Bericht: Kreissynode Dez. 2004

Kreissynode Siegen

Bericht des Superintendenten

Ein anstrengendes Jahr geht für den Kirchenkreis
Siegen zu Ende. Das machte Superintendent Friedemann Hillnhütter
jetzt auf der Kreissynode Siegen in seinem diesjährigen Bericht
deutlich. Vier Synoden fanden statt, doppelt so viele wie normal,
um das Beratungspensum bewältigen zu können. Erforderlich wurde
das Pensum durch die Neugestaltung der Struktur des Kirchenkreises
Siegen, die umfangreichen Beratungen zur Neuregelung der Kinder-
und Jugendarbeit in den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis. Der
Haushalt des Jahres 2004 konnte erst beraten werden, nachdem verlässliche
Eckdaten vorlagen und die mittelfristige Finanzplanung erfordert
eine Haushaltskonsolidierung ohne Rücklagenentnahme.

Diese Beratungsprozesse ließ Hillnhütter Revue
passieren. Eine neue Finanzsatzung galt es zu erarbeiten und auch
die Pfarrstellenbesetzung in den Kirchengemeinden liegt künftig
in der vollen Verantwortung des Kirchenkreises. Ein Ausschuss arbeitet
an einer Pfarrstellensatzung, die die Modalitäten regelt. Künftig
werden etwa 2.300 bis 2.500 Gemeindeglieder für eine Gemeindepfarrstelle
vorhanden sein müssen und 20.000 Gemeindeglieder für eine Kreispfarrstelle.

Viele neue Gesichter gibt es in diesem Jahr
in den Gremien in Folge der Presbyteriumswahlen im Februar. Er dankte
dem alten KSV für seine geleistete Arbeit, und denjenigen, die sich
für die künftige Arbeit zur Wahl gestellt hatten.Er dankte dem Sozialreferenten
Herbert Perl, der nach 30-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand getreten
ist, für seine Arbeit, dem Jugendreferenten Kurt Giesler, der nach
25 Jahren Dienstzeit im Kirchenkreis in den Vorruhestand getreten
sei und auch Gert Mudersbach, der als angjähriger Verwaltungsleiter und stellvertretender
Verwaltungsleiter nach über 40-jährigem Arbeitsleben im Kirchenkreis
aus dem Dienst ausscheidet.


Superintendent
Friedemann Hillnhütter

Der Bericht endete mit einem Ausblick nach
vorne. In Zukunft, so der Superintendent, werde verstärkt darüber
zu befinden sein, was zu den Kernaufgaben der Kirchengemeinden und
des Kirchenkreises gehöre. Die Qualifizierung von ehrenamtlich mitarbeitenden
Gemeindegliedern müsse künftig allererste Priorität haben. Das Kirchenkreisprojekt
„Gemeinsam unterwegs“ und auch die kirchliche Erwachsenenbildung
hätten hierbei einen besonderen Stellenwert. Hillnhütter: „Wir müssen
darüber nachdenken, wie wir in Zukunft die kirchliche Arbeit in
den Kirchengemeinden und im Kirchenkreis unter den sich ändernden
finanziellen Rahmenbedingungen gestalten können. Auf Dauer wird
das steuerfinanzierte Modell dies alleine nicht leisten können.
Stärker als bisher wird die Arbeit der Kirchen auf Spenden und stärkere
freiwillige finanzielle Zuwendungen der Gemeindeglieder angewiesen
sein. Finanzierungsstrukturen, wie sie in der Ökumene seit langem
vorherrschen, werden auch bei uns in Zukunft eine größere Rolle
spielen.“ Dazu gehören auch Arbeitsbereiche wie Jugendarbeit, die
Öffentlichkeitsarbeit, die Beratung von Menschen in schwierigen
Lebenssituationen, die Schule oder auch die Kirchenmusik.

„Mit den vielen Gaben, die Gott uns gegeben
hat, dürfen wir noch stärker wuchern.“ Er betonte, dass Kirche Jesu
Christi immer in erster Linie eine geistliche Gemeinschaft ist,
in der das Evangelium verkündigt und gelebt wird. Mit Professionalität
alleine könne Kirche nicht bestehen. Gemeindeaufbau ist daher ein
geistlicher Prozess, in dem die Gaben des Geistes zum Tragen kommen
und den der Ewige in den Köpfen und Herzen der Menschen anstoße.

Viele Aktivitäten in den Gemeinden, Referaten
und Einrichtungen zeigten, dass im Kirchenkreis bei allen notwendigen
strukturellen und bedrängenden finanziellen Herausforderungen ein
großes Interesse an Fragen der inhaltlichen Arbeit und Entwicklung
von Zukunftsperspektiven bestehe. Viele Menschen, die mit unserer
Kirche nach wie vor verbunden seien, hätten ein großes Interesse
an der Frage, wie wir auf die Herausforderungen einer sich rasant
verändernden Zeit angemessen reagierten.

Neue Gottesdienstformen, wie beispielsweise
die Thomas-Messe oder die Guten-Abend-Kirche, Besuchsdienste, Glaubenskurse,
eine gemeindebezogenere Kindergartenarbeit, Kindergottesdienste,
Bibellese- und Gebetsgruppen seien geeignete Ansätze, um Gemeindeaufbau
zu fördern. Veränderungen ließen sich nicht von heute auf morgen
herbeiführen, sondern brauchten einen langen Atem und Menschen,
die sich auf die Veränderungen einließen. Superintendent Hillnhütter:
„Kirche war und ist immer ein Wagnis, hängt immer mit Vertrauen
auf den Herrn der Kirche zusammen, der seine Kirche auch im 21.
Jahrhundert nicht lässt.“

kp


Kreissynode Siegen

Synodale Fachbereichsausschüsse besetzt

Die sieben synodalen Fachbereichsausschüsse können jetzt ihre
Arbeit aufnehmen. Die Kreissynode Siegen besetzte jetzt diese neuen
Ausschüsse, die in die neue Struktur und Ordnung des Kirchenkreises
integriert sind und viele der ehemaligen Synodalen Ausschüsse ablösen.
Nun gibt es einen Fachbereichsausschuss für Gemeindeberatende Dienste,
für das Ev. Gymnasium, für Seelsorge/Beratung, für Telefonseelsorge,
für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, für Gesellschaftliche Verantwortung
sowie für Schulbezogene Dienste. Diese Synodalen Fachausschüsse
haben mehr Entscheidungskompetenzen, eine gewisse Finanzverantwortung
sowie Koordinierungs- und Beratungsfunktion. Die Verzahnung mit
den einzelnen Referaten bzw. Einrichtungen des Kirchenkreises ist
sehr eng. Entlastet durch diese Neuregelung wird der Kreissynodalvorstand
und der Superintendent.

Schon bei der Zusammensetzung der Ausschüsse wurde deutlich,
dass noch Hürden zu nehmen sein werden. Hillnhütter: „Die Arbeitsweise
der neuen Ausschüsse wird begleitet. In zwei Jahren werden wir sehen,
ob sich die Organisationsstrukturen bewährt haben und an welchen
Stellen Nachbesserungen erforderlich sein werden.“

kp


Kreissynode Siegen

Haushalt 2005 verabschiedet – starke Kirchensteuereinbrüche

Den Haushalt 2005 des Kirchenkreises Siegen und die Finanzzuweisung
an die Kirchengemeinden beschloss auf ihrer vergangenen Sitzung
die Kreissynode Siegen. Infolge der Einnahmerückgänge konnte kein
ausgeglichener Haushalt erstellt werden, trotz bereits vorgenommener
Kürzungen. Und auch die Erstellung hatte diesmal so ihre Tücken.
Finanzausschussvorsitzender Friedhelm Knipp: „Der der Synode vorgelegte
Entwurf ist die vierte Fassung, die wir mittlerweile erarbeitet
haben.“ Damit Einnahmen und Ausgaben deckungsgleich sind, müssen
nächstes Jahr 857.729 Euro aus der Rücklage entnommen werden. 16.523.155
Euro stehen aus Kirchensteuereinnahmen dem Kirchenkreis zur Verfügung.
7.496.765 Euro erhalten die Kirchengemeinden und 4.900.500 Euro sind für die Besoldung der Gemeindepfarrerinnen
und -pfarrer aufzuwenden. Auf  die kreiskirchlichen Aufgaben, Pfarrstellen und Kreiskirchenamt
entfallen 4.125.890 Euro. Somit kommen den Gemeinden ein Anteil
von 75% der Kirchensteuerzuweisungen zugute. Hierin wird deutlich,
wo der Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit im Kirchenkreis Siegen
und deren Verantwortung liegt.

Die Einsparungen in diesem Haushalt sind auch schon heftig. Bei
den kreiskirchlichen Aufgaben (Synodalkasse) wurden 362.000 Euro
(16,23%) eingespart, beim Kreiskirchenamt 155.000 Euro (6,64%),
bei der Pfarrbesoldung wird man mit 324.000 Euro (6,20%) weniger
auskommen müssen und den Kirchengemeinden fehlen 342.000 Euro (4,37%).

Der Haushalt 2005 wurde nach der neuen Finanzsatzung erstellt.
Der Verteilungsschlüssel für die Gemeindefinanzierung ist somit
fast ausschließlich die Anzahl der Gemeindeglieder. Die Gemeindegliederpauschale
beträgt im nächsten Jahr 51 Euro. Kindergartenzuschüsse, Personalkostenpauschale
und Gebäudepauschale gibt es keine mehr. Ein spezieller Härteausgleich
hilft den Gemeinden, die sich nach dem neuen Finanzierungssystem
schlechter stehen als bisher, sich innerhalb von drei Jahren an
die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Dann erhalten sie keine Unterstützung
mehr aus dem Solidartopf.

Insgesamt gehen die Kirchensteuereinnahmen zurück, zeigte Knipp
auf. 1992 war das Jahr mit den höchsten Kirchensteuereinnahmen.
477 Mio. Euro stand der Westfälischen Landeskirche damals zur Verfügung.
Für 2005 wird das Steueraufkommen auf nur noch 385 Mio. Euro geschätzt.
Rechnet man die Kostensteigerung in diesen Jahren hinzu, ist in
diesem Zeitraum mehr als ein Drittel der realen Finanzkraft verloren
gegangen.

kp

 Weihnachtlich geschmückter Tagungsraum
in der CVJM-Jugendbildungsstätte Wilgersdorf


Kreissynode Siegen

Haushaltskonsolidierung vertagt

Im nächsten Jahr ist der Haushalt des Kirchenkreises Siegen nicht
ausgeglichen. Die Ausgaben sind höher als die Einnahmen. Entnahmen
aus den Rücklagen sind nötig, um die Ausgaben finanzieren zu können.
Dass dies nicht auf Jahre so weiter gehen kann, wurde bereits auf
der Herbstsynode 2003 deutlich. Eine Arbeitsgruppe Mittelfristige
Finanzplanung erhielt damals den Auftrag, eine Haushaltskonsolidierung
für die nächsten Jahre zu erarbeiten. Konkret bedeutete das zu prüfen,
wo können Einsparungen vorgenommen werden und wo können Einnahmen
erhöht werden. Insgesamt geht es um 1,8 Mio. Euro, die aus heutiger
Sicht künftig fehlen werden. Die großen Posten im Haushalt sind
die Personalkosten. Also kam die Arbeitsgruppe nicht umhin, auch
die Einsparung von Personalstellen vorzuschlagen. Bei den Pfarrstellen
müssen Ausgaben in Höhe von vier Pfarrstellen in 2005 eingespart
werden. Und die Streichliste enthielt auch Stelleneinsparungen in
den Referaten. Darunter 139.000 Euro bei der Ehe-, Familien- und
Lebensberatung, 50.000 Euro beim Öffentlichkeitsreferat und auch
im Referat der Tageseinrichtungen für Kinder und im Sozialreferat
geht es um hohe Summen, sprich Personaleinsparungen oder aber Verlagerungen.
Als die Vorschläge im Kirchenkreis bekannt wurden, entstand unterschiedliche
Lobbyarbeit. Jeder wollte verständlicherweise möglichst ungeschoren
davon kommen.

Zu einem endgültigen Ergebnis konnte sich die Kreissynode nicht
durchringen. Sie nahm die Vorlage zur Kenntnis und beauftragte den
Kreissynodalvorstand, den Finanzausschuss und die Verwaltung, die
Situation mit den betroffenen Referaten und Einrichtungen erneut
zu erörtern und Alternativen auszuloten. Erneut beraten und womöglich
entschieden werden soll im Sommer 2005. Bis dahin herrscht in den
Referaten weiter Unsicherheit über ihre künftige Arbeit.

kp


Kreissynode Siegen

Rote Punkte mit Bedeutung

Kreissynode Siegen erarbeitete Arbeitsschwerpunkte für die nächsten
Jahre

Ein langwieriger Prozess fand jetzt auf der Kreissynode Siegen
ein vielleicht vorläufiges Ende. Ein wirkliches Ergebnis gab es
allerdings augenscheinlich noch nicht.

Es ging um die Frage, was soll im Kirchenkreis Siegen und den
Kirchengemeinden in den nächsten fünf Jahren, also mittelfristig,
schwerpunktmäßig besonders gefördert und finanziert werden. Im Umkehrschluss
ging es damit allerdings auch um die Benennung dessen, was in den
nächsten Jahren nicht mehr zu finanzieren ist.

Mit den Beratungsunterlagen erhielten die Synodalen eine Übersicht
über sämtliche Arbeitsbereiche des Kirchenkreises mit der bereits
vorgenommenen Gewichtung Anfang des Jahres. Zwischenzeitlich tagte
der Theologische Ausschuss, um, so Synodalassessorin Annette Kurschus
bei ihrer Einbringungsrede, „aus biblisch-theologischer Sicht Kriterien
zu benennen, die bei einer inhaltlichen Diskussion zu verantwortlichen
Entscheidungen helfen könnten.“ Diese Ergebnisse wurden den Synodalen
im Vorfeld ebenfalls zugeschickt.


 In 30 Gruppen berieten die Synodenteilnehmenden

die Schwerpunkte künftiger kirchlicher Arbeit.

In der Synode war dann Gruppenarbeit angesagt. An etwa 30 Tischen,
getrennt nach Pfarrerinnen und Pfarrern sowie nichttheologische
Synodalen und Gästen, trugen die Synodenteilnehmer zusammen, was
ihnen in den nächsten Jahren in der kirchlichen Arbeit besonders
wichtig ist. Die Beratungsergebnisse wurden  an den Wänden
des Tagungsraumes veröffentlicht. Nach der Mittagspause waren die
Synodalen aufgerufen zu Punkten. Jedes stimmberechtigte Synodenmitglied
hatte fünf Klebepunkte zu vergeben. Gemeinsam entstanden so die
Aufgabenziele der nächsten Jahre.
 

 
Mit Klebepunkten ausgerüstet, zeigten
die Synodalen, welche Arbeitsbereiche ihnen künftig wichtig sind.
 

Deutlich wurde am Ende der Beratungen und Wertungen, dass Kinder-,
Jugend- und Konfirmandenarbeit oberste Priorität haben soll, dicht
gefolgt von der Kirchenmusik. Sehr wichtig ist der Synode die Gemeindeentwicklung,
Gemeindeaufbau und Gemeindeberatung. Die Kindergartenarbeit erhielt
einen hohen Stellenwert und auch die Gewinnung, Begleitung und Fortbildung
von Ehrenamtlichen sowie deren Wertschätzung ist den Synodalen wichtig.
Ob die im hinteren Bereich abgeschlagenen Arbeitsbereiche, Wünsche
und Funktionen künftig keine Bedeutung mehr haben werden, ist noch
lange nicht ausgemacht. Manche unterschiedlichen Begriffe an weit
auseinander liegenden Positionen hängen so eng miteinander zusammen,
dass das Eine nicht ohne das Andere geht.

Das Ergebnis kann somit
wiederum nur ein Zwischenergebnis sein. Es muss genau analysiert,
gewertet und gewichtet werden, um herauszubekommen, was man denn
nun will. Wie man es will, ist damit noch nicht geklärt und auch
nicht wie viel man von dem, was man wie will, bezahlen kann.
 

kp
(Fotos:
Karlfried Petri)