Zum 100. Mal:

„Autofrei und Spaß dabei – der Schöpfung zuliebe“

 
Ob wohl jemand im Jahr 1994 daran gedacht hat, dass diese Aktion in unserer Kirchengemeinde auch noch nach dreiundzwanzig Jahren durchgeführt wird? Eher nicht. Vielleicht nur die kühnsten Optimisten. Umso mehr können wir uns heute freuen und dem Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung um Uli Veltzke, Katrin Breitweiser und Barbara Leidel ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön aussprechen. Für die Ausdauer und das Durchhaltevermögen, für alle Recherchen und Planungen und für alles Engagement. Denn: 100 Veranstaltungen – das ist schon eine beachtenswerte Hausnummer!
In unserem Gemeindebrief Mai/Juni 1994 warb der Ausschuss zum ersten Mal dafür, in den Sommermonaten einen Sonntagnachmittag alternativ zu gestalten. Man würde mal zu Fuß unterwegs sein oder mit dem Rad. Und man würde auch die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, um die Heimat zu erkunden. Am 8. Mai hieß es dann „Um 13.30 Uhr ab Klafelder Markt ´Mit dem Rad zur Heesquelle´ und

zurück. Die Streckenlänge von 20 km ist gut zu schaffen. Für die Kinder gibt es am Ziel ein Geländespiel. Die Rückkehr zwischen 17 und 18 Uhr.“ Alles lief wie geplant. Ohne Auto und mit viel Spaß. Und es gab nur zufriedene Gesichter. 15 Personen hatten damals an der ersten Aktion teilgenommen. „Das ist auch ungefähr der Durchschnittswert aller bisherigen Touren“, weiß sich Barbara Leidel zu erinnern, die den Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung von 1990 bis 2016 leitete.
Nur bei einer Veranstaltung explodierte die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelrecht: Man schrieb den 7. Juli 1996. Auf dem Programm standen eine Radtour nach Eiserfeld und die Besichtigung des Reinhold-Forster-Erbstollens. Sage und schreibe 75 Personen – „Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder, Geübte und weniger Geübte“ – hatten sich auf dem Marktplatz eingefunden, und das trotz durchaus unbeständigen Wetters. In einem tollen Artikel beschrieb Jutta Winchenbach diesen Ausflug; sie sprach von einer „schier unüberschaubaren Menge“ und von einem „aufsehenerregenden Pulk“ von Radfahrern. „Die Mitglieder des Eiserfelder Heimatvereins erholten sich schnell von dem freudigen Schreck über die unerwartet hohe Besucherschar und organisierten umgehend weitere Stollenführer, so daß nach kurzer Wartezeit alle – vorschriftsmäßig mit Helm ausgestattet – an einer Führung in das Berginnere teilnehmen konnten.“
Inzwischen haben noch viele andere Radtouren stattgefunden. Und Wanderungen und Vogelstimmenexkursionen. Und Waldlehrgänge und Besichtigungen. Und Kräuterwanderungen und Stadtführungen, wie z.B. in Aachen, Limburg, Köln, Biedenkopf, Weilburg, Herborn, Olpe, Siegburg, Wetzlar und Friedberg. Man besichtigte Kirchen, eine Biogasanlage, Windkraftwerke, den Melaten-Friedhof in der größten rheinischen Metropole, Museen und Burgruinen.

Bahnhof Geisweid: Warten auf die Regionalbahn
Bahnhof Geisweid: Warten auf die Regionalbahn

Ja, und zu einer Burgruine ging es jetzt auch am 14. Mai. Mit 18 Personen; der jüngste war sechs Jahre alt, der älteste zählte bereits 81 Lenze. Das Ziel der Jubiläumstour: Zunächst Schladern, dann die Burgruine Windeck. Uli Veltzke, der den Ausschuss seit einem Jahr leitet, gab uns kurz vor 14 Uhr am Bahnhof einige Erläuterungen. Am Altarm der Sieg entlang stand dann der Anstieg zur Burgruine an. Die ehemals imposante Anlage wurde 1174 zum ersten Mal als „Castrum novum in windeke“ urkundlich erwähnt. Sie diente den Grafen von Sayn als Grenzfeste. Zerstört wurde die große Burg erstmals im Dreißigjährigen Krieg und endgültig dann durch die Franzosen im Jahr 1860. Aufgebaut wurde sie nicht mehr; hundert Jahre später aber begann man mit ihrer Restaurierung, um die vorhandene Bausubstanz zu bewahren und das Denkmal für Besucher langfristig zu sichern und zu erschließen.

Burgruine Windeck: Lächeln für das Gruppenfoto
Burgruine Windeck: Lächeln für das Gruppenfoto

Die Klafelder Gruppe entdeckte so manchen dunklen Gang, steile Treppen und einen tiefen Brunnenschacht. Und sie genoss den wunderschönen Ausblick über die Höhen und das Siegtal. Und etwas später die vielen unterschiedlichen Grüntöne, die die Sonne zum Leuchten brachte, die nicht enden wollenden Tänze der Mücken, die Buntheit der Blumen, ineinander verwachsene und verwobene Bäume, das Plätschern kleiner Bäche, das vielstimmige und beruhigende Gezwitscher der Vögel sowie den frischen Geruch von Wald und Erde und Frühling! Schon bald fielen erste Regentropfen. Und einzelne Schauer sollten uns auf den verbleibenden Kilometern immer mal wieder zum Schirm oder zur wasserdichten Jacke greifen lassen. Und geschwitzt wurde auch. Schwüle Gewitterluft war zu verspüren, sowohl auf den breiten Wiesenwegen im Tal als auch auf den schmalen Waldpfaden an und auf den verschiedenen Bergrücken. Viele steile An- und Abstiege taten ihr Übriges. Ganz anspruchslos war die knapp 10 km lange Wanderung also letztlich nicht!
Die schweißtreibende Tour endete am sehenswerten Siegwasserfall, bei Fassbrause und Eis vor der Kulisse alter Industriearchitektur aus der Gründerzeit und zum Schluss am schmucken und unter Denkmalschutz stehen Bahnhofsgebäude. Da war es genau 18 Uhr, und die ersten Prognosen zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen sorgten für reichlich Gesprächsstoff. Die Bahn brachte uns wohlbehalten wieder nach Geisweid.
Zum Schluss noch zwei Anmerkungen. Erstens: Der 14. Mai war in diesem Jahr in Deutschland der „Tag des Wanderns“; und man könnte sagen, dass sich unsere Kirchengemeinde wirklich angemessen daran beteiligt hat. Zweitens: 2017 finden vier weitere Veranstaltungen von „Autofrei und Spaß dabei – der Schöpfung zuliebe“ statt: Nach der Wanderung rund um die Eisernhardt am 18. Juni geht es noch zur Burg Altena (23. Juli) und mit dem Fahrrad zum Hof Buchen (20. August); eine Wanderung auf den Ederhöhen (17. September) soll das diesjährige Programm dann beschließen. Wir haben Ihr Interesse geweckt? Toll! Wir freuen uns über Jede und Jeden, der mittun möchte. Weitere Informationen erhalten Sie sowohl bei Uli Veltzke (Tel.: 8 89 23) als auch bei Katrin Breitweiser (Tel.: 8 70 66 85).

Peter – Christian Rose