Rückblick: Verabschiedung Pfr. Schäfer

13. Januar 2008: Abschied von Pfarrer Burkhard
Schäfer

„Ich war gerne und mit ganzem
Herzen hier!“

Es dauerte sehr,
sehr lange, bis sich die voll besetzte Talkirche geleert hatte;
alle Gottesdienstbesucher wollten sich am Ausgang persönlich von
Pfarrer Burkhard Schäfer verabschieden und ihm noch einmal die Hand
schütteln: Fast 27 Jahre hatte er in „seiner“ Gemeinde gewirkt.
Für die einen war er ein wichtiger Prediger, für andere ein verständnisvoller
Seelsorger, Lehrer oder guter Freund und Wegbegleiter.

„Du hast hier
deine eigenen Akzente gesetzt, du hast dich mit all deinen besonderen
Gaben eingebracht und das Evangelium hier in Klafeld unter die Leute
gebracht“, so Superintendentin Annette Kurschus. Er habe viele Menschen
über Jahre und Jahrzehnte begleitet, er sei überaus fleißig gewesen
und habe Leitungsverantwortung getragen. „Du und deine Arbeit haben
Spuren hinterlassen, auch viele unsichtbare in den Köpfen und Herzen
der Menschen!“

Dann folgte die
Entpflichtung: Burkhard Schäfer bleibt auch als Pensionär ordinierter
Pfarrer der westfälischen Landeskirche mit dem Recht zu predigen,
zu taufen und das Abendmahl auszuteilen. „Aber jetzt bist du frei.
Du bist nun nicht mehr Gemeindepfarrer in Klafeld mit den damit
verbundenen Pflichten“, so die Superintendentin. „Wir alle danken
Gott für deinen Dienst.“ Während der Handauflegung sprach sie ein
Segensgebet.

Seiner anschließenden
Predigt legte Burkhard Schäfer das Magnifikat, den Lobgesang der
Maria, aus dem Lukas-Evangelium zugrunde, jenen Lobpreis des Gottes,
der die Erniedrigten in seinen Dienst nimmt, der für immer barmherzig
sein wird und uns von der Furcht vor den Mächtigen befreit. Der
Kirchenchor, die Kindertagesstätte Ortsmitte mit dem Lied „Ich falte
meine Hände“ und der Kindergottesdienst gestalteten den musikalischen
Rahmen. Lena Achenbach, ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft,
brachte ein Ständchen auf dem Klavier dar. Nicht fehlen durfte bei
dem gemeinsamen Gesang das Lieblingslied von Burkhard Schäfer: der
Paul-Gerhardt-Choral „Du meine Seele, singe“ (eg 302). Am Ende des
Abschiedsgottesdienstes erinnerte Pfr. Schäfer an einige besondere
Erlebnisse in der Kirchengemeinde. Dazu zähle er den Klagegottesdienst
mit Kriegsflüchtlingen und die vielen Osternachtsgottesdienste,
die eine Ahnung von der Kraft des Auferstandenen vermittelt hätten.
Besonders dankbar sei er, dass ihn die Klafelder Gemeindeglieder
auch in einer für ihn sehr schweren Zeit getragen hätten.

Nach dem Gottesdienst
hatte das Presbyterium zum Empfang ins Wenschter Gemeindezentrum
geladen. Präsentiert wurde eine bunte Mischung von musikalischen
Beiträgen und kurzweiligen Grußworten. Es kam Humorvolles zu Tage,
und es wurde viel geschmunzelt und gelacht. Auffällig die Parallele
zum Empfang im Lutherhaus am 29. Mai 1983, als Burkhard Schäfer,
der allen Klafeldern ein „Gehilfe zur Freude“ werden wollte, in
die 4. Pfarrstelle eingeführt wurde. Auch damals, so schreiben die
Chronisten, ging es fröhlich und ausgelassen zu.

Schon das erste
Grußwort, das der Superintendentin, eloquent und witzig vorgetragen,
gab einen Vorgeschmack auf das, was in den nächsten Stunden alles
kommen sollte. Sie nannte den zukünftigen Ruheständler ein „Original“,
er habe sich stets getraut, „anders“ zu sein. Auch könne man bei
ihm viele (scheinbare) Gegensätze feststellen: Er sei bodenständig
und heimatverbunden, aber auch sehr reiselustig; er liebe Traditionen,
sei auf der anderen Seite aber beweglich und stets offen für neue
Ideen; er spräche gerne „platt“, liebe aber auch die Sprache der
Poesie; er liebe die Musik, könne aber keinen Ton singen (!); er
sei flott und flink und hektisch, könne aber auch die Zeit vergessen
und genießen; er „schaue manchmal finster drein“, lache aber oft
und laut und ansteckend; er sei manchmal ein Träumer, stehe aber
mitten im Leben. Und schließlich: „Du liebtest deine Gemeinde, aber
nun gehst du auch gerne!“ Sie wünschte ihrem ehemaligen Klafelder
Kollegen Gottes gutes Geleit.

Diesen Wünschen
schlossen sich Landrat Paul Breuer und der stellvertretende Bürgermeister
der Stadt Siegen, Jens Kamieth, an. Der eine nannte ihn „einen Pfarrer
mit Leidenschaft“, der andere „ein wandelndes Lexikon“. Jens Kamieth
verwies dann auf seine Sätze im letzten Gemeindebrief. Zudem führte
er aus, Burkhard Schäfer werde viele Spuren hinterlassen, „eigene
und die seines höchsten Chefs“. Die Grüße der katholischen Nachbargemeinden
St. Joseph und St. Marien trugen Pfarrer Karl-Hans Köhle und Gemeindereferentin
Ulrike Weber vor. Sie dankten für die stets herzliche und gute Zusammenarbeit.
Pfarrer Martin Eerenstein aus Weidenau überraschte seinen Amtskollegen
mit einer Klangschale. Jetzt sei die Arbeit getan, jetzt sei der
„7. Tag“ angebrochen, die Zeit des Ausruhens und der Muße. Und:
„In der Ruhe wächst ein neuer Anfang!“ Für die FEG Geisweid sprach
Pastor Werner Jung, für die landeskirchliche Gemeinschaft und die
Allianz Hans-Dieter Hilverkus. Sie dankten dem zukünftigen Pfr.
i. R. („Pfarrer in Reichweite“) für das offene und partnerschaftliche
Miteinander. Sie freuten sich mit ihm, denn „endlich ist die Zeit
der Pflichten vorbei!“

Großen Beifall
erhielten die Mitglieder der „Gemeinde Gottes“, die nach dem Mittagessen
mit Gesang und afrikanischen Klängen aufwarteten. Rudolf Stähler
überbrachte viele gute Wünsche und den Dank des Gesangvereins „Concordia
Frohsinn“. „Wir freuen uns, dass der wohlverdiente Ruhestand auf
dich wartet, aber wir sind auch traurig, dass du gehst.“ So formulierten
es Edith Groos und Andrea Stötzel vom Kirchenchor, sie blickten
zurück auf eine schöne und überaus gute und gedeihliche Zusammenarbeit.

Beim Ständchen
des Mütterkreises blieb kein Auge trocken: Viele Ereignisse und
lustige Begebenheiten wurden besungen. Und man konnte förmlich miterleben,
wie der Gemeindepfarrer bis zum Friedhof rannte, um die beiden ausgebüxten
Hängebauchschweine einzufangen und auf dem Arm wieder zum Stall
am Pfarrhaus zu tragen.

Erwin Messerschmidt
und die anderen Mitglieder des Bezirkspresbyteriums dankten „ihrem“
Pfarrer und übergaben ihre Geschenke. Sie erinnerten sich an einen
Satz aus seinen ersten Tagen in der Gemeinde: „Pfarrer ist der beste
Beruf, den ich mir vorstellen kann!“ Zwischen den Grußworten immer
wieder hörenswerte Musikbeiträge von Manuel Stötzel (Bratsche) und
seiner Mutter am Klavier. Pfr. i. R. Harald Mühlbach, bis 1992 Amtskollege
von Burkhard Schäfer, ließ den Einführungsgottesdienst vor fast
25 Jahren noch einmal Revue passieren. Er wünschte dem neuen „Ruheständler“
und seiner Familie Gottes Segen. Friedrich Schneider vom Jugendreferat
in Siegen erzählte sehr humorvoll aus der gemeinsamen „Kreuztaler
Zeit“, als der damalige Vikar Schäfer des Öfteren im Talar auf dem
Fahrrad durch die Straßen sauste. Wolfgang Hofheinz, unser Gemeindepädagoge,
überreichte seinem langjährigen Weggefährten einen Rucksack, dazu
passend Gitarrenklänge und ein Lied über den „Aufbruch in eine neue
Zeit“. Die Grüße der Kindertagesstätte neben der Talkirche überbrachte
deren Leiterin Ulrike Blechert. Sie dankte Burkhard Schäfer im Namen
der Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen. Sie wünschte ihm für den
nächsten Lebensabschnitt alles erdenklich Gute, vor allem aber Gesundheit.

„Danke“ sagte
auch Pfarrerin Almuth Schwichow, derzeit Vorsitzende unseres Presbyteriums.
Sie sprach für die alten Bezirke 1,3 und 4 sowie für das Gemeindebüro.
„Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns mit dir zu freuen.“ Sie
verglich die Gemeindearbeit in Klafeld mit der nun anstehenden Gartenarbeit
in Deuz und überreichte einen dazu passenden Gutschein.

Als letzter Redner
verabschiedete sich Pfarrer Dr. Martin Klein, gleichzeitig Moderator
des Empfangs, von seinem Kollegen: „Ich hätte gern noch weiter mit
dir gearbeitet!“ Zum Schluss ging Burkhard Schäfer selbst ans Mikrofon.
Er blickte noch einmal zurück auf die 27 Jahre seines Wirkens hier
in Klafeld.

Er habe wunderbare
Erfahrungen machen dürfen und eine großartige Solidarität erlebt.
Er dankte allen für das gute Miteinander und für die tolle Verabschiedung.
Nun scheide er mit Wehmut, gehe aber mit freudiger Erwartung. „Ich
war gerne und mit ganzem Herzen hier!“

Peter – Christian Rose