15 Jahre Partnerschaft Klafeld-Bagamoyo

15 Jahre Partnerschaft Klafeld-Bagamoyo

Jubiläumsgottesdienst am Pfingstsonntag
2007 in der Talkirche

Vor nunmehr 15
Jahren, am 28. Juni 1992, wurde unsere Partnerschaft mit Bagamoyo/Tansania
gegründet. Hierzu besuchte uns seinerzeit Pfr. Palahu aus Bagamoyo
und erzählte uns folgendes:

„In
Bagamoyo leben heute ca. 5000 Menschen. Die Stadt hat
eine bewegte Geschichte hinter sich. Als Stadt am indischen
Ozean unter jahrhundertelangem arabischen Einfluss wurde
sie die Endstation der ungezählten Sklavenkarawanen,
die aus dem Inneren Afrikas zur Verschiffung an die
Küste getrieben wurden. Seit 1884 war Bagamoyo Sitz
der ersten deutschen Kolonialverwaltung in Afrika. Die
Mehrzahl der Einwohner sind nach wie vor Muslime. In
den letzten 100 Jahren sind allerdings auch eine Reihe
von christlichen Gemeinden entstanden.


Pfr.
Schäfer, Pfr. Hölzer, Pfr. Palahu,
Superindendent
Hiza und Pfr. Paehl beim Verlesen
der Partnerschaftsvereinbarung
in der Wenschtkirche 1992 am Gemeindetag für Weltmission

Unsere Gemeinde
ist noch jung. Sie besteht seit 1957. Zur Zeit haben wir ca. 240
erwachsene Gemeindeglieder und unsere Gemeinde wächst weiter. In
1985 lebten 60 lutherische Christen in Bagamoyo, in ein paar Jahren
so hoffen wir, werden wir 400 Gemeindeglieder sein. Unsere kleine
Kirche platzt aus allen Nähten. Sie fasst nur 30 % der Gottesdienstbesucher.
Deshalb bauen wir z. Zt. ein neues Gemeindehaus. Eine ständige Sorge
für uns ist, dass 75 % unserer Gemeindemitglieder ohne regelmäßiges
Einkommen leben müssen. Der 28. Juni 1992 ist für uns Christen in
Bagamoyo ein historischer Tag. Wir haben lange auf diese Partnerschaft
gewartet und sehen ihr nun mit sehr viel Spannung und Hoffnung entgegen.
Hoffentlich können wir bald einige Klafelder in Bagamoyo begrüßen.“

Inzwischen gab
es viele Besuche hin und her und es wurden auch persönliche Freundschaften
geknüpft.

Am Pfingstsonntag,
dem 27. Mai 2007 durften wir unseren Jubiläumsgottesdienst zum 15jährigen
Bestehen der Partnerschaft mit Bagamoyo in der Talkirche feiern.

Zwei Tage zuvor
waren die 7 Frauen der Frauendelegation aus Tansania angereist.
In Klafeld freuen wir uns über den Besuch von Frau Rosemary Mwakatobe.
Sie ist Lehrerin in Bagamoyo.
Am Samstag half sie uns, die Kirche
für den Festgottesdienst zu dekorieren und war, als sie die Kirche
mit Magdalena Kröber betrat, bei der sie zur Zeit zu Gast ist, zunächst
tief beeindruckt von unserer Talkirche, während wir tief beeindruckt
waren von ihr, denn die kleine Frau trug leichtfüßig einen riesengroßen
Wäschekorb voller Stoffe, Holzfiguren und Dekomaterial auf dem Kopf
herein.

Am Sonntag war
es dann soweit.
Nachdem wir zur Freude von Frau Mwakatobe, die
laut mitsang, eine Strophe unseres ersten Liedes auf Kisuaheli
gesungen hatten, erinnerte Pfarrerin Almuth Schwichow an die Entstehung
der Partnerschaft und gab einen kurzen Rückblick auf die vergangenen
15 Jahre.

Anschließend
ging es in einem Anspiel auf „Sejerlänner Platt“ um
die typischen Fragen, die wir hier so im Kopf haben,
wie z.B.: „Gob et da in Tansania och Duffeln?“ oder
„Wo häste da geschloofe, etwa ob dr Ähr orrer in ner
Hängemadde?“. Die Antworten von Paul Heinrich Groos,
der in dem Anspiel den aus Tansania zurückgekehrten
Besucher spielte, überraschten zum Teil, denn so, wie
man sich das hier manchmal vorstellt, ist es dann doch
nicht.

„Et is zwar annerschd
, aber och scheer und die Li sin schwer nett. Die ha sogar dofor
gebääd dat se good akomme, bevor se Auto gefahrn sin. Do konn mir
os noch en Schieb fa abschniere!“ Und so soll es ja schließlich
auch sein. Ein Geben und Nehmen. Wir sind nicht nur die Gebenden,
wir können auch von unseren Freunden in Tansania manches lernen.

Im Anschluss an
das Anspiel sprach Frau Mwakatobe ein Grußwort. Sie überbrachte
uns Grüße von allen Gemeindemitgliedern, aber vor allem von den
Frauen der Gemeinde, denn der Besuch steht ja unter dem Motto: „Starke
Frauen – Frauen stärken!“

Frau
Mwakatobe überreichte uns einen Batikstoff auf dem ein
Kreuz zu sehen ist und über dem Kreuz steht in der Form
eines Daches: Klafeld-Bagamoyo. Unter dem Kreuz steht:
„Let brotherly love continue“ Hebräer 13,1 (Bleibt fest
in der brüderlichen Liebe), ferner überreichte sie zwei
Ebenholzdosen und für das leibliche Wohl gab es Kaffee
und Tee aus Tansania.

Frau Mwakatobe
war auch sehr beeindruckt von dem Gesang unseres Kirchenchores.
Sie fragte mich, ob wir diesen Chor extra engagiert hätten (gegen
Bezahlung!). Als ich ihr sagte, dass die Sänger und Sängerinnen
alle Mitglieder unserer Kirchengemeinde sind, war sie sehr überrascht.
Ich musste schmunzeln, denn ich hatte das Gefühl, dass hier wahrscheinlich
ein Vorurteil von tansanischer Seite bestand und zwar derart, dass
wir, bis auf einige Ausnahmen, nicht als besonders musikalisch gelten,
weil wir uns z.B. beim Kollektengang ja auch nicht wirklich rhythmisch
bewegen, wie das in Tansania der Fall ist???

In der Predigt
von Pfarrerin Schwichow kam auch noch einmal zum Ausdruck, dass
wir hier in Deutschland, in einem der reichsten Länder der Erde,
anders leben und denken, als die Menschen in Tansania, in einem
der ärmsten Länder der Erde. Frau Schwichow ließ Makonde-Schnitzereien
– Lebensbäume (auf Kisuaheli: ujamaa = Gemeinschaft) durch die Reihen
reichen, in denen ineinander verschlungene sich gegenseitig haltende
und stützende Menschen sich zu einem Turm aufbauen. Sie stehen für
Gemeinschaft, besonders in Familie, Sippe oder Volk. „Wenn auch
nur einer loslässt, brechen alle zusammen.“ Dieser Gedanke gefällt
uns Europäern ja gar nicht. Auf andere angewiesen zu sein, sich
von anderen stützen oder helfen lassen und für andere verantwortlich
zu sein und nicht, wie es ja für uns bequemer ist, nur an sich selbst
denken und alles selbst schaffen, um auch niemanden dankbar sein
zu müssen! Ganz anders denken die Menschen in Tansania: Füreinander
da sein, einander Halt geben und stützen, dankbar sein und Verpflichtung
übernehmen. Das ist in Tansania Alltag und selbstverständlich. So
heißt es auch in der Präambel der Partnerschaftsvereinbarung: „Als
Glieder des Leibes Christi sind Christen Partner, die voneinander
abhängig, aufeinander angewiesen und füreinander verantwortlich
sind.“ Diese Vereinbarung wurde vor 15 Jahren am 28. Juni in der
Wenschtkirche von Pfr. Schäfer, Pfr. Hölzer, Pfr. Palahu, Superintendent
Hiza und Pfr. Paehl verlesen und von der Gemeinde mit „Amen
so soll es sein!“ bestätigt.

Wir sind Gott
dankbar für diese Partnerschaft, für die Möglichkeit sich gegenseitig
zu besuchen und kennen zu lernen, für die fröhlichen Gottesdienste
und die Lebensfreude und das Gottvertrauen unserer tansanischen
Freunde und für neue Sichtweisen und Maßstäbe, die wir im Gespräch
mit ihnen gewinnen.

Partnerschaft
ist eine wunderschöne Gabe, von der auch weiterhin viel Gutes zu
erwarten ist. Allerdings: Wie alle guten Gaben Gottes ist Partnerschaft
zugleich immer auch eine Aufgabe. Sie bringt auch Mühen und Arbeit
mit sich.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“.
Das ist gar nicht so leicht, aber wir haben es seit 15 Jahren erfolgreich
geschafft, obwohl wir völlig unterschiedliche Sprachen sprechen
und in grundverschiedenen Kulturen leben. Mit ihren Liedern, ihrer
spontanen Freude und ihrem tief verwurzelten Glauben rühren unsere
tansanischen Freunde unsere Herzen immer wieder an.
Vielleicht
haben Sie Freude daran, die wunderschöne Gabe und Aufgabe unserer
Partnerschaft mit zu genießen und mit zu gestalten. Darüber würden
wir uns von Herzen freuen. Wenden Sie sich hierzu gern an mich oder
einen unserer Presbyter(innen) oder auch an Pfarrerin Schwichow
oder Pfarrer Schäfer.

Lassen Sie mich
meinen langen Bericht nun schließen mit Worten des Fürbittengebetes
aus dem Jubiläumsgottesdienst:
„…Wir bitten dich: Stärke unseren
Zusammenhalt, dass wir einander achten, auch wenn wir verschieden
sind und versuchen, uns mit unseren Einsichten und Erfahrungen gegenseitig
zu dienen. Lass die Partnerschaft wachsen und gefestigt werden.
Stärke unsere Gemeinschaft im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung,
um die Welt so zu gestalten, dass sie für alle lebenswert ist. Begleite
uns alle mit deinem Segen, damit wir füreinander und für unsere
Gemeinden zum Segen werden und auch für uns bitten wir um deinen
guten Geist, damit unsere Welt friedlicher, unsere Gesellschaft
menschlicher und unser Miteinander freundlicher wird. Wir bitten
dich Herr, gib uns deinen Frieden!“

Ute
Kwarteng-Acheampong