Weltgebetstag 2009: Rückblick

Viele sind wir, doch eins
in Christus

Als bei uns in
Deutschland am 6. März mit den Weltgebetstagsgottesdiensten begonnen
wurde, war in Papua-Neuguinea schon alles vorbei. Die große Insel
und die rund 600 kleineren, die den Staat ausmachen, liegen für
uns „am anderen Ende der Welt“, nördlich von Australien,  neun
Stunden uns voraus. „Kommt mit uns in das Land der Überraschungen“,
luden die Verfasserinnen ein: Dicht am Äquator gelegen, hat das
Land keine Jahreszeiten, ist meist tropisch heiß und dennoch liegt
Schnee auf den hohen Gebirgen, besonders auf dem Mount Wilhelm (4509
m).

Der Name stammt
aus der Zeit, als Nordneuguinea bis 1914 deutsche Kolonie war und
dort Kaffeeplantagen angelegt und Kokospalmen gepflanzt wurden.
Überraschend ist auch, dass man erst vor rund 30 Jahren beim Überfliegen
des zerklüfteten Hochlandes menschliche Besiedelung im Regenwald
entdeckt hat. Als inzwischen Parlamentarische Monarchie – Königin
ist Elizabeth II. von England – macht Papua-Neuguinea eine rasante
Entwicklung ins 21.Jh. durch. Vom Grabstock zum Handy, von der Subsistenzwirtschaft
im Urwalddorf in den knappen Arbeitsmarkt der modernen Hauptstadt
Port Moresby, vom Geister- und Zauberglauben in eine globale Welt
mit ihrer Fülle verschiedener „Glaubenswahrheiten“.

Die christlichen
Kirchen (60 – 96% der ca. 6,3 Mio. EinwohnerInnen verstehen sich
als ChristInnen) stehen vor großen Herausforderungen. In der Vielfalt
menschlicher Möglichkeiten suchen sie einen Weg zum einigenden Glauben
an Christus, wollen ermutigen, alle Begabungen und Fähigkeiten einzusetzen
zum Wohl der Menschen und zum Aufbau der Gemeinden.

Die meisten Einwohner
leben in ländlichen Regionen und überwiegend von dem, was Frauen
in ihren Gärten anbauen, wie Süßkartoffeln und Gemüse. Überschüsse
und speziell Angebautes, wie Kaffeebohnen werden verkauft. um Geld
für den täglichen Bedarf, für Schulgebühren, medizinische Versorgung
oder Transport zu erwirtschaften. Hungern muss in Papua-Neuguinea,
diesem fruchtbaren Land mit tropischem Klima, niemand. Aber reich
sind auch nur Wenige. Derzeit lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung
unterhalb der Armutsgrenze. Nur etwa die Hälfte der Frauen und zwei
Drittel der Männer können lesen und schreiben. Aber mehrsprachig
sind in Papua-Neuguinea alle, denn in diesem Land werden außer der
Amtssprache Englisch und „Tok Pisin“, dem Pidgin Englisch über 800
verschiedene Sprachen von ebenso vielen Ethnien gesprochen – ein
Viertel aller in der Welt gesprochenen Sprachen! Wie wichtig angesichts
dieser Vielfalt die eigenen „Wantoks“ (one talk = engl. Begriff
für „eine Sprache“) sind, also die Angehörigen der gleichen Sprachgruppe,
ist nachvollziehbar. Wer die gleiche Sprache spricht, hilft einander
selbstverständlich – ein wichtiges soziales Netz in einem Land ohne
Krankenversicherung und ohne staatliche Sozialleistungen.

Viele sind wir,
doch eins in Christus. Fast beschwörend können die Weltgebetstagsfrauen
das Motto ihres Gottesdienstes sagen und beten. Ihr Land braucht
in seiner Vielfalt den einigenden Glauben an Christus. Darum wählten
sie aus dem Römerbrief den Text von dem einen Leib der Gemeinde,
in dem alle untrennbar zueinander gehören, weil Gott es so will.
Und doch bleibt der Friede untereinander ein immer gefährdetes,
zerbrechliches Gut. Mit Mut, Phantasie und Zähigkeit versuchen Frauen
in Papua-Neuguinea, für Frieden zu arbeiten. In ihren Familien,
zwischen Clans und Stämmen und bis in die Politik hinein. Mit Erfolg
retten sie Leben. Wie damals in Ägypten drei Frauen miteinander
den kleinen Mose aus dem Nil erretten. Mit dieser Geschichte feierten
sie mit uns und aller Welt Gottesdienst.

Viele sind wir,
doch eins in Christus: auf vielfältige Weise:  in unserer Gott
geschenkten Vielfalt und Einzigartigkeit, aber auch in Spannungen
und Spaltungen unter uns, die es im Glauben zu überwinden gilt.
Gott hat uns alle – Frauen und Männer – mit Gaben und Fähigkeiten
ausgestattet, die wir zum Wohle der Gemeinschaft einsetzen sollen
und zwar über Grenzen und Begrenzungen hinweg, damit wir „das Böse
durch das Gute überwinden“. Wir sind aufgerufen, wie ein großer
weltumspannender „Wantok“ alle unsere Güter gerecht miteinander
zu teilen.

Es ist jedes Jahr
wieder ein ganz besonderes Gefühl am Weltgebetstagsgottesdienst
teilzunehmen und zu  wissen, dass am gleichen Tag weltweit
in über 170 Ländern der Erde mit einer gemeinsamen Liturgie dieser
Gottesdienst gefeiert wird.

Auch unser Vorbereitungsteam
in Klafeld hat in diesem Jahr wieder viel über ein uns bisher eher
unbekanntes Land erfahren und wir hatten viel Freude bei den Vorbereitungen
im Team mit Pfrn. Schwichow. Unser Gottesdienst ist sicherlich auch
deshalb so gut gelungen, weil sich jede Frau mit ihren ganz persönlichen
Gaben und Fähigkeiten bereitwillig eingebracht hat, sei es beim
Singen, beim Schmücken der Kirche, bei den vielen Dingen, die durchdacht,
besprochen und besorgt werden müssen oder beim Zubereiten der Speisen
aus Papua-Neuguinea, die es im Anschluss an den Gottesdienst bei
einer Tasse Tee oder einer Tasse Kaffee aus Papua-Neuguinea in gemütlicher
Runde zu probieren gab.

Im Vorfeld des
Weltgebetstages informierte uns Pfrn. Schwichow auch über Geschichte,
Wirtschaft, Politik, Religion und die spezielle Situation von Frauen
aus Papua-Neuguinea, damit wir die Hintergründe des Gottesdienstes
verstehen und "informiert" beten können.

Dass zum Beten
auch das Handeln gehört, zeigen sowohl die große Spende, die in
jedem Jahr zur Unterstützung von Frauenprojekten in aller Welt gesammelt
wird, als auch die Aktionen, die im Nachhinein auf den Weg gebracht
werden.

Ein Beispiel von
vielen:
Nach dem Weltgebetstag aus Thailand entwickelte sich
1980 aus einer Unterschriftenaktion gegen Sextourismus eine Ökumenische
Asiengruppe in Frankfurt am Main, aus der eine Beratungsstelle für
Migrantinnen hervorging, heute FIM.
Vielleicht haben Sie ja im
nächsten Jahr auch Zeit und Lust sich unserem Vorbereitungsteam
anzuschließen und dabei zu sein, wenn wir den Weltgebetstag 2010
aus Kamerun vorbereiten. Wir freuen uns auf Sie!

Ute Kwarteng-Acheampong