Ende einer Tradition
Zur
April-Sitzung des Presbyteriums erreichte uns folgendes Schreiben der
v.
Bodelschwinghschen Anstalten Bethel:
Betreff:Straßensammlung
Sehr
geehrte Damen und Herren,
seit
langer Zeit schon beteiligt sich Ihre Gemeinde an den Kleidersammlungen für
Bethel. Die Kleidersammlung in Ihrer Gemeinde findet in der Regel als
Straßensammlung statt. Wir danken Ihnen, dass Sie mit diesen Kleiderspenden
einen Beitrag zur Unterstützung der Arbeit Bethels leisten. Mit
diesem Ihrem Beitrag zu wirtschaften, ist Auftrag der Brockensammlung Bethel.
Durch Sortieren und Verkaufen von Kleiderspenden hat die Brockensammlung bis
dato einen schönen Betrag für die diakonische Arbeit Bethels erwirtschaften
können. Jedoch haben sich die Bedingungen am sog. Altkleidermarkt erschwert:
Zum einen wird die Qualität der gesammelten Kleidung schlechter, was damit
zusammenhängt, dass Kleidung länger getragen wird; zum anderen sinkt der Preis
für sortierte Kleidung. So gerät die Brockensammlung, ein Traditionsunternehmen
mit über 100 Jahren Geschichte, in die Mühlen des Marktes. Das erste Mal seit
Gründung stehen wir unter so großem Druck, dass wir uns von einigen
Sammlungsformen trennen müssen. Dazu gehören auch die Straßensammlungen, da
diese Form der Sammlung zwei bis drei Fahrer für lange Zeit bindet. Die Kosten
für Fahrt, Fahrer und evtl. Übernachtung übersteigen deutlich den Erlös der
Sammlung was dazu führt, das aus der gut gedachten Hilfe eine finanzielle
Beanspruchung entsteht, die wiederum nicht im Interesse der Spender ist, die
Bethel ja unterstützen wollen.
Von
dieser Aufgabe der Straßensammlungen ist auch Ihre Gemeinde betroffen. Wir
bitten um Verständnis, dass wir aus den oben geschilderten Gründen keine
Straßensammlung mehr durchführen können.
Ich
bedauere, dass wir mit der Aufgabe von Straßensammlungen auch eine Tradition
aufgeben.
Ich
hoffe auf Ihr Verständnis und grüße Sie ganz herzlich aus Bethel,
Mit
freundlichen Grüßen
v.
Bodelschwinghsche Anstalten Bethel
Anstalt
Bethel – Brockensammlung
Das
Presbyterium war durchaus überrascht und erstaunt über diese Entscheidung, da
in der Tat eine Tradition aufgegeben wird, die fast alle von uns bereits aus
ihrer Kindheit kennen. Aber, wie Sie sehen, muss auch bei „Kirchens“ mit
spitzem Bleistift gerechnet werden. Wir wollen Ihre Kleiderspende jedoch nicht
gewerbsmäßigen Kleidersammlern überlassen, sondern können Ihnen sinnvolle
Alternativen ans Herz legen.
Dies ist zum einen die Kleiderkammer im Lutherhaus
unserer eigenen Gemeinde
(Pfr. Schäfer berichtete in der Ausgabe März/April
2004 in gemeinde jetzt).
Gute und brauchbare Kleidung, die auch getragen wird
und nicht im Reißwolf landet., findet dort dankbare Abnehmer.
Zum anderen der
Kleiderladen der IBAL in der Friedrichstr. in Siegen (IBAL steht für
Initiative-Beschäftigung-Arbeit-Leben). Der Kleiderladen versteht sich als ein
Beitrag zum nachhaltigen ökologischen Wirtschaften. Waren, die sonst in den
Müll oder als Exporte in sogenannte „Dritte-Welt-Länder“ gelangen,
werden lokal weiterverwertet. Die Kunden sind überwiegend einkommensschwache
Frauen, Männer und Familien, die im Kleiderladen Gebrauchtwaren zu
Niedrigpreisen kaufen können.
Günter Gollos
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