25 Jahre Oikocredit

Oikocredit wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Aus dem Kirchenkreis
Siegen engagieren sich Matthias Elsermann und Friedrich Koblenzer in dieser
Arbeit. Oikocredit ist in Deutschland der einzige ethische Fonds, der sein Geld
ausschließlich in Ländern des Südens investiert und durch langfristige, zinsgünstige
Darlehen direkt Existenzgründungen von Menschen fördert, die von normalen Banken
keinen Kredit bekommen.

25
Jahre Oikocredit Westdeutscher Förderkreis

„Ob ich
das Geld wohl jemals wiedersehe?“ werden sich manche gefragt haben, als im
April 1979 in Düsseldorf der Rheinische EDCS-Förderkreis gegründet wurde. Aber
wichtiger als der mögliche Verlust ihrer Kapitalanlage war es den Pionieren der
Ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft, neue Wege in der
Entwicklungszusammenarbeit auszuprobieren: Kredite statt Spenden,
Eigenständigkeit statt Abhängigkeit, Geschäftspartner statt Geber – Nehmer. Für
dieses Experiment in Sachen Gerechtigkeit wollten sie gern ein paar hundert
oder tausend Mark riskieren.

Die
Förderkreise entstanden, um Einzelpersonen eine Geldanlage bei EDCS zu
ermöglichen. „Ursprünglich war die Idee ja gewesen, einen Teil des Rücklagenkapitals
der reichen Kirchen des Nordens zu mobilisieren. Mit diesem Geld wollte EDCS
arbeiten, aber es kam nicht“, erinnert sich Jörg Baumgarten, Initiator des
Rheinischen Förderkreises. Eine zu unsichere Geldanlage und außerdem eine
Konkurrenz zu den kirchlichen Entwicklungsdiensten, lautete die Begründung. „In
den ersten Jahren war es eine knochenharte Arbeit, die Gemeinden geradezu gegen
die landeskirchlichen Empfehlungen zu gewinnen.“

Kredit
geben ist mehr als Geld verleihen

Weitaus
weniger zögerlich als die Kirchen gab sich die „Basis“. Aus den gut vierzig
Mitgliedern Ende 1979 wurden innerhalb der ersten fünf Jahren knapp 500, die
Geldanlagen stiegen in diesem Zeitraum von 40.000 auf über 2 Millionen Mark.
Heute hat Oikocredit Westdeutscher Förderkreis fast 3.000 Mitglieder, darunter
rund 2.100 Einzelpersonen.

Hilfe
zur Selbsthilfe wollen sie mit ihren Kapitalanlagen leisten, zum Beispiel der
Bielefelder Theologe Thomas N.: „Die Menschen in den armen Ländern verfügen
über viel Leistungsbereitschaft und Ideenreichtum, ihnen fehlt oft nur ein
finanzieller Anschub. Den bekommen sie durch ein Oikocredit-Darlehen, aber
darüber hinaus signalisiert das Darlehen auch Vertrauen in sie und ihre
Fähigkeiten.“ Und dieses Vertrauen hat sehr positive Auswirkungen. Das hat der
Münsteraner Meinolf L. bei mehreren Aufenthalten in Entwicklungsländern selber
erfahren: „Ich habe erlebt, dass die Menschen ein ganz anderes
Selbstbewusstsein entwickeln, wenn man ihnen als Partner begegnet. Sie lernen,
für sich selbst zu sorgen, mit Geld umzugehen und entwickeln eine ganz andere
Kreativität.“

Wie
richtig diese Einschätzungen sind und wie verlässlich gerade die Armen sind,
beweist die Erfahrung von Oikocredit: Der weitaus größte Teil der Kredite wird
pünktlich zurückgezahlt, und das trotz Naturkatastrophen, wirtschaftlichen und
politischen Krisen.

Investitieren
in Gerechtigkeit lohnt sich

Oikocredit
International verfügt inzwischen über ein Kapitalvolumen von beinahe 200
Millionen Euro, rund 23 Millionen davon stammen aus dem Westdeutschen
Förderkreis. Mithilfe von Oikocredit-Darlehen konnten sich in den letzten
Jahrzehnten Zehntausende Menschen in den armen Ländern eine bessere Existenz
aufbauen.

Und auch
die Anleger profitieren, bis heute hat keiner von ihnen einen Cent verloren.
Mehr noch: Eine Anlage bei Oikocredit bringt im Vergleich mit anderen ethischen
und sozialen Fonds einen überdurchschnittlich hohen Gewinn, so das Ergebnis
einer Analyse des Hannoveraner Instituts
für
Markt – Umwelt – Gesellschaft
(imug) im Mai 2003. „Oikocredit zahlt mit
meist zwei Prozent zwar keine hohe, aber eine stabile Dividende aus.
Langfristig rentiert sich das“, so Kirein Franck vom imug.

„Das
Ergebnis der imug-Analyse hat uns natürlich sehr gefreut“, meint Ulrike Chini,
Geschäftsführerin von Oikocredit Westdeutscher Förderkreis. „Aber auch wenn wir
inzwischen der viertgrößte ethische Fonds in Europa sind: Zum 25-jährigen
Jubiläum des Westdeutschen Förderkreises wünschen wir uns viele neue
Mitglieder. Denn faire Kredite werden in den armen Ländern weiter dringend
gebraucht.“

Infos:
Oikocredit Westdeutscher Förderkreis, Adenauerallee 37, 53113 Bonn; Tel.:
0228/92597-38/39; E-Mail: oikocredit.bonn@t-online.de oder im Internet unter
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