Bläserkonzert in der Talkirche

 

Eine ungewöhnliche Premiere

“Das müsst ihr unbedingt wiederholen!”

“Ich hätte noch länger zuhören können. Es war nie langweilig.”

Das war das überwiegende Echo der Zuhörer(innen) am 7.
März in der Talkirche. Der Bläserkreis des CVJM Geisweid und der Bläserchor
der Freien evangelischen Gemeinde Geisweid (FeG) musizierten unter der Leitung
von Günter Haardt, Jürgen Katz und Helmut Schnell erstmals gemeinsam in einem
Konzert. Das kontrastreiche Programm bot den Zuhörern ein ungewöhnliches Klangerlebnis.
Beide Ensembles eröffneten gemeinsam das Konzert mit einem Doppelchor des Venezianers
Giovanni Gabrieli. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Klanggruppen harmonierte
weiterhin im Andantino der “French Suite”, dem lebhaften “How Majestic Is Your
Name”, in der getragenen schottischen Melodie des “Highland Cathetral” und dem
abschließenden Abendlied.

Warum das Zusammenspiel der beiden Chöre so ungewöhnlich
ist, liegt in ihren völlig unterschiedlichen musikalischen Satzarten und Instrumentierungen.
Wahrend der CVJM-Bläserkreis in der Tradition der Posaunenchorbewegung des Westbundes
steht, orientiert sich der Bläserchor der FeG an den Brassbands der englischen
Heilsarmee. Der Posaunenchor bevorzugt überwiegend den 4stimmigen Satz in Klavierschreibweise,
das Blasorchester (hier ohne Holzbläser) den 16stimmigen Satz in Militärschreibweise
(Notation einen Ton höher). Zum Blasorchester gehört im Gegensatz zum Posaunenchor
das Schlagzeug. Beeindruckend ist der volle Klang der Harmoniemusik (=Blasorchester),
deren Instrumente zusammen fast den ganzen Umfang aller in der Orchestermusik
vorhandenen Töne beherrschen.

Die FeG brillierte mit schwungvollen Stücken wie “Daniel”,
“Choral und Rock-Out”, “Swingtime Religion”, “Jesus Folk” etc. Charakteristisch
ist der volle Klang der Tiefen und die Beweglichkeit der hohen Cornetts. Ihre
Musik ist teils marschartig, teils swingig.

Die Trompeten und Posaunen des CVJM-Bläserkreises zeigten
sich in ihren Programmpunkten nicht nur im Tutti, sondern auch solistisch. Der
Bläserkreis fühlt sich zum einen der choralgebundenen Tradition und dem neueren
Liedgut seit den 70er Jahren verpflichtet und zum anderen der sog. freien Bläsermusik.
“Concerto nach Vivaldi” und “Arioso” von J.S. Bach sind freie Bläsermusiken.
“Alles ist an Gottes Segen” und “In allen meinen Taten” sind Choralpartiten
auch zeitgenössischer Komponisten mit abwechslungsreichen Vor-, Zwischen- und
Nachspielen. In einem Konzert in der Talkirche darf traditionsgemäß der klassische
Choral nicht fehlen. Die Bläser des CVJM-Chores sind allerdings seit einiger
Zeit dabei, sich in ihrer Musik auch zunehmend mit Swingelementen auseinanderzusetzen.
Die Bläsersätze mit Jazzharmonik und -rhythmik verlangen bislang ungewohnte
Artikulationsweisen. Das israelische “Hevenu schalom alejchem” und das Vorspiel
zu “Gib uns Frieden jeden Tag” sind Beispiele dafür.

Dass die beiden Klangkörper erstmalig ein gemeinsames
Konzert gewagt haben, ist deshalb ungewöhnlich, weil dies in den letzten 30
Jahren noch undenkbar war. Die völlige Andersartigkeit und auch Vorurteile haben
es bisher verhindert. Schlagzeug und marschartige Blasmusik in der Kirche? Und
so laut? Undenkbar! Allerdings sollte nicht vergessen werden:

Die Anfänge des FeG-Bläserchores waren in den 50er Jahren
eng mit dem damaligen “Posaunenchor des Männer- und Jünglingsvereins” (heute
CVJM-Bläserkreis) verknüpft. Vor seiner eigentlichen Gründung haben die ersten
Bläser der FeG einige Jahre im CVJM-Posaunenchor aktiv mitgespielt, um die die
“Bläserei” mit allem Drumherum zu “studieren”.

Günter Haardt