Gottesdienst zum Tag der Schöpfung:

„Kann denn Mode Sünde sein?“

„Das war ja ein toller Gottesdienst!“ – „Erst wollte ich gar nicht kommen; aber es hat sich gelohnt!“ – „Ein eminent wichtiges Thema!“ – „Es hätten noch viel mehr Leute kommen müssen!“ – „Schöne Lieder und gute Musik!“ – Und: „Der Gottesdienst war interessant, sehr informativ, aufrüttelnd und zum Nachdenken und auf Nachhaltigkeit angelegt!“

Sechs positive Äußerungen, sechs Meinungen zum Schöpfungsgottesdienst am 15. Juli in der Wenschtkirche. Und auch die siebte, die ich mir notiert habe, möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht vorenthalten: „Was haben die sich wieder eine Arbeit gemacht!“ Stimmt! Denn: Unser Ausschuss zur Bewahrung der Schöpfung, unser Jugendgottesdienst-Team, unsere Band und unser Pfarrer Dr. Martin Klein haben gut zusammen gearbeitet und bei den Vorbereitungen weder Zeit noch Mühen gescheut. Das Ergebnis: Alles war bestens aufeinander abgestimmt, die Lieder, die Fragen zum Einstieg, die Lesungen, die vorgetragenen Texte, das Rollenspiel, der Trailer, die hörenswerte Predigt, die Musikstücke der Band, die Gebete und die Fürbitten. Dazu anschließend noch der Tausch bzw. Verkauf von Kleidungsstücken im großen Saal und der gemeinsame „Open-Air-Imbiss“ mit selbst gebackenen Broten und Kuchen, mit Getränken, mit Gemüseplatten, verschiedenen Dipps und anderen leckeren Sachen auf der grünen Wiese. Chapeau! Und noch einmal ein aufrichtiges Dankeschön an alle Mitwirkenden!

Dorines Hermeling und Uli Veltzke bei der Begrüßung

Jetzt zur hoch aktuellen Thematik des Gottesdienstes: Was meinen Sie? Können wir noch mit gutem Gewissen Mode kaufen, die z.B. in Bangladesch hergestellt wurde? Oder ist ein solcher Kauf eine „Sünde“? Das asiatische Land ist ja eigentlich weit weg. Aber manchmal ist es uns ganz nah, sozusagen „hautnah“. Schauen Sie einfach mal auf das Etikett Ihres Pullis oder Ihrer Jeans. Steht dort vielleicht Bangladesch? Viele große Modekonzerne lassen ihre Kleidung dort nähen. Aber unter welchen Bedingungen? Die Textilarbeiterinnen haben keinerlei Rechte, werden ausgebeutet, müssen täglich zwölf bis vierzehn Stunden arbeiten und erhalten trotzdem nur einen Hungerlohn. Die Arbeitsbedingungen sind äußerst schlecht, die Fabriken häufig marode. Erinnern Sie sich noch an den 24. April 2013, als ein Produktionsgebäude in der Nähe der Hauptstadt Dhaka einstürzte, mehr als 1.100 Menschen starben und rund 2.400 schwer verletzt wurden? Alles der Preis für unsere gut gefüllten Kleiderschränke mit oft ganz preiswerten „Schnäppchen“. Ein hoher Preis!

Was kann man dagegen machen? Dieser Frage wurde im Gottesdienst natürlich auch nachgegangen. Eine Möglichkeit ist es, „Fair Trade-Kleidung“ zu kaufen, z.B. bei „Grundstoff“, „Avocado Store“ oder „Armedangels“. Da kosten die Kleidungsstücke ein bisschen mehr, aber dafür kann man sie mit einem guten Gewissen kaufen. Man kann seine Einkäufe auch in „Second-Hand-Shops“ tätigen. Oder an Kleider-Tauschaktionen teilnehmen. Zusätzlich sollten wir Kunden die Firmen unter Druck setzen und nach den Arbeitsbedingungen in der Kleidungsindustrie fragen. Und es steht fest: Diese „Geiz-ist-geil-Mentalität“ kann auf Dauer so nicht weitergehen!

In der hörenswerten Predigt zum Thema wurden fünfzehn Verse aus dem Buch Jesaja ausgelegt. Alle, die den Text noch nicht kennen, sollten ihn auf unserer Homepage nachlesen. Pfarrer Klein, der am Ende des Gottesdienstes noch von seiner Amtskollegin Almuth Schwichow in Deutsch und Suaheli auf seine Tansania-Reise verabschiedet wurde, schloss seine Wortauslegung so: „Auch in Sachen Mode für Gerechtigkeit zu sorgen, das steht uns jedenfalls gut. Denn die neuen Kleider, die Gott uns schenkt, die machen aus uns tatsächlich Leute, die ihm Ehre geben. Und das sollte man dann auch merken. Amen.“

Peter-Christian Rose