„Gott ist wie eine Ente,
….unter seinen Flügeln kann man prima kuscheln“
diese Worte hörte ich vor kurzem aus dem Autoradio auf dem Weg zur
Arbeitsstelle, gesprochen von dem 6-jährigen Joel in der Morgenandacht
von „Augenblick mal“. Ich denke viele von Ihnen werden diese Sendung
kennen. Erst musste ich schmunzeln, dann lachen. Ich habe zwar die
folgende Auslegung dieses Satzes noch interessiert mit verfolgt,
muss aber zugeben, das ich sie heute nicht mehr wiedergeben könnte.
Aber der Satz „Gott ist wie eine Ente, unter
seinen Flügeln kann man prima kuscheln“ hat mich nicht mehr losgelassen.
Ich war nämlich gerade dabei, mir Gedanken über die Jahreslosung
2006: „Gott spricht: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich
nicht.“ zu machen und diese Aussage eines 6-Jährigen zeigte mir
plötzlich einen ganz neuen Zugang.
Kinder haben es, ein Baby sogar ein sehr großes,
natürlich auch die Teenies und deren Eltern und Großeltern, alle
haben wir es: Das Bedürfnis nach Geborgenheit, das Bedürfnis nach
Halt und Gemeinschaft. Und ich denke das Bild des kleinen Joel will
genau dies ausdrücken und er kann aus seiner Sicht vollkommen darauf
vertrauen.
„Gott spricht: Ich lasse
dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Was für ein Versprechen
!?
Aber wie sieht es für diejenigen aus, die
Gott in ihrem Leben so noch nicht erlebt haben? Für die, die gefallen
sind, sich einsam und allein fühlen, ohne Hilfe? Eine Welt bricht
zusammen: Martin ist bei der Klassensprecherwahl nicht durchgekommen,
Julia hat ihr Abitur versemmelt und ihre Freundin ist gerade durch
die Führerscheinprüfung gefallen. Schwere Niederlagen für ein junges
Leben. Das wichtige Projekt in Deiner Firma hast du so richtig gegen
den Wand gesetzt. Drohende Arbeitslosigkeit, Hartz IV, ein Leben
am Existenzminimum. Der Tod eines lieben Menschen wirft Dich aus
der Bahn. Ein schwerer Unfall oder eine unheilvolle Diagnose des
Arztes kann einem schon den Boden unter den Füßen wegreißen. Trennung
nach langer Partnerschaft, oder Deine Freunde haben dich im Stich
gelassen, Dich fallen lassen, wie ein heiße Kartoffel. Und plötzlich
sieht Dein Leben von jetzt auf gleich ganz anders aus. Du fühlst
Dich schrecklich, nahezu hilflos am Boden zerstört. Du siehst kein
Licht mehr, weil das Loch so endlos tief ausschaut in welches Du
gefallen bist. Du kommst Dir einsam, hilflos und verlassen vor.
Wer in seinem Leben gefallen ist und sich von Gott und der Welt
verlassen fühlt, dem kann kaum etwas Schlimmeres passieren als dass
jemand freundlich lächelnd an ihm vorbei läuft und ihm einen solchen
Spruch um die Ohren haut. Besteht nicht die Gefahr, das die Jahreslosung
für viele auch nur wieder eine solche „Daumen hoch“ Parole ist ?
Ist manchem nicht der Vers „ Mein Gott, mein Gott, warum hast du
mich verlassen ?“ viel näher ?
Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Geschichte
erzählen:
Hoch über dem Marktplatz in einer kleinen
Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben
unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen
Kunststücke. Gegen Ende der Vorstellung holte er eine Schubkarre
hervor und fragte die Anwesenden:" Sagen Sie, trauen Sie mir
zu, dass ich die Karre über das Seil schiebe?" – "Aber
gewiss", antworteten die Gefragten fröhlich.
Würden Sie sich dann meiner Geschicklichkeit
anvertrauen, sich in die Karre zu setzen und von mir über das Seil
fahren zu lassen?" fragte der Schausteller weiter. Da wurden
die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen
Mut. Nein, das trauten sie sich und ihm nicht zu.
Plötzlich meldete sich ein kleiner Junge.
"Ich setze mich in die Karre", rief er, kletterte hinauf,
und unter angespanntem Schweigen der Menge schob der Mann das Kind
über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, klatschten alle begeistert
Beifall. Einer fragte aber den Jungen: "Hattest Du gar keine
Angst da oben?" "Oh nein", lachte der, "es ist
ja mein Vater, der mich über das Seil schob!"
(aus:
"Kurzgeschichten 3" von Willi Hoffsümmer)
Vater-Vertrauen. Eine entspannte, Sicherheit
gebende Haltung, vermutlich gewachsen durch viele Erfahrungen: Auf
diesen Vater und sein mich-Tragen ist Verlass. Vielleicht sollten
wir öfter wie das Kind des Seiltänzers sein? Vielleicht müssen auch
wir wieder öfter nach der Erfahrung suchen, dass wir behütet und
geborgen sind und bleiben, und zwar immer!
So wie der 6-jähre Joel, der im Brustton der
Überzeugung sagt: „Gott ist wie eine Ente, unter seinen Flügeln kann
man prima kuscheln“ und damit meint: „Gott spricht: Ich lasse dich
nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua 1,5b)
Ist diese Zusage nicht wieder Licht am Horizont?
Du darfst auf die wunderbare, uneingeschränkte Zusage Gottes bauen
und mit ihm kommst Du auch aus scheinbar schwierigen Situationen
wieder heraus, ja sogar mit ihm sind schwierige Situationen zu meistern.
Und noch ein letzter Gedanke: Hinfallen gehört
im Leben und gerade im Glaubensleben dazu. Wichtig ist jedoch, wieder
aufzustehen.
Im Vertrauen auf die Jahreslosung wünsche
ich Ihnen ein gesegnetes Neues Jahr.
Ihr Günter Gollos
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