Schöpfungsgottesdienst 2023 – ein Rückblick

Wegwerfen, nein danke! – Reparieren, ja bitte!

Schöpfungsgottesdienst am 25. Juni zum Thema „Nachhaltigkeit“


Alt-Presbyter Peter-Christian Rose interviewte Stephan Weber, den Initiator und Leiter unseres Reparatur-Treffs.

Bekannt ist er im gesamten Kirchenkreis, unser Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung. Wegen seiner höchst erfolgreichen Arbeit in den letzten Jahrzehnten, wegen seiner vielen Aktionen, wegen seiner zahlreichen Auszeichnungen und nicht zuletzt wegen seiner gut geplanten Gottesdienste. Jetzt konnte der 22. seiner Art in der Wenschtkirche gefeiert werden. Mit einer fast dreistelligen Besucherschar, mit einem sehr motivierten Team und einem gut aufgelegten Chor „Wegweiser“, der sich mit drei Liedern, u.a. mit „Die ganze Schöpfung jubelt dir zu“, eindrucksvoll präsentierte.

Für Aufmerksamkeit und recht nachdenkliche Gesichter sorgten im ersten Teil des Gottesdienstes zwei Anspiele. Zunächst trafen sich drei Ruheständler zufällig auf dem Wochenmarkt; sie kamen ins Gespräch. Oskar führte eine Kreuzfahrt auf die Seychellen. „Das war wirklich fantastisch; so stelle ich mir das Paradies vor.“ Elvira schwärmte von ihrer neuen Eigentumswohnung auf Gran Canaria. „So dreimal im Jahr kommen wir noch hierher; aber mit dem Flieger ist das ja alles kein Problem.“ Hans-Dieter wiederum hatte sich einen Jugendtraum erfüllt und sich einen Porsche zugelegt. „Der verbraucht zwar ´ne ganze Menge, aber es macht einfach Spaß.“

Die Plauderei hatte ein Jugendlicher mitbekommen. Womit wir schon beim zweiten Anspiel wären. Finn teilte den gehörten „Schwachsinn“ sogleich Moana und Tom mit. Sie alle zeigten sich entsetzt über die Haltung der älteren Mitbürger. Keine Anzeichen von Umweltbewusstsein! „Leute, die seit Jahren das Klima schädigen, tragen Mitschuld am Klimawandel.“ Keine Spur von Nachhaltigkeit! „Umdenken ist schon im Kleinen wichtig! Aber es muss ein gesamtgesellschaftliches Engagement für Klimaschutz einsetzen!“

In seiner Predigt ging Pfarrer Frank Boes, selbst auch Mitglied des Fachausschusses, der Frage nach, warum viele Menschen so wenig nachhaltig leben. Alles aus dem Blickwinkel von Römer 7,19: „Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will.“ Er nannte u.a. die Macht der Gewohnheit, die Bequemlichkeit, den Fortschrittsglauben („Uns fällt noch irgendetwas ein!“), die Gleichgültigkeit, die Ohnmacht („Was kann ich alleine schon ausrichten?“), die Leugnung der Klimakrise und den Fatalismus („Nach mir die Sintflut!“). Am Ende seiner Predigt führte Pfarrer Frank Boes dann aus, was jeder Einzelne und was wir alle gemeinsam zum Schutz von Gottes guter Schöpfung tun können. Dabei kam er auch auf unsere Kirchengemeinde zu sprechen: „Wir sind in Sachen Umwelt- und Klimaschutz bereits gut aufgestellt und versuchen alles Mögliche.“

Eine fabelhafte Überleitung zu einem Interview, das der Schreiber dieser Zeilen im dritten Teil des Gottesdienstes mit Stephan Weber führen konnte. Er ist von Beruf Elektroingenieur und hatte vor zwei Jahren die geniale Idee, in Klafeld einen Reparatur-Treff zu gründen. „Ich wollte mich gegen die Wegwerf-Mentalität und für die Nachhaltigkeit von Dingen und die Schonung von Ressourcen einsetzen.“ Gedacht – getan. So startete der erste Treff am 5. November 2021. Mit sechs Männern und zwei Frauen; heute gehören dem Team fast ein Dutzend „Helfende“ an. Überprüft und repariert werden Nachttischlampen, Plattenspieler, falsch eingestellte Computer, defekte Drucker, Telefone, Radios, „aus dem Leim gegangene“ Stühle und vieles andere mehr; auch abgerissene Knöpfe werden wieder angenäht. „Wir geben unser Bestes für Ihr gutes Stück!“ Der Reparatur-Treff öffnet an jedem 1. Freitag im Monat, und zwar von 16 – 19 Uhr im Gemeindezentrum „mittendrin“. Zu den Terminen kommen derzeit immer zwanzig bis dreißig „Kunden“ bzw. Hilfesuchende. „Die Erfolgsquote ist relativ hoch; die Reparaturen sind kostenfrei, mit einer freiwilligen Spende aber kann man unsere Arbeit unterstützen.“ Mögliche Wartezeiten werden mit Gesprächen bei Kaffee und Kuchen verkürzt. Der Fragesteller dankte Stephan Weber und seinem Team für den ehrenamtlichen Dienst in den letzten eineinhalb Jahren und rührte kräftig die Werbetrommel für die nächsten Termine im Juli und im August. Wenn es wieder heißt „Wegwerfen, nein danke! – Reparieren, ja bitte!“ Und er fügte noch hinzu: „Damit die einmalige Erfolgsgeschichte unseres Reparatur-Treffs weitergeht!“

Der Kollektenzweck wurde für ein nachhaltiges Projekt von „Brot für die Welt“ in Kenia bestimmt. Es hilft, im Dorf Gichunguri Regenwasser aufzufangen und in einen 75 m³ großen Tank zu leiten. Das Ergebnis der Sammlung am Ausgang betrug übrigens erfreuliche 482,28 Euro!

Der Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung mit seinem Vorsitzenden Uli Veltzke dankt noch einmal allen, die den Gottesdienst in der Wenschtkirche so engagiert mitgestaltet haben: Ute Müller, Michael Utsch und Dieter Müller (1. Anspiel), Moana Beck, Finn Koblenzer und Tom Schäfers (2. Anspiel), dem 26-köpfigen Chor „Wegweiser“ unter dem Dirigat von Jochen Schnutz, Stephan Weber (Reparatur-Treff), Mechthild Heide (Orgel und Klavier), Klaus Mackenbach und Stefan Ohrndorf (Technik) sowie Peggy Saßmann (Küsterin).

Peter-Christian Rose