Festgottesdienst und Empfang zur Eröffnung
der Jubiläumswoche:
„Jauchzet dem Herrn, alle
Welt!“
Am frühen Sonntagmorgen hatte der Himmel endlich
seine Schleusen geschlossen, die dunklen Regenwolken waren auf einmal
wie weggeblasen, und hier und da ließ sich die wohltuende Maisonne
blicken. Froh gestimmt strömten schon um 9 Uhr die ersten Gemeindeglieder
und Gäste in die Talkirche, um gemeinsam den 100. Geburtstag des
Gotteshauses zu feiern. Sie hatten Zeit und Muße, sich die kleine
Ausstellung unter der hinteren Empore anzuschauen. Hier Presseberichte
von der Grundsteinlegung und der Einweihung der Kirche am 11. Juli
1906, da Teller und Tassen und ein Album und eine Chronik aus jener
Zeit, hier alte Bibeln und die ersten Abendmahlsgeräte, dort Fotos
vom Bau des Gotteshauses, von der Ankunft der Glocken und von Geisweid
im Wandel der Zeiten.
Um 10 Uhr war die Talkirche dann
fast voll besetzt. Ganz herzlich begrüßte Pfarrer Burkhard Schäfer
alle Gäste aus nah und fern, und unser Kirchenchor stimmte sie schon
mit dem ersten Lied „Einen anderen Grund kann niemand legen“ auf
die Geburtstagsfeier ein. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes standen
verschiedene Psalmtexte, vor allem aber Psalm 100. Er war schon
bei der Einweihung vor 100 Jahren gelesen und gesungen worden: „Jauchzet
dem Herrn, alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein
Angesicht mit Frohlocken. Erkennet, dass er der Herr ist!“ Jetzt
beeindruckte unser Kirchenchor mit dem Werk von Felix Mendelssohn-Bartholdy
die große Festgemeinde.
Superintendentin Annette Kurschus kam in ihrer
interessanten und eloquent vorgetragenen Predigt auf den Ursprung
der Psalmen zu sprechen. „Sie sind gesungene Gebete, mehr als 2.500
Jahre alt, laut gerufen oder trotzig herausgeschrien. Einst von
König David auf der Harfe gespielt und in Töne gesetzt, sind sie
auch hier in der Talkirche, einem Raum für viele heilsame Unterbrechungen
in unserem Leben, seit 100 Jahren zu hören.“ Und die Superintendentin
fuhr fort: „Heute reihen wir uns ein in diesen gewaltigen Chor.
Wir sollen Gott danken und loben, denn er ist treu, auf ihn ist
Verlass. Oft singen wir viel zu leise; wir denken, wir könnten Anstoß
erregen. Aber wir müssen unsere Lieder nicht verschweigen, die Welt
braucht dieses Jahrtausende alte Loblied Gottes! Uns wird es mitreißen
und tragen, gerade jetzt, wo wir als Kirche neue Wege suchen müssen.“
Pfarrer Burkhard Schäfer dankte Annette Kurschus
für ihr „mutmachendes Wort“. Dankesworte richtete er auch an den
Chor unter Leitung von Andrea Stötzel und an Mechthild Heide an
der Orgel. Dann teilte er der Festgemeinde mit, dass nach einer
Großspende von 30.000 € und „einer 10 €-Gabe eines Neunjährigen
am gestrigen Abend“ schon fast 200.000 Euro für die neue Orgel eingegangen
seien. Zum Schluss stimmten Gemeinde und Chor gemeinsam Lied 331
an: „Großer Gott, wir loben dich …“ Ein imposanter Wettstreit
der Stimmen, ein großartiger Gesang hallte durch unsere alte, ehrwürdige
Kirche und durch die dicken Mauern nach draußen. Die Festgemeinde
hatte bei der Predigt überaus gut zugehört!
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Siegens stellv. Bürgermeister Jens Kamieth,
selbst wohnhaft in Geisweid und mit der Talkirche eng verbunden,
hielt Rück- und Ausschau zugleich. Er dankte der Kirchengemeinde
für ihre „das Leben in der Stadt bereichernde Arbeit“. Erika Sturm,
Kirchmeisterin in Weidenau, übermittelte die Grüße unserer Nachbargemeinde.
Sie verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass Klafeld und Weidenau im
Zuge der Regionalisierung näher zusammenrücken werden. Dabei „könnten
wir von der Klafelder Kreativität profitieren“. Pfarrer Karl Hans
Köhle sprach für die Gemeinden St. Joseph und St. Marien und betonte
die sehr guten ökumenischen Kontakte. Ins Gästebuch schrieb er u.a.:
„Möge Christus, unser Grundstein, uns immer mehr verbinden.“
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Hans Jürgen Hilverkus gratulierte im
Namen der Allianz und der ev. Gemeinschaft im Ruhrstgarten. Er verlas
die Losung und den Lehrtext vom 11. Juli 1906 und wünschte unserer
Gemeinde auch für die Zukunft Gottes reichen Segen.
Viel Beifall erntete Virgilio Uamusse von
der „Gemeinde Gottes“, die sich regelmäßig in unseren Räumlichkeiten
auf dem Hohen Rain trifft. Ralf Schneider überbrachte die Glückwünsche
der Arbeitsgemeinschaft der ortsansässigen Vereine und der Feuerwehr
im Speziellen; er erwähnte vor allem die gute Zusammenarbeit im
Rahmen des Bürgerfestes, das jedes Jahr im Oktober stattfindet.
Zum Schluss erinnerte Pfarrer i.R. Harald Mühlbach an die damalige
Zeitzeugin Magdalene Eckardt, vielen noch als „Tante Lenchen“ bekannt.
Er ließ die letzten 100 Jahre mit all ihren Zeitepochen Revue passieren
und stellt danach fest: „Die Talkirche hat das alles überdauert!“
Die Feierstunde im Lutherhaus wurde musikalisch
umrahmt von Andrea Stötzel (Klavier) und Almut Piek (Querflöte).
Pfarrer Burkhard Schäfer wusste den Zuhörern zwischen den Grußworten
so manche historische Begebenheit zu schildern und einige amüsante
Anekdoten aus vergangenen Zeiten zum Besten zu geben. Viel erzählte
er von Pfarrer Heinrich Bergmann (1898-1922) und von der Gründung
unserer Kirchengemeinde. Alles in allem: Der Festgottesdienst und
der Empfang bildeten zusammen einen wirklich gelungenen Auftakt
der Jubiläumswoche!
Peter – Christian Rose
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