Kein bisschen alt, kein bisschen leise!

Das „Ökumenische Kinderfest“ feierte am 23. August seinen 45. Geburtstag

Diesmal erscheint hier kein Bericht über den Verlauf des Festes und auch kein Brief von Rosy an Petty. Nein, diesmal kommen Besucherinnen und Besucher zu Wort, ältere und jüngere, dazu Zeitzeugen, die dabei waren, als die Kinderfest-Idee im Wenscht geboren wurde. Die ersten Veranstaltungen fanden übrigens an der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule statt, bis 1996 diente dann das Gelände der Waldschule als Austragungsort. Eingestreut zwischen den einzelnen Wortmeldungen findet man kurze Anmerkungen zum Gottesdienst und zum diesjährigen Programm.

Pfr. i.R. Herbert Korfmacher (Pfarrer in St. Marien von 1968 – 1994): Mit großer Freude habe ich vernommen, dass jetzt das 45. Kinderfest gefeiert wurde. Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut, dass die ökumenische Tradition in beiden Kirchengemeinden in all den Jahren bis heute gepflegt und weitergetragen wird. Alles begann mit einem Familienfest des kath. Chores im Sommer 1968 auf der Kaiserhöhe in Krombach. Dann veranstaltete die Gemeinde St. Marien zwei Kinderfeste, und zwar am 22. 6. 1969 und am 12. 7. 1970. Ein neuer Prozess kam dann in Gang, als im Pfarrgemeinderat vorgeschlagen wurde, mit der ev. Gemeinde und allen Kindern im Wenscht ein gemeinsames Fest zu feiern. Am 29. August 1971 fand so auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule das 1. ökumenische Kinderfest statt. Bei der Planung und Vorbereitung wurde an alles gedacht. So sollte, falls es einen Reinerlös geben würde, dieser aufgeteilt werden für Schwester Tabea Müller in Indonesien und Pater Hermann in Peru. Auf diesem Hintergrund wählte man das Motto „Kinder helfen Kindern“. Dank an alle, die diese Arbeit in all den Jahren mitgetragen haben. Ich hoffe und wünsche, dass die vielfältige ökumenische Zusammenarbeit weiterhin möglich ist.

Pfr. i.R. Hans-Peter Adler (Pfarrer in der ev. Kirchengemeinde von 1970 – 1992): Kinderfest im Wenscht – da blitzen Bilder in meinem inneren Auge auf: Eine Abordnung vom Kirchenchor St. Marien sitzt in meinem Arbeitszimmer, kurz nachdem ich als Pfarrer im Wenscht eingeführt worden war. Man kommt mit der Anfrage, ob nicht ein gemeinsames Kinderfest möglich sei; der kath. Kirchenchor bringe Erfahrungen mit Kinderfesten schon mit. — Auf dem Pausenhof der Albert-Schweitzer-Schule flitzen Kinder auf Kettcars über einen Parcours. Die Stadt hatte Straßen auf den Platz malen lassen, und die Straßenverkehrswacht war auch da. — Am Sonntag schleppen kräftige Männer, Frauen und Jugendliche Tische und Stühle aus der Waldschule auf den Pausenplatz und abends wieder zurück. Überhaupt: So viele engagierte Gemeindeglieder bei den Vorbereitungen und dann beim Kinderfest selbst! — Leckere Kuchen sind von eifrigen Hausfrauen gebacken worden, die Tische sind umlagert und manche haben die Qual der Wahl. Würstchen sind für die da, die es lieber herzhaft wollen. Bier dazu gibt es (bewusst gewollt) nicht. — Kinder springen vom Dach der Pausenhalle in das Sprungtuch unter ihnen mit Gottvertrauen und Vertrauen in starke Feuerwehrmänner, und auch Pastor Korfmacher wagt den Sprung! — Ein buntes Bilderbuch in meinem inneren Auge: Herumtollende Kinder, engagierte Jugendliche, schwatzende und genüsslich kauende Eltern und Großeltern. Kinderfeste im Wenscht: Fröhlich gefeierte Ökumene!

Waltraud Harth (Presbyterin von 1972 – 1996): Ich kann mich noch genau an das erste gemeinsame Kinderfest an der Albert-Schweitzer-Schule erinnern, später zog man auf das Gelände der Waldschule um. Ab 1996/1997 gibt es die Reglung: Gottesdienst in St. Marien, Fest am ev. Gemeindezentrum. Dass man das Kinderfest auch nach 45 Jahren noch feiert, daran dachte damals keiner. Es hat viel zum Zusammenhalt der Christen im Wenscht beigetragen. Möge es noch lange stattfinden!

Gottesdienst: Geleitet von Gemeinderef. Constanze Dette-Habscheid, Pfr. Dr. Martin Klein und dem Vorbereitungskreis. Thema: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um? Aufarbeitung anhand der Sgraffiti im kleinen Saal des ev. Gemeindezentrums und durch Schilderungen der ehemaligen Flüchtlinge bzw. Vertriebenen Monika und Wolfram Gaffron, anhand einer Mitmachgeschichte zu 1. Könige 17, 8-18 und durch Lesungen, Gebete und Lieder.

Lena (17 Jahre): Bei dem Fest kommt – getreu dem Motto „Kinder helfen Kindern“ – eine Menge Geld für bedürftige Mädchen und Jungen in Peru, Tansania und in Geisweid zusammen. Außerdem kann jeder sehen: Das kirchliche Leben ist nicht langweilig, sondern attraktiv und schön und interessant!

Ulrich Gödde: 45 Jahre ökumenisches Kinderfest – eine einzige Erfolgsbilanz! Mit Freude und Stolz können unsere beiden Kirchengemeinden im Wenscht auf eine ungewöhnlich lange ökumenische Zusammenarbeit zurückblicken. Kindern und Familien Freude zu bereiten, ob in Geisweid oder in den Partnergemeinden in Afrika oder Lateinamerika, gehört zu den vornehmsten Aufgaben aller Christen.

Lukas (13 Jahre): Ich freue mich jedes Mal auf die Tombola. Leider hatte ich heute viele Nieten und nur zwei Gewinne. Aber es ist ja für einen guten Zweck.

Lina (4 Jahre): Die große, gelbe Rutsche ist am aller, allerbesten! Und die drei Ponys!ökumenischesKinderfest20151

Michael Reuter: Im Arbeitseinsatz bei der Kaffeeausgabe und beim Spüldienst kommt man sehr gut in Kontakt mit den Menschen und erlebt vielfältig ökumenische Begegnung. Es waren wieder viele hundert Besucher da. Schade nur, dass zeitgleich das Sommerfest des Marienheims stattfand. Die Spiel- und Unterhaltungsangebote für die Kinder waren überaus vielfältig. Was mir nicht so gefiel, war die Ausgabe der Tombola-Preise. Hier sollte nach einer besseren Lösung gesucht werden; allerdings fällt mir selbst keine ein!

Hanja (13 Jahre): Für die Kinder ist das hier alles toll cool. Wie immer sind viele Jugendliche und Erwachsene bereit zu helfen. Und das Wetter hätte auch nicht besser sein können!

Programm: Schlidderhannes, Kickerturnier, Bastel- und Maltische, Stand für Linsensuppe und Bratwürstchen, Glücksrad, Puppentheater der Kita Jasminweg, Clown „Balloni“, Ponyreiten, „Dance Club“ der TG Friesen, Polizei und Malteser, Café mit großem Torten- und Kuchenbüfett sowie Waffeln, Imkerverein Geisweid, Schminktische, Rollentutsche, Tombola mit 700 Preisen (Hauptgewinne: Trampolin und Fernseher), Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft, Getränkestand, Präsentation einheimischer Baumarten und Kräuter durch den Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung, Großspiele.

Barbara Röcher: Meine Familie ist seit Anfang an dabei. Meine Eltern gehörten damals zu den Gründern des Festes, mein Mann hat 25 Jahre lang gekocht und sich um das leibliche Wohl der Besucher gekümmert. Ich selbst wirke seit 1979 mit, drei Jahrzehnte lang durfte ich im Leitungsteam mitarbeiten. Mit Michael Neuser habe ich einen guten und engagierten Nachfolger gefunden. Das Wichtigste war und bleibt für mich der ökumenische Gedanke des Festes und das gute Miteinander der Christen in der Wenschtsiedlung.

Michael Neuser: Ich habe durchweg positive Eindrücke vom Fest. Ich finde es zum einen toll, dass es den Kindern immer sehr viel Freude bereitet. Darüber hinaus wird mit dem Erlös viel Gutes bewirkt. Diesmal waren es 3.060 €, die Mädchen und Jungen in Trujillo (Peru) und Bagamoyo (Tansania) zugutekommen; mit dem letzten Drittel unterstützen wir dieses Mal in erster Linie eine Familie mit drei Kindern aus dem Hüttental, die bei einem Wohnungsbrand all ihr Hab und Gut verloren hat. Insgesamt beträgt der Gesamterlös seit 1971 jetzt genau 95.978,92 Euro! Mir hat die erstmalige Mitarbeit im Vorbereitungsteam übrigens viel Spaß gemacht.

Jutta Mühlnikel: Seit 25 Jahren hat das „Ökumenische Kinderfest“ einen festen Platz in meinem Terminkalender. Zunächst kam ich als Besucherin mit meinen Kindern; aber schon nach kurzer Zeit beschloss ich, mich dem Vorbereitungskreis anzuschließen. Diesem Team gehöre ich immer noch an, obwohl inzwischen schon meine Enkelin mit zum Fest geht. Besonders wichtig ist mir dabei, dass wir in jedem Jahr einen stattlichen Betrag erzielen, mit dem wir unsere Projekte unterstützen können. Genauso wichtig ist aber auch, dass die Familien, die das Fest besuchen, einen schönen Tag haben.

Pfr. Dr. Martin Klein: Als ich im August 2007 nach Klafeld kam, war das Ökumenische Kinderfest die erste größere Aktion, an der ich beteiligt war. Inzwischen habe ich neun der 45 Feste miterlebt und staune immer noch: wie reibungslos immer alles abläuft, wie selbstverständlich das evangelisch-katholische Miteinander funktioniert, wie problemlos sich immer wieder neue Mitwirkende finden (oft waren sie schon als Kinder dabei) und wie gut dieses Fest immer noch von Kindern und jungen Familien angenommen wird, obwohl es eher altmodisch daherkommt („jährlich grüßt die Rollenrutsche“) und gar nicht erst versucht, sich zum hippen Mega-Event aufzublasen. Aber wahrscheinlich liegt gerade darin der besondere Charme des Ökumenischen Kinderfestes – möge es ihn nie verlieren!

Pfr. Karl-Hans Köhle: 45 Jahre „Ökumenisches Kinderfest“, da muss ich zunächst an die Leute denken, die dieses Fest durch ihre Tatkraft ermöglichen. DANKE für das große Engagement! Es ist gut, dass wir die Aktion stets mit einem Gottesdienst beginnen, um zu zeigen, wem wir unser Leben verdanken: dem Schöpfer, der uns diese wunderbare Welt anvertraut hat. Das Fest wird dann an der ev. Kirche gefeiert. Der Weg zwischen beiden Kirchen ist die ökumenische Route, die unsere Gemeinden verbindet. Schließlich ein Dankeschön allen Kleinen und Großen, die kommen und mitfeiern und die es unseren Gemeinden möglich machen, unter dem Stichwort „Kinder helfen Kindern“ arme Kinder bei uns, in Peru und Tansania zu unterstützen. Ach ja, die ökumenische Route nehmen wir schon bald wieder auf, wenn es heißt: Wir laden ein zum ökumenischen Martinszug.

Also, bis zum Martinszug! Am 8. November. Dann heißt das Motto wieder „Teilen will gelernt sein!“

Peter-Christian Rose