Predigt Talkirche, Sonntag, 15. Juni 2014

Gottesdienst zur Goldenen Konfirmation

Text: 2. Kor 13,13

Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemein­schaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Das ist einer der klassischen Kanzelgrüße. So haben Pastoren schon immer ihre Predigten begonnen, biblisch und liturgisch korrekt. Wenn Sie als Konfirmanden Ihrer Gottesdienstpflicht Genüge getan haben, dann haben Sie diesen Gruß wohl auch oft zu hören bekom­men – und ich lasse jetzt mal offen, ob Sie ihn als Aufforderung zu verstärkter Aufmerksamkeit verstanden haben (Achtung, jetzt kommt das wichtigste im Gottesdienst!) oder als Signal zum inneren Abschal­ten (ich versteh sowieso nix, es interessiert mich auch nicht wirklich, also geh ich jetzt mal geistig auf Tauchstation, blättere im Gesangbuch oder spiel mit dem Handy rum – ach nein, das gab’s ja damals noch nicht!). „Predigt Talkirche, Sonntag, 15. Juni 2014“ weiterlesen

Predigt Wenschtkirche, Sonntag, 18.Mai 2014

Gottesdienst für den Sonntag Kantate

Text: Offb 15,2-4 

„Eine alte Frau musste das Bett hüten, und es ging ihr sehr schlecht. Als man sie aber fragte, ob sie an den Tod denke, antwortete sie: ,Det Läwe eß doch so schea! Wat sall ech da ald em Hemmel? Dat eawije Hallelujasenge wird mr och schwinn leid.‘“ Diese Siegerländer Anekdote [1] gibt treffend wieder, wie sich wohl immer noch viele Menschen den Himmel vorstellen: Da sitzen die Seligen in weißen Nachthemden auf einer Wolke, zupfen an der Harfe und singen Halleluja ohne Ende – weltentrückt, fern von allem Elend, aber eben auch entsetzlich gelangweilt. „Predigt Wenschtkirche, Sonntag, 18.Mai 2014“ weiterlesen

Predigt Wenschtkirche, Sonntag 4.Mai 2014

Text: Spr. 3,1-8

„Mein Sohn (meine Tochter), vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe; be­halte meine Anweisungen im Gedächtnis. Dadurch sicherst du dir ein langes, erfülltes Leben!“ So haben wir es eben aus dem Buch der Sprüche gehört. Könnt ihr euch vorstellen, dass eure Eltern so mit euch reden? Eher nicht, denke ich, es sei denn sie sind beson­ders altmodisch oder sie machen sich gern über den salbungsvollen Ton früherer Zeiten lustig. Denn so läuft das ja heute nicht mehr. Jahrtausende lang haben Kinder von ihren Eltern alles gelernt, was sie fürs Leben brauchten, und wenn sie vernünftig waren, haben sie es beherzigt und später wieder an ihre Kindern weitergegeben. Auch, als es dann irgend­wann Schulen gab, ging es dort nicht viel anders zu. Aber heute verän­dern sich Wissen und Fertigkeiten so rasant, dass eure Eltern oft mehr von euch lernen können als ihr von ihnen. Und auch in der Schule ist nicht mehr stures Eintrichtern gefragt, sondern kritisches Mitdenken und selbständiges Entfalten der eige­nen Fähigkeiten. „Predigt Wenschtkirche, Sonntag 4.Mai 2014“ weiterlesen

Predigt Wenschtkirche, Freitag, 18.April 2014

Text: Jes 52,13-53,12

„Danke, dass Sie mit der Deutschen Bahn reisen!“ Die nette Stimme aus dem Lautsprecher beendete ihre Durchsage, während der ICE geräuschlos aus dem Bahnhof rollte. „Endlich“, dachte Herr Mohr und machte es sich bequem. Die Tagung in Berlin war anstrengend gewesen, aber nun war er in ein paar Stun­den zu Hause und hatte vier freie Tage vor sich. Er freute sich auf die Spaziergänge in der Frühlingssonne, auf die blühen­den Obst­bäume im Garten, auf das Ostereiersuchen mit den Kindern. Als Kämme­rer einer großen Stadt blieb ihm für so etwas viel zu wenig Zeit. Umso mehr wollte er es genießen.

Er langte in die Aktentasche nach seinem Tablet, um eben noch die letzten Mails zu checken, aber er griff ins falsche Fach und hatte statt des PCs ein Buch in der Hand. „Ach ja, richtig“, fiel es ihm ein, „die Bibel!“ „Predigt Wenschtkirche, Freitag, 18.April 2014“ weiterlesen

Predigt Wenschtkirche, Sonntag, 6. April 2014

Gottesdienst für den Sonntag Judika

Text: Hebr 13,10-16

„Ein Mann kommt nach Deutschland [: …] Einer von denen, die nach Hause kommen und die dann doch nicht nach Hause kommen, weil für sie kein Zuhause mehr da ist. Und ihr Zuhause ist dann draußen vor der Tür. Ihr Deutschland ist draußen, nachts im Regen, auf der Straße. Das ist ihr Deutschland.“

„Draußen vor der Tür“ – das ist auch der Titel des Stücks, mit dem sich der junge Schriftsteller Wolfgang Borchert seine Kriegs- und Nachkriegserfahrungen von der Seele schrieb: Da kommt einer na­mens Beckmann aus der Gefangenschaft nach Hause, verwundet an Leib und Seele, und muss feststellen, dass Zuhause für ihn kein Platz mehr ist. Seine Frau hat ihn vergessen und liebt einen anderen. Sein Oberst, für den seine Soldaten nichts als Kanonenfutter waren, ist schon wieder obenauf und will von seiner Verantwortung nichts wis­sen. Alle sind mit sich beschäftigt, und niemand hat Antworten auf Beckmanns bohrende Fragen. Nicht mal die Elbe, in der er sich er­tränken will, nimmt ihn auf. Er muss weiterleben und weiß doch nicht, wie und wofür. „Predigt Wenschtkirche, Sonntag, 6. April 2014“ weiterlesen