Jubiläumskonzert des Kirchenchors – Freude und Dank

Es ist Samstag, der 3. November, kurz nach 18 Uhr. In einer Stunde ist es soweit: Wir fiebern im Gemeindezentrum unserem Jubiläumskonzert entgegen. Einige sind still, suchen noch einmal die Ruhe,
die meisten aber unterhalten sich leise. „Gleich geht es endlich los, nach der langen Vorbereitungszeit ist es nun soweit…,“ oder „…hoffentlich klappt alles, wir haben doch noch nie mit so vielen Instrumentalisten und mit Kindern zusammen gesungen….“, bis hin zu „….oh nein, worauf habe ich mich da eingelassen, ich habe doch noch nie selbst in einem Konzert gesungen und jetzt gleich eins mit geladenen Gästen….“. So eine Wartezeit ist nicht nur erholsam….
Doch da kommen die Kinder! Sie zeigen uns ihre Art des Aufwärmens und Konzentrierens, spielerisch, witzig, selbstbewusst. Da machen wir gerne mit, plötzlich getragen von ungetrübter Vorfreude.
Nun ist es soweit, wir gehen hinüber. Die Kinder nehmen ihre Plätze im Kirchenschiff ein, der Chor begibt sich auf die Empore. Unsere Chorleiterin Andrea Stötzel hat mit den Instrumentalisten letzte Gespräche geführt, nun erwartet sie uns und strahlt wie gewohnt Zuversicht und Ruhe aus. Äußerlich jedenfalls!
Es wird still in der Kirche. Ulrich Stötzel beginnt sein wunderbares Orgelspiel mit dem Präludium in D-Dur von Marc-Antoine Charpentier, vielen eher als die Eurovisionsmelodie bekannt. Wie anders hört es sich jetzt an und welch fulminanter Anfang für unser Konzert! Endlich dürfen wir singen – passend zum feierlichen Anlass beginnen wir mit dem „Lobgesang“ von Johann Georg Herzog, eine Kantate für gemischten Chor, Sopran und Orgel. Der große Klang erfüllt zum ersten Mal die Kirche. Wir singen diesen Lobgesang voller Freude, die durch die klare, kraftvolle Soloarie der Sopranistin Andrea Artmann zu den Menschen hinunter in die Kirche schwebt.
Pfarrer Martin Klein, der uns vorausgeeilt ist, begrüßt die Gäste. Hinter den letzten Kirchenbänken stehend, hören wir nun dem virtuosen Trompetenkonzert zu. Die beiden Trompeter stehen rechts und links des Mittelschiffs und musizieren mal abwechselnd, mal gemeinsam. Klänge, die an ein heiteres Gespräch erinnern.
Nun nehmen wir unsere Plätze auf dem großen Stufenpodest im Altarraum ein. Für die Missa Kwela werden noch ‚unsere‘ fünfzig Kinder dazukommen. Aber erst einmal singt der Chor, begleitet von den Instrumentalisten, die Bach-Choräle „Nun danket alle Gott“ und „Jesus bleibet meine Freude“. Stücke, die viele unserer Zuhörer kennen und lieben. Lob und Dank gelten hier auch Johann Sebastian Bach, denn was wäre die Kirchenmusik ohne ihn?
Die Zeit für die Missa Kwela ist gekommen, die Kinder nehmen ihre Plätze ein, es wird eng auf der Tribüne, doch das macht überhaupt nichts. Andreas Schmittberger hat diese Messe mit vielen afrikanischen Elementen, für Kinderchor, gemischten Chor, Instrumente und Percussion komponiert. Die Instrumente beginnen, erst einzeln, zart, dann in mitreißendem Zusammenspiel. Die Kinder intonieren ihr erstes „Kyrie“, auf sie ist Verlass, sie setzen aufmerksam und pünktlich ein, mit vollem Klangvolumen. Unser Chor fügt sich wie selbstverständlich ein, und da ist er, dieser wunderbare Gesamtklang von Instrumenten und Stimmen, der die Kirche mit einer Musik füllt, die vielleicht ein wenig fremd klingt, aber unmittelbar die Herzen erreicht. Spontan einsetzender Applaus ist die Bestätigung dafür. Nach dem „Kyrie“ folgen das furiose „Gloria“ und das leichte, spielerische „Hallelujah“, bei dem wir – nach einem mitreißenden Percussionsolo – im Kanon verschiedene Textzeilen singen, um uns am Ende zu einem kräftigen „Mama mamama mamamama, kwela“ wieder zusammenzufinden. In Kontrast dazu folgen das eher bedächtige „Sanctus“, das energische „Hosanna“ und das ruhigere „Benedictus“. Jetzt noch einmal tief Luft geholt, denn nun kommt das Schlussstück „Agnus Dei“ mit seinen musikalischen Steigerungen hin zu der intensiven Bitte „Dona nobis pacem“, gib uns Frieden, bevor es dann – zwar leiser, aber um so intensiver – endet mit einem neuerlichen „Dona nobis pacem“. Die letzten Töne verklingen, wir stehen noch ganz angespannt auf unseren Plätzen – da setzt der kräftige und langandauernde Applaus unserer Zuhörer ein. Wir wissen und fühlen, dass es gut war. Dass es uns gemeinsam gelungen ist, letzte Zweifel an ungewohnter Musik auszuräumen und die Herzen unserer Besucher mit Freude zu erfüllen. Dieses ungewöhnliche Projekt „Missa kwela“ hat alle Anstrengungen gelohnt. Nach zwei Zugaben ist es dann endgültig vorbei. Wir sind glücklich, erschöpft, dankbar und ein bisschen traurig…
Im Gemeindezentrum lassen wir diesen besonderen Abend ausklingen. Jetzt meldet sich auch der Hunger! Mit unseren Gästen unterhalten wir uns nicht nur über das Konzert, viele Erinnerungen werden lebendig, die Geschichte unseres Chores lebt noch einmal auf und wir ehren zwei langjährige Mitglieder in diesem schönen Rahmen. Unser Dank gilt darüber hinaus all denen, die im Laufe der Jahre diesem Chor angehört oder ihn geleitet haben, denn ohne sie gäbe es uns nicht mehr. Und das wäre wirklich schade!
Was bleibt mir jetzt noch zu sagen? Vor allem eines: ich bin froh und dankbar für alles, was ich in vielen Jahren mit dem Chor erleben und aufführen durfte, ich freue mich auf neue musikalische Aufgaben im Gottesdienst oder in Konzerten, vor allem aber sage ich: vielen Dank, liebe Andrea, für die Auswahl der Stücke für dieses Jubiläumskonzert – du hast eine hervorragende Mischung an klassischer und neuer Kirchenmusik für uns und unsere Gäste ausgewählt! Ein besonderes herzlicher Dank zum Schluss an die vielen Menschen, die uns geholfen haben, diesen Abend unvergesslich zu machen!

Jutta Winchenbach und Jutta Ouwens