Grüße aus Bagamoyo

Grüße aus Bagamoyo

In
diesem Sommer war ich zum dritten Mal in Tansania und habe unsere
Partnergemeinde in Bagamoyo besucht. Bagamoyo, heute ein etwas verschlafener
Ort am Indischen Ozean, war einst Zielpunkt großer Handels- und
Sklavenkarawanen und wurde dadurch zu einer der bedeutendsten Hafenstädte
Ostafrikas. Von 1888 bis 1891 war Bagamoyo Hauptstadt der Kolonie
Deutsch-Ostafrika. Bei einem Spaziergang durch Bagamoyo stößt man
unweigerlich auf Spuren aus dieser Zeit, z.B. das Kaiserliche Regierungsgebäude,
einen kleinen Soldatenfriedhof und die alte deutsche Schule, die
erst vor wenigen Jahren mit deutscher Unterstützung renoviert wurde.
Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt verloren der Hafen und die
Stadt ihre Bedeutung. Heute ist Bagamoyo Verwaltungszentrum eines
Landkreises, der etwa so groß ist wie das Saarland. Pädagogische
Institute und eine renommierte Kunsthochschule haben hier ihren
Sitz. Viele Familien leben vom Fischfang oder von der Landwirtschaft.

Etwa 90 % der
Bevölkerung in der Küstenregion sind Moslems. Die lutherische Gemeinde,
mit der wir seit 1992 eine Partnerschaft pflegen, ist mit ihren
ca. 320 Mitgliedern eine kleine, aber ganz rege Gemeinde. Sie betreibt
eine dreiklassige Vorschule, in der vor allem Kinder aus ärmeren
Familien unterrichtet werden. Eine Oberschule für Mädchen ist zur
Zeit im Bau und soll im kommenden Jahr eröffnet werden. Daneben
gibt es ein eher traditionelles Gemeindeleben mit Gottesdiensten,
Sonntagsschule, zwei Chören, Jugend- und Frauengruppen und Bibelgesprächskreisen,
die von den Presbyterinnen und Presbytern in ihrer jeweiligen Nachbarschaft
geleitet werden (samstags um 7 Uhr!). Während meines Aufenthalts
habe ich alle Gemeindegruppen besucht, Andachten gehalten, Grußworte
gesprochen und in zwei Gottesdiensten auch gepredigt. Besonders
bewegend war der erste Gottesdienst
in Bagamoyo, gleich am Tag nach unserer Ankunft. In diesem Gottesdienst
habe ich die Grüße und Geschenke aus Klafeld überbracht, darunter
auch die Abendmahlsdecke aus Setzen. Nachdem ich erzählt hatte,
dass diese Decke aus einer Kirche stammt, die wir aus finanziellen
Gründen schließen mussten, stand die Landrätin, die auch zu unserer
Partnergemeinde gehört, auf und sprach ein langes, inbrünstiges
Gebet für die Gemeinde Klafeld.

Dass Kirchen geschlossen
werden, ist für Tansanier einfach unvorstellbar. Dort entstehen
überall neue Kirchen, z.T. auch in ganz entlegenen Gebieten. Davon
konnte ich mich beim Besuch der sechs Untergemeinden überzeugen.
Diese kleinen Gemeinden, die zwischen 7 und 50 km von Bagamoyo entfernt
und größtenteils nur über unbefestigte Straßen zu erreichen sind,
haben in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um
Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäuser zu errichten. Bevor
sie mit dem Bau beginnen konnten, haben sie ihre Gottesdienste unter
freiem Himmel, in Schulen oder einfachen Unterständen gefeiert.
Drei Untergemeinden, die ich bereits 2002 besucht habe, konnten
mir nun stolz ihre Kirchen zeigen, die sie mithilfe von Spendengeldern
aus Klafeld bauen konnten. Inzwischen sind drei weitere Untergemeinden
hinzugekommen. Zwei von ihnen haben bereits mit dem Kirchenbau begonnen
und sich sehr über die finanzielle Unterstützung aus Klafeld gefreut.

„Asante sana –
vielen Dank“ sagen nicht nur die Untergemeinden, sondern auch Pastor
Abraham Kilindo, das Presbyterium und die Gemeindegruppen aus Bagamoyo
sowie die Mitarbeiterinnen und Kinder des Aids-Waisenhauses, denen
ich den Erlös des ökumenischen Kinderfestes überreichen konnte.
Und auch ich bedanke mich ganz herzlich für Ihr reges Interesse
an unserer Partnergemeinde und für alle Gedanken und Gebete, mit
denen Sie mich auf dieser Reise begleitet haben.

Almuth Schwichow