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Indien Endlich Kind seinDie „Bewegung zur Rettung
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Karmi |
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Eines Tages standen
plötzlich Mitarbeiter der „Bewegung zur Rettung der Kindheit“ (BBA)
im Steinbruch. Sie sagten zu den überraschten Kindern: „Habt keine
Angst. Ihr seid frei.“ Karmi wurde in eine BBA-Einrichtung gebracht,
wo sie endlich Kind sein darf. Sie geht zur Schule und nimmt an
den zahlreichen Freizeitaktivitäten teil: „Am liebsten mag ich Englisch
und Tanzen“, erzählt die Zwölfjährige.
„Noch heute
gibt es Menschen, die denken, dass es nicht so schlimm ist, wenn
Kinder arbeiten, weil sie dann zumindest etwas zu essen haben. Doch
solange wir Kinderarbeit und Analphabetismus nicht beseitigen, können
wir auch die Armut nicht überwinden“, erklärt Kailash Satyarthi,
Gründer und Leiter von BBA. Mehr als 75.000 Kinder hat die Organisation
in den vergangenen 25 Jahren bei Razzien aus den schlimmsten Formen
der Kinderarbeit befreit – meist in Zusammenarbeit mit den Behörden
und der lokalen Polizei.
Die Organisation
sorgt auch dafür, dass die befreiten Kinder die Entschädigung erhalten,
die ihnen seit 1986 nach indischem Recht zusteht – und einen Platz
in der Schule. Ist zu befürchten, dass ihre Eltern sie trotzdem
wieder zum Arbeiten schicken, nimmt BBA die Mädchen und Jungen für
sechs Monate in einer ihrer Einrichtungen auf, erteilt ihnen Nachhilfeunterricht
und finanziert ihnen eine berufliche Ausbildung – so dass sie anschließend
auf eigenen Füßen stehen können.
Neben der Befreiung
und Förderung von Kindern ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit
ein Schwerpunkt der Arbeit von BBA. Die Organisation hat gemeinsam
mit „Brot für die Welt“, dem katholischen Hilfswerk Misereor und
dem Kinderhilfswerk terre des hommes Anfang der 1990er Jahre
die weltweit erste Konsumenten-Kampagne gegen Kinderarbeit ins Leben
gerufen. Sie klärte die deutschen Verbraucher darüber auf, dass
ein Großteil der hier erhältlichen Teppiche in Indien, Nepal und
Pakistan unter menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen
von Kindern geknüpft worden waren. Und sie forderte, nur noch Teppiche
zu kaufen, die garantiert nicht von Kinderhand gefertigt wurden.
Die Kampagne war
ein Riesenerfolg: Bis heute wurden über 3,5 Millionen Teppiche mit
dem Rugmark-Label verkauft. Dieses Gütesiegel bescheinigt dem Hersteller,
dass in seinem Betrieb keine Kinder beschäftigt sind. „Als wir die
Kampagne starteten, arbeiteten in Südasien rund eine Million Kinder
in Teppichmanufakturen“, sagt Kailash Satyarthi. „Heute sind es
noch 300.000.“
„Unser Ziel ist
eine Gesellschaft, in der kein Kind ausgebeutet wird und jedes eine
gute und kostenlose Schulbildung erhält“, sagt Kailash Satyarthi.
„Ich bin optimistisch, dass ich dies noch erleben werde.“
Text: Thorsten Lichtblau
Foto:
Jörg Böthling
Träger: Bachpan |