Aus der Küche in die Kirche:

Entscheidung noch nicht bereut!

Jörn Ackerstaff. Viele Gemeindeglieder und auch etliche, die unserer Kirchengemeinde nicht angehören, werden ihn inzwischen kennen. Denn schon seit drei Jahren versieht er seinen Dienst als Küster in der Talkirche, im alten Pfarrhaus und im neuen „mittendrin“.

Bielefeld: Nach bestandener Prüfung
Bielefeld: Nach bestandener Prüfung

„Jetzt ist meine Lehrzeit vorbei“, verkündete er mir am 27. November letzten Jahres voller Stolz und zeigte mir die Urkunde, die er vor ein paar Stunden in Bielefeld erhalten hatte: „Jörn Ackerstaff hat die Fortbildung für den Küsterdienst mit dem Kolloquium erfolgreich abgeschlossen.“ Auch von dieser Stelle noch einmal herzliche Glückwünsche! Zur Prüfungskommission gehörten Dezernent Prof. Dr. Dieter Beese und die drei Beisitzer Achim Hertzke (Landeskirchenoberverwaltungsrat), Ulrich Tonnat (Lehrgangsleiter und Vorstandsmitglied der ev. Küstervereinigung Westfalen-Lippe) und Pfarrer Stephan Zeipelt vom Amt für missionarische Dienste. Zusammen mit Jörn Ackerstaff bekamen drei weitere Männer und zehn Frauen das begehrte Zertifikat überreicht.
Die Qualifizierungsmaßnahme in den letzten drei Jahren umfasste mehrere Kurse, z.B. über das „Berufsbild des Küsters“, über „Dienstrecht“, „Gemeindemanagement“ und „Ökologie“. Zusätzlich befasste man sich mit Themen wie „Gottesdienst“, „Gesangbuch“, „Kirchenjahr“, „Landeskirche“ sowie „Ökumene“, „Religionen“ und „Sekten“. Die Verantwortung der Lehrgänge, die von der Landeskirche in Verbindung mit der westfälischen Küstervereinigung durchgeführt werden, liegt übrigens federführend im Amt für missionarische Dienste.
Jetzt ein kurzer Blick zurück ins Jahr 2015: Der 1. März war für Jörn Ackerstaff der erste Arbeitstag hier in unserer Gemeinde. Es war ein Sonntag. Pfarrer Frank Boes stellte den „Neuen“ – zusammen mit seiner Ehefrau Nadine und seiner Tochter Lina – den erwartungsfrohen und bestimmt auch etwas neugierigen Gottesdienstbesuchern vor und wünschte ihnen einen guten Start hier in Klafeld. „Alles war damals aufregend und neu und ungewohnt und spannend. Aber von Anfang an waren alle sehr nett zu uns. Das hat unser Einleben und das gesamte Zurechtfinden sehr erleichtert!“ Denn Familie Ackerstaff kam aus dem „Ländle“, genauer gesagt aus Balingen, und der Ehemann und Vater hatte vorher zudem als Koch über zwanzig Jahre lang in verschiedenen Restaurants und auch einmal in einer Klinikküche gearbeitet. Also: Von der Küche in die Kirche!

"mittendrin": Vorm neuen Terminkalender
„mittendrin“: Vorm neuen Terminkalender

Als ich mich am Vormittag des 22. März mit Jörn Ackerstaff unterhalte, blickt er resümierend auf die letzten drei Jahre zurück. „Wir fühlen uns hier nach wie vor sehr wohl. Das alte Pfarrhaus und unsere ganz oben gelegene Etage haben Charme und ein gewisses Flair.“ Ehefrau Nadine ist inzwischen wieder berufstätig, Tochter Lina geht schon zur Schule. Und Jörn Ackerstaff schwärmt von seinem neuen Beruf. „Er ist sehr interessant, und kein Tag ist wie der andere!“ Und dann erzählt er mir noch einmal von all seinen Aufgaben und Tätigkeiten. Vom Vorbereiten der Gottesdienste und der Amtshandlungen, von der Überwachung, Pflege und Reinigung der Gebäude und Außenanlagen im Tal und an der Wenschtkirche, von der Einweisung und Beaufsichtigung von Handwerkern, von Sicherheitsbestimmungen und Unfall- und Feuerverhütungsvorschriften. Und von den Stresszeiten in der Osterzeit und in den Monaten November und Dezember.
Anschließend berichtet mir Jörn Ackerstaff von Goldenen und Diamantenen Konfirmationen, von den Dienstbesprechungen, von den vielen Telefonaten, die er jeden Tag führen muss, vom sonntäglichen Kirchcafé, von seiner Mithilfe beim Mittagstisch und beim Weihnachtsmarkt, von Sitzungen des Presbyteriums und der Ausschüsse, von Konzerten, den Treffen der verschiedenen Gemeindekreise und von privaten Feiern. „Immer ist der Küster gefragt. Stets müssen die Räumlichkeiten gesäubert werden, stets müssen Stühle und Tische umgestellt oder transportiert werden. Und stets wird noch dies oder das gebraucht.“ Und Jörn Ackerstaff fügt hinzu: „Bei meinem Dienst habe ich bisher viel Schönes, Kurioses, Lustiges und Unvorhergesehenes erlebt. Gott sei Dank nur wenige Unfälle oder unschöne Begebenheiten. Insgesamt würde ich schon ein dünnes Buch schreiben können.“
Das glaube ich ihm gerne. Und ich würde ein solches Buch mit Sicherheit kaufen und auch gerne lesen, wenn es denn einmal geschrieben werden sollte. Ja, im Küsterdienst kommt keine Langeweile auf. Allein durch die Tatsache, dass man durch die ständige Präsenz Ansprechpartner für Besucher, Gäste und Gemeindeglieder ist. Man gibt Auskunft, übermittelt Informationen, beantwortet Fragen und stimmt organisatorische Angelegenheiten ab. „Das alles macht mir sehr großen Spaß, auch die ´Haustürseelsorge´, wenn ich das einmal so nennen darf. Es ist sehr schön, wenn man anderen helfen kann, ob mit Tatkraft oder mit Worten.“
Gegen Ende unserer Unterredung – gerade kam wieder in Anruf und jemand wurde nett und freundlich mit seinem Anliegen an die Damen vom Gemeindebüro verwiesen – erfahre ich von Jörn Ackerstaff, dass er seit 2015 einige Angebote erhalten hat, wieder als Koch tätig zu sein. „In dem Beruf gibt es viele offene Stellen. Aber ich bin nicht darauf eingegangen. Denn ich arbeite hier in der Kirchengemeinde gerne als Küster. Und ich habe meine Entscheidung bisher noch an keinem einzigen Tag bereut!“

Peter-Christian Rose