Waldspirale, Hochzeitsturm und Oma Dippel Spargelgemüse

Am Fronleichnamstag in den geraden Kalenderjahren geht unser Presbyterium immer auf Tour. Schon seit geraumer Zeit. Zuletzt am 31. Mai. Dieses Mal gab es aber eine Neuerung, denn auch unsere drei Küsterinnen und unser Küster waren mit von der Partie.

Endlich mal keine Sitzung, keinen Gottesdienst vorbereiten, kein Protokoll schreiben, keine Predigt ausarbeiten, kein Telefonat führen, keine E-Mails lesen und beantworten müssen, nicht putzen und nicht kehren … Dafür: Eine kleine Auszeit, geselliges Beisammensein, einmal innehalten und verschnaufen, eine Stadt etwas näher kennenlernen, miteinander essen und klönen und lachen … Wir meinen: Das alles muss auch seinen Platz haben, wenn man als Mitglied des Presbyteriums oder im Küsterdienst Woche für Woche den vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und hauptamtlichen Verpflichtungen nachgeht, wenn man Zeit und Kraft opfert und sich für unsere Kirchengemeinde einsetzt!

Das diesjährige Reiseziel: Darmstadt. „Warum gerade Darmstadt?“, werden jetzt einige von Ihnen fragen. „Was gibt es da schon zu sehen?“ Manche werden bereits einmal etwas vom Residenz- bzw. Stadtschloss gehört haben, andere kennen vielleicht nur das Stadion des SV Darmstadt 98 am Böllenfalltor. Aber die Stadt hat wesentlich mehr zu bieten; davon konnte sich die 31-köpfige Reisegruppe aus Klafeld vor Ort selbst ein Bild machen. Darmstadt ist mit 160.000 Einwohnern nach Frankfurt, Wiesbaden und Kassel immerhin die viertgrößte Kommune im Bundesland Hessen. Im Jahr 1997 erhielt sie den Titel „Wissenschaftsstadt“. Den verdankt sie einer Reihe von Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit insgesamt 41.000 Studierenden.

Den ersten Stopp legte man an der „Waldspirale“ ein. Das ist eine im Jahr 2000 fertiggestellte Wohnanlage mit 105 Wohnungen, einer Tiefgarage, einem Café, einer Bar und einem Kiosk, gestaltet vom Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser. Im Innenhof befinden sich ein Kinderspielplatz und ein kleiner künstlich angelegter See. Von außen fallen einem sofort die typischen Elemente des Hundertwasser-Stils auf: die goldenen Zwiebeltürme, die bunte Bemalung des Gebäudes in Erdtönen, die farbenfrohen Keramiksäulen, das Fehlen von geraden Linien und Ecken, die Dachbepflanzung mit Bäumen und Sträuchern sowie die Verschiedenartigkeit der über 1.000 Fenster; denn jedes ist ein Unikat!

Sachkundige Führung auf der Mathildenhöhe

Von der Waldspirale in den östlichen Teil der Stadt: Zur Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Sie gilt mit ihren Häusern, Gartenanlagen und Kunstwerken noch heute als „schönste Jugendstilanlage Deutschlands“ und ist zweifelsohne der Hauptanziehungspunkt der Stadt für Besucher aus aller Welt. Das zwischen 1901 und 1914 in vier Ausstellungen entstandene Ensemble ist von außerordentlich hoher bau- und kunstgeschichtlicher Bedeutung. Unter sachkundiger Führung sahen die Klafelder u.a. die russisch-orthodoxe Kapelle, den Platanenhain, das Haus Olbrich, das Ateliergebäude, das „Große Haus Glückert“, das Löwentor sowie das Ausstellungsgebäude mit dem 48,50 m hohen Hochzeitsturm. Damit bekrönte der aus Österreich stammende Designer und Architekt Joseph Maria Olbrich das Stadtbild mit einem weithin sichtbaren Monument und gab Darmstadt sein unverwechselbares Wahrzeichen.

Sommerliche Stimmung vor dem Abendessen

Nach einem kleinen Mittagessen am nahe gelegenen Großen Woog, einem Naturbadesee in der Stadt, und einem Spaziergang durch den sehenswerten Park Rosenhöhe brachte der Bus die Reisegruppe zur Burg Frankenstein. Sie wurde am 2. Juni 1252 erstmals erwähnt und liegt auf einem fast 400 m hohen Berg in der Gemeinde Mühltal. Einige Teile sind inzwischen zu einer Ruine verfallen. „Sagen und Märchen, Vorstellungen von romantischer Ritterherrlichkeit bis hin zu Gespenstergeschichten, all das rankt sich um das alte Gemäuer der Burg.“ Auf jeden Fall war der Ausblick vom Burgturm auf die Rheinebene und die Skyline von „Mainhattan“ phänomenal! Auf der schattigen Terrasse des Restaurants auf dem Gelände der Vorburg klang der Ausflug bei schwülen 30° C so langsam aus. Mit kühlen Getränken und leckeren Speisen, wie z.B. „Schnitzel mit Salzkartoffeln und Oma Dippel Spargelgemüse“.

Übrigens: Die nächste Auszeit gibt es für das Presbyterium, den Küster und seine Kolleginnen erst wieder in 711 Tagen, am 11. Juni (Fronleichnam) 2020. Denn in den ungeraden Jahren – wie 2019 – steht kein Ausflug an, sondern dann warten immer drei arbeitsreiche Studientage im Haus Nordhelle!

Peter-Christian Rose