Orgel Talkirche II

Talkirchen-Orgel:

Die “Königin der Instrumente” in schlechtem Zustand

Mitte November haben Sie sicher Berichte in der örtlichen Presse gelesen,
die über den Zustand der Orgel und über geplante Maßnahmen informierten.

Auch wir möchten Sie heute und in Zukunft informieren und über Planungen,
Entwicklungen und Maßnahmen auf dem Laufenden halten.

Zunächst ein Blick zurück. Als 1904 bis 1906 die Talkirche gebaut wurde,
war es ein Glücksfall, daß hochherzige Spender zu dem großen Werk beitrugen.
Zuallererst ist hier Fräulein Luise Stein aus Dillnhütten zu nennen. Sie errichtete
kurz vor ihrem Tod 1903 eine Stiftung zugunsten der geplanten Kirche. Sie bestimmte,
daß daraus die Orgel und die künstlerich gestalteten Chorfenster finanziert
werden sollten.

So geschah es dann auch. Die Firma Gebrüder Link aus Giengen a.d. Brenz –
eine renommierte Orgelbaufirma in Süddeutschland – baute 1906 die Orgel mit
20 Registern für 7.160,- Mark. Das war auch damals eine stolze Summe. Das romantische
Werk wurde in einen sehr schönen neugotischen Orgelprospekt eingebaut.

Seit den Zwanziger Jahren (im Zuge der sogenannten “Orgelbewegung”) entdeckte
man und schätzte wieder die barocke Musiktradition, besonders die Bachsche Kirchenmusik.
Für eine neue Generation wurde sie zum Maßstab.

Das hatte seit den Zeiten des Wirtschaftswunders starke Auswirkungen auf
den Orgelbau und auf Orgelumbauten. Man versuchte nicht selten, romantische
Orgeln nach dem neuen Geschmack umzubauen. So geschah es auch in Geisweid. Die
Firma Kemper aus Lübeck (eine der größten und bedeutendsten Werkstätten des
neubarocken Orgelbaues) baute 1934 in das alte Gehäuse ein neues Werk unter
Verwendung eines Teils der alten Pfeifen.

1968 ist das Werk erneut durch die Firma Kemper umgebaut worden. Dabei wurden
die Kegelladen gegen elektropneumatische Taschenladen ausgetauscht. Nachdem
die Orgel in diesem Zustand zur Zufriedenheit der Gemeinde jahrzehntelang ihren
Dienst getan hat, zeigt sie sich seit Jahren zunehmend störungsanfällig.

Das Presbyterium beschloß dann im Frühjahr 2003, den Rat von Fachleuten einzuholen.
So haben im pril der Orgelsachverständige der Landeskirche, Herr Schwartz, und
der Orgelsachverständige des Amtes für Denkmalspflege, Herr Dr. F. J. Vogt,
unabhängig voneinander jeweils ein Gutachten erstellt. In einer Sitzung des
Presbyteriums im Oktober stellten
sie ihren Gutachen vor und erläuterten sie. Ihr Urteil lautet übereinstimmend:
die Technik des Instruments (Material der Taschenladen, Kontaktsysteme der Traktur,
Elektronik) sind verschlissen und abgängig. azu kommt die heterogene, zum Teil
minderwertige Pfeifensubstanz.

So stellt sich die Frage, “inwieweit eine Renovierung dieser Orgel sinnvoll
ist, da alle die Fehler und Unzulänglichkeiten der Kemper-Orgel dann mit konserviert
würden, ohne daß wirkliche Verbesserungen möglich wären. Es sollte davon Abstand
genommen werden, durch erneute Umbauten das Werk weiter zu verändern, da das
Ergebnis fragwürdig und nicht dauerhaft sein kann” (so Orgelsachverständiger
Schwartz).

Empfohlen wird von beiden Sachverständigen ein Orgelneubau unter Verwendung
des historischen Gehäuses und der noch vorhandenen Link-Pfeifen.

Nach eingehender Aussprache und intensiven Beratungen beschloß das Presbyterium,
einen Orgelausschuß einzusetzen, der die konkreten Planungen vorbereiten und
begleiten soll. Zunächst wird er sich sicher intensiv Gedanken machen müssen
über Finanzierungskonzepte. Dies wird sicher die alles entscheidende Frage sein.
Hier ist die ganze Phantasie und Kraft des Ausschusses, aber auch des Presbyteriums
und der ganzen Gemeinde gefragt sein. Es wird auch notwendig sein, den Kreis
der Förderer über den Raum der Kirchengemeinde hinaus zu erweitern. Ich bin
sicher, daß dies gelingen wird. Denn das Bauwerk Talkirche ist wichtig und wertvoll
für den ganzen Stadtteil Geisweid. Der westfälische Landeskonservator hat sie
vor Jahren als “einen der großartigsten Kirchenbauten in ganz Südwestfalen”
eingestuft. Der Kirchenraum ist nicht nur schön, er besitzt auch eine hervorragende
Akustik. Dies wird von Musikern immer wieder hervorgehoben. Dieser Raum braucht
eine angemessene Orgel! Er wird ja nicht nur für unsere Gottesdienste genutzt.
Allein in den Wochen vor Weihnachten fanden hier vier Konzerte statt (Kirchenchor,
Dillnhütter Chor, Schulkonzert des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums und DSB-Chöre
Siegen-Nord).

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. In der Dezembersitzung wird das Presbyterium
den oben genannten Orgelausschuß berufen. Dieser wird dann nach gangbaren Wegen
suchen. Wir werden Sie in GEMEINDE JETZT und auf unserer Homepage auf dem Laufenden
halten und immer wieder über den Stand der Dinge berichten.

Häufiger bin ich in letzter Zeit gefragt worden, ob es schon ein Orgelkonto
gäbe. Sie können auch jetzt schon Spenden auf das Konto der Kirchengemeinde
Klafeld, Konto Nr. 30 306 872 (BLZ 460 500 01) bei der Sparkasse Siegen
überweisen. Bitte vergessen Sie dann nicht das Stichwort “Orgel Talkirche”.

Burkhard Schäfer