Open-Air-Gottesdienst an Christi Himmelfahrt

Kollekte: Fast 4.000.000

Können Sie sich das vorstellen? Da sitzen weit über 400 Ältere und Jüngere auf Stühlen und Bänken auf einem großen Platz. Mitten in einem Ort. Sie beten miteinander. Und sie singen miteinander „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.“ Die Menschen lassen sich von nichts ablenken, nicht vom Autoverkehr und laut vorbeibrausenden Motorrädern, und nicht von Passanten, die zum Bus eilen, spazieren gehen, Geld abheben wollen oder neugierig stehen bleiben. Können Sie sich das vorstellen? Gib es so etwas? Und, wenn ja, wo?

Der Open-Air-Gottesdienst auf dem Marktplatz wird immer beliebter
Der Open-Air-Gottesdienst auf dem
Marktplatz wird immer beliebter

Hier bei uns in Geisweid! Auf dem Marktplatz. Zuletzt am Himmelfahrtstag. Die Rede ist vom Open-Air-Gottesdienst, veranstaltet von der Ev. Allianz. Dieses Mal bei schönstem Wetter, dank Hoch „Peter“. Wieder mit dabei unsere Kirchengemeinde. Pfarrer Dr. Martin Klein heißt alle zur siebten Auflage der besonderen Veranstaltung willkommen, die von Jahr zu Jahr beliebter wird und auch schon über Geisweid hinaus Kreise zieht. Er versäumt es nicht, schon gleich zu Beginn allen Helferinnen und Helfern zu danken. Denn es müssen Stühle, Bänke und Tische geholt, aufgestellt und wieder abtransportiert werden. Man braucht Mikrofone, Lautsprecherboxen und Kabel. Das große Metallkreuz muss aufgestellt werden. Hunderte von Liedzetteln sind zu drucken und zu verteilen. Und für das sich anschließende Mittagessen müssen Würstchen gegrillt, Brötchen und Getränke gekauft und viele schmackhafte Salate zubereitet werden. Und, und, und; die Aufzählung lässt sich noch eine Weile fortsetzen.

Zum Gelingen des eindrucksvollen Gottesdienstes haben auch die beiden CVJM-Posaunenchöre Setzen und Klafeld unter dem Dirigat von Volker Nöll und Jannik Dilling beigetragen; wieder wissen sie mit engagierter Liedbegleitung und flotten Zwischenspielen die große Zuhörerschar zu begeistern. Kein Wunder, dass die Bläserinnen und Bläser mehrmals kräftigen Beifall erhalten.

Drei Männer werden den Open-Air-Gottesdienst sicher nicht so schnell vergessen und noch lange in guter Erinnerung behalten. Das ist zuerst Pastor Werner Jung von der FeG Geisweid. Hier war er zwölf Jahre lang Wortverkündiger und Seelsorger und gleichzeitig auch Vorsitzender der hiesigen Allianz. Am 29. Mai verlässt er das Wiesental und schlägt seine Zelte mit der Familie in Breitscheid auf. „Ja, Gottes Wege gehen manchmal anders. Ich war sehr gerne hier, mache mich jetzt dennoch voller Zuversicht auf den Weg.“ Wir danken Pastor Werner Jung für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit und wünschen ihm für seinen Dienst inmitten des Westerwaldes Gottes reichen Segen!

Das Grußwort von Pfr. Lwiza wird von Pfrn. Schwichow übersetzt
Das Grußwort von Pfr. Lwiza wird von
Pfrn. Schwichow übersetzt

Als zweiten nenne ich Frederik Lwiza. Er ist Pfarrer in unserer Partnergemeinde Bagamoyo im fernen Tansania und weilt mit einer 16-köpfigen Delegation vom 30. April bis zum 17. Mai im hiesigen Kirchenkreis. In dieser Zeit wohnt er bei den Familien Heinrich, Klein und Leidel in unserer Gemeinde. Er spricht ein Grußwort, das von Pfarrerin Almuth Schwichow übersetzt wird. Pfarrer Frederik Lwiza berichtet vom Beginn der Partnerschaft am 28. Juni 1992 und von den vielen gegenseitigen Besuchen in den letzten 24 Jahren. „Wir haben Gottes Beistand erfahren, auch durch die großzügige finanzielle Unterstützung, und sind zum Segen füreinander geworden.“ Dann erzählt er von seiner Heimatgemeinde: „Die Zahl der Gemeindeglieder ist von 350 auf 700 angewachsen; weit über 500 von ihnen kommen sonntags zum Gottesdienst. Deshalb müssen wir unbedingt eine neue Kirche bauen!“ Vielen auf dem Klafelder Markt wird es bei diesen Worten in den Ohren geklingelt haben, werden doch bei uns Gotteshäuser geschlossen, entwidmet, verkauft, anderweitig genutzt oder gar abgerissen. Pfarrer Lwiza ist nach dem Gottesdienst überrascht und überaus froh, als man ihm sagt, dass er die Hälfte der Kollekte für den Bau der Kirche mitnehmen kann und dass dies fast zwei Millionen sind! „Was, zwei Millionen?“, werden Sie fragen. Ja, zwei Millionen! Aber nicht Euro, sondern Tansania-Schillinge. Pfarrer Lwiza verabschiedet sich mit den Worten „God bless you!“ Und das wünschen wir ihm und seiner Gemeinde auch!

Als dritten führe ich Volker Dickel an. Er ist Pastor in der FeG Weidenau, seine Tochter Dorines ist als Jugendreferentin in unser Kirchengemeinde tätig. Volker Dickel war mit seiner Familie viele Jahre als Missionar auf den Philippinen. „Dort gibt es fast nur fröhliche Menschen, bei uns haben die meisten dagegen ein langes und unzufriedenes Gesicht, und sie nörgeln gern und beschweren sich ständig!“ Wieder wird uns ein Spiegel vorgehalten. Dann hält Pastor Dickel die Predigt. Zum Thema: „Wie im Himmel, so auf Erden“, jener Zeile aus dem Vaterunser. Als Jesus seinen Jüngern sagt, dass er zu seinem Vater gehen wird, sind sie traurig. Sie verstehen das Ganze nicht. Er aber sagt: „Es ist gut, dass ich hingehe“ (Joh 16,7). Volker Dickel: „Es gehört zu seinem Gesamtauftrag! Dann verheißt Jesus seinen Jüngern: ´Der Heilige Geist wird kommen, und er wird euch alles geben, was ihr braucht´.“ Schließlich lenkt der Prediger seine Ausführungen auf den Vers 8; dort ist zu lesen: „Und wenn derselbe kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und die Gerechtigkeit und über das Gericht.“

Die Kollekte des Open-Air-Gottesdienstes beträgt insgesamt 1.552,41 Euro oder umgerechnet fast 4.000.000 Tansania-Schillinge, je zur Hälfte bestimmt für die ev. Allianz und, wie schon erwähnt, für den Bau der neuen Kirche in Bagamoyo. Beim gemeinsamen Mittagessen und bei guten und wertvollen Begegnungen und Gesprächen klingt das Fest aus, die „Proklamation des Glaubens in der Öffentlichkeit“, zwischen Autoverkehr, Motorradlärm und Fußgängern. Vielleicht kommen im nächsten Jahr – dann fällt Christi Himmelfahrt auf den 25. Mai – ja noch mehr Leute auf den Klafelder Markt. Würde uns freuen!

Peter-Christian Rose