Auf ein Wort…..

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon einige
Jahre her, dass mir dieses Haus aufgefallen ist, ein Doppelhaus
auf der Strecke zwischen Geisweid und Kreuztal. Kaum hat die Adventszeit
begonnen, ist die rechte Hälfte gleich hell erleuchtet. An jedem
Fenster hängt mindestens ein weihnachtliches Motiv: Sterne, Engel,
Tannenbäume, Schnee- und Weihnachtsmänner – eben alles, was der
Markt so hergibt. Die linke Hälfte dagegen liegt völlig im Dunkeln.
Und jedes Mal, wenn ich an diesem Haus vorbeifahre, denke ich: Da
möchte ich lieber wohnen. In einem Haus, in dem es hell werden kann.

Jetzt denken Sie
vielleicht: Na, die ist aber komisch! Wer will denn schon in einem
dunklen Haus wohnen? Ein Haus mit erleuchteten Fenstern wirkt doch
viel gemütlicher und einladender. – Da haben Sie natürlich Recht.
Aber dieses Haus mit seinen ungleichen Hälften ist für mich zu einem
Sinnbild geworden.

Genau das ist ja Advent:
ein
Haus,
ein Herz,
ein Leben, in dem es allmählich hell wird.

Denn Advent beginnt im Dunkel,
da,
wo alles finster scheint,
ohne Aussicht,
ohne Lichtblick,
ohne
Hoffnungsschimmer.

Advent beginnt im Dunkel und
führt ins Licht,
Schritt für Schritt heraus aus der Dämmerung,
aus dem Schatten.

Advent beginnt im Dunkel.
Denn
nur da kann es hell aufleuchten, das Licht der Welt,
Licht für
alle, die im Dunkel wohnen.

Diese Hoffnung
möchte ich wach halten. Ich möchte nicht vergessen, worauf ich warte.
Denn ich habe den Eindruck: Viele warten auf gar nichts. Man sieht
eben nur zu, dass man den Stress in der Zeit vor Weihnachten irgendwie
bewältigt und hofft dann auf ein paar ruhige Feiertage. Wer auf
nichts wartet, der erwartet kaum noch etwas für die Zukunft. Genau
deshalb möchte ich lieber in der dunklen Hälfte des Doppelhauses
wohnen: Dort kann sich etwas verändern. Es kann hell werden. Mit
dieser Verheißung leben wir im Advent: „Das Volk, das im Finstern
wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im
finstern Lande, scheint es hell.“ (Jesaja 9,1)

Gottes Glanz bricht
sich Bahn, sein Licht zieht über uns auf. Die ganze Welt beginnt
zu leuchten. In seinem Schein erkennen wir auch unseren Weg und
unser Ziel.

Mit guten Wünschen
für eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit

Ihre Pastorin
Almuth Schwichow