Tansania Reise von Pfarrer Dr. Martin Klein

Dreistündige Gottesdienste und als Kollektengabe ein Hahn …

„Asante sana Yesu, asante sana Yesu, asante sana Yesu moyoni.“ Dieses nicht allen Klafeldern bekannte Lied erklang am 21. September kurz nach 19 Uhr in unserem „mittendrin“. Warum und wieso? Pfarrer Dr. Martin Klein hatte eingeladen, um von seiner zweiwöchigen Tansania-Reise zu berichten und um einige hundert Bilder zu zeigen. Und um es schon vorweg zu sagen: Die Veranstaltung hätte eine noch wesentlich größere Besucherzahl verdient gehabt. Aber sei´s drum! Die, die gekommen waren, erfuhren aus erster Hand viel Neues, Abenteuerliches, Interessantes, Kurioses und Wissenswertes. Über das Land und seine Geschichte, über die Leute und das Miteinander der Religionen, über die Natur und die Tierwelt und auch über das Leben in unserer Partnergemeinde Bagamoyo.

Pfarrer Klein hatte sich natürlich nicht allein auf den weiten Weg gemacht; nein, er gehörte einer zwölfköpfigen Delegation an. Denn nicht nur Klafeld unterhält freundschaftliche Kontakte nach Tansania, sondern auch unser hiesiger Kirchenkreis und sieben weitere Kirchengemeinden des Siegerlandes, nämlich Burbach, Buschhütten, Christus (Siegen), Ferndorf, Martini (Siegen), Rödgen-Wilnsdorf und Weidenau. Die hiesige Besuchergruppe weilte vom 21. Juli bis 4. August in dem großen ostafrikanischen Staat.

Unser weitgereister Referent des Abends, gekleidet mit einem schmucken grün-schwarzen Hemd aus Tansania, hatte seinen gut zweistündigen Reisebericht zum besseren Verständnis in zwei Teile gegliedert. Was es dem Schreiber dieser Zeilen auch nicht leichter macht, denn er brauchte eigentlich viele, viele Seiten, nur um das Wichtigste der Ausführungen wiederzugeben. Also: Mut zur großen Lücke! Oder: Nur einige wenige Fakten bzw. Erlebnisse und Eindrücke niederschreiben!

Zuerst ging es um das Land, das im Osten durch den Indischen Ozean begrenzt wird, und um die Kirchengemeinde Bagamoyo, mit der wir seit 1992 partnerschaftlich verbunden sind. Wieder wird dort ein neues Gotteshaus gebaut, weil – man höre und staune – das alte zu klein geworden ist. Es befindet sich

„Halt doch mal einen Moment still!“

noch im Rohbau. „Immerhin: den Turm kann man schon besteigen – über Betontreppen voller Bauschutt und natürlich ohne Geländer, auch die Plattform oben.“ Trotzdem werden jeden Sonntag zwei Gottesdienste gefeiert; sie dauern zwischen 150 und 210 Minuten! Man sitzt vorerst auf Plastikstühlen. Die Leute kommen gut und adrett gekleidet; es wird viel gesungen und getanzt. Und: Zwei Chöre gehören zum Standard! Ungewohnt für Deutsche auch die Anfangszeit des ersten Gottesdienstes: 7.00 Uhr. Trotzdem „war er rappelvoll (jedenfalls so ab 7.30 Uhr), der zweite um 10.00 Uhr war dagegen eher schwach besucht.“ Pfarrer Klein predigte, taufte und half beim Abendmahl mit ca. 300 Teilnehmern. „Ich hatte die Ehre, die Kelche auszuteilen: kleine Plastikbecherchen mit pappsüßem Wein in einem silbernen Behältnis.“ Beim Einsammeln der Kollekte gab man, was nicht unüblich ist, einen Hahn ab; er wurde nach dem Gottesdienst versteigert!

Bagamoyo hat rund 50.000 Einwohner. Die Stadt liegt 60 km nördlich von Daressalam am Indischen Ozean. „Vielschwimmer“ Pfarrer Klein ließ es sich natürlich nicht nehmen, Wassertemperatur und Wasserqualität des drittgrößten Weltmeeres zu testen! „Es gibt tolle Sandstrände, aber die Gegend ist touristisch noch wenig erschlossen.“ Bagamoyo, am Ende einer ehemaligen Handels- und Sklavenroute gelegen und von 1885 bis 1918 zum damaligen Deutsch-Ostafrika gehörend, kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Die heutige Bevölkerung besteht ungefähr zur Hälfte aus Muslimen. „Trotzdem“, so Pfarrer Dr. Martin Klein, „können wir uns von der Art und Weise, wie Christen und Muslime hier miteinander umgehen, auf jeden Fall mehr als eine Scheibe abschneiden.“

Der zweite Teil der Ausführungen beschäftigte sich mit der Reise an sich und mit den vielen Ausflügen und Fahrten innerhalb des Landes. Abenteuerlich gestaltete sich so manche Autofahrt. Viele Straßen befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Teils geht es über „staubige Schotterstraßen, teils durch Baustellen voller Schlaglöcher.“ Unterwegs sind Fahrzeuge aller Art, oft überladen, „alles wild durcheinander mit viel Stop and Go – Afrika, wie es leibt und lebt.“ Pfr. Klein musste oft fahren, lag Bagamoyo doch nicht ganz in der Nähe der anderen sieben Partnergemeinden. Der KILWAG-Tag fand jedoch vor Ort statt. „KILWAG ist eine Organisation, die Frauen stark machen will, indem sie sie schult und ihnen Verdienstmöglichkeiten bietet. Begründet wurde sie von der verstorbenen Magdalena Kröber aus Geisweid, die längere Zeit in Bagamoyo gelebt und die Organisation aufgebaut hat.“ Ihr zur Ehre soll ein im Bau befindliches Hostel für auswärtige Schülerinnen „Magdalena-Kröber-House“ heißen. Es gab Tanzvorführungen, einen interessanten Vortrag, Chorgesang, ein gut gespieltes Kurzdrama der Gemeindejugend und einen Warenverkauf. Übrigens: Auch im Weidenauer Weltladen kann man viele Produkte der KILWAG-Frauen bekommen und sie auf diesem Wege unterstützen!

Konnten wir Ihr Interesse an der zweiwöchigen Fahrt unseres Pfarrers ins weitentfernte Tansania wecken? Dann gibt es für Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine Möglichkeit, das gesamte „Reise-Tagebuch“ zu erhalten. Sie können es bei Pfr. Klein (pastor-klein@kirche-klafeld.de) anfordern; er schickt es Ihnen gerne zu. Und auch für Interessierte ohne PC wird es einen Weg geben, an die vierzehnseitige Niederschrift heranzukommen. Es lohnt sich, sie zu lesen! Wovon wird noch berichtet? Über die beiden Flüge, die Begrüßung und die Verabschiedung, die Gastfreundschaft und viele Einladungen, die Geschenke, die Gottesdienste und frohe, begeisterungsfähige Christen (von denen wir so einiges lernen können), über die Stadt, viele Treffen und unsere Partnerschaft, über die Verständigung und die Entfernung eines Kaktusdorns aus dem Fuß unseres Pfarrers (auf afrikanische Art), über diverse Veranstaltungen und Diskussionen, das Zusammenleben der Religionen, die Fahrt durch den Nationalpark, über Besichtigungen und ein Chorkonzert, über Pastor David Mushi, der ab Januar hier in unserer Gemeinde (!) Dienst tun wird, über die Besuche in der deutschen Botschaft und beim Bischof … und, und, und. – Am Schluss des Artikels bin ich Ihnen jetzt nur noch die Übersetzung der in Kisuaheli verfassten Textzeile des zuerst gesungenen Liedes schuldig: „Wir danken dir, Herr Jesus, … jeden Tag.“

Peter-Christian Rose