Frauenhilfe Wenscht: Eine Ära ist zu Ende gegangen

Eine Ära ist zu Ende gegangen:

„Jetzt fehlt einem etwas …“

Frauenhilfe – Mi. 14.45 Uhr – im großen Saal
– an jedem zweiten Mittwoch im Monat. Diesen Eintrag wird man unter
den Veranstaltungen im Gemeindezentrum Wenscht ab sofort vergeblich
suchen: Die dortige Frauenhilfe hat sich aufgelöst! Alle Versuche,
einen neuen und jüngeren Vorstand zu finden, sind fehlgeschlagen.
Auch die Bemühungen des Bezirkspresbyteriums waren vergeblich. „Es
ist unendlich schade, und es tut uns leid. Letzten Endes blieb uns
keine andere Wahl. Aber wir müssen es hinnehmen und akzeptieren.“
Marianne Hoffmann und Inge Schneider, die am 3. September 2003 die
Leitung der Frauenhilfe übernahmen und jetzt wegen ihres hohen Alters
und auch aus gesundheitlichen Gründen ihre Ämter niederlegten, sagen
es recht gefasst, aber ein wenig Wehmut in ihren Stimmen ist dabei
unüberhörbar. Verständlich, denn wieder geht ein Stück Geschichte
der Wenschtgemeinde zu Ende.

Begonnen hatte die Frauenarbeit im neuen Wohngebiet
in den 50er Jahren. Die Treffen, die zunächst noch in den Wohnzimmern
der Presbyter stattfanden, wurden von Pfarrer Erich Schmidt organisiert
und geleitet. Da der Kreis der Frauen aber schnell größer wurde,
teilte man sich schon bald in zwei Gruppen auf, in den Mütterkreis
und in die Frauenhilfe. Beide Kreise waren ausgesprochen aktiv und
bereiteten regelmäßig gemeinsam die Altenfeiern für die über 70-jährigen
Gemeindeglieder vor. Die Leitungsfunktion der Frauenhilfe bekam
Marianne Offermann übertragen. 1969 übernahm Margarete Rausch den
Vorsitz. In der Festschrift „25 Jahre evangelische Wenscht – Gemeinde
(1958 – 1983)“ schrieb sie: „In den folgenden zehn Jahren wuchs
die Zahl der Frauen auf 123 (!) an, sehr zur Freude von Pfarrer
Leckebusch, mit dem mich eine gute und gesegnete Team-Arbeit verband.“

1979 übergab Margarete Rausch die Leitung
der Frauenhilfe in die Hände von Lore Schneider und Hildegard Söhler.
Ihnen standen viele fleißige Bezirksfrauen zur Seite. Nachdem die
Vorsitzende im September 2000 verstorben war, dauerte es ein halbes
Jahr, bis man in Burglind Drucks eine neue Kandidatin für die Leitungsposition
gefunden hatte. Zur Stellvertreterin wurde Inge Schneider gewählt.
Nach dem Tod von Burglind Drucks am 20. Mai 2003 war in der Frauenhilfe
Wenscht das Amt der Vorsitzenden erneut für einige Monate vakant.
Gleich nach der Wahl von Marianne Hoffmann und Inge Schneider erfolgte
sodann ein erster Beschluss: Die Frauenhilfe trifft sich im Monat
weiterhin an zwei Nachmittagen, einmal mit, aber einmal auch ohne
festes Programm. Ab Januar 2005 gab es pro Monat dann nur noch eine
monatliche Zusammenkunft.

Alle Leiterinnen waren stets um ein interessantes
und abwechslungsreiches Programm bemüht. „Begonnen wurde auch bei
mir immer mit einer Andacht“, so Marianne Hoffmann, „und ein Schlussgebet
gehörte auch dazu.“ Einen festen Platz hatten die Jahreshauptversammlungen,
die Geburtstagsfeiern, die Frühlingsfeste, die Seniorennachmittage
im Herbst und die alljährlichen Weihnachtsfeiern. Auf dem Programm
standen auch Bastelstunden, Spiele, Vorträge von den hiesigen Pfarrerinnen
und Pfarrern und von anderen Referenten, Filmvorführungen, Meditationen,
Zusammenkünfte mit der Frauenhilfe in Sohlbach und so manches Quiz
sowie thematische Einheiten wie „Ich und die anderen“, „Nachbarschaft
leben“, „Brücken bauen“ und „Trauern und trösten“.

„Zuletzt hatten wir noch 44 zahlende Mitglieder“,
weiß Inge Schneider zu berichten, „36 davon kamen mehr oder minder
regelmäßig zu unseren Treffen.“ Und Marianne Hoffmann fügt hinzu:
„Das Alter der Frauen lag im Großen und Ganzen zwischen 75 und 85
Jahren, und für viele war der Weg zum Gemeindezentrum schon recht
anstrengend und schwierig.“

Die Auflösung der Wenschter Frauenhilfe vollzog
sich in drei Schritten. Am 8. November fand das Abschlusstreffen
mit einem Rückblick und dem Vortragen des Kassenberichtes statt.
Sechs Tage später traf man sich zu einem schönen und rundum gelungenen
Abschiedsessen in einem hiesigen China-Restaurant.

Am 13. Dezember schließlich war man dann letztmals
zusammen: Mit der Weihnachtsfeier endete das letzte Kapitel des
Buches „Frauenhilfe im Wenscht“. Ein letztes Gruppenfoto im Chorraum
der Kirche, dann viele Abschiedsszenen. „Schade“ und „leider“ –
überall waren diese Worte zu hören. Und: „Jetzt fehlt einem etwas
…“ Manche Frauen gehörten immerhin 30 oder
gar fast 40 Jahre dazu! Viele hatten Tränen in den Augen. Auf der
anderen Seite so manches „Dankeschön“ und Verständnis für die Situation.
Ungefähr zwanzig Mitglieder der Frauenhilfe werden auch weiterhin
den Wenschter Mittwoch – Club besuchen.


Das Bezirkspresbyterium dankt Marianne Hoffmann
und Inge Schneider und allen, die in irgendeiner Weise mitgeholfen
haben, für den großartigen Einsatz und das beispielhafte Engagement
während der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Nochmals: Herzlichen
Dank!

Peter – Christian Rose