Bericht: Kreissynode Sept. 2004 in Olpe

Gestaltungsspielräume bis
2009 wiedererlangen

Synode des Kirchenkreises
Siegen
beschloss in Olpe Haushaltssicherungskonzept

21 Seiten stark war die Vorlage mit Anlagen,
die die Arbeitsgruppe Mittelfristige Finanzplanung des Kirchenkreises
Siegen erarbeitet hatte, um die Finanzen des großen Kirchenkreises
und der Gemeinden wieder in den Griff zu bekommen. Keine einfache
Aufgabe, die nur durch starke Eingriffe in die Personalstruktur
zu lösen ist. Ziel ist, 2009 einen ausgeglichenen Haushalt ohne
Rücklagenentnahme zu erreichen.

In der Stadthalle Olpe hatten sich die rund
190 Synodalen versammelt, um Weichen zu stellen, damit die Gestaltungsspielräume
wiedererlangt werden können.

Die Situation ist alles andere als rosig.
Bereits 2004 konnte nur ein ausgeglichener Haushalt erzielt werden
durch Rücklageentnahmen in Höhe von 586.720 Euro. In diesem Jahr
sollten 857.729 Euro vom Ersparten genommen werden, um den Ausgleich
zu erreichen, obwohl schon Einsparungen in Höhe von 227.000 Euro
berücksichtigt werden konnten. Aufgrund nicht erzielter Einsparungen
wird der Betrag auf über 1,38 Mio. Euro erhöht werden. Wenn keine
Sparmaßnahmen erfolgen, schrumpft die Rücklage im nächsten Jahr
um 1,8 Mio Euro. Man kann sich an den 10 Fingern abzählen, wann
der Holzboden in der Schatulle zu sehen ist. Die Ausgabenbremse
muss kräftig angezogen werden.

Detailliert haben die Rechenkünstler der Mittelfristigen
 Finanzplanung zusammengestellt wie, wo und in welchem Zeitraum
nach ihren Vorstellungen Einsparungen zu erfolgen haben. 16 Vorschläge
wurden unterbreitet, die die Synodalen weitgehend übernahmen und
beschlossen.

So wird sich künftig die Bezuschussung der
Kirchenmusik reduzieren. Im Schulreferat und im Frauenreferat wird
sich der Sekretariatsumfang verringern und im Jugendreferat erfolgen
Einsparungen durch Altersteilzeit sowie durch zwei Stellen, die
nicht wiederbesetzt werden. Das Studierendenwohnheim in der Burgstraße
soll verkauft werden. Das Studierendenpfarramt zog in andere Räume
und die Pfarrstelle wurde zunächst für fünf Jahre von der Landeskirche
übernommen. Im Referat Tageseinrichtungen für Kinder wird ein Stellenanteil
von 0,75 abgebaut. Der Stellenumfang in der Ehe-, Familien- und
Lebensberatung wird reduziert. Wenn eine anderweitige Finanzierung
nicht zustande kommt, wird im Öffentlichkeitsreferat ab 2007 eine
Stelle gestrichen. Schrittweise reduziert wird der Zuschuss für
die  Bildungsstätte Nordhelle. Sowohl in der Erwachsenenbildung
als auch in der Familienbildung werden je eine Stelle durch Altersteilzeit
abgebaut, die Kreativwerkstatt wird aufgegeben. Das Umweltreferat
wird hauptamtlich aufgegeben und die Stelle in die Verwaltung  integriert.
Der Verwaltungskostenanteil wird gesenkt.

Pro Jahr sollen möglichst zwei Pfarrstellen
eingespart werden und die Gemeindegliederpauschale wird in 2006
um zwei Euro reduziert, weitere Reduzierungen sind absehbar.

Wenn alle Einsparungen umgesetzt werden, einschließlich
zusätzlicher Kürzungen der Gemeindegliederpauschale und des Pfarrstellenabbaus,
so der Verwaltungsleiter Hartmut Menzel, wird das Ziel in 2009 um
rd. 88.000 Euro unterschritten.

Zuvor erläuterte Finanzausschussvorsitzender
Friedhelm Knipp die Haushaltsentwicklung 2005 und 2006. Die Einnahmen
in 2005 fallen bislang geringer aus als erwartet. Hinzu kommen für
die Westfälische Landeskirche Rückzahlungen von zuviel erhaltener
Ausgleichszahlungen an die EKD für das Jahr 2000 in Höhe von rd.
9,5 Mio Euro. Ähnliche Rückzahlungen sind in den nächsten Jahren
zu erwarten. Auch diese Summen reduzieren die Zuweisungen an die
Kirchenkreise.

Im nächsten Jahr stehen dem Kirchenkreis und
den Gemeinden voraussichtlich Einnahmen in Höhe von insgesamt 15,177
Mio. Euro zur Verfügung. Zwei weitere Pfarrstellen müssten abgebaut
werden und die Gemeindegliederpauschale werde um 2 Euro auf 49 Euro
reduziert.

Um den Haushalt bis 2009 ausgleichen zu können,
hält Knipp es für erforderlich, alle Sparmaßnahmen der Mittelfristigen
Finanzplanung als Mindestsparansatz umzusetzen, freiwerdende Pfarrstellen
aufzuheben, den Gebäudebestand zu reduzieren und zusätzliche Einnahmen
zu erschließen.

Einen kleinen Lichtblick gab es jedoch auch
zu vermelden. Die Hälfte der noch ausstehenden Toskana-Summe, rd.
700.000 Euro, ist am 15. September auf den Konten des Kirchenkreises
gutgeschrieben worden. Auf der vergangenen Synode hatte dies Prof.
Dr. Wolfgang Kierberger, der Anwalt des Kirchenkreises bereits angekündigt.
Eine Einigung des Kirchenkreises und der KD-Bank in Münster machte
die Überweisung möglich. Bei der Veruntreuung der Gelder waren der
damaligen Kirchenbank auch Fehler unterlaufen.  Gemeinsam will
man nun auch den Rest der vor 5 Jahren veruntreuten Summe aus Italien
zurück klagen. Kirberger wertet die Erfolgschancen aussichtsreich.

kp

Erhebliche finanzielle
Einschnitte beschloss die Synode
des Kirchenkreises Siegen in
Olpe.
Bis 2009 soll der Haushalt wieder ausgeglichen sein.
Manche
Aufgabe wird dann nicht mehr hauptamtlich wahrgenommen.

(Foto Karlfried
Petri)


Erste Lesung für Pfarrstellenkonzept

Jährlich 1200 Gemeindeglieder
weniger

Acht Pfarrstellen sollen in den nächsten vier
Jahren abgebaut werden, die Gemeindegliederzahlen werden angehoben.
Diese Marschrichtung nahm die Synode Siegen jetzt in Olpe schweren
Herzens zur Kenntnis. Die Pfarrstellensatzung, die das regelt, soll
auf der Herbstsynode am 7. Dezember verabschiedet werden.

Pfr. Dr. Detlef Metz erläuterte das Papier,
das ein Arbeitskreis erarbeitet hat. Die Entwicklung war nicht einfach,
müssen doch der Bevölkerungsrückgang, die damit verbundene rückläufigen
Kirchenmitgliederzahlen und die finanziellen Entwicklungen berücksichtigt
werden. Zudem soll die Pfarrstellenverteilung gerecht erfolgen und
auf die Situationsbedürfnisse zugeschnitten sein.

Zurzeit, so Metz, verliert der Kirchenkreis
jährlich 1200 Gemeindeglieder. Dies entspricht einer halben Pfarrstelle.
Diese berücksichtigt die Landeskirche bei ihren abnehmenden Finanzzuweisungen.
Pfarrstellen müssen daher abgebaut werden und die Gemeindegliederzahlen
steigen. Auf dieses Bemessungskriterium hat sich denn auch die Arbeitsgruppe
verständigt. Die Richtzahl wurde auf 2.500 Gemeindeglieder festgelegt.

Seit etwa einem Jahr hat der Kirchenkreis
die Verantwortung für die für die Pfarrergehälter. Bis dahin war
die Landeskirche zuständig. Das Problem heute, der Kirchenkreis
gibt mehr Geld für Pfarrer aus, als ihm die Landeskirche zur Verfügung
stellt. Die richtet sich ausschließlich nach Gemeindegliederzahlen.
Nach Berechnungen von Synodalassessor Hans-Werner Schmidt  überweist
die Landeskirche 4.484.484 Euro für 55,36 Pfarrstellen, 5.143.500
Euro gibt der Kirchenkreis für die 63,5 Pfarrerinnen und Pfarrer
aus. Bleiben 659.016 Euro im Schlauch, die der Kirchenkreis aus
eigenen Mitteln finanzieren muss, macht insgesamt acht Pfarrstellen
aus. Dies hat zur Folge, dass frei werdende Pfarrstellen nicht automatisch
wiederbesetzt werden. Das ist ungerecht, sagen die Kirchengemeinden,
deren Pfarrer in Ruhestand geht oder in eine andere Tätigkeit wechselt.
Wir sollen also die Zeche für die anderen Gemeinden zahlen.

Um solche Ungerechtigkeiten möglichst auszugleichen,
gewinnen die sieben Regionen im Kirchenkreis zunehmend an Bedeutung.
Auf dieser Ebene soll nämlich die Zusammenarbeit untereinander enger
werden und bei frei werdenden Pfarrstellen ein Ausgleich erfolgen.

Rolf Fersterra hätte sich gewünscht, dass
die erarbeiteten Vorschläge nicht im Rahmen der Kirchengesetze geblieben
wären, sondern Neues angedacht worden wäre. Er sieht tiefgreifende
Veränderungen auf die Pfarrämter zukommen.

Einem reformierten Kirchenkreis steht es nach
Christopf Meyer gut an, aus reformierter Sicht das Pfarramt zu bedenken.
Und Rainer Heuschneider war sogar bereit, Verzicht zu üben, um zusätzlich
Pfarrstellen zu erhalten. In Richtung Landeskirche regt er an, die
Laienpredigerausbildung zu verstärken. Derzeit müssten Laien  anderthalb
Jahre warten, um eine solche Ausbildung beginnen zu können.

Detlef Metz  machte deutlich, dass die
Arbeitsgruppe nur von den rechtlichen Gegebenheiten ausgehen konnte.
Sie ermutige jedoch dazu, auch neue Wege der Finanzierung von Pfarrstellen
theologisch und juristisch auszuloten.

kp

Pfr. Dr. Detlef
Metz erläuterte in der Olper Stadthalle
den Synodalen die komplizierte
Situation der Pfarrstellenentwicklung.

(Foto Karlfried
Petri)


Synode beauftragte für besondere
ehrenamtliche Aufgaben

Im Kirchenkreis Siegen gibt es etliche Aufgaben,
die nicht von hauptamtlichen Mitarbeitenden in Referaten wahrgenommen
werden, sondern in ehrenamtlicher Funktion. Auf der vergangenen
Synode wurden durch den Nominierungsausschuss neue Beauftragte vorgeschlagen
und von der Synode berufen.

Der Siegener Pfarrer Raimar Leng ist für Asylsuchende
und Ausländer zuständig. Der Blindendienst und der Dienst an Menschen
mit Behinderungen wurde Volker Gürke und Ulrich  Schülbe übertragen.
Anja Hillebrand vom Jugendreferat ist Beauftragte für den Deutschen
Evangelischen Kirchentag. Pfarrer Thomas Weiß nimmt die Aufgabe
als Diakoniebeauftragter wahr und Pfr. Dr. Detlef Metz vertritt
den Kirchenkreis im Evangelischen Bund. Für das Gustav-Adolf Werk
wurde Pfr. Hans-Martin Trinnes berufen und Pfr. Ralph van Doorn
ist weiterhin Islambeauftragter des Kirchenkreises. Um den Kindergottesdienst
in den Gemeinden kümmert sich Pfr. Eberhard Grote. Pfr. Christoph
Dasbach ist Beauftragter für die Männerarbeit. Pfr. i. R. Georg
Kurschus fördert die Ost-West-Partnerschaft und Pfarrer Jochen Wahl
hat die Aufgabe des Polizeiseelsorgers. Die Seelsorge an Zivildienstleistenden
und Kriegsdienstverweigerern übernehmen Prof. Manfred Zabel, Dirk
Hermann und Christopher Lütz. Sektenbeauftragter ist Pfr. Berthold
Heiermann und für den Sport ist Pfr. Jochen Ahl zuständig. Pfr.
Armin Neuser-Moos wurde zum Altenheimbeauftragten benannt.

Noch nicht besetzt wurden die Beauftragungen
für Umweltfragen, für Mission, Ökumene und Weltverantwortung, für
den kirchlichen Unterricht sowie für das Arbeitsgebiet Christen
und Juden.

kp