Rückblick: Gemeindeversammlungen

 

Gemeindeversammlungen

Am 5. März fand in der Kirche Setzen für die
Bezirke Setzen und Tal und am 6. März in der Kirche Birlenbach für
die Bezirke Birlenbach und Wenscht / Sohlbach-Buchen jeweils eine
Gemeindeversammlung statt. Zwei Termine wurden gewählt, um auf die
Probleme und Sorgen der einzelnen Bezirke besser eingehen zu können
und möglichst vielen Gemeindegliedern die Gelegenheit zu geben,
an den Versammlungen teilnehmen zu können.

Die Vorsitzende des Presbyteriums Pfrn. Almuth
Schwichow eröffnete die Versammlungen und stellte die Mitglieder
der Koordinationsgruppe vor, die anschließend über den Verlauf der
Neustrukturierung referierten.

Kirchmeister Hartmut Heinbach berichtete zuerst
über den bisherigen zeitlichen Ablauf der bisherigen  Maßnahmen
zur Umstrukturierung der Kirchengemeinde, sowie über den geplanten
Umzug des Gemeindebüros und den Umbau des Pfarrhauses  II und
erklärte die bisherige Ermittlung für den Raumbedarf der Gruppen
und Kreise.

Gemeindepädagoge Wolfgang Hofheinz beleuchtete
danach den neuen Ansatz zur Arbeit mit Kinder und Jugendlichen unter
der Präabel:
„Kinder sind das Salz in der Suppe der Gemeinde!“
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Ausdruck gemeinsamen
Lernens und Glaubens. Sie geschieht in Rückbindung an die befreiende
Botschaft des Evangeliums. Sie ist ein offenes und verlässliches
Angebot zum gemeinsamen Hören auf das Evangelium, zum partnerschaftlichen
Mitleben und Mitwirken in der Gemeinde.

Er erläuterte anschaulich unsere Ziele, was
dafür notwendig ist, was sich in der Zwischenzeit bereits getan
und auch schon verändert hat und zeichnete Perspektiven für die
nahe Zukunft auf.

Pfrn. Almuth Schwichow berichtete von der
bisherigen Arbeit der Gottesdienstgruppe, die sich in der Überlegung-
und Planungsphase zu neuen Gottesdienststrukturen in der Gemeinde
befindet.

Anschließend erläuterte Hartmut Heinbach noch
einmal die Eckpunkte des Haushaltes 2007, wie es ohne Haushaltssicherungskonzept
ausgesehen hätte. Ein Defizit von 250.000 € wäre die Folge gewesen.
Sie können sich schell ausrechnen, dass es 4 Jahre dauert, bis die
Millionengrenze überschritten wird. Hätte das Presbyterium nicht
mit dem zwingend erforderlichen Haushaltssicherungskonzept reagiert,
lägen sicherlich in Jahresfrist die Geschicke der Gemeinde in anderen
Händen.
Die Einsparungen durch das neue Gemeindekonzept
sieht wie folgt aus:

Bewirtschaftungskosten Gemeindehäuser  60.500
Bauunterhaltung Gemeindehäuser   86.500
Personalkosten „Küsterdienst“  70.200
Personalkosten „Organisten“  19.600
Darlehen  22.600
Tageseinrichtungen für Kinder   75.900
Verwaltung KKA (1,8%)    6.600 €
Sonstiges  28.500
Summe Einsparungen  370.400
Verlust Mieteinnahmen  63.000
Verlust Kirchensteuereinnahmen  81.800
Einsparungen effektiv 225.600

Selbst mit  funktionierender Haushaltsicherung
wird also das Defizit im Haushalt 2010 noch rechnerische 24.400
€ betragen, so das noch weitere Einsparmöglichkeiten bzw. erhebliche
Verbesserungen auf der Einnahmenseite gefunden werden müssen, da
in den nächsten Jahren mit einem weiterem Wegbrechen von Kirchensteuerzuwendungen
zu rechnen ist.

Zum Thema „Abwicklung Gebäude“ führte der
Kirchmeister folgendes aus:

  • es erfolgt keine Verwertung der Gebäude
    um jeden Preis
  • ein Verkauf an Muslime ist grundsätzlich
    nicht möglich
  • die erste Priorität gilt kirchennahen
    Interessenten, zur Zeit werden intensive Gespräche mit einem
    Anbieter für betreutes und altengerechtes Wohnen geführt
  • das Presbyterium wird selbstverständlich
    zeitnah informieren und deshalb sollten Sie sich nicht an Gerüchten
    beteiligen, sondern das Gespräch mit Mitgliedern des Presbyteriums
    suchen

Traurig und erbost reagierten viele der ca.
150 Gemeindeglieder bei der Versammlung in der Setzer Kirche. Der
Presbyteriumsbeschluss wurde hinterfragt: „Verbauen wir uns nicht
die Zukunft?“, „Warum ein solcher Kahlschlag in der Gemeinde?“,
„Setzer Bürger und Kinder werden nicht ins Tal zum Gottesdienst
gehen!“, Die Setzer Kirche soll erhalten bleiben, sonst ist Setzen
für die Kirchengemeinde verloren.“, „Warum kann kein Förderverein
die Setzer Kirche übernehmen und ihr (die Kirchengemeinde) sorgt
für regelmäßigen Gottesdienst?“, „Warum können die vielen Spenden
für die Talkirchenorgel nicht zur Sanierung des Haushaltes eingesetzt
werden“, „Die Setzer Kirche ist nahezu in Eigenleistung entstanden
und unterhalten worden. Warum tut ihr das uns an ??“ und „Die Kirche
muss vor Ort auf die Kinder zu gehen, warum gebt ihr das auf?“ Diesen
und vielen weiteren Fragen musste sich die Koordinierungsgruppe
stellen. Deutlich im Vordergrund stand der „Vor-Ort-Wunsch“ und
die damit verbundenen Fragen nach einem Förderverein. Kirchmeister
Heinbach, der zusammen mit Almuth Schwichow im Vorfeld der Gemeindeversammlungen
Gespräche mit den Initiatoren eines Fördervereins geführt hatte
und sich dabei ausdrücklich für das Engagement bedankte (was leider
bei der Versammlung unterging), erläuterte, dass das Gesamtkonzept
keine Ausnahmen zulasse. Zwar sei der „Vor-Ort-Wunsch“ verständlich,
aber das Konzept ziele deutlich in Richtung einer Gesamtgemeinde
und zur Konzentration der Kräfte. Zum Thema „Orgelspenden“ sagte
er: „Spenden für der die Talkirchenorgel sind sachbezogene Spenden
und dürfen und können daher keinem anderen Zweck zugeführt werden.“

Ein Gemeindeglied aus dem Tal war entsetzt
über die Aggressivität, die hier in Setzen zu spüren war: „Uns wird
doch allen etwas genommen!“

Superintendentin Annette Kurschus, die sich
die Zeit genommen hatte, um auch bei der Gemeindeversammlung dabei
sein zu können, erklärte: „In der Ev. Kirche stehen uns große Veränderungen
bevor. Wir müssen alle lernen, uns von Liebgewordenem zu trennen.
Kirche hängt nicht an Gebäuden, sondern an Menschen.“ Zu dem Vorwurf:
„Warum stellt ihr uns vor vollendete Tatsachen?“ sagte sie: „Die
Gemeinde ist durch vorhergehende Versammlungen und Veröffentlichungen
informiert worden. Das Presbyterium, das sind Ihre Mandatsträger,
plant und beschließt und musste aus finanzieller Not mit Hilfe einer
Haushaltssicherung eine Tugend entwickeln und hat dies mit einem
neuen Gemeindekonzept getan, das im Kreissynodalvorstand sehr kritisch
geprüft und für gut und tragfähig befunden wurde. Der KSV dankt
dem Presbyterium ausdrücklich für die konstruktive Arbeit, die sicher
mit viel Bauchschmerzen verbunden ist. Es wäre schlecht, dieses
Konzept zu unterlaufen, da dies auch ein inhaltlich sehr durchdachtes
Konzept ist.“
(Bem.: der Redaktion: Auch das Landeskirchenamt
hat mittlerweile ein großes Lob für das mutige und sicher nicht
einfache Konzept nach Klafeld gesandt.)

Annette Kurschuss weiter: „ Wir haben eine
Chance, da Sie etwas von der Kirche wollen, sonst wären Sie heute
nicht hier. Ich fände es toll, wenn wir gemeinsam Neues schaffen
können.“
Da klangen die Worte eines einzelnen Setzer Gemeindeglieds
schon etwas versöhnlicher. Er sagte: „Wir sind sehr traurig, aber
wir wollen uns gemeinsam unter Gottes Wort stellen.“

Am nächsten Tag in der Kirche in Birlenbach,
gekommen waren etwa 90 bis 100 Gemeindeglieder, war ebenso große
Betroffenheit in den vielen Wortbeiträgen zu spüren. Von vollendeten
Tatsachen, schlechter Information, Gründung einer Interessengemeinschaft,
Ursachenforschung und großer Trauer war zu hören.

Pfr. Burkhard Schäfer dazu: „Ich verstehe
die schmerzlichen Prozesse, aber wir dürfen nicht nur die Emotionen
sprechen lassen. Die Fakten liegen auf dem Tisch und wenn wir nicht
gehandelt hätten, bestimmen andere über uns“.

„Wir fühlen uns in Sohlbach-Buchen sehr verloren“
so formulierte ein Gemeindeglied die Situation in Sohlbach-Buchen
und stellte damit die Frage: „Was passiert mit dem Paul-Gerhardt-Haus?“.
Almuth Schwichow erklärte dazu: „Leider haben wir noch keine Antwort
des Kreissynodalvorstandes, was eine kreiskirchliche Nutzung des
PGH betrifft. Wir sind daher in einer sehr  misslichen Lage.
Sobald es eine Entscheidung gibt, wird es auch wieder eine Gemeindeversammlung
geben“. Kirchmeister Heinbach betonte hierzu: „Die Situation in
Sohlbach-Buchen tut mir am meisten leid, zumal die vakante Pfarrstelle
im Bezirk IV alles nicht einfacher gemacht hat.“

Auf die Frage: „Warum wurde nicht schon viel
früher reagiert?“ wurde von der Koordinationsgruppe erläutert, dass
der Prozess schon bereits vor mehr als 10 Jahren eingesetzt hatte,
damals aber immer wieder an ausgeprägtem Bezirksdenken scheiterte.
Dies konnten Presbyteriumsmitglieder nur bestätigen, wenn sie an
die unendlich vielen Beratungen und Sitzungen zurück dachten. Erst
in den letzten Jahren konnte der Wille zu einer Gesamtgemeinde in
die Perspektiven integriert werden.

Ein Gemeindeglied bemerkte: „Ich sehe den
Verfall nicht erst in den letzten Jahren. Andere Kirchengemeinden
sind überlaufen. Warum ? Ich höre in Klafeld nur Wischiwaschi-Predigten.
Andere Gemeinden missionieren, haben Zulauf. Ich sehe hier ein geistliches
Problem. Gott hat seinen Segen von Klafeld abgezogen!!“
Pfr.
Schäfer war persönlich sehr betroffen: „Ich finde es bitter im Zusammenhang
mit einer neuen Gemeindekonzeption von Wischiwaschi-Predigten zu
hören.“

Auch die Versammlung lies diese Bemerkung
nicht unwidersprochen im Raum stehen. „Ich bin regelmäßiger Gottesdienstbesucher
und habe noch keine Wischiwaschi-Predigt in Klafeld gehört. Es ist
jetzt nicht die Zeit von Schuldzuweisungen. Wichtig sind jetzt die
Inhalte. Ohne Strukturen keine Zukunft. Ich will meine Kirche lieb
haben und ich will Verantwortung mittragen.“ so eine folgende Wortmeldung.

Wer hat Schuld, was sind die Ursachen? Das kann nicht pauschal
beantwortetet werden. Das war ein Wechselspiel von Fehlern in den
vergangen Jahren und eine negative Entwicklung im Finanzbereich,
erklärte Wolfgang Hofheinz. Aber eins ist sicher, in Klafeld herrscht
kein geistlicher Notstand. Als hinterfragt wurde, warum denn Freie
Gemeinden einen solchen Zulauf hätten, bemerkte ein junge Dame aus
dem Wenscht treffend: „Ich will keine Freie Gemeinde. Ich will in
meiner Gemeinde frei sein. Und meine Kinder auch.“
Aber nicht
nur kritische Äußerungen waren zu hören. So war Lob für die Arbeit
des Presbyteriums zu hören. Besonders der Einsatz des Finanz-Kirchmeisters
Hartmut Heinbach wurden zu Recht besonders gewürdigt.

Es waren zwei sehr unterschiedliche Gemeindeversammlungen
und es war ermutigend, Menschen zu sehen, die nicht nur die Notwendigkeit
der Maßnahmen einsehen, sondern auch mittun wollen. „Ich bin gespannt
auf die Zukunft.“ so eine Äußerung gegen Ende der Versammlung. Und
beim Verlassen der Kirche war von einer Dame aus Birlenbach im Brustton
der Überzeugung folgendes zu hören: „Ich bin sicher, dass Gott seinen
Segen nicht von Klafeld genommen hat, im Gegenteil, durch Gottes
Segen wurde uns Hartmut Heinbach geschickt, der sich um die Gemeinde
sorgt.“
Dem möchte ich nicht mehr viel hinzufügen, nur
noch so viel: Angeregt durch Vorschläge vor und während der Gemeindeversammlungen
und wie schon im Konzept im letzten Jahr vorgestellt, hat sich der
Koordinierungsausschuss entschlossen, einen Linienbusfahrdienst
einzurichten, wenn die betroffenen Predigtstätten geschlossen werden,
um gerade älteren und nicht mehr so mobilen Gemeindegliedern einen
problemlosen Gottesdienstbesuch zu ermöglichen.

Günter Gollos