Burkina Faso
Überleben im Klimawandel
Bauernfamilien kämpfen gegen
die zunehmende Trockenheit. Sie setzen auf nachhaltige Landwirtschaft.
Die Kinder sterben
leise. Viele sind mangelernährt und deshalb anfällig für Infektionen.
Vom Trinkwasser aus verschmutzten Tümpeln bekommen sie Durchfall.
Schließlich sind manche so dehydriert und erschöpft, dass sie in
den Tod dämmern. In Burkina Faso stirbt jedes fünfte Kind vor seinem
fünften Geburtstag.
Augustine
soll es einmal besser haben, hofft Martine Ouedraogo.
Vor allem soll sie gesund aufwachsen.
Foto:
Christoph Püschner
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Doch Augustine
soll leben. Ihre Mutter Martine Ouedraogo sitzt vor der Gesundheitsstation
des Dorfes Soaw im Staub und birgt die Einjährige auf ihrem Schoß.
Mit ihr warten viele Dutzend Mütter mit ihren Säuglingen auf Betreuung.
„Ihr dürft nur das Wasser aus den Brunnen trinken!“, ruft ihnen
eine junge Krankenschwester zu. „Aber das Wasser aus dem See schmeckt
besser!“, erwidert eine Mutter. „Vom Seewasser bekommt ihr Durchfall“,
sagt die Krankenschwester. „Und damit eure Kinder gesund bleiben,
müsst ihr vor dem Stillen eure Brüste mit Brunnenwasser waschen.“
Martine Ouedraogo
hört aufmerksam zu. 28 Jahre ist sie alt und Mutter von drei Kindern:
Augustine, die vierjährige Carine und die siebenjährige Rosine.
Sie sollen es einmal besser haben als ihre Mutter; die nie lesen
und schreiben gelernt hat, vor allem sollen sie gesund aufwachsen.
Deshalb ist Martine gekommen: Bevor Augustine gewogen und geimpft
wird, lernt sie alles, was eine Mutter über Hygiene wissen muss.
Die Krankenschwester,
die sie unter-richtet, arbeitet beim Office de Développement des
Eglises Evangéliques (ODE), an dem sich zehn protestantische Kirchen
beteiligen. Das kirchli-che Entwicklungsbüro kümmert sich nicht
nur um die Gesundheitsvorsorge. Die allgemeine Klimaveränderung
zwingt die von der Aktion „Brot für die Welt“ finanzierten ODE-Programme,
sich auf die Ernährungssicherung zu konzentrieren: Am Südrand
der Sahelzone deutet alles darauf hin, dass sich die Trockenheit
dauerhaft ausdehnen wird. 90 Prozent der Menschen leben allein von
dem, was sie ernten. „Manchmal haben wir nicht genug zu essen“,
sagt Martine.
Vieles hat sich
bereits zum Guten gewendet. Ihr Mann Justin, den die ODE ausgebildet
hat, berät andere Bauern in nachhaltiger Landwirt-schaft. Gemeinsam
kämpfen sie gegen die Erosion ihrer Äcker und für die Steigerung
ihrer Ernten. Sie bauen Steinwälle gegen den Wind, der den Mutterboden
abträgt, legen Komposthaufen und Dunggruben an. Offenbar mit Erfolg:
„Das Gemüse auf unseren Felder gedeiht besser“, sagt Martine. Einige
Bauern haben ihre Erträge bereits so weit gesteigert, dass sie Teile
ihrer Ernte verkaufen und Geld zurücklegen konnten. Martine schmiedet
bescheidene Zukunftspläne: „Ich hoffe, durch bessere Erträge in
Zukunft genug Geld für meine Familie zu haben, um Schulgebühren,
Kleidung und Medizin bezahlen zu können.“
Text: Bernd Hauser
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