Trauer um Pfarrer Albert Fricke

„Viele Menschen unserer Gemeinde erinnern sich noch gern an ihn.“

Trauer um Pfr. i.R. Albert Fricke
Trauer um Pfr. i.R. Albert Fricke

Die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Klafeld hat Abschied genommen von ihrem ehemaligen Pfarrer Albert Fricke, der am 1. Februar im Alter von 88 Jahren verstorben ist.

Die Trauerfeier und die Beerdigung fanden fünf Tage später auf dem Gilberg-Friedhof in Eiserfeld statt, geleitet von Pfarrer Rolf Fersterra, Prediger und Seelsorger in der Kirchengemeinde Niederschelden und überdies Synodalassessor in unserem Kirchenkreis. Seine Ansprache stellte er unter das Bibelwort „Am Ende bin ich noch immer bei dir.“ Mit diesem Vers aus Psalm 139 war auch die Traueranzeige der Familie überschrieben. Man sei traurig, aber auch sehr dankbar und getröstet; Albert Fricke könne nun schauen, was er zu Lebzeiten geglaubt habe. Mit ruhigen und einfühlsamen Worten zeichnete Pfr. R. Fersterra einzelne Lebens- und Berufsabschnitte des Verstorbenen nach. Albert Fricke hatte auch schwere Zeiten zu durchleben. So wurde er beispielsweise als Jugendlicher noch kurz vor Kriegsende eingezogen, was mit dem Erleben vieler Grausamkeiten verbunden war.

Das Licht der Welt hatte er am 30. Dezember 1929 in Rheine erblickt. Geprägt wurde er dort durch sein christliches Elternhaus. Im Kindes- und Jugendalter seien zudem die Landeskirchliche Gemeinschaft, das EC und die Christliche Pfadfinderschaft seine geistliche Heimat gewesen. Durch die evangelische Jugendarbeit, in der er seit Januar 1946 tätig war, habe sein Berufsziel einen Wechsel vom Elektroingenieur zum Gemeindepfarrer erfahren. Das ist so nachzulesen in unserem Gemeindebrief „Nachrichten“ (Ausgabe März 1977). Nach dem Studium der Theologie absolvierte Albert Fricke in den Jahren 1958 und 1959 sein Vikariat bei Pfarrer Gerhard Linschmann in Eiserfeld. Gleich im Anschluss kam er als Hilfsprediger nach Klafeld. Zur Unterstützung der Pfarrer Wilhelm Biederbeck, Erich Schmidt und Alfred Flick; denn die stetig steigenden Gemeindegliederzahlen machten die Errichtung einer vierten Pfarrstelle notwendig. Nach einer Gastpredigt am 25. Oktober 1959 in der Talkirche und nach seiner Wahl durch das Presbyterium in einem Abendgottesdienst eine Woche vor Heilig Abend fand die Einführung von Albert Fricke am 28. Februar 1960 durch Superintendent Ernst Achenbach sen. statt. Dem neuen Pfarrer wurden die Gemeindeglieder im „alten Klafeld“ anvertraut. Nach genau drei Jahren verließ er Klafeld und ging zurück in seine Heimat. Ins Münsterland, nach Rheine und Westerkappeln.

Drehen wir ein wenig an der Zeitschraube und schauen jetzt ins Jahr 1976. Zum Jahresende ging hier in unserer Kirchengemeinde der Inhaber der ersten Pfarrstelle, Pfarrer Wilhelm Biederbeck, in den Ruhestand. Als Nachfolger konnte man – Sie ahnen es schon – Albert Fricke gewinnen. Gewählt wurde er am 17. Januar 1977, die Einführung durch Superintendent Ernst Dilthey erfolgte am 6. März. In einem Interview von damals ist zu lesen: „Ehe Sprichwörter von der ersten oder alten Liebe zitiert werden, sagen Sie am besten selbst, was Sie zu der Rückkehr nach hier bewogen hat.“ Albert Fricke antwortete: „Seit einiger Zeit schon trugen wir uns mit dem Gedanken, die Pfarrstelle zu wechseln. Da lasen wir die Ausschreibung der Kirchengemeinde Klafeld. Alte Erinnerungen tauchten auf, die ´erste Liebe´ wurde wieder geweckt, und so nahm man zunächst vorsichtig Verbindung auf, die schließlich zur endgültigen beiderseitigen Entscheidung reifte.“

Pfarrer Albert Fricke, der sich als Theologe dem reformierten Erbe verpflichtet wusste, betreute den damaligen 1. Bezirk, also den Hohen Rain sowie Nieder- und Obersetzen. Seinen Dienst als Gemeindepfarrer beschrieb er vor 41 Jahren mit folgenden Worten: „Ich sehe meine Hauptaufgabe in Verkündigung, Unterricht und Seelsorge darin, Menschen – ob klein oder groß, jung oder alt – die frohe Botschaft von der Rettergnade in Jesus Christus zu vermitteln, sie zu frohen Christen zu ermuntern und ihnen christliche Gemeinde als geistliches Zuhause ´schmackhaft´ zu machen.“ In besonderem Maße kümmerte er sich um die älteren Gemeindeglieder. Am Herzen lag ihm aber auch immer die kirchenmusikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, bei der er von seiner Ehefrau Helga treu und fleißig unterstützt wurde. Pfarrer Rolf Fersterra formulierte es in seiner Traueransprache so: „Sie war eine Pfarrfrau mit Leib und Seele, und beide bildeten all die Jahre ein großartiges Team!“

Aus gesundheitlichen Gründen musste Pfarrer Fricke dann vorzeitig in den Ruhestand treten. Seine Erkrankung – erhebliche Probleme mit der Stimme – hatte sich noch einmal wesentlich verschlechtert; an eine Weiterarbeit war nicht mehr zu denken. Seine beiden letzten Gottesdienste leitete er am 6. und 7. Mai 1989 auf dem Hohen Rain und in Setzen. Am 1. Oktober wurde er in einem Gottesdienst für alle Gemeindeglieder in der Talkirche und bei einem Zusammensein im Lutherhaus verabschiedet. „Wir wollen uns erinnern, danken und über allem Gott loben.“ Im Gemeindebrief für die Monate November und Dezember 1988 hatte er letztmalig das geistliche Wort verfasst. Unter der Überschrift „… ich aber hoffe noch“ schrieb er Lesenswertes über den Bibeltext Klagelieder 3, 21 – 25 und über den düstersten Monat des Jahres, den November.

Nach seiner Verabschiedung zogen die Frickes aus dem Pfarrhaus in der Johann-Hus-Straße zunächst nach Siegen-Gosenbach, dann nach Niederschelderhütte. Zu sehen war unser ehemaliger Pfarrer in Geisweid noch einmal bei der Eröffnung der Festwoche „100 Jahre Talkirche“ am 28. Mai 2006. Zusammen mit seinem ebenfalls pensionierten Amtskollegen Harald Mühlbach, verstorben am 4. August letzten Jahres, nahm er am Festgottesdienst mit der damaligen Superintendentin Annette Kurschus teil. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Albert Fricke dann in einem Seniorenheim in Niederfischbach.

Helga und Albert Fricke bei ihrer Goldenen Hochzeit im Jahr 2008
Helga und Albert Fricke bei ihrer Goldenen Hochzeit im Jahr 2008

Albert Fricke war zeit seines Lebens gern mit seiner Frau und den Kindern und Enkelkindern zusammen. Darauf wurde in der Traueransprache in besonderem Maße hingewiesen. Und er wiederum sei von seiner Familie geliebt und von vielen geachtet und geschätzt worden. Auch hier in Klafeld. „Viele Menschen unserer Gemeinde erinnern sich noch gern an ihn.“ Das schreibt Pfarrer Frank Boes in der Anzeige unseres Presbyteriums. Und er fährt fort: „Er hat die Menschen mit seiner offenen und zugewandten Art für die Botschaft des Evangeliums in vielfältiger Weise erreicht. Wir werden darum immer dankbar an ihn denken. Unsere Gebete begleiten seine Frau, seine Familie und alle, die um ihn trauern.“

Peter-Christian Rose