztal. Kaum hat die Adventszeit
begonnen, ist die rechte Hälfte gleich hell erleuchtet. An jedem
Fenster hängt mindestens ein weihnachtliches Motiv: Sterne, Engel,
Tannenbäume, Schnee- und Weihnachtsmänner – eben alles, was der
Markt so hergibt. Die linke Hälfte dagegen liegt völlig im Dunkeln.
Und jedes Mal, wenn ich an diesem Haus vorbeifahre, denke ich: Da
möchte ich lieber wohnen. In einem Haus, in dem es hell werden kann.

Jetzt denken Sie
vielleicht: Na, die ist aber komisch! Wer will denn schon in einem
dunklen Haus wohnen? Ein Haus mit erleuchteten Fenstern wirkt doch
viel gemütlicher und einladender. – Da haben Sie natürlich Recht.
Aber dieses Haus mit seinen ungleichen Hälften ist für mich zu einem
Sinnbild geworden.

Genau das ist ja Advent:
ein
Haus,
ein Herz,
ein Leben, in dem es allmählich hell wird.

Denn Advent beginnt im Dunkel,
da,
wo alles finster scheint,
ohne Aussicht,
ohne Lichtblick,
ohne
Hoffnungsschimmer.

Advent beginnt im Dunkel und
führt ins Licht,
Schritt für Schritt heraus aus der Dämmerung,
aus dem Schatten.

Advent beginnt im Dunkel.
Denn
nur da kann es hell aufleuchten, das Licht der Welt,
Licht für
alle, die im Dunkel wohnen.

Diese Hoffnung
möchte ich wach halten. Ich möchte nicht vergessen, worauf ich warte.
Denn ich habe den Eindruck: Viele warten auf gar nichts. Man sieht
eben nur zu, dass man den Stress in der Zeit vor Weihnachten irgendwie
bewältigt und hofft dann auf ein paar ruhige Feiertage. Wer auf
nichts wartet, der erwartet kaum noch etwas für die Zukunft. Genau
deshalb möchte ich lieber in der dunklen Hälfte des Doppelhauses
wohnen: Dort kann sich etwas verändern. Es kann hell werden. Mit
dieser Verheißung leben wir im Advent: „Das Volk, das im Finstern
wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im
finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)

Gottes Glanz bricht
sich Bahn, sein Licht zieht über uns auf. Die ganze Welt beginnt
zu leuchten. In seinem Schein erkennen wir auch unseren Weg und
unser Ziel.

Mit guten Wünschen
für eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit

Ihre Pastorin
Almuth Schwichow

Auf ein Wort…..

Immer wieder sonntags kommt
die Erinnerung  …

Kennen Sie das
auch? Sie bekommen eine Einladung und statt sich zu freuen …

O nein, nicht
schon wieder was.

Der Terminkalender
ist voll. Es entsteht die Neigung, sich nichts mehr aufdrücken zu
lassen. Und so manche schöne Feier wird nicht mehr genossen, sondern
abgearbeitet. Jeder ist froh, wenn es vorbei ist. Ruhe wird zum
kostbaren Gut, dass ich mir regelrecht erkämpfen muss. Ich glaube
allerdings, dass der Terminkalender nicht das eigentliche Problem
ist. Auch nicht, wie ich damit umgehe, ob ich z.B. auch nein sagen
kann.

Ich möchte es
einmal als die Unruhe der Seele bezeichnen. Vielen Menschen sieht
man es geradezu an, wie unruhig sie innerlich sind. Und die Menschen,
mit denen ich darüber ins Gespräch komme, bestätigen das. Es ist
ganz eigentümlich. Sie wissen von ihrer Ruhelosigkeit, können auch
belastende Faktoren in ihrem Leben als Grund dafür anführen und
doch. Sie wissen, dass es etwas ganz anderes ist. Sie wissen, dass
ihnen etwas fehlt, aber sie können es nicht greifen und vor allem
haben sie keine Lösung. Wie in einem Gefängnis sind sie in dieser
Ruhelosigkeit gefangen ohne direkt krank zu sein. Die meisten haben
mit dieser Unruhe leben gelernt, sich arrangiert. Und dennoch ist
die tiefe Sehnsucht in ihnen zu spüren, endlich sich fallen lassen
zu können, die Seele zu entspannen.

Jesus lädt uns
ein, genau das zu tun. „Kommt her, die ihr mühselig und beladen
seid, ich will euch erquicken.“ Es ist ein Wort, das er genau zu
solchen Menschen spricht. Menschen, in denen diese Sehnsucht zu
spüren ist.

Warum entziehen
sich viele dieser Einladung? Jeden Sonntag lädt die Kirche ein,
sich den Worten Gottes und den Worten Jesu zu stellen. Aber es wird
darin keine Kraft mehr vermutet. Es wird wie eine Einladung behandelt,
die man zum Glück auch ausschlagen kann.

Das ist schade.
Denn immer wieder sonntags kommt die Erinnerung.
Die Erinnerung
an einen Gott, der mich und alles andere Leben so großartig geschaffen
hat.
Die Erinnerung an Jesus Christus, in dem Gott selbst zu
uns Menschen gekommen ist.
Die Erinnerung, dass wir von Gott
geliebt werden, egal was wir getan haben.

Ich als neuer
Pfarrer in dieser Gemeinde möchte genau das weitergeben: diese frohe
Botschaft. Sonntags in den Gottesdiensten, mit den Kindern und Jugendlichen,
in den Gruppen oder zu Hause bei den Menschen, die ich besuche.
Lassen Sie sich erinnern. Mit allen in der Gemeinde engagierten
Menschen versuche ich diese Erinnerung wach zu halten und ihnen
nahe zu bringen. Nicht nur am Sonntag.

Ihr
Frank Boes

Auf ein Wort…..

Geistliches Wort

Wenn Sie diese Zeilen
lesen, ist es schon
passiert: Die Sommerferien sind ausgebrochen! Viele haben ihre Koffer
gepackt und sind in den wohlverdienten Urlaub entschwunden. Denn
im Sommer, besonders wenn die Sonne heiß vom Himmel brennt, da sind
Körper und Geist der arbeitenden Bevölkerung – und dazu gehören
wir ja irgendwie fast alle – endgültig „reif für die Insel“. Da
möchte man nur noch weg und sich erholen, selbst wenn man dafür
stundenlang im Stau stehen muss. Das gilt sogar für viele, die eigentlich
gar nicht auf Urlaub in den Schulferien angewiesen wären.

Weil das so ist,
sind auch in unserer Kirchengemeinde die Reihen in den Ferien merklich
gelichtet: viele Mitarbeiter, Haupt- und Ehrenamtliche, sind verreist,
die meisten Gruppen und Kreise machen Pause, und für die Gottesdienste
würden wir problemlos auch in eine Kirche passen.

Als Vater mit
schulpflichtigen Kindern gehöre ich zu den Menschen, die ihren Familienurlaub
in die Ferien legen müssen, ob sie wollen oder nicht. Ich für mein
Teil führe eigentlich lieber zu anderen Zeiten weg und bliebe in
den Ferien gern zu Hause. Denn man hat als Pfarrer zwar auch dann
noch genug zu tun, aber es geht ein wenig ruhiger und gelassener
zu, und man kann zwischendurch mal abschalten und die Vögel singen
hören.

Überhaupt, die
Vögel: Die sind anscheinend nie urlaubsreif, obwohl die auch ganz
schön schaffen müssen: Nest bauen, Eier legen, brüten, Futter beschaffen
für sich und die Küken, Revier verteidigen und so weiter. Und die
Zugvögel unternehmen zwar durchaus weite Flugreisen, aber sie tun
es nicht der Erholung wegen. Wenn ich das bedenke, stellt sich mir
die Frage: Warum macht wohl uns Menschen die Arbeit urlaubsreif
und die Vögel nicht?

Vielleicht liegt
es daran: Die Vögel sind zufrieden, wenn sie ihr Nest jedes Jahr
wieder gleich bauen. Wenn ein Mensch dagegen sein Haus umbaut, dann
muss es anschließend natürlich größer, schöner und moderner sein
als bisher. Einem Vogel reichen sein Leben lang dieselben zwei Flügel
als Fortbewegungsmittel. Ein Mensch meint mindestens alle drei Jahre
ein neues Auto zu brauchen, das dann na¬türlich schneller und bequemer
sein muss als das vorige. Es gehört wohl zu unserer Natur, dass
wir nie ganz zufrieden sein können mit dem, was wir sind und haben.
Der so genannte Fortschritt, dem wir hinterherlaufen, lässt uns
nicht zur Ruhe kommen. Daran ändern auch die paar Wochen Urlaub
nichts. Und wenn wir zwangsweise mehr ruhen müssen, weil wir krank
oder älter werden, dann macht uns das oft ganz kribbelig, und wir
täten gern viel mehr, als wir tun können.

Woher kommt das?
Ich glaube, es steckt ganz tief in uns drin, dass wir meinen, wir
müssten etwas schaffen und etwas haben, um anerkannt zu sein. Ein
Vogel zweifelt nicht daran, dass er ein Recht hat, zu leben. Aber
Menschen können daran zweifeln. Sie können zweifeln am Sinn ihres
Lebens, manchmal auch verzweifeln. Und sie tun es besonders, wenn
sie nichts vorzuweisen haben, was ihnen bei anderen Anerkennung
verschafft. Wäre es da nicht schön, wenn es jemanden gäbe, der sich
einfach erst mal freut, weil ich da bin, weil es mich gibt, ohne
dass ich dafür erst etwas tun muss?

Jesus erzählt
davon, dass es mit dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit genauso
ist. Da bestimmt sich unser Wert nicht nach dem, was wir haben und
sind, sondern Gott sagt: „Ich bin euer Vater, und ihr alle seid
unendlich wertvoll, weil ich euch liebe.“ Dieses Reich hinterlässt
auch hier und jetzt seine Spuren. Und manchmal entdecken wir sie
sogar. Zum Beispiel, wenn uns ein Erlebnis glücklich macht und wir
nicht gleich danach schielen, wo wir mehr davon bekommen können.
Wenn wir uns an dem freuen, was wir besitzen, und nicht ständig
Angst haben, wir könnten es verlieren. Wenn wir die Gegenwart erleben
können, ohne der Vergangenheit nachzutrauern oder uns um die Zukunft
zu sorgen. In solchen Momenten sind wir mit uns selbst im Reinen.
Und wo wir das sind, da sind wir mit dem Herzen schon im Reich Gottes.
Da wird etwas davon spürbar, dass Gott unser Leben trägt, und nicht
wir selbst. Ich wünsche Ihnen und mir viele solche Momente – sei’s
mit, sei’s ohne Urlaub.

Ihr Pastor Klein