Orgel Talkirche

Der Zustand der Orgel in unserer Talkirche
dürfte vielen Gemeindegliedern sicher bekannt sein. In seiner Oktobersitzung
beschloss das Presbyterium in dieser Sache aktiv zu werden. Orgelsachverständige
wurden gehört, ein Arbeitskreis in Leben gerufen. Eine der ersten „Amtshandelungen“
dieses Kreis war ein Pressetermin.

Und so war am 14.November in der Siegener
Zeitung zu lesen:

Orgel faucht und heult mittendrin

Erneuerung kostet 300 000 € / Ursprungsorgel aus dem
Jahr 1906 dient als Vorbild

Geisweid.
Kirchenbesucher wissen
es längst, die beinahe 100 Jahre junge Orgel in der Geisweider Talkirche
pfeift auf dem letzten Loch. Und selbst das ist noch geschmeichelt:
Vergangenen Sonntag fauchte sie aus allen Ecken. Heuler zwischendurch
sind keine Seltenheit.“ Eine plakative Umschreibung, aber Kirchenmusikerin
Andrea Stötzel kennt „ihr“ Instrument allerbestens.

Immer wieder samstags bemüht sie sich unter
tatkräftiger Hilfe ihres Ehemanns, Kreiskantor Ulrich Stötzel, die
1906 gebaute Orgel für den sonntäglichen Gottesdienst wenigstens
notdürftig zu reparieren. Denn eines darf und soll nicht wieder
passieren: Vor zwei Jahren gab es angesichts der „Altersschwäche“
einen Totalausfall, ausgerechnet bei einer Trauung.


Vier Jahre als Ziel gesteckt

Mit dem Improvisieren und Bangen soll jetzt
Schluss sein, die ev. Kirchengemeinde Klafeld-Geisweid plant einen
Orgel-Neubau, wobei die wertvolle Substanz (Original Link-Pfeifen,
neogotisches Prachtgehäuse) voll erhalten werden soll. Stolze 300
00 € wird die Maßnahme kosten, schon in vier Jahren will man alles
vollendet haben, wie Pfarrerin Almuth Schwichow, die Vorsitzende
des Presbyteriums, gestern erläuterte. Ein ehrgeiziger Plan, zumal
dafür finanziell kein nennenswertes Polster vorhanden ist.

Alternativen gibt es keine, davon ist das
Presbyterium geschlossen überzeugt. ,Es ist viel Fantasie gefragt,
dieses außerordentliche Ziel zu erreichen“, wirbt Pfarrer Burkhard
Schäfer um Unterstützung aus den Reihen der 8000 Gemeindeglieder.

Welche Aktionen und Feste Geld für die Orgel
erbringen, ob Sponsoren gefunden werden können, darüber beratschlagte
gestern Abend eine eigens gegründete Arbeitsgemeinschaft. Zuschüsse
der ev. Landeskirche sind nicht zu erwarten, einzig der Denkmalschutzvermerk
(für Kirche und Orgel) könnte eine ,Beihilfe“ aus der NRW-Landeskasse
ermöglichen.

Gönnerin Luise Stein half 1906
Apropos
Sponsoren, nur zu gerne hätten die Geisweider eine solche Person
zur Seite. Wie beim Kirchen- und Orgelbau Anno 1906. Gönnerin Luise
Stein (Gerberei) aus Dillnhütten ermöglichte damals den Orgelbau
dank einer Spende, 12 000 Goldmark kostete das mit einem neogotischen
Prospekt umgebene Pracht-Instrument. Orgelbauer Gustav Mucke installierte
seinerzeit 20 Register und schuf eine „romantische Orgel mit vorwiegend
dunklen Klangfarben“. Nach den Gottesdiensten war es üblich,
auf dieser Orgel auch Opern und Operetten zu spielen“, wie
Manfred Schwartz (Much), Orgelsachverständiger der ev. Landeskirche
von Westfalen, herausgefunden hat.

In den 50er Jahren war Schluss damit, ,das
Klangbild wurde mutwillig zerstört, ein neobarocker Stil eingeführt“.
Die Firma Kemper (mittlerweile erloschen) zeichnete für den Eingriff
1954 verantwortlich, ein Teil der pneumatischen Funktionen wurde
durch elektrische ersetzt. 1968 folgte die zweite Korrektur, wieder
war besagte Firma am Werk: Etliche der bei der Firma Link (Giengen)
gefertigten Pfeifen ‚wurden einfach abgeschnitten“, so Schwartz.
Aber warum? Wieder Schwartz: Weil nur noch barockes Klanggut erwünscht
war.“ Seit dieser Zeit ist die Orgel recht pflegebedürftig,
die Schnitte waren wohl doch nicht so sinnig.

Die Link-Pfeifen sollen bleiben
Etliche
Relikte aus der „Link-Phase“ hat die Talkirchen-Orgel noch. Und
diese ,Schätzchen“ wollen alle Akteure unter allen Umständen
erhalten sehen. Oder anders: Die Link-Pfeifen dienen als Richtschnur
für das Neue, das natürlich in den Orgelbau integriert werden muss.
Von der Klangfarbe her ist das Ziel so gesteckt: Wir wollen die
Orgel dem historischen Vorbild von 1906 annähern.“ Also eine
romantische Orgel auch mit dunklen Tönen, zwei Manuale mit 23 Registern
soll es geben. Noch verfügt die Orgel über 22 Register, und
die haben 1088 Pfeifen.

Wie gesagt, die Linkschen Originale
werden bleiben, die prachtvolle Fassade natürlich auch. Übrigblieben
die sonstigen Orgel-Pfeifen, womöglich werden sie dereinst feilgeboten,
um die Finanzierung des Projekts zu forcieren. Mal sehen, was dem
Presbyterium sonst noch alles einfällt. Schließlich hat man in Geisweid
ja Erfahrung mit größeren Kirchensanierungen – siehe Wenscht.

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