1911 = 2030
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Herr Heinbach stellte in seinem Lagebericht
die Fakten und die voraussichtlichen Entwicklungen deutlich heraus.
Die Gemeindegliederzahl ist von ca. 5000 Gemeindegliedern im Jahre
1911 auf über 13000 in den 70er Jahren gestiegen. Aktuell liegt
sie bei 8800, ohne Sohlbach-Buchen läge Sie bei 7900 Menschen. Erwartet
wird für das Jahr 2030 eine Gemeindegliederzahl von 5500. Herr Heinbach
betonte, dass es nicht Kirchenaustritte sind, die diese Entwicklung
bewirken, sondern es sind die nicht geborenen Kinder, die der Gemeinde
im doppelten Sinne fehlen.
In den 60er und 70er Jahren wurde für die
vielen Gemeindeglieder „Raum geschaffen“, im wahrsten Sinn
des Wortes. Über 20 Gebäude gehören heute der Kirchengemeinde, die
zu durchschnittlich 17% genutzt werden, so Herr Setzer. Wenn man
bedenkt, dass dazu auch 7 Kindergärten gehören, die sicherlich einen
Nutzungsgrad von über 50% haben, so stehen die anderen Gebäude noch
öfter leer. Gebäude sind auf der einen Seite Kapital, auf der anderen
Seite erzeugen sie Kosten durch Küster, Heizung, Reparaturen, etc.
Mit der Anzahl der Gebäude, unter ihnen heute
5 Gottesdienststätten, stieg in der Vergangenheit auch der Bedarf
an Unterhalt und an Personen, die die Häuser pflegen, reparieren
und nicht zuletzt mit Leben füllen (Pfarrer, Organisten, Küster…).
Somit sind die Personalkosten ein weiterer großer Posten des Haushaltes.
In der örtlichen Presse wurde viel über die
Einigung der Kirchengemeinden mit der Stadt Siegen bezüglich der
Kindergärten und Tagesstätten geschrieben, und es entstand der Eindruck,
dass die Kirchengemeinde nach der Einigung finanziell besser da
stehe als zuvor. Die Zahlen sagen etwas anderes: Jede Kirchengemeinde
erhält einen gleichen Zuschuss zum Kindergarten/Tagesstätte, egal
ob sie keinen oder wie in unserem Fall 7 Einrichtungen unterhält.
Durch die hohe Anzahl an Kindergärten/Tagesstätten entsteht unserer
Kirchengemeinde nun ein Defizit von 32.000 € in Bezug auf die bisherige
Vereinbarung mit der Stadt Siegen.
Damit der Haushalt 2005 ausgeglichen gestaltet
werden kann, muss auf eine Rücklage in Höhe von über 90.000 € zurückgegriffen
werden. Mit Ablauf des Jahres 2005 sind dann alle (!) Rücklagen
der Kirchengemeinde verbraucht.
Was passiert, wenn bis zum Jahresende nichts
passiert oder wirkt? Die Kirchengemeinde kann nicht in Insolvenz
gehen. Ist der Haushalt für 2006 nicht ausgeglichen, so wird die
Kirchengemeinde vom Kreiskirchenamt Siegen, „zwangsverwaltet“,
d. h. alle finanziellen Entscheidungen liegen nicht mehr in der
Hand des Presbyteriums! Es wird ein „Sanierer“ die finanziellen
Geschicke der Gemeinde leiten.
Einnahmen erhöhen
Unter dem bedrückenden Eindruck dieser Zahlen
und Fakten begann die anschließende Diskussion und erste Sammlung
von Lösungsverschlägen für den Bereich „Verbesserung der Einnahme-Situation“
(blau = Vorschlag,
grün =
Diskussion)
- freiwilliges „Kirchengeld“ für
alle „nicht-Kirchensteuer-Zahler“
- Insbesondere ältere Menschen
seien freiwillig bereit, für die Kirche einen Beitrag zu leisten.
So würden bei nur 1000 Personen zu je 5€/Monat im Jahr 60.000€
zusammenkommen
- Es gebe noch viele Möglichkeiten,
für konkrete Projekte sich direkt an örtliche Firmen zu wenden
- Bei der aktuellen wirtschaftlichen
Situation wird es immer schwieriger, Firmen zum „Sponsoring“
zu bewegen. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber generell stehen
dafür eher weniger Mittel zur Verfügung. Auch wird das Geld
nur einmal verteilt,
d. h. Engagement an einer Stelle verringert
die Einnahmen an anderer Stelle
- lm Gemeindebrief rufen wir
seit 10 Jahren in jeder Ausgabe zu Spenden für ein Projekt auf.
- Auch hier gilt: Die Gemeindeglieder
spenden nach wie vor vorbildlich, sie unterstützen unsere tägliche
Arbeit enorm. Aber: Sonderprojekte, wie die Orgel in der Talkirche,
gehen auch zu Lasten anderer Spendenprojekte
- Nutzung von Gebäuden erhöhen,
Stichwort:
Vermieten für Veranstaltungen
- Ein Teil unserer Räume können
für Veranstaltungen gemietet werden, so z. B. GZ Wenscht, Lutherhaus
- Die Vermietung stößt
auch an Grenzen: Alle Gebäude/Räume liegen im dicht besiedelten
Gegenden. Durch häufige Veranstaltungen führen sich die Anwohner
gestört, es gelten Auflagen für die Lautstärke, etc. Gerade
für größere Veranstaltungen wirkt das abschreckend
Es wurde mehrfach festgestellt, dass die Kirchengemeinde
die Einnahme-Situation in Bezug auf die notwendigen Einsparungen
nur geringfügig verbessern kann. Die Gefahr ist groß, dass der Erfolg
einer Maßnahme durch Rückgänge an anderer Stelle kompensiert wird.
Auch bei den uns nahe stehenden Menschen ist oft nicht mehr soviel
Geld vorhanden.
Ausgaben kürzen
Bleibt also als Potential der Ausgabenkürzung.
Aber wie und wo:
- wenig genutzte Gebäude schließen
- Durch das Schließen von
Gebäuden verbleibt der Wert der Gebäude in der eigenen Kirchengemeinde,
jedoch fallen weniger laufende Kosten an (für Küster, Heizung
etc.)
- Das Gemeindezentrum Hoher
Rain wird zum August diesen Jahres geschlossen. Die Küsterstelle
entfällt. In 2 Jahren wird der Kindergarten „Am Hohen Rain“
geschlossen.
- Mobilität der Gemeindeglieder feststellen
- Durch das Schließen von
Gebäuden/Räumen werden neue Anforderungen an die Mobilität der
Gemeindeglieder und der Kirche gestellt.
- Wenn wir Gebäude schließen,
ohne dass das Angebot an Gemeindearbeit sinkt, müssen die Gemeindeglieder
und wir als Kirche mobiler werden. Wir fahren zum Einkaufen
nach Siegen, zu Veranstaltungen nach Dortmund oder Köln, warum
nicht zum Gottesdienst oder zur Gemeindeveranstaltung nach Birlenbach
oder nach Setzen? Warum holen wir als Kirche nicht die Menschen
ab?
- Wenn wir nicht genutzte
Gebäude schließen, können wir sie bei den demografischen Aussichten
auch verkaufen. Das entlastet den Haushalt.
- Zum einen kann man Immobilien
nur einmal verkaufen, des weiteren muss auch ein Käufer vorhanden
sein. Von 2 Grundstücken hat sich die Kirchengemeinde in der
Vergangenheit bereits getrennt. Ein unbebautes Grundstück und
ein ehemaliges Pfarrhaus in der Wenscht. Die Einnahmen haben
den Haushalt kurz, aber nicht nachhaltig entlastet. Viele Gebäude
sind – den Willen zum Verkauf mal vorausgesetzt – schlecht zu
verkaufen. Bei geweihten Gebäuden (Kirchen, Gemeindezentren)
muss die Landeskirche dem Verkauf und der Entweihung zustimmen.
Die möglichen Einnahmen aus einem Verkauf können nur in Höhe
des Wertes der Immobilie (also ohne Grundstück) direkt in den
Haushalt einfließen. Man darf aber auch nicht die Augen vor
dem Problem verschließen, dass über 20 Gebäude jetzt und in
Zukunft für unsere Kirchengemeinde finanziell zuviel sind. Es
ist sicherlich keine Frage dass Gebäude verkauft / vermietet
werden, nur wann.
Die Steuerungsgruppe hat sich zur Aufgabe
gemacht, die leitenden Mitarbeiter in den bevorstehenden Umstrukturierungsprozess
mit einzubeziehen. Diese Informationsveranstaltung stellt den Anfang
einer hoffentlich guten und produktiven Zusammenarbeit dar.
Der Steuerungsgruppe gehören an: Hartmut Heinbach,
Edwin Schwandt, Pfrn. Almuth Schwichow, Helmut Setzer und Martin
Wüst. Wenn Sie Vorschläge, Ideen, Kritik an die Steuerungsgruppe
haben, so erreichen Sie diese u. a. unter:
Pfrn. Schwichow, Telef.
8 13 25 oder: almuth.schwichow@t-online.de
oder per Mail: steuerungsgruppe@kirche-klafeld.de.
Marc Höchst
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