Berichte von der Kreissynode

 

Kreissynode Siegen

Diakonie I

Diakonisches Profil in einem
ständigen Prozess weiterentwickeln

Es
ist ein langer und beschwerlicher Weg, aber es zeichnet sich ab,
dass das Miteinander von Kirche und Diakonie im Kirchenkreis Siegen
zunehmend auf einen guten Weg kommt. Auf der Diakoniesynode in Kreuztal
am 18. September 2008 wurde der Theologische Ausschuss des Kirchenkreises
Siegen beauftragt, an einer Begriffsklärung „Evangelisches Profil
diakonischer Arbeit im Kirchenkreis Siegen“ zu arbeiten. Jetzt legte
der Vorsitzende des Ausschusses Rolf Fersterra das Beratungsergebnis
auf der Kreissynode vor, die in der CVJM-Jugendbildungsstätte in
Wilgersdorf tagte.

Diakonie, so das
Papier, wurzelt in der Sendung Jesu Christi und seinem Dienst für
alle Menschen. In dieser Sendung liegt nach dem biblischen Zeugnis
der Auftrag an die Kirche begründet, den Dienst Jesu in Wort und
Tat weiterzutragen. Es ist ein unverzichtbarer Teil der „Missio
Dei“ und ein Wesensmerkmal von Kirche. Als „Diakonische Werte“ werden
Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und insbesondere
die Option für die Armen benannt. Sie ergeben sich aus dem christlichen
Verständnis vom Menschen, vom Leben, von der Welt und von Gott,
so wie sie im alten und neuen Testament bezeugt sind. Das „Diakonische
Profil“ kommt durch die Orientierung am diakonischen Auftrag und
durch die Gestaltung der Arbeit nach den diakonischen Werten zustande.
Durch ihr Profil ist die Einrichtung erkennbar und unterscheidbar
von Einrichtungen anderer Träger. Ein solches Profil wird von der
Kreissynode eingefordert und   muss erkennbar etwas Besonderes
sein.

Herausgearbeitet
wurde in der Stellungnahme des Theologischen Ausschusses, dass der
diakonische Auftrag in unterschiedlichen Strukturen zur Geltung
kommen kann.  Aus theologischen Kriterien lässt sich nicht
zwingend eine bestimmte Struktur von Diakonie wie etwa eine Vereinsstruktur
oder die Trägerschaft durch den Kirchenkreis ableiten. Diakonisches
Profil, so der Ausschuss, muss in einem ständigen Prozess weiterentwickelt
werden und kann nicht in einer ein für allemal „richtigen“ Struktur
„eingefangen“ werden. Die Kreissynode als Gemeinschaft aller Kirchengemeinden
muss sich dauerhaft engagieren, wenn sie diakonisches Profil mitgestalten
will. Dazu bedarf es der institutionellen und strukturellen Verankerung
der Kreissynode.

Diakonisches Profil
ist kein Selbstzweck und darf seine Begründung nicht ausschließlich
in Gründen des besseren Marketings diakonischer Einrichtungen finden
oder für den Bestand oder die Sicherung von Kirche instrumentalisiert
werden. Die Begründung des Engagements der Kirche auf dem sozial-diakonischen
Markt liegt alleine darin, dass die Orientierung an diakonischen
Werten zu einer Verbesserung, Vertiefung und Ergänzung sozial-pflegerischer
und medizinischer Hilfe führt, die dem Menschen zugute kommt.

Der Theologische
Ausschuss rät dazu, „Geistlich-diakonische“ Fortbildung zu institutionalisieren
und eine „diakonische Akademie“ zu bilden. Diakonie braucht die
Gemeinde, um ihre diakonische Identität und Kultur zu bewahren.
Die Gemeinde wiederum braucht die Diakonie, um den auch an sie gerichteten
Auftrag zu erfüllen. Im Zuge der bevorstehenden Neustrukturierung
sollten möglichst viele dauerhafte Kooperationen zwischen Kirche
und Diakonie verabredet und eingerichtet werden.

 

Diakonie II

Schon viel erreicht

Superintendentin gibt Zwischenbericht
zur Neustrukturierung der Diakonie

Die
Herbstsynode am 26. November 2008 hatte den Kreissynodalvorstand
beauftragt, bis zur Sommersynode 2009 neue Diakoniestrukturen zu
entwickeln. Die Superintendentin Annette Kurschus gab auf der Kreissynode
einen Zwischenbericht über den Stand der Arbeit. Das gesteckte Zeitziel
habe man trotz intensiver Bemühungen nicht einhalten können. „Bei
den Beratungen haben wir auf Schritt und Tritt gemerkt, wie uns
die Vergangenheit mit ihren gegenseitigen Verletzungen und Missverständnissen
immer wieder einholt und zurückwirft“, so Kurschus in Anspielung
auf den Konflikt zwischen Diakonie und Kirchenkreis im Jahre 2005.
„Das bislang Erreichte mag vielleicht wenig erscheinen, es ist aber
viel.“

Entwickelt worden
seien bislang deutliche Zielvorstellungen, über die sich die Arbeitsgruppe
einig sei. So solle das operative Geschäft und einige Immobilien
des Diakonischen Werkes in die Diakonie in Südwestfalen übertragen
werden. Dies wende eine Insolvenz des Diakonischen Werkes ab, schaffe
Synergien und sichere die Dienstleistungsbereiche des Diakonischen
Werkes nachhaltig. Das Diakonische Werk könne sich dadurch auf seine
verbands-, wohlfahrts- und kirchenpolitischen Aufgaben ebenso konzentrieren
wie auf Fragen der grundsätzlichen Ausrichtung der diakonischen
Arbeit im Kirchenkreis.

Angestrebt werde,
so die Superintendentin weiter, eine vertragliche Regelung, nach
der in der Gesellschafterversammlung das Diakonische Werk und der
Krankenhausverein „mit einer Stimme sprechen“.

Die zurzeit strukturell
gegebene Majorisierung des Diakonischen Werkes durch den Krankenhausverein
soll aufgehoben werden. Auf längere Sicht sei zu prüfen, ob der
Krankenhausverein und die Mitgliederversammlung des Diakonischen
Werkes zusammengelegt werden könnten. Zudem sollen die Satzungen
bzw. der Gesellschaftervertrag so angepasst werden, dass der Kirchenkreis
– wie es im Diakoniegesetz vorgeschrieben ist – seine Leitungsaufgabe
umfänglich und angemessen wahrnehmen kann. Da die Superintendentin
nicht an allen Gremien der Diakonie selbst teilnehmen kann, soll
eine klare Vertretungsregelung geschaffen werden.

Zur Schärfung
und Stärkung des diakonischen Profils wolle die Diakonie in Südwestfalen
einen „Theologischen Direktor“ einstellen. Bei der Auswahl einer
geeigneten Person werde der Kirchenkreis maßgeblich beteiligt sein.

Arbeitskreismitglied
Pfarrer Günter Jochum kritisierte, dass seines Erachtens nicht gründlich
geprüft werde, ob die Vereinsstruktur heute noch zeitgemäß, effektiv
und notwendig sei. Er hält es für erforderlich, grundsätzlich die
Vor- und Nachteile unterschiedlicher Rechts- und Organisationsstrukturen
zu prüfen und sich nicht jetzt schon auf die Beibehaltung der Vereinsstruktur
festzulegen.

Der synodale Ausschuss
für Gemeindeaufbau, so dessen Vorsitzender Pfarrer Michael Junk,
wolle das Anliegen, Diakonie und Mission wieder zusammenzubringen,
aktiv unterstützen. Der Ausschuss hält es daher für dringend erforderlich,
dass bei der  Neukonzeption der diakonischen Arbeit im Kirchenkreis
Siegen, der diakonische und der missionarische Auftrag der Kirche
deutlicher als bisher aufeinander bezogen werden. Auf diesen Gesichtspunkt
solle bei der Besetzung der Stelle des Theologischen Direktors in
der Diakonie in Südwestfalen geachtet werden. Diakonisches und missionarisches
Engagement bedingten einander und ergäben nur gemeinsam ein glaubwürdiges
Zeugnis für das Evangelium.
 


 
Das
Tagungsbüro sorgte für eine reibungslose Synodenorganisation.
Im
Bild von links. Jan Siegismund, Synodalvikar Michael Weber und Pfr.
Volker Schubert.

 

Kirchenkreis trat Allianz
für den freien Sonntag bei

An lokalen Aktionen
wie der Demonstration für den freien Sonntag hatte sich der Kirchenkreis
Siegen bereits beteiligt. Jetzt beschloss die Synode auf Anregung
der Kirchengemeinde Weidenau, sich der bundesweiten Kampagne „Allianz
für den freien Sonntag“ anzuschließen.

Die Synode beauftragte
zudem den Ausschuss für Wirtschaft und Soziales, sich weiter mit
der Thematik zu befassen. Die Kirchengemeinden sind gebeten, eine
eigene Beteiligung an der Kampagne zu beraten.

Ziel der Kampagne
ist es, so Pfr. Martin Eerenstein, der den Antrag einbrachte, auf
die Länder und Kommunen Einfluss zu nehmen, damit möglichst keine
Ladenöffnung an Sonntagen genehmigt wird. Außerdem wird eine neue
bundesweite Regelung zur Sonntagsarbeit und Sonntagsruhe angestrebt.

 

 

Satzung für hauptamtliche
Kinder- und Jugendarbeit
im Kirchenkreis Siegen beschlossen

Referat für Jugend und Gemeindepädagogik
gebildet

Es war eine lange
Geburtsvorbereitung. Auch jetzt ist das Neugeborene  noch nicht
da. Aber man einigte sich darauf, unter welchen Bedingungen es leben
könnte. Nein, nicht mit einem richtigen menschlichen Baby beschäftigte
sich die Kreissynode Siegen jetzt in Wilgersdorf, sondern mit einer
neuen Gestaltung der hauptamtlichen kirchlichen Jugendarbeit. Im
Mai 2008 wurde nach langen Vorbereitungen der Beschluss gefasst,
die hauptamtliche Jugendarbeit im Kirchenkreis Siegen zu erhalten
und solidarisch zu finanzieren. Wie das im Einzelnen geschehen kann,
hat ein Arbeitskreis seitdem überlegt. Das Ergebnis wurde jetzt
auf der Synode beraten und erfuhr schon im Vorfeld Gegenwind. So
ganz einfach ist die Organisation von hauptamtlicher Jugendarbeit
nicht. Geht es doch um den Kirchenkreis, die Regionen, die Gemeinden
und den CVJM, um Dienst- und Fachaufsicht, um Anbindung und Verantwortung
und natürlich um Kinder- und Jugendarbeit sowie auch um die gemeindepädagogische
Arbeit. Letztere wurde auch in die Satzung mit aufgenommen.

Zwei grundsätzlich
unterschiedliche Modelle lagen der Kreissynode vor. Der kreiskirchliche
Arbeitskreis hatte eine Satzung vorbereitet, die für die kreiskirchlich
angestellten Mitarbeitenden die Dienstaufsicht, also die Zuständigkeit
für die personalrechtlichen Belange, bei der Superintendentin ansiedelt.
Die Fachaufsicht, also die Zuständigkeit für die fachliche Ausgestaltung
der Arbeit vor Ort, wird der Leitung des Referates für Jugend- und
Gemeindepädagogik zugewiesen. Verwaltungsleiter Hartmut Menzel erläuterte
den Satzungsentwurf.

Auf die Gestaltung
und Organisation ihrer Jugendarbeit will die Kirchengemeinde Deuz
auch künftig selbst stärker Einfluss nehmen und die Formen der Zusammenarbeit
in der Region in eigener Regie regeln. Insbesondere die Fachaufsicht
möchte die Kirchengemeinde Deuz nicht aus den Händen der Gemeinden
genommen sehen, in denen die Hauptamtlichen tätig sind. Sie hatte
daher einen eigenen Satzungsentwurf vorgelegt, den der  Synodale
Christoph Flache vorstellte.

Als betroffener
hauptamtlicher Jugendreferent und Interessenvertreter der Berufsgruppe
für die Synode hielt Arnd Kretzer ein Plädoyer für den Kirchenkreisentwurf,
das seine Wirkung nicht verfehlte. Er warb um Vertrauen, um Gestaltungsfreiräume,
um ein gedeihliches Miteinander und um den Mut, die neue Struktur
mit Leben zu füllen.

Die Synode ließ
sich darauf ein und beschloss den Satzungsentwurf des Kirchenkreises.
Die evangelische Kinder-, Jugend- und gemeindepädagogische Arbeit
im Kirchenkreis Siegen wird nunmehr durch den synodalen Koordinierungsausschuss
in Zusammenwirken mit regionalen Koordinierungsausschüssen begleitet,
beraten und organisiert. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zu stärken
und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen
Ebenen zu ermöglichen. Beabsichtigt ist dabei, die inhaltliche Arbeit
in den Regionen weitestgehend selbstständig zu gestalten. Fragen
der Dienst- und Fachaufsicht sollen in enger Abstimmung mit den
zuständigen Organen verantwortet werden.

Durch die neue
Satzung ist das alte Jugendreferat Vergangenheit. Das neue Referat
erhielt die Bezeichnung: Referat für Jugend und Gemeindepädagogik.

Ob das beschlossene
Modell in der Wirklichkeit funktioniert, wird in den nächsten Jahren
zu erproben sein. Änderungen nicht ausgeschlossen. Die Sicherung
der hauptamtlichen Jugendarbeit im Kirchenkreis Siegen ist einen
großen Schritt vorangekommen.  

 

Evangelisches Gymnasium wird
erweitert

Man
spürte förmlich das Aufatmen der Schulleiterin des Evangelischen
Gymnasiums Dorothea Woydack und ihres Stellvertreters Hartmut Abrell,
als die Kreissynode auf Vorschlag des Arbeitskreises „Baumaßnahme
Ev. Gymnasium Siegen“ beschloss, den notwendigen Erweiterungsbau
des Evangelischen Gymnasiums mit 350.000 Euro zu bezuschussen.
Seit
einiger Zeit bemüht sich die evangelische Schule in kirchlicher
Trägerschaft um einen Erweiterungsbau. Erste Planungen für einen
Mensabereich und eine Bibliothek mit Selbstlernzentrum ergaben ein
Kostenvolumen von 1,4 Mio. Euro. Schnell wurde jedoch  deutlich,
dass eine Baumaßnahme in dieser Größenordnung vom Kirchenkreis nicht
zu realisieren ist. Eine Reduzierung der Planungen, so Synodalälteste
Doris Thieme auf der Synode, sieht nun eine Mensa für 120 Schüler
und eine Bibliothek mit Selbstlernzentrum für 50 Schüler vor. 187.000
Euro hat der Förderverein der Schule mit dem Slogan „Evau baut Zukunft“
schon gesammelt. Einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro gewährt
das Land NRW. Der Förderverein und die Schule müssen nun erneut
die Ärmel hochkrempeln und weitere 163.000 Euro an Spenden sammeln.
Der Synodenbeschluss gibt hierzu einen kräftigen Motivationsschub.

kp