Bericht: Kreissynode Dez. 2005

Kreissynode Siegen beschloss Haushalt 2006

Jährlich 120.000 Euro weniger an Kirchensteuereinnahmen

Ohne große Diskussionen beschloss jetzt die
Kreissynode Siegen den Haushalt für 2006.  Die grundlegenden
Richtungs- und Einsparungsentscheidungen waren bereits auf der vergangenen
Sondersynode in Olpe getroffen worden.

Die Einnahmen und Ausgaben der Kreissynodalkasse,
hierunter fallen auch die Referate und Einrichtungen des Kirchenkreises,
 wurden auf 4.370.643 Euro festgestellt. Der Haushaltsplan
des Evangelischen Gymnasiums umfasst im kommenden Jahr  4.750.283
Euro in Einnahmen und Ausgaben. Für das Kreiskirchenamt Siegen/Wittgenstein
stehen 2.109.850 Euro zur Verfügung. Den größten Batzen macht die
neu gebildete Finanzausgleichskasse, mit 15.272.591 Euro aus. Hieraus
werden die Pfarrgehälter gezahlt  und erhalten die Gemeinden
die Gemeindegliederpauschale. Waren es in 2005 noch 51 Euro, die
die Kirchengemeinden pro Gemeindeglied erhielten, sind es in 2006
noch 49 Euro.

Friedhelm Knipp
 
Finanzausschussvorsitzender

Friedhelm Knipp erläutert
den Haushalt 2006:
„Wir müssen
jetzt handeln,
es bleibt uns keine Zeit zu warten.“

Finanzausschussvorsitzender Friedhelm
Knipp erläuterte den Synodalen das komplizierte Zahlenwerk.
Der Haushalt im nächsten Jahr geht von zu verteilenden
Finanzmitteln der Landeskirche in Höhe von 348 Mio.
Euro aus. Unter Berücksichtigung der Kostensteigerung
bedeutet das einen Realverlust von 33% bezohen auf 1999.
In den Folgejahren muss allein aus demografischer Entwicklung
mit einem jährlichen  Rückgang aus Kirchensteuermitteln
von 1% gerechnet werden. Knipp, auch Mitglied der Leitung der Landeskirche,
erläuterte die Einsparungen, die die Landeskirche vorgenommen hat.
Dazu gehört, dass Pfarrer und ein Teil der Kirchenbeamte auf Dauer
kein Weihnachts- und Urlaubsgeld erhalten. Die Landeskirche habe beschlossen, den Kirchensteuerhebesatz
nicht zu erhöhen.Auch werde eine Alternative zur Kirchensteuer
nicht gesehen. Kritisch gesehen wird die Entwicklung der Pensionsverpflichtung
für Pfarrer und Kirchenbeamte. Im Jahre 2018 werde der Finanzaufwand
für Pensionen den Aufwand für die Bezüge der Aktiven erstmals übersteigen.
Mit Sonderbeiträgen in die Versorgungskasse in bis zu zweistelligen
Millionenbeträge müsse gerechnet werden. „Im Kirchenkreis Siegen“, so Knipp, „ist ein
gewaltiges Einsparvolumen verwirklicht worden, aber trotzdem schieben
wir ein Defizit von 850.000 Euro vor uns her, das sich für 2007
wieder um einen Kirchensteuerrückgang erhöhen wird. Ein Verlust
von 1.200 Gemeindegliedern jährlich bedeutet auch einen Verlust
von 120.000 Euro Kirchensteuerzuweisung jährlich.Er erinnert an
die im September beschlossene Einsparung von zwei Pfarrstellen jährlich
bis 2009. Knipp: „Wir müssen jetzt handeln, es bleibt uns keine
Zeit zu warten.“

kp


 

Pfarrstellen rückläufig

Kreissynode Siegen beschloss Richtlinien für
Pfarrstellenplanung

Nur noch 56 Pfarrerinnen und Pfarrer in den
dreißig Kirchengemeinden des Kirchenkreises Siegen vermag der Kirchenkreis
im Jahre 2008 zu bezahlen. 63,5 Pfarrstellen sind bislang besetzt
und müssen bezahlt werden. Werden die Pfarrstellen nicht reduziert,
gibt der Kirchenkreis künftig für die Pfarrbesoldung mehr aus, als
ihm die Landeskirche zur Verfügung stellt. Auf die Kirchenmitglieder
umgerechnet ergeben die 56 Pfarrstellen etwa 2500 Gemeindeglieder
pro Pfarrstelle. Darauf hat sich der Pfarrstellenbesetzungsausschuss
unter dem Vorsitz von Pfr. Dr. Detlef Metz geeinigt und entsprechende
Richtlinien formuliert. Weitere Bemessungskriterien soll es nicht
geben. Wie sich die Situation in den nächsten Jahren auf die einzelnen
Gemeinden und die Regionen entwickelt, hatte Synodalassessor Hans-Werner
Schmidt genau ausgerechnet und zusammengestellt. Deutlich wurde,
dass frei werdende Pfarrstellen nicht wieder besetzt werden können
oder aber nur kirchenkreisintern. Die von einigen als zu hoch angesehene
Gemeindegliederzahl von 2500 pro Pfarrstelle spielt nach Schmidts
Berechnung eher eine untergeordnete Rolle, da sie wegen sinkender
Gemeindegliederzahlen insgesamt in fast allen Kirchengemeiden unterschritten
werde.

Mit der vorgestellten Veränderung konnte sich
der Vorsitzende des Theologischen Ausschusses Rolf Fersterra nicht
anfreunden. Durch diese Veränderung erhielten die Kasualien ein
stärkeres Gewicht. Es entstünde ein höherer Verwaltungsaufwand.
Der Freiraum für Besuche, kreatives Arbeiten, Mitarbeiterbetreuung
und theologisches Arbeiten werde reduziert. Und auch die zweckfreie
Beziehungsarbeit werde weniger. Er frage sich, ob das die Gemeinden
wollten. Er halte es für bedenklich, wenn gesagt werde, es gebe
zu dieser Verfahrensweise keine Alternative.Dass gespart werden muss, stand allen Synodalen
deutlich vor Augen. Aber es sollte möglichst gerecht zugehen.So
hatten denn Pfarrer des östlichen Siegerlandes den Vorschlag unterbreitet,
für die ländlichen Regionen geringere Gemeindegliederzahlen anzusetzen.
Schließlich seien die Wege in die einzelnen Orte weiter und damit
zeitaufwändiger. Als Rechengröße kam die Formel Gemeindeglieder
pro km² in die Diskussion. Dazu Pfr. Martin Eckey aus Olpe: „Mein
Vater hat seine Arbeit nach Fläche berechnet, er war Bauer.“ Auf die Frage, wie denn mit den Kreispfarrstellen
verfahren werde, zeigte Finanzausschussvorsitzender  Friedhelm
Knipp auf, dass von den 13 Kreispfarrstellen sechs nicht mehr auf
Kirchenkreisebene finanziert würden. In den Richtlinien ist festgelegt, dass für
kreiskirchliche Pfarrstellen, die nicht refinanziert werden, wie
beispielsweise Pfarrer im Schuldienst, 20.000 Gemeindeglieder als
Untergrenze gelten.

Pfr. Dr. Detlef Metz
 Pfr. Dr. Detlef Metz erläuterte die Richtlinien
zur Ermittlung des Pfarrstellenbedarfes.
Er sprach sich für ein
gemeinschaftsgemäßes Verhalten der Kirchengemeinden aus,
das auch
die Nachbarkirchengemeinden
und den Kirchenkreis als Solidargemeinschaft

der Gemeinden im Blick hat.

 

Um die zwangsläufig in Kirchengemeinden entstehenden
Ungerechtigkeiten auszugleichen, gewinnen die sieben Regionen im
Kirchenkreis zunehmend an Bedeutung. Auf dieser Ebene soll die Zusammenarbeit
untereinander enger werden und bei nicht wiederbesetzen Pfarrstellen
ein Ausgleich erfolgen.

Die Synode des Kirchenkreises Siegen beschloss
nach ausgiebiger Beratung  die Richtlinien mit geringfügigen
Veränderungen, wie vom Pfarrstellenbesetzungsausschuss vorgeschlagen.
Der Kreissynodalvorstand wird für alle Regionen im Kirchenkreis
ein Konzept für die Entwicklung der Pfarrstellen erarbeiten und
in den Regionen zur Beratung vorstellen

.Plenum

kp


 

„Von dem erzählen, dem wir
nachfolgen und auf den wir warten“

Erster Synodenbericht der
Superintendentin Annette Kurschus

Mit anhaltendem Applaus quittierten die Synodalen
des Kirchenkreises Siegen auf der jetzt stattgefundenen Herbstsynode
den ersten Synodenbericht der Superintendentin Annette Kurschus.

Schon zu Beginn setzte die Superintendentin
einen geistlichen Doppelpunkt. Ihr ging es um mehr als nur um Strukturen
und Finanzen: „Wenn wir uns als Kirche, als Kirchenkreis dem Auftrag
verpflichtet wissen, die Botschaft von Gottes freier Gnade auszurichten
an alles Volk, dann lasst uns die Menschen in den Blick und auf
unser Herz nehmen. Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, wovon
unsere Ohren und Herzen ihre hoffnungsvolle Nahrung erhalten; sie
müssen wissen, worauf unser Blick als Christen sich richtet und
woher er seine Zuversicht nimmt; wir müssen ihnen davon erzählen,
was uns zu tragen vermag in unserer eigenen Ungewissheit und Angst.
Was gibt es Größeres und Wichtigeres für uns, als andere etwas davon
spüren zu lassen, dass der, auf den wir warten, schon jetzt unser
Hier und Heute verändert.“

Superintendentin Kurschus ging ein auf die
sich verändernden Rahmenbedingungen, die es erfordern, die breite
Vielfalt kirchlicher Arbeit deutlich zu beschneiden. Kurschus: „Auch
eine an finanziellen Möglichkeiten ärmer gewordene Kirche kann eine
lebendige und wachsende Kirche bleiben. Sie kann unter den veränderten
Bedingungen stärker als bisher zur Beteiligungskirche werden.“

Superintendentin Annette Kurschus
 
Superintendentin Annette Kurschus

Die Gemeindeberichte hätten sie
zum großen Teil bewegt, weil aus vielen dieser Rückblicke
deutlich werde, wie lebendig, hoffnungsvoll sich Kirche
vor Ort präsentiere. Da würden neue Gottesdienstformen
ausprobiert, Glaubenskurse veranstaltet, Projekte, die
die Konfirmandinnen und Konfirmanden stärker ins Gemeindeleben
mit einbeziehen, ersetzten traditionelle Formen des
Kirchlichen Unterrichtes. Es gäbe neue Gesprächsangebote
für junge Erwachsene; Kindergartenarbeit und die Praxis
der Säuglingstaufe würden zu intensiven Kontakten mit
Eltern und Paten genutzt. Es entstünden Besuchsdienstkreise
und es würden Perspektiven für Gemeinden entwickelt.
Kurschus bringt ihre Überzeugung im Zusammenhang
mit Gemeindeleitung zum Ausdruck, das da, „wo wir Gottes Wort Raum
geben, es immer wieder neu hören und ernst nehmen und ihm etwas
zutrauen, da erfahren wir tatsächlich Orientierung, da bleiben wir
bei Gottes Maßstäben und gewinnen aus ihnen eine tragfähige Grundlage
für unsere menschlichen Entscheidungen. Aber Gott löst nicht an
unserer Stelle die organisatorischen und praktischen Fragen für
den Weg unserer Gemeinden und unseres Kirchenkreises.“

Deshalb hält
sie Leitungsgremien für wichtig, die ihrerseits nach verantwortlichen,
praktikablen Lösungen suchen und Entscheidungen wagen. Die Entscheidungen
sollten für andere durchsichtig und nachvollziehbar gemacht werden.
Dadurch könne ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und des offenen
Austauschs wachsen.

Die Referate und Einrichtungen des Kirchenkreises
bezeichnete die Superintendentin als einen großen Schatz. Der enge
Bezug zu den Ortsgemeinden sei im vergangenen Jahr an verschiedenen
Stellen, wie beispielsweise am Kirchentag für Schule und Gemeinde,
deutlich geworden.

kp


 

Doris Thieme in den Kreissynodalvorstand
gewählt,
Brigitte Klöckener verabschiedet

Mit großer Mehrheit wählte die Kreissynode
Siegen Doris Thieme aus der Kirchengemeinde Olpe in den Kreissynodalvorstand.
Sie tritt die Nachfolge von Brigitte Klöckener an, die aus familiären
Gründen die Aufgabe nicht mehr wahrnehmen kann.

Superintendentin Annette Kurschus dankte Brigitte
Klöckener für ihren Dienst in dem kreiskirchlichen Leitungsgremium.

Doris Thieme, Superintendentin Annette Kurschus und Brigitte Klöckener

Im Bild von links: Doris
Thieme, Superintendentin Annette Kurschus und Brigitte Klöckener

kp

(Fotos: Karlfried Petri)