Zum 50. Geburtstag der Ev. Kita Jasminweg

Ein Blick zurück …
oder:
Von Haferflocken mit Himbeersaft zur Froschkönig – Suppe

 

Warum man sich freuen kann …

Die evangelische Kindertageseinrichtung Jasminweg feiert am 13. September ihren 50. Geburtstag. Ein Grund, sich ausgelassen zu freuen und sehr dankbar zu sein! Denn: Zwischen 1964 und heute liegen fünfzig Jahre engagierter und erfolgreicher Kindergartenarbeit. Die Kita im Jasminweg ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten zu einer festen Größe in der Wenschtsiedlung und gleichzeitig auch in der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld geworden und leistet zusammen mit den anderen Kindertageseinrichtungen vor Ort einen wichtigen Beitrag zum Gemeindeaufbau. Dass Mädchen und Jungen aus unterschiedlichen Familien, sozialen Schichten und mit verschiedenartigem kulturellen und religiösen Hintergrund im Jasminweg willkommen sind, sich wohlfühlen und sich entfalten und entwickeln können, das macht den überzeugenden Wert dieser Einrichtung aus.

Dabei nicht zu vergessen das christliche Profil: Denn die evangelische Kindergartenarbeit geht über den staatlichen Bildungsauftrag hinaus; sie sieht die Kinder nicht nur unter pädagogischen, psychologischen und sozialen Gesichtspunkten, sondern folgt zusätzlich theologischen und religionspädagogischen Zielen. Die Erziehungs- und Bildungsaufgaben basieren auf der Grundlage des christlichen Glaubens. Auch die Kita Jasminweg gibt unseren Jüngsten Raum, nach Gott und den Menschen zu fragen, auch sie vermittelt Grundwerte, wie z.B. Vertrauen, Nächstenliebe, Rücksicht auf Schwächere, Friedensbereitschaft und den verantwortungsbewussten Umgang mit Gottes Schöpfung, auch sie stiftet Gemeinschaft, in der Kinder glauben, vergeben und hoffen lernen können.

In der Zeit zwischen Juli 1964 und September 2014 ist eine lange Wegstrecke zurückgelegt worden, gemeinsam von den vielen Erzieherinnen und dem übrigen Personal, von den weit über tausend Kindern und ihren Eltern und von den jeweiligen Trägervertretern; gemeinsam war man unterwegs, gemeinsam dem Leben auf der Spur. Wenn man über alle Ereignisse, wie z.B. Feste und Feiern, Ausflüge und Gottesdienste sowie Wechsel im Personalbereich, berichten und alle Einzelheiten aus dem Kindergartenalltag niederschreiben würde, könnte man damit leicht mehrere dicke Bücher füllen. Das aber würde den Rahmen dieser Festschrift gänzlich sprengen. Deshalb sollen nur ein paar ausgewählte und ganz wichtige Stationen auf dem Weg näher betrachtet werden. Hoch interessant sind beispielsweise die Vorplanungen für den damaligen Kindergarten sowie seine Eröffnung.

Wie alles begann …                                          

Die eigentliche Geschichte der Einrichtung begann bereits am 20. März 1962. An diesem Tag beschloss das Presbyterium der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld, im Jasminweg – nach den Plänen des Architekten K.-Heinz Stutte und nach einem vorgelegten Finanzierungsplan – einen Kindergarten mit Kinderhort zu bauen. Warum?

Der Werkskindergarten der Stahlwerke im Rüsterweg war hoffnungslos überfüllt; dort wurde sogar „umschichtig gearbeitet“, d.h. vormittags kamen 80 Kinder, in den Nachmittagsstunden 80 andere! Und auch der eigene, 1959 errichtete Kindergarten im Untergeschoss des ev. Gemeindezentrums platzte aus allen Nähten. „Es war zudem nur eine ´behelfsmäßige´ Einrichtung für ca. 50 Kinder, am Nachmittag dann mit Hortbetrieb“, weiß die damalige Leiterin Ingrid Redieske zu berichten. In einem Schreiben vom 9. April bezüglich Förderung der Baumaßnahme an das Landesjugendamt in Münster erläuterte Pfarrer Erich Schmidt, dass in dem Einzugsgebiet des neuen Kindergartens allein 244 Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren wohnten. Außerdem „sind in der Siedlung Menschen aus allen Teilen Deutschlands zusammengekommen, weit über 50 % sind Ostvertriebene und Ostzonenflüchtlinge. Die Aufgabe der Gemeinschaftsbildung und die Pflege des menschlichen Miteinanders sind hier besonders dringlich und schwierig. Sie sind wohl nur erst mit den Kindern und über die Kinder zu erreichen, bedürfen also einer geduldigen, auf lange Sicht angelegten Fürsorge und bewussten Ausrichtung.“ Als äußerst wichtig erachtete Pfr. Schmidt auch „die Arbeit mit den 6 bis 10- bzw. 14-jährigen Kindern, also die Hortarbeit.“ Und die Gründe nannte er gleich mit: Die verhältnismäßig engen Wohnverhältnisse in den großen Mietshäusern, das „um sich greifende Überstundenmachen“ bzw. die Tätigkeiten der Väter in einem zweiten Arbeitsverhältnis, die Mitarbeit der Mütter sowie den „überdurchschnittlichen Konsum von Fernsehsendungen gerade durch diese Familien“.

Wie ging es nach dem Beschluss des Presbyteriums weiter? Es folgten viele Verhandlungen und ein schier endloser Schriftverkehr mit dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landkreis Siegen, mit der Gemeinde Geisweid und dem Amt Weidenau, mit der Gemeindegruppe der Inneren Mission und mit der Stahlwerke Südwestfalen AG, mit Notaren und Versicherungen, mit Handwerksfirmen und der Volksbank, mit dem Landesjugendamt sowie mit den Kirchenämtern in Siegen und Bielefeld. Im Mittelpunkt standen dabei in erster Linie Finanzierungsfragen, dann aber auch die Grundstücksverhandlungen mit den Stahlwerken Südwestfalen. Und es gab noch ein Thema, über das man heute in „einem Vorzeigegebiet der Ökumene“ nur schmunzeln kann: „Da die Einrichtung öffentlich bezuschusst ist, müssen auch katholische Kinder aufgenommen werden.“ Nachzulesen im Protokoll einer damaligen Presbyteriumssitzung. Aber das nur nebenbei! Eigentlich sollte mit dem geplanten Neubau schon im Herbst 1962 begonnen werden, aber der harte Winter machte einen Strich durch diese Rechnung. So begannen die Bauarbeiten erst im Frühjahr des nächsten Jahres. Das Richtfest konnte dann am 1. August gefeiert werden. Ein schönes Bild: Hier der Rohbau, daneben ein großes, als „Kinderspielzeug“ aufgebautes Feuerwehrauto der Gemeinde Geisweid und auf dem benachbarten Robinson-Spielplatz eine ausgediente, echte Stahlwerke-Lokomotive! Beim Richtfest ging Pfarrer Dr. Reinhold Lindner davon aus, dass man mit dem Kindergarten- und Hortbetrieb im April 1964 würde starten können. Aber auch schon vor 50 Jahren gab es „Unvorhergesehenes“ und einige Verzögerungen.

Warum der 11. Juli 1964 ein wichtiges Datum wurde …

Eröffnung des Kindergartens      

An diesem Tag war es dann aber endlich soweit! In einem Festakt wurde der neue evangelische Kindergarten seiner Bestimmung übergeben. Pfarrer Wilhelm Biederbeck konnte viele prominente Ehrengäste aus dem politischen und kirchlichen Bereich begrüßen, allen voran den Stahlwerke-Arbeitsdirektor Dr. Erich Dudziak und den Landtagsabgeordneten Hans-Georg Vitt. Der Witwe des inzwischen verstorbenen Architekten K.-Heinz Stutte hatte man einen Ehrenplatz eingeräumt. Pfr. Biederbeck führte aus, dass die neue Einrichtung den Kindern „ein Stück Geborgenheit, das Erlebnis der Gemeinschaft und Klänge der Frohen Botschaft“ vermitteln möge. Er präsentierte mit Ingrid Redieske die neue Leiterin, die vorher im behelfsmäßigen Kindergarten im Gemeindezentrum federführend tätig gewesen war. Dann kamen die Kinder zu Wort; sie führten ein Singspiel auf: „Nun höret zu und schweiget still, was man euch wunder sagen will von diesem Kindergarten. Er war von allen lang ersehnt, wir mussten lange warten.“ Die Mädchen und Jungen ernteten viel Beifall. Danach sagte Dr. Dudziak in seiner Rede, dass die Baulichkeiten zunächst nur Äußerlichkeiten darstellten, das „Leben müsse von innen wachsen, damit es im Haus warm werde.“ Um etwas zu dieser „Erwärmung“ beizutragen, so stellte er humorvoll fest, wollten die Stahlwerke die Heizungskosten für die Einrichtung im Jasminweg übernehmen. Nachdem noch das Hausmeisterehepaar Elfriede und Gerhard Noll vorgestellt worden waren, sprach Pfr. Dr. Lindner allen denen seinen herzlichen Dank aus, die „diesen neuen Kindergarten in der Wenschtsiedlung erbauten und förderten.“

Die am Ende vorgelegte Baurechnung schloss in Ausgabe und Einnahme mit 384.431,05 DM ab. Vorgesehen waren ursprünglich nur 300.000 DM. Dafür konnte sich der Neubau nun wirklich sehen lassen. Der für 90 Drei- bis Sechsjährige ausgelegte Kindergarten umfasste drei Gruppenräume, eine größere Halle, durch Lichteinfall von oben betont hell, einen Waschraum, einen Toilettenraum, ein Zimmer für die Leiterin, eine kleine Küche und noch Nebenräume. Auch für den Hortbetrieb, in dem man an den Nachmittagen 40 schulpflichtige Kinder betreute, gab es drei Räume, einen Schularbeits- und Leseraum, einen Spielraum sowie einen Werkraum. In der oberen Etage befand sich die Hausmeisterwohnung. Die gesamte pädagogische Arbeit im Kindergarten und im Hort wurde von der Leiterin, zwei Kinderpflegerinnen und einer Helferin geleistet. Das wäre heute unvorstellbar!

Mit dem neuen Kindergarten im Jasminweg verfügte man von Seiten der Kirche in Geisweid nun – vorübergehend – über fünf Einrichtungen, damit betrachtete man sich als „kindergartenfreudigste Gemeinde der Synode Siegen“. Dazu kamen die beiden Kindergärten in Obhut der Stahlwerke Südwestfalen mit insgesamt 180 Plätzen. Weil aber nun im Wenscht immer noch nicht genügend Kindergartenplätze zur Verfügung standen, blieb die „behelfsmäßige Einrichtung“ im Gemeindezentrum noch bis zum 31. Dezember 1966 bestehen. In diesem Jahr fand in Geisweid übrigens eine Neuordnung des Verhältnisses zwischen der Ev.-Ref. Kirchengemeinde und der Gemeindegruppe der Inneren Mission statt: Die bestehenden Kindergärten gingen ab 1. Juli 1966 voll und ganz in die Trägerschaft der Kirchengemeinde über. Deren Beitrag für die Kindergärten lag zu dieser Zeit schon bei 30.000 DM, sechs Jahre vorher hatte man lediglich 5.000 DM aufbringen müssen.

Wie ein Kindergartentag in den 70er-Jahren aussah …

Im Jahr 1972 war ein neues Kindergartengesetz in Kraft getreten. Es beinhaltete u.a. eine bessere Frühförderung der Drei- bis Sechsjährigen und eine umfangreichere Mitwirkung der Elternschaft. So mussten auch im Jasminweg erstmalig Elternversammlungen durchgeführt werden. Dieses Gremium wählte dann den Elternrat; dieser wiederum bildete mit Vertretern des Trägers, also der Kirchengemeinde, und der im Kindergarten pädagogisch tätigen Kräfte, also den Erzieherinnen, den Kindergartenrat. Vierte Leiterin des Kindergartens war jetzt Charlotte Böhme-Link nach Ingrid Redieske, Annegrete Giesler und Hildegard Weil. Auf Grund steigender Kosten, vor allem im Personalbereich, war der Trägeranteil für die vier bestehenden kirchlichen Einrichtungen inzwischen auf ca. 100.000 DM angestiegen. Die Eltern hatten nun für die beiden ersten Kinder 35 DM bzw. 27 DM aufzubringen, für weitere Geschwisterkinder brauchte aber kein Beitrag mehr gezahlt werden. Die Erzieherinnen mussten diese Gelder jeden Monat von den Eltern einkassieren und im von Günter Drucks geleiteten Gemeindeamt abgeben.

Daran erinnern sich Charlotte Böhme-Link und Renate Kabsch heute noch sehr genau. Sie bildeten damals zusammen mit Ulrike Niederhöfer das Erzieherinnen-Team. „Jede hatte 30 Kinder in ihrer Gruppe, und uns allen stand nur eine einzige Helferin oder Kinderpflegerin zur Seite. Es war eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, und anstrengend war sie auch!“ Der Kindergarten war montags bis samstags jeweils von 8 – 12 Uhr geöffnet, zusätzlich montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14 – 16 Uhr. „Dem Freispiel folgte um 9.30 Uhr das gemeinsame Frühstück. Zum Händewaschen ´fuhren´ alle Kinder einer Gruppe hintereinander wie ein Eisenbahnzug in den Waschraum, dabei ein Lied auf den Lippen. Im Gruppenraum wurde dann gebetet und gesungen. Das Frühstück brachten die Mädchen und Jungen von zu Hause mit, aber einmal in der Woche bekamen sie von uns etwas Besonders: Haferflocken mit Himbeersaft! Nachdem sich alle Kinder gestärkt hatten, wurde gebastelt, gespielt und geturnt, beim Vorlesen und Erzählen von Geschichten war es nicht schwer, sie zu ´fesseln´. Manchmal gingen wir auch spazieren oder auf den Robinson-Spielplatz. Wenn das Klingelzeichen ertönte, begann für alle das Aufräumen.“ Renate Kabsch fügte hinzu: „Wenn die Mädchen und Jungen um 12 Uhr nach Hause gingen bzw. abgeholt wurden, mussten wir noch fegen. Anschließend waren wir alle ´ziemlich platt´ und machten auf ausgelegten Matratzen nicht selten einen Mittagsschlaf!“ Da nachmittags nicht mehr alle Kinder in die Einrichtung kamen, konnten sich die Erzieherinnen intensiver um jede und jeden Einzelnen kümmern. Man begab sich auf den Bauteppich oder, da der Hortbetrieb inzwischen eingestellt worden war, in einen dieser jetzt nutzbaren Räume, um „mit den Vorschulkindern zu arbeiten. Dafür gab es spezielle Hefte.“

Woran können sich die Erzieherinnen noch erinnern? „An viele unserer damaligen Schützlinge, auch an den kleinen Stefan. Sein Nachname lautete König, heute ist er Pfarrer in der Siegener Nikolai-Gemeinde.“ Und: „Wir haben für die Kinder alle Osterkörbchen und Geburtstagsgeschenke und Nikolaustüten selbst gebastelt, dazu unzählige Kostüme aus Papier hergestellt, die bei den vielen Festen Verwendung fanden.“ Und noch etwas sollte nicht unerwähnt bleiben: „Wir haben in unsere ohnehin schon übergroßen Gruppen oft noch jeweils ein behindertes Kind aufgenommen, und zwar aus freien Stücken! Pfr. Wilhelm Biederbeck, unser damaliger guter und verständnisvoller Chef, überließ uns die Entscheidung und übte dabei keinerlei Druck auf uns aus.“ Und Renate Kabsch ergänzte: „Einmal nahm ich auch ein noch zweijähriges Mädchen in meine Gruppe, weil die Familie in wirklich große Not geraten war.“ Integration und die Betreuung von U3-Kindern gab es also auch schon im Jahr 1972!

Was sich ab 1990 veränderte …          

Erweiterung zur Tagesstätte

Während die 80er-Jahre im Kindergartenbereich eher ruhig verliefen, gab es zu Beginn des neuen Jahrzehnts viele Veränderungen und Neuerungen. Besonderes erwähnen möchte ich hier den neu geschaffenen Kindergartenausschuss, die Bemühungen im „Jasminweg“ bzgl. Tagesstättenbetrieb und das neue Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder (GTK).

Der Kindergartenausschuss wurde im April 1990 im Zuge der Umsetzung einer neuen Gemeindesatzung ins Leben gerufen. Vom „Jasminweg“ gehörte damals Erzieherin Angelika Kurtz diesem Gremium an; als Vorsitzender fungierte fast vier Jahre lang der Schreiber dieser Zeilen. Über zu wenig Arbeit konnte man im Ausschuss wahrlich nicht klagen. Zuständig war man u.a. für sämtliche Personalangelegenheiten. Bei befristeten Verträgen entschied man selbst, bei unbefristeten hatte man die jeweilige Entscheidung des Presbyteriums sorgfältig vorzubereiten. In den Kindergärten „Ortsmitte“ und „Hoher Rain“ mussten sogleich auch neue Leiterinnen gefunden werden und in Setzen gar das gesamte Personal für den neuen Kindergarten; die Eltern hatten sich mit 81,5 % für unsere Kirchengemeinde als Träger entschieden. Jetzt unterhielt diese sechs Einrichtungen mit 16 Gruppen, in denen 375 Mädchen und Jungen von 34 Erzieherinnen und fünf Praktikantinnen betreut und gefördert wurden. Damit war Klafeld im Kirchenkreis Siegen zum eindeutigen Spitzenreiter aufgestiegen!

Der Ausschuss unterstützte auch von Beginn an die Bestrebungen im Kindergarten Jasminweg, eine Tagesstättengruppe einzurichten. Motor der gesamten Angelegenheit war Ingrid Stähler, die die Einrichtung seit 1986 leitete. Schon ab März 1988 betreute man unter ihrer Regie zwei Jungen über die normale Öffnungszeit hinaus. Ab August 1989 zählte man bereits sechs „Tagesstättenkinder“; ab April 1990 hatte sich diese Zahl auf dreizehn erhöht. Es gab unendlich viele Schreiben mit Ablehnungen und Widersprüchen und eine Reihe von Gesprächen mit den zuständigen Jugendämtern, um zunächst eine zusätzliche Kraft genehmigt zu bekommen. Auch der Elternrat und der Rat der Tageseinrichtung, der frühere Kindergartenrat, zeigten sich kämpferisch. Nachdem sich der Kindergartenausschuss im April für die Einrichtung einer Tagesstättengruppe ausgesprochen hatte und das Presbyterium vier Monate später mit der offiziellen Beantragung zum 1. August 1991 folgte, gab es erneut Unstimmigkeiten mit den Jugendämtern in Münster und Siegen. Diesmal ging es um die Bau- und Einrichtungskosten, diese hatten der Bau- und der Finanzausschuss unserer Kirchengemeinde unter der Federführung der beiden Kirchmeister Hermann Wagner und Erwin Messerschmidt ermittelt. Ingrid Stähler schrieb dazu, dass die gesamte Angelegenheit sehr mühsam gewesen sei und viel Kraft und Zeit gekostet hätte.

Dann aber ging es voran. Zuerst baute man den alten Werkraum zu einem Schlafraum um, bevor man in die Küche, den Essensraum und den Sanitärbereich investierte. Die Die Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld hatte mit ca. 30.000 DM den weitaus größten Teil der Gesamtkosten zu tragen. Und schließlich bekam der „Jasminweg“ auch eine Wirtschaftskraft: Ursula Behr standen für die anfallenden Arbeiten in der Mittagszeit 9,75 Stunden pro Woche zur Verfügung. Für die Tagesstätte hatte man folgende Öffnungszeiten festgelegt: Montags bis donnerstags von 7.15 Uhr – 16.00 Uhr und freitags von 7.15 Uhr – 13.00 Uhr.

Im Sommer 1992 übernahm Martina Dickel die Stelle im Hauswirtschaftsbereich. Das Essen für die Kinder kam von der Firma apetito AG in Rheine. Die tiefgekühlten Komplettmahlzeiten mussten vor Ort nur noch gewärmt werden. Im Jahr 1994 zählte man im „Jasminweg“ schon 15 Tagesstättenkinder. Auf Wunsch der Eltern löste Leiterin Ines Löwenthal kurz nach ihrem Dienstantritt den Vertrag mit der oben genannten Firma. Jetzt wurde jeden Tag frisch gekocht! Was natürlich wesentlich arbeitsintensiver war. Aber erst 1996 stimmte das Presbyterium zu, eine zweite Wirtschaftskraft einzustellen. Voraussetzung war dabei die Aufstockung der Anzahl der Tagesstättenkinder auf 20, was aber keinerlei Schwierigkeiten bereitete. So wurde ab September zusätzlich Bärbel Ernst eingestellt, auch mit einer Arbeitszeit von 9,75 Stunden pro Woche. Sie arbeitet übrigens noch heute in der Einrichtung – in einem Team mit Ivonne Birlenbach und Raquel Guttierez. Die Kosten für das Mittagessen betragen derzeit 41 € pro Monat. Auf dem Speiseplan stehen tolle Gerichte wie „Tomatensalat, Reis und Geschnetzeltes“, Kopfsalat mit Kartoffeln und Königsberger Klopse“, „Erbsen und Möhren mit Putenbraten und Kartoffeln“, „Gurkensalat und Nudelauflauf“ sowie hin und wieder die „Froschkönig-Suppe“. Die pürierte Gemüsesuppe kommt bei den Kindern gut an, ihren Namen bekam sie wegen ihrer Farbe. Ob auch jemand mal die goldene Kugel darin finden wird?

Mit Beginn des Jahres 1992 war in Nordrhein-Westfalen das neue Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder (GTK) in Kraft getreten. Festgeschrieben wurden u.a. eine neue Vertretungsregelung, die Integration und besondere Förderung behinderter Kinder und die Freistellungen der Leitungskräfte in Vier-Gruppen-Anlagen und in Tagesstätten. Dazu schrieb Ingrid Stähler im Jahresbericht 1992/1993: „Für mich persönlich ist dies eine sehr große Erleichterung gewesen; ich hatte sonst oft das Gefühl, keinem so richtig gerecht zu werden.“ Neu war außerdem dies: Bei der Festlegung der Öffnungszeiten hatte der jeweilige Träger vorher den Elternrat anzuhören, dieser musste ab sofort auch über alle wesentlichen Fragen der Einrichtung informiert werden. Schließlich wurden die Betriebskosten für die Kindergärten zwischen Land, Kommunen und Trägern neu geregelt. Bei den Elternbeiträgen, für deren Einziehung ab sofort die jeweiligen Jugendämter zuständig waren, kam es zu einer übersichtlichen und gerechten Staffelung: So zahlten die Erziehungsberechtigten mit einem Bruttojahreseinkommen unter 24.000 DM keine Beiträge mehr. Zwei weitere Beispiele seien angeführt: Von 48.000 DM bis 72.000 DM kostete ein Platz 60 DM (mit Mittagessen 110 DM), und bei einem Verdienst von über 120.000 DM mussten monatlich 240 DM bzw. 400 DM aufgebracht werden. Jedes zweite oder weitere Kind einer Familie war beitragsfrei.

Wie man einen neuen Weg beschritt …

Integration 1994

Heute ist sie in aller Munde, die integrative Betreuung und Erziehung von nicht behinderten Kindern und solchen mit Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen. Das war vor gut zwanzig Jahren noch nicht so. Aber wie in anderen Kindertageseinrichtungen begab man sich auch im Jasminweg auf den Weg, „einen sehr ausbaufähigen Weg“, wie es Iris Fischer ausdrückt. In ihren Händen liegt die integrative Arbeit seit Sommer 2008. Sie weiß, wie komplex diese sich gestaltet, aber auch, dass es ein lohnendes Tätigkeitsfeld ist. „Das Zusammenleben der behinderten und nicht behinderten Mädchen und Jungen gibt ihnen die Möglichkeit, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu helfen.“ Die einen können sich orientieren und finden ein anregendes Lernumfeld, die anderen können Berührungsängste abbauen und lernen, mit ihren eigenen Schwächen akzeptierend umzugehen. Ein guter Weg, um gemeinsam dem Leben auf die Spur zu kommen!

Schon Mitte 1991 begann man mit der integrativen Arbeit im Jasminweg. Im Jahresbericht ist zu lesen: „In zwei Gruppen ist je ein behindertes Kind aufgenommen worden, für die eine pädagogische Zusatzkraft vom Landesjugendamt in Münster bewilligt worden ist.“ Diese Fachkraft hieß Cordula Hilscher, die auch heute zum Kita-Team gehört. Anfangs verlief die Arbeit nicht ohne Schwierigkeiten; denn neben der Verrichtung der vielfältigen Aufgaben war Cordula Hilscher auch noch als zweite Erzieherin in einer Gruppe tätig. Die Zahl der Mädchen und Jungen, die auf Antrag besonders gefördert wurden, stieg ab 1994 langsam an. Seit sechs Jahren sind es immer sieben Kinder, für die neben den anfallenden Personalkosten auch zusätzlich entsprechendes Spiel- und Bastelmaterial genehmigt wird. Iris Fischer betreut sie in Kleingruppen und ganz individuell; außerdem fährt sie die Kleinen zu Therapeuten und intensiviert deren Arbeit dann in der Kita. „Eine Therapeutin kommt derzeit an einem Tag in der Woche zu uns in die Einrichtung, vor einigen Jahren war es für längere Zeit eine Musiktherapeutin. Inzwischen haben wir eine optimale Vernetzung zu den behandelnden Ärzten, Therapeuten und verschiedenen Institutionen aufgebaut“, weiß Iris Fischer zu berichten. Und sie ergänzt: „Bei allem Tun muss man offen sein für immer andere Behinderungsformen und Krankheitsbilder, und man muss sich ständig fort- und weiterbilden und sich neues Fachwissen aneignen.“

Ein weiterer Bestandteil der Integrationsbemühungen ist die Zusammenarbeit mit den Eltern. Sie ist überaus wichtig und muss vertrauensvoll sein. In offenen Gesprächen erfährt man die Erwartungen und Vorstellungen der Erziehungsberechtigten, und man kann entsprechende Hilfen aufzeigen und Kontakte zu Beratungs- und Therapiestellen herstellen. Auch dem ev. Kirchenkreis ist die Integration wichtig; so hat Cornelia Gerbershagen die Arbeit der Kita Jasminweg lange Jahre als Fachberaterin begleitet und unterstützt.

Was im Jasminweg besonders gefeiert wurde …

Neben vielen Osterfeiern und Sommerfesten, einem „Baumfest“ im Oktober 1990 und zahlreichen Kostümfesten, neben Familiengottesdiensten und Abschiedsgottesdiensten für die Schulanfänger, neben Erntedank- und Laternenfesten sowie Nikolaus- und Weihnachtsfeiern wurden besonders die drei bisherigen Jubiläen recht festlich begangen. 1989 stand das 25-jährige an; es begann am 12. August mit einem Sommerfest auf dem Gelände des Kindergartens und endete am nächsten Tag mit einem Gottesdienst in der Wenschtkirche. Auch der 30. Geburtstag wurde gebührend gefeiert, und zwar am 13. März mit einem „Tag der offenen Tür“; dabei kamen Jung und Alt auf ihre Kosten. Den Gesamterlös des Festes, so Leiterin Ingrid Stähler damals, werde man in vollem Umfang einem Behindertenheim in Tansania zugutekommen lassen. Das 40-jährige Jubiläum beging man am 15. Mai 2004. Der Tag begann mit einem eindrucksvollen Gottesdienst, in ihm spielten die Kinder das Stück „Der verlorene Sohn“, begleitet von Jugendreferent Wolfgang Hofheinz auf der Gitarre. In guter Erinnerung ist vielen auch das Pony-Reiten geblieben und die große Tombola mit 850 Gewinnen und keinerlei Nieten.

Wieso die Zertifizierung Erfolg hatte …

Familienzentrum 2009

Schon immer wurde in jeder ev. Kindertageseinrichtung in Klafeld gute Arbeit geleistet, so auch im Jasminweg. In jeder einzelnen war man stets offen für Verbesserungen und Neuerungen. Im Januar 2008 wagte man dann etwas Gemeinsames; zusammen mit der Kirchengemeinde machte man sich auf den Weg, um das „Ev. Familienzentrum Klafeld“ ins Leben zu rufen. Durch den Jugendhilfeausschuss der Stadt Siegen wurde das Projekt unter mehreren Bewerbern ausgewählt. Es war derzeit im gesamten Kreis die einzige Verbundeinheit dieser Größenordnung, sie bedurfte sogar einer Sondergenehmigung. Wie ging es weiter? Ab dem 1. August begann die einjährige Pilotphase, am 18. Oktober folgte ein Projekttag im Gemeindezentrum Wenscht. Danach wurden viele Kooperationsvereinbarungen geschlossen, z.B. mit Ärzten und Therapeuten. Die ersten angebotenen Kurse für Eltern erfreuten sich gleich reger Nachfrage. Ende Januar 2009 fand in der Talkirche ein großer Auftaktgottesdienst statt. Ende März musste die umfangreiche Unterlagenmappe zur Beurteilung nach Berlin geschickt werden, im Mai wurde die Arbeit vor Ort in unseren Kitas sowie die Richtigkeit aller Angaben überprüft. Dann hieß es warten!

Aber die gesamte Arbeit und das Warten haben sich gelohnt: Mit Datum vom 30. Juni 2009 wurde das Gütesiegel „Familienzentrum NRW“ verliehen! Freude und auch ein wenig Stolz waren den sechs Kita-Leiterinnen sowie Pfarrer Frank Boes, dem Vorsitzenden des Kindergartenausschusses, ins Gesicht geschrieben. Auch die Einrichtung im Jasminweg schmückt seit dieser Zeit ein Türschild mit dem Logo und der Zertifizierungsurkunde. Toll! Und schön sieht es außerdem aus! Auch finanziell ist bei der Angelegenheit etwas herausgesprungen, nämlich 13.000 € pro Jahr, allerdings nicht für eine, sondern für alle Kitas zusammen. Für die Mitarbeitenden insgesamt eine Motivation, sich den gestiegenen Anforderungen zu stellen. Da die Zertifizierung immer nur für vier Jahre gilt, wurde das Verfahren 2013 wiederholt. Und wieder hat es geklappt! „Gut begleitet, damit das Leben gelingt“ lautet das Motto des Familienzentrums, und ein bunter Flyer informiert über das breit gefächerte Leistungsspektrum. Dazu gehören Bereiche wie Gesundheits- und Bewegungsförderung, integrative Arbeit, Migrationshilfe und Sprachförderangebote; aber auch die Vermittlung von Tagespflegepersonen und ausgesuchten Babysittern. Dabei hat man nicht nur die Kinder, sondern auch deren Familien im Blick. Deutlich machen dies generationsübergreifende Angebote, Elterntrainingsprogramme und Familienveranstaltungen. Um dies alles leisten zu können, stehen qualifizierte Kooperationspartner zur Verfügung, wie z.B. das DRK, die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) des Ev. Kirchenkreises Siegen, Kinderärzte, Therapeuten, Vereine und die Musikschule. Die EFL führt ihre offenen Beratungsstunden neuerdings auch direkt in den Kitas durch, im Jasminweg zuletzt am 7. Juli. Die Leitung des hiesigen Familienzentrums liegt übrigens in den Händen von Katrin Osterburg (Kita-Leiterin Setzen) und Juliane Nies (Kita-Leiterin Sohlbach-Buchen).

Als Zwischenergebnisse können genannt werden: Man ist dabei, ein Zeichen für mehr Familienfreundlichkeit zu setzen. Und: Immer mehr Eltern profitieren von der Arbeit des Familienzentrums, weil es ihren Kindern und ihnen selbst beides bietet: Betreuung und Bildung auf hohem fachlichen Niveau sowie erstklassige Beratung und Unterstützung in allen Lebenslagen. Kita- Leiterin Ines Löwenthal kommt zu dem Schluss: „Wenn es das Zentrum noch nicht gäbe, müsste es umgehend errichtet werden!“

Wer die Kita in der Zeit von 1964 bis 2014 leitete …

Der Name Ingrid Redieske wird für immer mit der Eröffnung des Kindergartens im Jasminweg und mit den beiden Anfangsjahren 1964 und 1965 verbunden bleiben. Sie hatte von 1959 an die behelfsmäßige Einrichtung im Untergeschoss des Wenschter Gemeindezentrums geleitet. Heute wohnt sie nicht weit weg von Siegen-Geisweid; sie ist mit ihren 77 Jahren immer noch eine treue Gottesdienstbesucherin, außerdem singt sie in einem Chor und liebt das allmorgendliche Schwimmen. Ihre Nachfolgerin in den Jahren 1965 bis 1967 war Annegrete Giesler; zu ihren heutigen Hobbys gehören das Malen und das Schreiben von Gedichten, eins davon – „Noch einmal“ – ist in dieser Festschrift abgedruckt. Von 1968 bis 1970 führte Hildegard Weil die Geschicke des Kindergartens, heute lebt sie im fränkischen Teil Bayerns.

In den nächsten sieben Jahren, also von 1971 bis 1977, lag die Leitung in den Händen von Charlotte Böhme-Link; sie wohnt heute ganz in der Nähe und ist immer noch sehr im sozialen Bereich engagiert. Das trifft auch auf Brigitte Geisler zu, die den Leitungsdienst von 1977 bis 1981 versah und jetzt zwischen Freudenberg und Kirchen lebt. Ihre Nachfolgerin wurde damals Ulrike Zöller; sie war für die Elternschaft und die Trägervertreter von 1981 bis 1986 erste Ansprechpartnerin. Als Geisweiderin ist sie auch jetzt noch Mitglied im hiesigen evangelischen Kirchenchor.

In den Jahren 1986 bis 1994 leitete Ingrid Stähler das Team; die Erzieherin und Heilpädagogin lebt im Kreisgebiet und arbeitet weiterhin in einer Kita. Im Jasminweg folgte damals von Juli bis Oktober eine kurze Vakanz, in dieser Zeit hat die Erzieherin Antje Koppenhagen die Amtsgeschäfte kommissarisch übernommen. Und schließlich: Ab 1. Oktober 1994 fungiert in der Tagesstätte Jasminweg Ines Löwenthal als freigestellte Leiterin; sie ist seit 1964 die achte Führungskraft und kann bald ihr 20-Jähriges feiern. Respekt und alle Achtung!

Wie die Baumaßnahmen 2010 verliefen …

Ausbau U3 / U2

Im Jahr 2010 standen in der Kita „Jasminweg“ nicht unerhebliche Baumaßnahmen an. Die waren inzwischen auch notwendig geworden, denn das 46 Jahre alte Gebäude entsprach in vielen Punkten nicht mehr den Anforderungen. Insgesamt mussten die bestehenden Räumlichkeiten dringend den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden! Die sanitären Anlagen z.B. waren veraltet, bei der Elektroinstallation wurden die gesetzlichen Vorgaben nicht mehr erfüllt, es fehlten Schallschutzmaßnahmen, und umfangreiche Malerarbeiten waren außerdem erforderlich. Und man litt unter Raumnot!

Seit 1998 hatte man in der großen altersgemischten Gruppe auch 6- bis 10-jährige Schulkinder, die man morgens losschickte und die nach dem Unterricht zur Hausaufgabenbetreuung erschienen. Und: Seit 2008 gab es in der Kita „Jasminweg“ zusätzlich einige U3-Kinder, im Jahr 2010 waren es schon deren sechs. So wurde auch ein 65 m² großer Anbau in die Planungen mit aufgenommen. Als äußerst schwierig gestaltete sich von Anfang an die Finanzierung der Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten, zum einen, weil die Unterstützung durch den Gesetzgeber“ auf die lange Bank geschoben“ wurde, wie es Marc Höchst, der Vorsitzende des Elternrates, damals formulierte. Erst durch massiven Druck der Elternschaft, des Kita-Teams und des Trägers gelang es, die Zuschüsse zu bekommen. Zum anderen hatte die Kirchengemeinde nach Jahren der Haushaltssicherung plötzlich einen größeren Betrag bereitzustellen und mit weiteren 30.000 € in Vorlage zu treten. Die zweite Summe musste dann mit Projekten und besonderen Aktionen sowie durch Spenden aufgebracht werden.

Um eine möglichst kurze und für die Tagesstätte gefahrlose Bauzeit zu erreichen, zog man am 29. Mai in den leer stehenden Kindergarten in der Stormstraße um. 15 Personen – fleißige Eltern sowie Gemeindeglieder und die Mitarbeiterinnen – bewerkstelligten dieses Unternehmen; schon vorher hatte man das Außengelände am Hohen Rain auf Vordermann gebracht. Alle Aktionen dienten dazu, die Gesamtkosten möglichst gering zu halten. Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen! Stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer ein herzliches Dankeschön an das Koordinierungsteam, bestehend aus Ines Löwenthal und Antje Koppenhagen (Kita), Ulrich Höfer (Kirchengemeinde) sowie Marc Höchst und Rolf Dilling vom Elternrat. Und wenn wir in diesem Zusammenhang schon beim Nennen von Namen sind, müssen auch noch drei weitere aufgeführt werden: Ulrich Lohmann, Bernd Krüger und Manfred Höchst; als Fahrer steuerten sie 75 Tage lang den Kirchenbus und transportierten viele Kita-Kinder vom Wenscht zum Hohen Rain und natürlich auch wieder zurück, manchmal waren jeweils fünf Fahrten erforderlich. Einfach toll, dieses ehrenamtliche Engagement!

Am 20. Dezember erfolgte der „Rückumzug“ in die neuen Räumlichkeiten im Jasminweg. Jetzt machte die Arbeit mit den Drei- bis Sechsjährigen noch mehr Spaß, natürlich auch die mit den Kleinsten. Und jetzt stand auch der geplanten Aufnahme sechs weiterer U3- und U2-Kinder im nächsten Sommer nichts mehr im Weg! Die Plätze waren und sind begehrt und für viele Familien und Alleinerziehende von besonderer Wichtigkeit. Beendet wurden die zukunftsweisenden Baumaßnahmen in der Kita „Jasminweg“ freilich erst im Frühjahr 2011 mit der Aufstellung neuer Spielgeräte auf dem Außengelände und mit der Anbringung des Außenputzes am Neubau. Noch eine kurze Anmerkung am Ende dieses Abschnittes: Die oben erwähnte Hausaufgabenbetreuung endete nach genau dreizehn Jahren, zu Beginn des Schuljahres 2011/2012 ging sie in die Hände der Albert-Schweitzer-Schule über. Im Jahresbericht ist zu lesen: „Viele Jahre haben die Kinder unsere Einrichtung besucht, manche haben wir fünf Jahre lang begleitet. Sie werden uns fehlen.“

Warum die Trägerschaft 2013 wechselte …                                          

Vor fast genau einem Jahr, am 1. August 2013, ging die Kindertageseinrichtung Jasminweg – wie auch die vier anderen Einrichtungen der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld in Setzen, auf dem Hohen Rain, an der Talkirche und in Sohlbach-Buchen – in die Trägerschaft der Ev. Kindertageseinrichtungen des Kirchenkreises Siegen (EKiKS) über; Geschäftsführerin ist Nina Stahl. Für den „Jasminweg“ war die Kirchengemeinde in allen Bereichen genau 47 Jahre und einen Monat  zuständig. Das Presbyterium hat sich diese Entscheidung mit der Aufgabe der Trägerschaft nicht leicht gemacht, aber es gab Gründe, diesen Schritt zu gehen. Zu nennen sind hier die überaus komplizierten Organisations- und Finanzierungsstrukturen in den Bereichen Personal, Verwaltung und Bau, der immense zeitliche Aufwand für die Mitglieder unseres Fachausschusses, besonders der des Vorsitzenden und der beiden Angestellten im Gemeindebüro, die immer diffiziler werdende Gesetzeslage, die Flut von landespolitischen Vorgaben und Programme sowie auch die durchweg positiven Erfahrungen anderer Kirchengemeinden mit EKiKS.

Das alles gab den Ausschlag, den „Jasminweg“ und die vier anderen Kindertageseinrichtungen in professionelle Hände abzugeben. Für die Kinder und ihre Eltern ändert sich so gut wie nichts. Und auch die Erzieherinnen sind mit allen Rechten und Pflichten vom neuen kirchlichen Träger übernommen worden. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass die Kirchengemeinde weiterhin bei der Weiterentwicklung der pädagogischen Konzeption mitarbeitet und durch die Beteiligung an Elternversammlungen über die Kita-Angelegenheiten informiert ist. Außerdem bleiben die fünf Einrichtungen als Familienzentrum wesentlicher Bestandteil der gemeindlichen Arbeit. Denn es gilt immer noch, was in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Kirchengemeinde Klafeld auf den Seiten 53-61 zu lesen ist: „Der eigentliche Schatz sind die Kinder“ und „In unserer Kirchengemeinde besaß und besitzt die Kindergartenarbeit einen sehr hohen Stellenwert“. Jetzt können sich Pfarrerin Almuth Schwichow, Pfarrer Frank Boes und Pfarrer Dr. Martin Klein in erster Linie um die religionspädagogischen und seelsorgerlichen Belange in den Kitas kümmern. Zu nennen sind aber auch die Planung, Gestaltung und Durchführung von Familiengottesdiensten und sonstigen gemeindlichen Veranstaltungen sowie eine bessere Vernetzung zwischen den fünf Einrichtungen und der Kirchengemeinde und eine Realisation von generationsübergreifenden Konzepten. Zwei Gremien helfen bei dieser Arbeit, zum einen der 1990 ins Leben gerufene Ausschuss für Kindertageseinrichtungen. In ihm wirken jetzt auch alle Leiterinnen mit, also auch Ines Löwenthal; man trifft sich reihum in den fünf Kitas. Daneben gibt es einen religionspädagogischen Arbeitskreis, ihm gehören Erzieherinnen und Pfr. Boes in seiner Eigenschaft als Kindergartenbeauftragter an.

Wie sich die Kita heute präsentiert …

Die Kita Jasminweg kann auf eine bewegte und ereignisreiche und zugleich schöne und segensreiche Zeit zurückblicken. In den Tagen und Wochen vor den Jubiläumsfeierlichkeiten im September 2014 präsentiert sich die Einrichtung freundlich und hell und einladend und modern. Und noch immer sind alle Beteiligten dem Leben gemeinsam auf der Spur, die Kinder, quicklebendig und verspielt und wissbegierig, die Erzieherinnen, weiterhin höchst motiviert und engagiert, die Eltern, die sich an vielen Stellen beispielhaft einbringen, der Ev. Kirchenkreis Siegen, der sich als neuer Träger um die Weiterentwicklung der Qualität kümmert und auch das sonstige große Aufgaben- und Verantwortungsspektrum vorbildlich abdeckt, und schließlich die Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld, für die die Arbeit mit unseren Jüngsten auch weiterhin ein wichtiges und unverzichtbares Element des Gemeindeaufbaus darstellt.

Derzeit wird die Kita Jasminweg von 60 Kindern besucht, 29 Mädchen und Jungen haben einen Migrationshintergrund. Ihre Zahl ist in den letzten Jahren langsam, aber kontinuierlich angestiegen. In den Unterlagen finden sich folgende Länder: Kroatien, Russland, China, die Türkei, Polen, Nigeria und Mazedonien. Die Betreuung und Förderung aller Kinder in der Einrichtung erfolgt in drei Gruppen. Da ist zunächst die „Rabengruppe“ mit 25 Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren. Um sie kümmern sich die Fachkräfte Antje Koppenhagen, Verena Weber, Cordula Hilscher und Bianca Krämer-Faust. In der „Maulwurfgruppe“ werden 23 Kinder gleichen Alters betreut und gefördert, und zwar von den Erzieherinnen Petra Roth, Anneliese Trinnes, Iris Fischer (Integrationskraft) und Julia Heinbach (Praktikantin im Anerkennungsjahr). Zum Schluss kommen wir zur „Bärengruppe“. Sie bietet Platz für zwölf U3 bzw. U2 Kinder. Hier arbeiten die Fachkräfte Barbara Mäusezahl, Tanja Kramer und Ann-Kristin Sosniak sowie die FOS-Praktikantin Aylin Bektes. Als freigestellte Leiterin der Kita fungiert Ines Löwenthal mit viel Umsicht und großem Sachverstand, und das schon seit fast zwanzig Jahren! Neben all den Erzieherinnen in Voll- oder Teilzeit sind im „Jasminweg“ noch drei Hauswirtschaftskräfte tätig, nämlich Bärbel Ernst, Ivonne Birlenbach und Raquel Guttierez, die den derzeit 40 Kindern der Tagesstätte täglich ein frisches und abwechslungsreiches Mittagessen zubereiten. Als Hausmeister arbeitet Sven Pacelt, allerdings nur stundenweise; für die Reinigung ist die Firma Quicky zuständig. Geöffnet ist die Kita für die Buchung von 45 Stunden (Tagesstätte) täglich von 7.00 – 16.15 Uhr. Für die Buchung von 35 Stunden (Kindergarten) bestehen hingegen folgende Öffnungszeiten: Jeden Vormittag von 7.00 – 12.30 Uhr und zusätzlich montags bis mittwochs von 14.00 – 16.15 Uhr.  

Die Arbeit in der Kita weist acht besondere Schwerpunkte auf, sie seien an dieser Stelle genannt: Erleben des Christlichen Glaubens, denn die gesamte Arbeit orientiert sich an den Grundaussagen des christlichen Menschenbildes – Integration von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten und Behinderungen – Zusammenarbeit mit Therapeuten, Ärzten und der Kinderklinik in Siegen – Sprachförderung für Kinder mit Migrationshintergrund, Sprachverzögerung sowie Sprachauffälligkeiten – Schulkinderförderung – Bielefelder Screening (Ein normiertes Testverfahren zur Früherkennung bei Lese- und Rechtschreibschwächen) – Familien- und Elternarbeit mit Elternabenden und gesonderten Elternsprechtagen – Individuell eingerichtete Räume für die jeweiligen Altersgruppen der Kinder, sowie Rückzugsmöglichkeiten und altersentsprechende Spiel- und Fördermaterialien. Und bei allem stehen die Kinder im Mittelpunkt, alle 60, aber auch jedes einzelne! Darauf wird besonders hingewiesen. Wichtig für die Zielsetzungen sind dabei folgende Grundsätze: „Kinder brauchen Liebe“, „Kinder brauchen Grenzen“ und „Weniger ist mehr!“ Von großer Bedeutung sind deshalb in der Kita Jasminweg gegenseitiger Respekt, Achtung und Wertschätzung sowie Vertrauen und Anvertrauen und die Möglichkeit, Religion zu erfahren, aber auch das Recht auf Mitsprache und das Anerkennen von Regeln. Von besonderer Wichtigkeit sind außerdem Projekte zum Erleben, Begreifen und Gestalten, dazu eine entwicklungsbegleitende Förderung, u.a. auf dem Gebiet der sozialen Kompetenz. Auch sollen die Kinder Feste und Feiern als Höhepunkte im Jahreskreis vermittelt bekommen. Letztlich müssen hier noch die Punkte „Lebendigkeit“, „Bewegung“ und „Entspannung“ aufgeführt werden.

Warum man in der Kita getrost in die Zukunft schauen kann …

Wie wird es in der nächsten Zeit in der Kindertageseinrichtung Jasminweg weitergehen? Wie wird es dort in drei oder fünf oder gar in zehn Jahren aussehen? Wir wollen jetzt keine Kaffeesatzleserei betreiben. Man kann nur folgendes sagen: In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist viel geleistet worden. Ich denke da in erster Linie an die pädagogische Arbeit und die Tätigkeit des übrigen Personals, aber auch an die Erweiterung zur Tagesstätte im Jahr 1990, die beispielhaften Integrationsbemühungen, die gute Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund, die tolle  Kooperation im Familienzentrum und den Ausbau vor vier Jahren. Da ist viel Kraft und Zeit und Geld investiert worden. Ich denke zudem an die vielen Neuerungen in der konzeptionellen Gestaltung. Im Jasminweg hat man schon immer sehr früh die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem jeweiligen Träger an deren Umsetzung gearbeitet. Wenn die Anmeldezahlen konstant bleiben, braucht einem nicht bange zu sein! Denn in der Einrichtung wird eine vorbildliche Arbeit geleistet, und die Schwerpunkte und Ziele sind gut durchdacht und zukunftsweisend. Die Eltern wissen ihre Sprösslinge hier bestens aufgehoben, und frohes Kinderlachen und lebhaftes Herumtollen sind der schönste Beweis, dass sich auch die Kinder seit nunmehr einem halben Jahrhundert wohl fühlen.

So wünsche ich allen ein tolles gemeinsames Jubiläumsfest mit guten Begegnungen und mit viel Spaß für Klein und Groß sowie eine gesegnete weitere Entwicklung „unserer“ Kita Jasminweg. All denen, die mir bei den umfangreichen Recherchen in irgendeiner Art und Weise geholfen haben, möchte ich zum Schluss meiner Ausführungen ein aufrichtiges Dankeschön aussprechen; herzlichen Dank auch für die interessanten und netten Gespräche, die bei diesem Teil der Arbeit zu Stande kamen!

Peter – Christian Rose

(Presbyter und Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit in der Ev.-Ref. Kirchengemeinde Klafeld)

Siegen – Geisweid, 14. August 2014

Gedicht: Noch einmal

Gerne möchte ich noch einmal in den Kindergarten gehen und euch Kinder in der Puppenecke spielen sehen. Bilderbücher lesen und betrachten, mit den Fingerfarben malen, kaufen und verkaufen spielen, zählen und bezahlen. Kinder lernen spielend, sie erfahren miteinander viel, hecken manche Streiche aus, trösten, zeigen Mitgefühl. Sie erfinden eig´ne Spiele, können „durch die Zeitung gehen“, tanzen, springen, ach wie gerne möchte ich sie noch einmal sehen. Geschichten würd´ ich „dichten“ und mir was erzählen lassen, dann beim Kasperle die Hexe necken und den bösen Räuber fassen. Beim Spaziergang Wolf, Rotkäppchen und den Jäger finden, Wurzeln suchen, Kuckuck rufen, hinterm Baum verschwinden. Kinder bauen, holen Wasser, Steine, machen Matsch, oder necken sich und machen einfach nur mal Quatsch. Vieles wiegt sich mir ins Herz und in den Sinn, erleben durfte ich die Kinderleben ernsthaft und mit Witz darin. Herzzerreißend Kinderweinen, weil der Ball ins Wasser fiel, unbeschwertes, frohes Lachen über gar nichts, wenig, viel.

Anne Michel, früher Annegrete Giesler (Leiterin im „Jasminweg“ in den Jahren 1965 – 1967)

Zum Schluss: Eine kurze, bemerkenswerte Geschichte oder

                          Drei Generationen – eine Einrichtung

Die Geschichte begann im Frühjahr 1963. Von da an ging ein Junge – mit Namen Hartmut Heinbach – in den „behelfsmäßigen“ Kindergarten im ev. Gemeindezentrum. Bald bekam er mit, dass nebenan im Jasminweg eine neue und schöne und geräumige Einrichtung gebaut wurde. Gerne wäre er im Juli 1964 auch dorthin gewechselt, aber den zukünftigen Schulkindern blieb das für die letzten 8 1/2 Monate leider versagt. So kam es nur zu einigen kurzen Besuchen. Bei der Abschlussfeier am 30. März 1965 trat Hartmut übrigens als Bäckerjunge auf, er hatte das folgende Gedicht vorzutragen: „4 Uhr 15, Bäckerjungen – kommen aus dem Bett gesprungen. – Müssen in die Backstub´ rein – soll´n die Brötchen fertig sein.“ Schon am nächsten Tag fing für ihn der „Ernst des Lebens“ an. Es folgten Schulzeit, Ausbildung (keine Bäckerlehre!), Beruf und irgendwann auch die Hochzeit mit seiner Ehefrau Erika. Die beiden Töchter wurden natürlich im Kindergarten Jasminweg angemeldet. Sarah besuchte diesen von 1992 bis 1995, Julia in den folgenden drei Jahren. 1994 wurde Vater Hartmut Mitglied im Presbyterium unserer Kirchengemeinde, seit acht Jahren bekleidet er dort zusätzlich das verantwortungsvolle Amt des Finanzkirchmeisters. Zwei Jahrzehnte lang hat er sich so mit großem Zeit- und Kraftaufwand auch um die Belange der heutigen Kindertageseinrichtung gekümmert. Aber damit ist die bemerkenswerte Geschichte noch nicht zu Ende: Tochter Julia arbeitet seit 1. August in der Einrichtung. Nach einem freien sozialen Jahr, nach dem Abitur und der Ausbildung zur Erzieherin absolviert sie nun bis November 2015 im „Jasminweg“ ihr Anerkennungsjahr. Und auch ihre Tochter Eliana Emily, im November 2012 geboren, geht seit Neuem in der Kita ein und aus. Am 29. Juli startete die Eingewöhnungsphase, jetzt wird sie in der „Bärengruppe“ mit den anderen U 3 / U 2 – Kindern betreut und gefördert. Ja, drei Generationen – eine Einrichtung. Oder: Einmal „Jasminweg“, immer „Jasminweg“!

Peter – Christian Rose