„Ich habe die richtige Gemeinde erwischt!“

Dann war er auf einmal da, der 26. August, der 13. Sonntag nach Trinitatis, den zumindest eine Person nicht so schnell vergessen wird: unser neuer Vikar Jan Lübking. Denn er hatte seinen ersten Gottesdienst zu halten.

Konzentriert bei der Predigt

Als ich die Talkirche kurz vor 9 Uhr betrat, stand er auf der Kanzel und machte sich mit dem Ort vertraut, von dem er in ungefähr fünfzig Minuten predigen würde. In der Sakristei begrüßten wir uns. Jan Lübking wirkte konzentriert und voller Tatendrang. Aber alles sei schon „mit einer gewissen Aufregung und mit Kribbeln im Bauch verbunden“. Schnell ging er noch einmal den Ablauf der nächsten Stunde und die Abkündigungen durch, dann zog er seinen Talar an und begrüßte die Gottesdienstbesucher, die gerade hereinkamen oder schon in den Bankreihen saßen. Nett und freundlich. Ja, er ist aufgeschlossen und hat keinerlei Berührungsängste!

Dann war es soweit: Nach dem Orgelvorspiel betrat Jan Lübking den Chorraum und begrüßte Alt und Jung mit sehr persönlichen Worten. Die Predigt – unter den Augen und Ohren seines Mentors (Pfr. Dr. Martin Klein) – hatte er über den Brudermord von Kain an Abel zu halten. Kein leichter Text! Aber die Predigt war stimmig aufgebaut. Und er sprach anschaulich und verständlich, lebendig und engagiert, nicht immer aufs Konzept schauend, die Stimme variierend und mit angemessener Gestik und Mimik. Bei allem agierte er mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit; aber seine Freude an der Verkündigung des Evangeliums war deutlich zu spüren. So waren nach dem Gottesdienst auch nur positive Stimmen zu vernehmen. Drei davon lauteten: „Toll! Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte ich etwas

Entspannt beim Kirchkaffee

verpasst!“, „Aus der Predigt kann ich viel mitnehmen“ und „Er hat seine Sache wirklich gut gemacht!“ Wobei die dritte Stimme mehrmals zu hören war. Erleichtert und froh nahm Jan Lübking anschließend am Kirchkaffee teil. Er sprach mit jener und mit diesem und fühlte sich unter den Gemeindegliedern sichtlich wohl.

Seinen Vorbereitungsdienst hatte er bereits am 1. April angetreten. Kurz vorher war er – zusammen mit drei Vikarinnen und 7 weiteren Vikaren – in der Süsterkirche in Bielefeld von Präses Annette Kurschus und Oberkirchenrätin Petra Wallmann begrüßt worden. Nach bestandenem 1. Theologischen Examen erhielten alle ihre Berufungsurkunden. Die praktische Gemeindearbeit begann dann für jede und jeden mit einem dreimonatigen Schulpraktikum im Fach Ev. Religion. Jan Lübking absolvierte es bis zum 13. Juli, also bis zum Beginn der Sommerferien, im Weidenauer Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium in den Klassen 5 und 9 sowie in der Oberstufe. „Ich habe dort viel gelernt und gute und spannende Erfahrungen gemacht, die ich für den Konfi-Unterricht nutzen kann.“ Lobende und anerkennende Worte fand er für seine „überaus kompetente“ Mentorin, für Stefanie Becker-Eckstein, die in früheren Jahren Mitglied in unserem Ausschuss für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen war.

Eigentlicher Dienstbeginn in Klafeld war dann für unseren Vikar der 12. August. „Zunächst übernahm ich einige Geburtstagsbesuche. Dann fand eine von der Landeskirche organisierte Fortbildung für Kindergottesdienst-Mitarbeitende auf einem Segelboot auf niederländischen Gewässern statt.“ Jan Lübking nahm als Begleitperson teil und konnte unsere Helferinnen und Helfer näher kennenlernen. „Nach meinem ersten Gottesdienst“, so fuhr er bei unserem Gespräch am 18. September fort, „ging es dann sogleich für zwei Wochen ins Prediger-Seminar nach Wuppertal. Zu einer ganz praktisch orientierten Ausbildungsphase über Seelsorge.“ Es folgten weitere Geburtstagsbesuche, der Gottesdienst zur Begrüßung der neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden, die Teilnahme an einem Trauergespräch und an der Sitzung des Ausschusses für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die ganztägige Pfarrkonferenz, die Konfifreizeit, die „Aktuelle Stunde“ des Presbyteriums, die Teilnahme an einer Beerdigung durch Pfarrer Klein, die Vorbereitung seines zweiten Gottesdienstes am 23. September, und, und, und.

Ja, der Pfarrkalender unseres Vikars ist gut gefüllt. Und daran wird sich in den beiden nächsten Jahren auch nichts ändern. Da sind zunächst einmal die feststehenden Termine: Die wöchentliche Dienstbesprechung, der weiter gehende Religionsunterricht in der Klasse 9 des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums und das wöchentliche Treffen mit seinem Mentor. Hinzu kommen z.B. Taufen, Trauungen, Beerdigungen, Seelsorgegespräche, weitere Gottesdienste, die Sitzungen des Presbyteriums und der Konfi-Unterricht. Zusätzlich möchte Jan Lübking die Gemeindegruppen und Chöre besuchen, „überall reinschnuppern und möglichst viele Namen lernen“, an Ausschusssitzungen teilnehmen und Gespräche mit den Presbyterinnen und Presbytern führen. Und last but not least: Mit Annika Engelbert, unser neuen Jugendreferentin, will er sich über die Kinder- und Jugendarbeit austauschen und neue Ideen und Vorhaben entwickeln. Es stimmt also, was Jan Lübking bei seiner kurzen Vorstellung im Gemeindebrief für die Monate Mai und Juni geschrieben hat: „Ich möchte Ihr Gemeindeleben kennenlernen und dieses gemeinsam mit Ihnen in all seinen Facetten erleben und mitgestalten.“

An dieser Stelle könnten wir einen Blick auf den Lebenslauf unseres neuen Vikars werfen; wir wollen uns aber auf einige wenige Angaben beschränken. Er ist 28 Jahre jung und in Dankersen geboren. Lübking … und … Dankersen. War da nicht ´was? Klar doch! Nicht wenige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, werden es noch wissen: In der Mannschaft Grün-Weiß Dankersen spielte vor einigen Jahrzehnten der legendäre Herbert Lübking. Er war einer der besten deutschen Handballer. Von 1962 bis 1973 absolvierte er 139 Länderspiele, in denen er 650 Tore warf. Ja, und dieser Herbert Lübking ist der Großonkel von unserem Jan Lübking! Letztgenannter spielte auch Handball. „Aber längst nicht so gut und einige Klassen tiefer. Beim TuSpo Meißen im heutigen Minden.“ Mit Begeisterung engagierte sich der „HSV-Fan“ im sportlichen Bereich auch während seiner Studienzeit, die er in Münster und Wien verbrachte. Ein weiteres interessantes Detail erfuhr ich nach seinem zweiten Gottesdienst von seiner Mutter Silke. Sie berichtete mir, dass er den Berufswunsch „Pfarrer“ schon im Alter von 12 Jahren hatte. „Und das hat er dann, ehrgeizig und motiviert wie er ist, auch stringent durchgezogen!“

Jan Lübking freut sich auf das Vikariat in Klafeld. Er fühlt sich wohl und gut angenommen. „Ich habe die richtige Gemeinde erwischt!“ Ein tolles Kompliment, wie ich meine. Aber auch wir sind froh und dankbar, dass er seinen Dienst bei uns verrichtet! Wir wünschen ihm viel Kraft und Freude, ebenso viel Elan und Erfolg sowie für alle kleineren und größeren Vorhaben Gottes reichen Segen!

Peter-Christian Rose