Sternsingeraktion 2017

Ganz schön mutig!

„Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand. Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr: Kaspar, Melchior und Balthasar.“ Wer kennt es nicht, das schöne Lied? Es erklang am 6. Januar um 18.00 Uhr in der katholischen Kirche St. Marien im Wenscht. Gleich zu Beginn des ökumenischen Gottesdienstes zur Aussendung der Sternsinger. Dreißig Mädchen und Jungen saßen in den Bänken. Mit Freude dabei. Und voller Erwartung. Und gekleidet mit prachtvollen Umhängen, mit bunten Tüchern und Turbanen und goldenen Kronen, dazu Stäbe mit großen, leuchtenden Sternen. Vikar Jan Kolodziejczyk erläuterte den Kindern und Jugendlichen und natürlich auch den anderen Gottesdienstbesuchern das aktuelle Motto der Aktion „Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit.“ Besonders die armen Länder und ihre Bewohner litten unter den Folgen des Klimawandels. Das Geld der Sternsinger von St. Marien geht aber nach Peru. Ins Kinderheim „Katilanda“ in Trujillo. Wo es jetzt möglich wird, den Mädchen und Jungen täglich eine warme Mahlzeit zuzubereiten.

Ungefähr 300.000 Sternsinger ziehen in ganz Deutschland um den 6. Januar von Tür zu Tür, singen, sagen Sprüche auf, sammeln Spenden für Not leidende Kinder in der ganzen Welt und segnen Häuser und Wohnungen. Das Sternsingen ist ein alter Brauch, der übrigens bis ins Mittelalter zurückreicht. Als Könige verkleidet zogen Jungen durch die Gassen und spielten den Zug zur Krippe nach. Das Kindermissionswerk hat den Brauch im Jahr 1958 durch die Sternsingeraktion wieder aufgegriffen und ihm ein neues Ziel gegeben. Heute ist das Sternsingen unbestritten die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Dazu eine Zahl: Vor einem Jahr sammelten die Sternsinger in Deutschland, in der Schweiz und in Belgien zusammen – sage und schreibe – 46.248.323,15 Euro!

Ganz Ohr waren die Mädchen und Jungen im Aussendungsgottesdienst, als Pfarrerin Almuth Schwichow zu Beginn der Predigt ihre farbenfrohen Gewänder bestaunte: „Da kann man schon etwas neidisch werden.“ Sie merkte an, dass sie früher in den Krippenspielen gerne einmal ein Weiser, ein König gewesen wäre. Aber auf Grund ihrer lockigen Haarpracht und ihrer guten Stimme hätte sie immer als Engel auftreten müssen. „Und evangelische Sternsinger gab es damals auch noch nicht.“ Heute sei dies ja keine Besonderheit mehr. Dann kam die Pfarrerin auf die Weisen aus dem Morgenland zu sprechen. Sie hätten großen Mut bewiesen: Vor ihnen ein langer, beschwerlicher Weg. Und keine Karte, und kein Navigationsgerät. „Sie verließen sich ausschließlich auf den Stern und glaubten, dass er sie ans Ziel bringt.“ Im Folgenden sprach sie die Mädchen und Jungen direkt an: „Auch ihr zeigt Mut! Ihr klingelt an fremden Türen. Ihr wisst nicht, wer öffnet. Und ihr wisst nicht, ob ihr freundlich empfangen werdet. Ihr traut euch, zu singen und um Spenden zu bitten. Vielleicht bekommt ihr nichts, und vielleicht wird euch die Tür vor der Nase zugemacht. Wirklich, ihr seid ganz schön mutig!“

Bei ihren Hausbesuchen schreiben die Sternsinger am Schluss den Segen mit Kreide auf oder über die Türen, in diesem Jahr den Schriftzug: 20*C+M+B+17. Oft werden auch schwarze Aufkleber mit weißer Schrift angebracht. Manche Menschen denken, „C+M+B“ steht für die Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Aber das stimmt nicht! Die drei Buchstaben stehen für die lateinischen Worte „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus. Die drei Kreuze bezeichnen den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Zahlen am Anfang und am Ende nennen das Jahr, in dem der Segen ausgesprochen wird. Das Sternchen schließlich erinnert an den Stern, dem die Heiligen Drei Könige gefolgt sind, um das neu geborene Jesuskind im Stall zu Bethlehem zu finden.

Der Gottesdienst in St. Marien, der von Katrin und Holger Schollmeyer und Dominik Kubietziel musikalisch gestaltet wurde, endete mit Fürbitten, einigen Ansagen von Michael Neuser für den Ablauf des nächsten Tages und der Aussendung der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Begleiter. Am nächsten Tag, bei Schnee und Eis und Minustemperaturen, machten sich die neun Kindergruppen und auch eine Erwachsenengruppe dann um 9.45 Uhr auf den Weg durch die Straßen in Sohlbach, in Buchen und im Wenscht, um ca. 650 Haushalte zu besuchen. In vielen Fällen wurden sie bereits erwartet. Kurz vor halb elf schellte es auch an unserer Haustür. Draußen standen Lara, Helena, Lilian und Julia. Alle prunkvoll gekleidet. Und mit einem großen, goldenen Stern. Und mit zwei Begleiterinnen im Gefolge. Nach dem Lied und einem Spruch überreichte ich den vier „Mutigen“ unsere Spende und ein süßes Mitgebsel. Im Gegenzug erhielt ich den neuen Aufkleber, der sogleich befestigt wurde. Zum Schluss ein herzliches Dankeschön an alle für ihr Tun und ihre Bemühungen. „Und noch einen schönen und recht erfolgreichen Tag!“ Ja, und erfolgreich war er, denn in den Sammeldosen der ökumenischen Sternsinger-Gruppen befanden sich am späten Nachmittag insgesamt 3.750 Euro! Michael Neuser kommentierte das so: „Damit konnten wir das Ergebnis des letzten Jahres um rund 500 € steigern.“ Und er fügte noch hinzu: „Die Aktion ist richtig gut gelaufen. Und die Kinder hatten viel Spaß. Den größten Teil der gespendeten Süßigkeiten haben wir zur Siegener Tafel nach Weidenau gebracht; denn auch die Hilfe für Bedürftige in unserer Region ist uns ein großes Anliegen.“

Peter-Christian Rose