Auf ein Wort ….

 

Liebe Leserin, lieber Leser!

„Dieses Jahr schenken
wir uns aber nichts zu Weihnachten!“ – Haben Sie sich das auch schon
mal vorgenommen? Und es dann auch tatsächlich durchgehalten? Ich
könnte das nicht. Schon im September habe ich ein Tablett mit Elchen
entdeckt, über das sich eine Freundin, die ihren Urlaub Jahr für
Jahr in Schweden verbringt, bestimmt freuen wird. Und wenn Sie diesen
Gemeindebrief in Händen halten, dann ist die Kiste, in der ich Geschenke
für Weihnachten und Geburtstage sammele, sicher schon gut gefüllt.
Natürlich kenne ich auch Menschen, die sich nicht so leicht beschenken
lassen: Menschen, die schon alles haben und sich über nichts freuen
können. Aber meistens schenke ich gern – und lasse mich auch gerne
beschenken. Wenn jemand mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt oder
sich eine besondere Überraschung für mich ausgedacht hat, dann kann
ich mich von Herzen darüber freuen. Und das muss gar nichts Materielles
sein. Je älter wir werden, desto entscheidender wird, was wir nicht
kaufen können: Zeit, Vertrauen, Liebe, Freundschaft.

Von einem Geschenk,
das nichts gekostet hat, einen Menschen aber von Herzen froh macht,
handelt eine meiner liebsten Weihnachtsgeschichten: „Das Paket des
lieben Gottes“
von Bertolt Brecht. Am Heiligabend 1908 treffen sich einige traurige
Gestalten in einer Kneipe in Chicago. Den ganzen Abend halten sie
sich an einem Glas Whisky fest, weil sie der Gefühlsduselei um Weihnachten
entgehen wollen. Doch es will einfach keine rechte Stimmung aufkommen.
Schließlich hat einer die Idee, man könne doch so eine Art Bescherung
machen – mit Geschenken, die den anderen mitteilen, was man ihnen
immer schon mal sagen wollte. Dem Wirt schenken die Gäste einen
Kübel mit schmutzigem Schneewasser, damit er den Whisky, den er
ausschenkt, noch bis ins neue Jahr verdünnen kann. Der Kellnerin
überreichen sie unter lautem Gejohle ein altes Taschenmesser, mit
dem sie sich den dick aufgetragenen Puder vom Gesicht kratzen soll.
Und dann sollte der größte Spaß kommen: Etwas abseits saß ein einsamer
Gast, von dem einige im Lokal zumindest wussten, dass er panische
Angst hatte vor allem, was mit der Polizei zusammenhing. Für ihn
rissen sie ein paar Seiten mit Adressen von Polizeiwachen aus einem
alten Adressbuch, wickelten sie in Zeitungspapier und übergaben
ihm das Geschenk.

Der Mann nahm
das Päckchen zögernd entgegen. Während er es auspackte, blieb sein
Blick auf einem der Zeitungsblätter hängen. Er strich es glatt und
las angestrengt einen Artikel auf dem zerknüllten Papier. Dann sah
er erleichtert auf und sagte mit strahlendem Gesicht in die Runde:
„Da steht, dass ich unschuldig bin, dass die ganze Sache längst
aufgeklärt ist. Jedermann in Ohio weiß, dass ich nicht das Geringste
damit zu tun hatte.“ Dann fing er an zu lachen, und die anderen
Gäste lachten mit, und es wurde ein ausgezeichnetes Weihnachtsfest.
„Dabei spielte es natürlich keine Rolle mehr, dass dieses Zeitungsblatt
nicht wir ausgesucht hatten, sondern Gott.“

Mit einer guten
Nachricht hat schon damals alles angefangen, auf den Feldern bei
Bethlehem. „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk
widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher
ist Christus, der Herr!“ An Weihnachten feiern wir, dass Gott sich
uns Menschen schenkt. In seinem Sohn verschenkt er sich und seine
Liebe an uns – ganz umsonst. Aus dieser Gnade leben wir, und darum
bin ich froh, dass Gott nicht zu denen gehört, die sagen: „In diesem
Jahr schenke ich euch aber nichts!“ Lassen Sie, lieber Leserin und
lieber Leser, sich also reich beschenken. Sagen Sie bitte nicht:
„Das wäre doch nicht nötig gewesen.“, sondern lassen Sie sich überraschen
von dem, was Gott für Sie ausgesucht hat, von dem Paket des lieben
Gottes, das auf Sie wartet.

Mit guten Wünschen für eine gesegnete Advents-
und Weihnachtszeit

Ihre Pastorin
Almuth Schwichow

 

Auf ein Wort ….

 

Lebenskrönung?!

Es
ist wieder soweit: Erntezeit. Erntedankzeit. Zeit zu danken für
die Ernte des Jahres. Vorbereitungen werden getroffen. Die alte
Bauersfrau sitzt auf dem Hof. Vor ihr das Gerüst ist aus Eisen geschmiedet.
Aus der Scheune hat sie es hervorgeholt. Hat es abgestaubt und gereinigt.
Die Eichenzweige und die Beeren sind schon geschnitten. Wie jedes
Jahr um diese Zeit. Mit erfahrenen Fingern bindet sie die Erntekrone,
die Dankeskrone. Windet den Draht Runde um Runde. Sie ist die im
Haus, die das kann.
Zweig um Zweig, Frucht um Frucht bindet sie
an das Gestänge aus Eisen. Das schlohweiße Haar erzählt von langem
Leben. Die Falten auf der Stirn wissen von Schönem und Schwerem
zu berichten. Von Tagen bis an den Halskragen mit Sorgen gefüllt.
Von Stunden voller Heiterkeit und Lachen. Um den Mund ein verschmitztes
Lächeln – hat dem Leben schon manches Schnippchen geschlagen. In
den Augen, den Spiegeln der Seele, Blicke voller Dankbarkeit. Und
diesen Dank windet sie nun um das Gerüst. Runde um Runde. In grün
und in rot.

Erntedank. Lebensdank.
Was binde ich in meine Lebenserntekrone?

Was ließ mich
grünen in diesem Jahr? Was half mir zum Leben?
Welche Früchte
trug mein Leben? Wo ist etwas geglückt? War auch faule Frucht dabei?
Misslungenes, Schräges?
Und an welches Gerüst flechte ich meinen
Dank? Was gab mir Halt in diesem Jahr?
Erntedank. Lebensdank.
Lebenskrone. Krone des Lebens. „Sei getreu bis an den Tod, so will
ich dir die Krone des Lebens geben“, so hat mal einer gesagt. (Offb.
Joh. 2,10) Mein Leben gekrönt. Ich ein gekröntes Haupt. Ein sonderbares
Gefühl.
Die alte Bäuerin – wie eine Königin sieht sie nicht aus.
Jedenfalls nicht wie die aus der Illustrierten, mit bonbonfarbenem
Kostüm und passendem Hütchen auf dem Kopf. Und dennoch gilt das
auch ihr: Ich will dir die Krone des Lebens geben.

Dass das Leben
gekrönt wird, hat nichts mit Adel und blauem Blut zu tun. Das kann
man sich auch nicht erarbeiten, so krumm der Rücken auch werden
mag. Auch Schönheit, Jugend und Reichtum vermögen diese Krone nicht
zu gewinnen. Die Krone des Lebens, die kann sich niemand selbst
aufsetzen.
Die Krone des Lebens, diese Königinnenwürde, die gibt
Gott. Die hat er dir schon gegeben. Die Krone, die Würde des Lebens,
die dir keiner nehmen kann, keine Mensch und kein Geschick, kein
Glück und kein Unheil. Grüne Blätter bindet er mit ein und rote
Früchte. Sorgentiefe und Lachenshöhen. Mit seinen Händen, die noch
viel älter sind, als Menschenhände jemals wurden. Voll Erfahrung
und Geschick windet er die Lebenskrone für alle, die ihm vertrauen.
Macht die alte Frau zur Königin. Er ist der, der das kann in dieser
Welt. Und in der anderen auch. Und im Vertrauen: auch für dich und
mich.
Mit Gott können wir auch in diesem Jahr gute Ernte einfahren.

Ihr Frank Boes

 

Auf ein Wort ….

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

am
4. Juli wird in unserer Gemeinde wieder der „Tag der Schöpfung“
begangen. Was dort im Einzelnen geschieht, können Sie weiter hinten
in „Gemeinde jetzt“ nachlesen, aber im Mittelpunkt wird wie immer
der Dank für Gottes gute Schöpfung stehen. Lieder und Chorgesang,
Bibeltexte und Gebete werden diesem Dank Ausdruck gegeben.

Wenn wir uns allerdings
aufmerksam umschauen in unserer Welt, könnten wir auf den Gedanken
kommen, dass dieser schlichte, fröhliche Dank fehl am Platz ist.
Hüllen wir damit nicht nur ein schönes Mäntelchen um den tatsächlichen
Zustand der Schöpfung? Droht der Dank uns nicht die Augen davor
zu verschließen, was wir Menschen der Natur alles antun?

Dem Wasser zum
Beispiel: Bei uns sind Bäche, Flüsse und Seen zwar sauberer geworden.
Aber anderswo auf Erden fließen immer noch die meisten Abwässer
ungeklärt ins Meer – von Erdöl ganz zu schweigen – und ein Großteil
der Menschheit hat kein sauberes Wasser zum Trinken. Was die Menschen
in den Slums von Kalkutta oder Kairo wohl dazu sagen würden, dass
wir mit kostbarem Trinkwasser unsere Klos spülen, während sie für
einen Eimer halbwegs sauberen Wassers Schlange stehen?

Oder der Erde:
Theoretisch könnte sie noch ein paar Milliarden Menschen mehr ernähren.
Aber der Klimawandel, die Profitgier und falsche Bewirtschaftung
machen immer mehr Ackerland zunichte – und das schon wieder hauptsächlich
dort, wo es am meisten gebraucht würde. Bei uns dagegen bekommen
die Bauern Geld dafür, wenn sie Äcker still legen, weil sonst wegen
Überangebot an Lebensmitteln die Preise verfallen. Kann das jemand
einem hungernden Kind in Afrika erklären?

Oder der Luft:
Sicher, der Himmel über der Ruhr ist blau geworden, wie Willi Brandt
es einst verheißen hat, und der Himmel über Geisweid auch. Aber
an die Stelle des sichtbaren Drecks sind jetzt unsichtbare Gefahren
getreten: FCKW, Ozon, CO2, und wie sie alle heißen. Nicht auszudenken,
was passiert, wenn in China oder Indien erst genauso viele Autos
pro Kopf herumfahren wie bei uns!

Oder der Sonne:
Ihr können wir zwar nichts anhaben, aber sie heizt uns immer kräftiger
ein, weil wir Unmengen von Holz und Kohle und Öl und Gas verbrennen,
damit wir mobil sind, damit wir es schön warm haben, damit wir Elektrizität
haben für unsere schöne neue High-Tech-Welt. „Nach uns die Sintflut“
ist immer noch unser Motto, trotz aller Klimakonferenzen. Wir sind
ja auch nicht die, die zuerst untergehen, wenn der Meeresspiegel
steigt. Wir erleben es ja auch nicht mehr, wenn unseren Enkeln die
Rohstoffe ausgehen.

Wenn wir das alles
bedenken, ist es dann nicht zynisch, wenn wir an einem schönen sommerlichen
Sonntag in der Kirche sitzen und Gott für seine Schöpfung danken?
Müssten wir nicht zuerst unseren Lebensstil radikal ändern, bevor
wir ein Recht dazu haben? Ich weiß wohl, dass selbst die Grünen
in diesen Dingen schon mal radikaler waren. Aber glauben wir denn
im Ernst, ein Porsche Cayenne mit Hybridantrieb symbolisiere schon
einen hinreichenden Sinneswandel im Umgang mit der Schöpfung?

Trotzdem glaube
ich, dass es richtig ist, mit dem Dank zu beginnen, wenn es um die
Schöpfung geht. Denn dafür hat Gott uns geschaffen. Wir Menschen
sind dazu da, dass wir stellvertretend für alle Geschöpfe Gott Dank
sagen für seine Welt, die er uns geschenkt hat. Und deshalb bin
ich überzeugt: Wer nicht erst einmal wieder staunen lernt über die
Wunder der Schöpfung, dem wird sie niemals so viel wert sein, dass
er sich für ihre Erhaltung einsetzt. Dankbarkeit ist für mich der
wirksamste Antrieb für verantwortungsbewussten Umgang mit Gottes
Schöpfung. Wenn der „Tag der Schöpfung“, wenn das Projekt „Grüner
Hahn“ dazu etwas beiträgt, dann ist es gut. Und wenn das Danken
uns zum Denken anregt und das Denken zum Umdenken führt und das
Umdenken uns dazu bringt, anders zu handeln, dann ist es besser.
Gottes guter heiliger Geist möge uns dorthin führen und leiten –
und unsere Politiker und Wirtschaftsbosse auch.

Ihr Pastor Klein

 

Auf ein Wort ….

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

jemand hat mich
beleidigt. Mein erster Gedanke: Das kann ich nicht auf mir sitzen
lassen! Das werde ich ihm heimzahlen! Wie du mir, so ich dir. Ich
fühle mich im Recht. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, so steht es doch
in der Bibel. Und bis heute dient dieser Satz als Rechtfertigung
für Racheakte. Ist das tatsächlich Gottes Wille?

Die Bibel berichtet
von hemmungsloser Blutrache in der Urzeit. Für einen Ermordeten
bezahlten viele Unschuldige mit ihrem Leben. Da greift Gott ein
mit einer neuen Rechtsbestimmung: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Wunde
um Wunde, Strieme um Strieme.“ Dem Verlangen, das erlittene Unrecht
noch zu übertrumpfen, wird hier deutlich Einhalt geboten. Man könnte
also lesen: „Nicht mehr als ein Auge für ein Auge, nur ein Zahn
für einen Zahn.“ Damit begrenzt Gott den Schaden, den Menschen sich
in ihrem Bedürfnis nach Rache und Vergeltung zufügen. In späterer
Zeit setzte sich die Einsicht durch, dass der Gottesfürchtige eben
nicht mit gleicher Münze heimzahlen solle. Die Redensart „Wie du
mir, so ich dir.“ geht auf ein biblisches Sprichwort zurück: „Sage
nicht: Wie einer mir tut, so will ich ihm auch tun“ (Sprüche 24,29).
Der, dem Unrecht geschah, wird also aufgefordert, nicht Gleiches
mit Gleichem zu vergelten. Also nicht: Wie du mir, so ich dir. Sondern
genau umgekehrt: Wie du mir, so ich dir nicht.

Und doch lassen
wir uns immer wieder dazu hinreißen. Wenn wir uns ungerecht behandelt
oder benachteiligt fühlen, wenn wir beleidigt oder angegriffen werden,
dann meldet sich in uns diese fiese, unangenehme Stimme, die sagt:
Das kannst du doch nicht auf dir sitzen lassen! Lass dir das bloß
nicht gefallen! Gib jetzt nicht klein bei! Wehr dich! Zeig es ihm!
Zahl es ihr heim!

Der Wunsch nach
Rache ist ein mieses, kleinliches Gefühl, für das wir uns im Grunde
schämen. Viel lieber möchten wir großmütig sein und verzeihen. Umso
erstaunlicher ist es, wie offen die Psalmbeter über Rache, Vergeltung
und Genugtuung reden. Sie scheuen sich nicht, ihren Gegnern die
Pest an den Hals zu wünschen. Sagen aber gleich im nächsten Satz:
„Ich aber will zu Gott rufen, und der Herr wird mir helfen.“ Und
empfehlen: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen
und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen.“ Um dann,
im letzten Vers dieses Psalms (Psalm 55), noch einmal nachzukarten:
„Und du, Gott, wirst sie hinunter stoßen in die tiefe Grube. Die
Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht bis zur Hälfte
bringen. Ich aber hoffe auf dich.“ Das klingt ganz schön gehässig
und ist bestimmt nicht die feine Art. Dennoch finde ich den Rat
des Psalmbeters ganz hilfreich: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn;
der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht
wanken lassen.“

Wirf
dein Anliegen auf den Herrn, nicht nur deine Sorgen und Nöte, sondern
auch die Kränkungen und Verletzungen, die du erlitten hast, die
offenen oder versteckten Anfeindungen und deinen Wunsch, es denen
heimzuzahlen, die dir Unrecht getan haben.

„Wirf dein Anliegen
auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in
Ewigkeit nicht wanken lassen.“ Ich muss mich nicht selbst behaupten,
muss mein Recht nicht in die eigene Hand nehmen, sondern kann es
getrost Gott überlassen und darauf vertrauen, dass er schon für
mich sorgt und mir zu meinem Recht verhilft.

Und das ist allemal
mehr, als ich verdient habe. Denn wenn Gott nach der Devise „Wie
du mir, so ich dir.“ handeln würde, dann wäre es schlecht um mich
bestellt. Wahrscheinlich hätte er dauernd Wichtigeres vor, als sich
um mich zu kümmern, und hätte keine Zeit für mich. Er würde mich
kaum beachten und mich eines Tages vielleicht sogar ganz vergessen.
Wie gut, dass Gott anders ist: barmherzig und gnädig, geduldig und
von großer Güte.

Und darum will
ich mir das zu Herzen nehmen: „Sage nicht: Wie einer mir tut, so
will ich ihm auch tun.“ Sage nicht: Wie du mir, so ich dir. Sondern:
Wie du mir, so ich dir nicht.

Almuth Schwichow

 

Auf ein Wort ….

 

Der ganz normale Wahnsinn

Oder: warum laufe ich eigentlich?

Runter vom Sofa.
Raus aus der Bude. Sportschuhe anziehen und dann: loslaufen. Die
ersten paar hundert Meter traben sich noch ganz locker. Aber dann:
Der Atem wird knapp. Also langsamer. Ein Blick zur Uhr: Was, erst
fünf Minuten?
Seitenstechen.
Schwere Beine. Schweiß auf der Stirn. Warum tue ich mir das eigentlich
an? Aber jetzt nicht gleich aufgeben. Weitermachen. Bis zur nächsten
Kurve. Na also: Geht doch. Jetzt bis zur Straßenecke. Schritt für
Schritt. Na bitte: Immerhin schon eine Viertelstunde. Jetzt läuft
’s sich gar nicht mal so schlecht.
Kurze Pause: ein bisschen
dehnen, lockern, durchatmen. Und jetzt wieder zurück. Bergrunter
läuft es sich wie von alleine. Macht richtig Spaß. Die Muskeln spüren.
Den Kopf freikriegen. Loslaufen. Nicht gleich aufgeben. Ausdauer
entwickeln. Spüren: Das geht, das tut sogar gut. Ein Ziel haben
– und ankommen, verschwitzt, aber glücklich.
Warum ich Ihnen
davon erzähle? Nicht, weil ich Sie zum Laufen, Walken oder Joggen
animieren möchte. Was mir gut tut, muss ja für Sie nicht unbedingt
das Richtige sein. Von meinen Erfahrungen erzähle ich Ihnen, weil
Glauben und Laufen mehr miteinander zu tun haben als es auf den
ersten Blick scheint.
Glauben heißt nicht nur, aber eben auch:
Training, Einübung, gute Ausrüstung. Glauben heißt auch: Ausdauer,
Dranbleiben, Durchhalten. Auf Widerstände, auf Stolpersteine stoßen
– äußerlich oder innerlich. Manchmal müde werden und die Kraft verlieren
und den Sinn nicht sehen und am liebsten stehen bleiben wollen,
weil alles weh tut.
Glauben heißt aber auch: im Weiterlaufen
neue Kraft gewinnen – wie durch ein Wunder. Schritt für Schritt
einen Weg zurücklegen und dabei neue Erfahrungen machen. Den Kopf
und die Seele freibekommen und durchatmen.
Für mich heißt Glauben
vor allem: an ein Ziel kommen, irgendwann, irgendwo. „Lasst uns
laufen mit Geduld“, heißt es im Hebräerbrief (12,1). Was gut ist:
Der Glaubenslauf ist keine Sache für Einzelkämpfer. Vor uns, nach
uns, neben uns, mit uns laufen andere in der „Gemeinschaft der Heiligen“.
Was noch besser ist: Wir laufen auf dem Weg, den ein anderer uns
vorangegangen ist, durch alle Widerstände bis zum Ziel. Darum: „Lasst
uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist und aufsehen
zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, … damit ihr nicht
matt werdet und den Mut nicht sinken lasst“ (Hebr 12,2f).

Manchmal ist Glauben wie Laufen. Nur nicht
ganz so sportlich …

Ihr Frank Boes