Das Ende einer Ära:

Unser Küster Rudolf Hasenkamp und seine Ehefrau Elvira gehen in den wohlverdienten Ruhestand

Genau 23 Jahre und sechs Monate lang haben sie bei uns ihren Dienst versehen: Rudolf und Elvira Hasenkamp, er als Küster, sie als Raumpflegerin. Da kann man schon von einer Ära sprechen. „Wir haben sehr gerne in der Gemeinde gearbeitet und konnten alles meistern. Es gab keine schlechten Zeiten, wirklich nicht. Und wir haben nur Gutes erfahren!“ Mit diesen drei Sätzen beschreiben beide kurz und knapp die vergangenen 8.582 Tage.

In unserem Gespräch im Gemeindehaus Tal kommen Rudolf und Elvira Hasenkamp dann recht schnell auf das Jahr 1991 zu sprechen. Auf ein Jahr, das ihr Leben grundlegend veränderte. Als ehemalige Wolgadeutsche kamen sie im Januar aus Usbekistan in unseren Stadtteil; sie und ihre Kinder wurden zunächst in der alten Turnhalle an der Geisweider Straße untergebracht. Durch regelmäßige Besuche von Pfarrer Burkhard Schäfer und durch die Teilnahme an Gottesdiensten in der Talkirche wurden schnell erste Kontakte geknüpft. Da die damalige Küsterin Ursula Legler nach 25 Jahren zum 1. April in den Ruhestand gegangen war, suchte man gerade jetzt nach einem Nachfolger.

Den hatte das Klafelder Presbyterium mit Rudolf Hasenkamp nun schnell gefunden. Er zog mit seiner Familie ins Lutherhaus, und Siegfried Legler übernahm die Einarbeitung des Ehepaares. Ab 1. September war man dann allein verantwortlich für die Talkirche und die Gottesdienste, Trauungen und Konzerte. Und für das große Lutherhaus, wo viele Gruppen und Chöre zusammenkamen, wo sich die „Kleiderstube“ befand, wo Sitzungen stattfanden und das Blutspenden und Feierlichkeiten jeglicher Art, vor allem viele Beerdigungsnachfeiern. „Oft musste die ganze Familie mithelfen, sonst hätten wir alle anstehenden Arbeiten gar nicht geschafft!“

Im Gemeindebrief Nov./Dez. 1991 war damals zu lesen: Unsere „Kirchengemeinde hat ihnen bei der Integration geholfen und nun wird Geisweid ihr neues Zuhause.“ Elvira Hasenkamp beleuchtete die Anfangszeit im Nachhinein so: „Pfarrer Schäfer, Herr Legler und Wolfgang Hofheinz mit seiner Frau, die ja neben uns wohnten, haben uns und unsere Familie von Anfang an sehr unterstützt. Und die Gemeinde hat uns sofort angenommen. Klafeld und das Lutherhaus sind ganz schnell zu unserer neuen Heimat geworden!“

Rudolf und Elvira Hasenkamp sind in all den Jahren bescheiden und zurückhaltend geblieben, Leute, die nicht gerne im Mittelpunkt stehen, die sich nie in den Vordergrund drängen und nicht auf ständige Anerkennung und Belobigungen aus sind. Am liebsten hätten sie es gehabt, wenn nur kurz über ihre Verrentung und ihre Verabschiedung am 22. Februar berichtet worden wäre. „Und noch ein Foto? Ist doch nicht nötig!“                                  

Nach dem Gottesdienst am 31. Dezember                      in der Talkirche
Nach dem Gottesdienst am 31. Dezember in der Talkirche

 

Nach dem Gespräch am 21. Januar                            im Gemeindehaus
Nach dem Gespräch am 21. Januar im Gemeindehaus

Doch! Das alles muss sein! Das haben sie verdient. Sie haben in unserer Gemeinde fast ein Vierteljahrhundert fleißig und engagiert gearbeitet. „Und sie waren stets sehr freundlich und gefällig und hilfsbereit“, wissen Christine Albertin und Brigitte Veltzke vom Gemeindebüro und auch Kirchmeister Hartmut Heinbach unisono zu berichten.

Ähnliche Worte fand Pfarrer Burkhard Schäfer schon im Jahr 2002. In der Ausgabe Januar / Februar des Gemeindebriefes schrieb er: „Seit über zehn Jahren ist Rudolf Hasenkamp im Lutherhaus und in der Talkirche so etwas wie die gute Seele des Hauses. Jeder, der kommt, wird freundlich empfangen und findet mit Rat und Tat Unterstützung.“ Kirchmeister Hartmut Heinbach spricht noch weitere positive Eigenschaften von ihm an: „Er reagiert schnell und spontan. Er ist sehr kreativ und als gelernter Schlosser und Schweißer handwerklich begabt. Bevor er Fachleute ruft, suchte er selbst nach möglichen Lösungen.“ Ja, und ganz sparsam gewirtschaftet haben beide außerdem! Dazu noch einmal Christine Albertin: „Blumenschmuck für die Talkirche und das Lutherhaus wurde beispielsweise nur dann gekauft, wenn der eigene Garten nichts mehr hergab.“

Rudolf und Elvira Hasenkamp, beide inzwischen gesundheitlich etwas angeschlagen, berichten auf einmal ganz redselig über viele Begebenheiten. Und über ihre Umzüge, zuerst ins alte Pfarrhaus, dann 2012 nach Niederholzklau. Sie erzählen vom Abriss des Lutherhauses, von der Renovierung der großen Orgel in der Talkirche und vom Bau des neuen Gemeindezentrums „mittendrin“. Er erwähnt auch seine Tätigkeiten im Hüttental, in Birlenbach und im Wenscht. Und natürlich seinen Stand auf unseren Weihnachtsmärkten rund um die Talkirche. An seine Grill- und Kochkünste sowie an seine kulinarischen Köstlichkeiten, die „Orgelspieße“ und den schon legendären „Ploff“, werden sich auch in späteren Jahren noch viele Besucher erinnern. Mit Sicherheit! Ob er aber die beiden Geheimrezepte jetzt endlich verrät, wage ich zu bezweifeln.

Beider Resümee fällt so aus: „Wir haben sehr gerne gearbeitet und immer versucht, mit Leib und Seele dabei zu sein!“ Ihren Nachfolger, Jörn Ackerstaff, wollen sie gewissenhaft einarbeiten und ihm wertvolle Tipps geben. Sie finden es gut, dass er mit seiner Familie vor Ort wohnen will. Sie wünschen ihm alles Gute und dass „er so gut und freundlich aufgenommen wird wie wir im Jahr 1991!“ Die Kirchengemeinde Klafeld sehen sie auf einem guten Weg. Sie hoffen aber, dass die Gottesdienste noch besser besucht werden, dass noch „mehr Leute mitmachen“ und dass Pfarrerin Almuth Schwichow und ihre beiden Amtskollegen Frank Boes und Dr. Martin Klein weiterhin viele Besuche machen. Und „wir wünschen der ganzen Gemeinde Gottes Segen!“

An den 22. Februar und an ihre Verabschiedung wollen beide noch nicht denken. Elvira Hasenkamp befürchtet aber, dass sie dann Tränen in den Augen haben wird. „Dafür werden wir es genießen, in Zukunft ruhig im Gottesdienst sitzen zu können, ohne an das sich anschließende Kirchcafé und an das Abräumen und Aufwaschen denken zu müssen!“