Projekt November / Dezember

Projekt: Brot für die Welt
Indien

Endlich Kind sein

Die „Bewegung zur Rettung
der Kindheit“ befreit
Minderjährige aus der Sklavenarbeit"
 

Karmi Kumari war
erst acht, als sie begann im Steinbruch zu arbeiten. Ihre Aufgabe
war es, die Steine in Körben zu sammeln und auf dem Kopf zu Lastwagen
zu tragen. „Wir arbeiteten zwölf Stunden am Tag“, erinnert sich
das zierliche Mädchen. „Mit Ausnahme der Mittagspause durften wir
nie ausruhen, nicht ein-mal zur Toilette gehen.“ Immer wieder bat
Karmi ihren Vater verzweifelt, sie möge zu Hause bleiben dürfen.
Doch die Familie ist arm und hat neun Kinder. „Ich kann euch nicht
alle ernähren“, antwortete der Vater. „Du musst arbeiten gehen.


 Umfang
und Schwere der Arbeit variieren stark: Während manche Kinder nur
ein paar Stunden am Tag ihren Eltern helfen, schuften andere rund
um die Uhr, z.B. im Steinbruch.


Eines Tages
standen plötzlich Mitarbeiter der „Bewegung zur Rettung der Kindheit“
(BBA) im Steinbruch. Sie sagten zu den überraschten Kindern: „Habt
keine Angst. Ihr seid frei.“ Karmi wurde in eine BBA-Einrichtung
gebracht, wo sie endlich Kind sein darf. Sie geht zur Schule und
nimmt an den zahlreichen Freizeitaktivitäten teil: „Am liebsten
mag ich Englisch und Tanzen“, erzählt die Zwölfjährige.



Kumari musste zwölf Stunden am Tag
Steine schleppen. Heute geht
sie dank BBA wieder
in die Schule.
 

„Noch heute gibt
es Menschen, die denken, dass es nicht so schlimm ist, wenn Kinder
arbeiten, weil sie dann zumindest etwas zu essen haben. Doch solange
wir Kinderarbeit und Analphabetismus nicht beseitigen, können wir
auch die Armut nicht überwinden“, erklärt Kailash Satyarthi, Gründer
und Leiter von BBA. Mehr als 75.000 Kinder hat die Organisation
in den vergangenen 25 Jahren bei Razzien aus den schlimmsten Formen
der Kinderarbeit befreit – meist in Zusammenarbeit mit den Behörden
und der lokalen Polizei.

Die Organisation
sorgt auch dafür, dass die befreiten Kinder die Entschädigung erhalten,
die ihnen seit 1986 nach indischem Recht zusteht – und einen Platz
in der Schule. Ist zu befürchten, dass ihre Eltern sie trotzdem
wieder zum Arbeiten schicken, nimmt BBA die Mädchen und Jungen für
sechs Monate in einer ihrer Einrichtungen auf, erteilt ihnen Nachhilfeunterricht
und finanziert ihnen eine berufliche Ausbildung – so dass sie anschließend
auf eigenen Füßen stehen können.

Neben der Befreiung
und Förderung von Kindern ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit
ein Schwerpunkt der Arbeit von BBA. Die Organisation hat gemeinsam
mit „Brot für die Welt“, dem katholischen Hilfswerk Misereor und
dem Kinderhilfswerk terre des hommes Anfang der 1990er  Jahre
die weltweit erste Konsumenten – Kampagne gegen Kinderarbeit ins
Leben gerufen. Sie klärte die deutschen Verbraucher darüber auf,
dass ein Großteil der hier erhältlichen Teppiche in Indien, Nepal
und Pakistan unter menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen
von Kindern geknüpft worden waren. Und sie forderte, nur noch Teppiche
zu kaufen, die garantiert nicht von Kinderhand gefertigt wurden.

Die Kampagne war
ein Riesenerfolg: Bis heute wurden über 3,5 Millionen Teppiche mit
dem Rugmark-Label verkauft. Dieses Gütesiegel bescheinigt dem Hersteller,
dass in seinem Betrieb keine Kinder beschäftigt sind. „Als wir die
Kampagne starteten, arbeiteten in Südasien rund eine Million Kinder
in Teppichmanufakturen“, sagt Kailash Satyarthi. „Heute sind es
noch 300.000.“

„Unser Ziel ist
eine Gesellschaft, in der kein Kind ausgebeutet wird und jedes eine
gute und kostenlose Schulbildung erhält“, sagt Kailash Satyarthi.
„Ich bin optimistisch, dass ich dies noch erleben werde.“

Text:
Thorsten Lichtblau
Fotos: Jörg Böthling


Träger
Bachpan Bachao Andolan (BBA)
Finanzierung (drei Jahre)
„Brot
für die Welt“     € 152.082,-
www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/bba


 

Projekt November / Dezember

Brot für die Welt

Unter der Überschrift
„Endlich Kind sein“ haben wir Ihnen das Projekt der „Bewegung
zur Rettung der Kindheit“ (BBA) in Indien vorgestellt, dass von
„Brot für die Welt“ finanziert wird. Wir bitten Sie herzlich diese
wichtige und segensreiche Arbeit zu unterstützen.

Spenden können
auf das Konto der Ev. – Ref. Kirchengemeinde Klafeld, Nr. 30 306
872 bei der Sparkasse Siegen (BLZ 460 500 01) mit dem Kennwort „Brot
für die Welt“ überwiesen werden. Eine Spendenbescheinigung stellen
wir gerne aus.