Demenz geht uns alle an

 

Demenz
geht uns alle an

Die „Woche
der Diakonie 2012“ in unserem Kirchenkreis begann am 9. September
mit einem Eröffnungsgottesdienst im Jung-Stilling-Krankenhaus, sie
endete mit einem Festabend für Ehrenamtliche aus Einrichtungs- und
Gemeindediakonie. Eine der vielen Veranstaltungen fand auch bei
uns statt, und zwar am 13. September von 10 – 13 Uhr im Gemeindehaus
an der Talkirche. Das Thema: „Auf dem Weg zu einer demenzfreundlichen
Gemeinde“.

Wissen Sie, liebe
Leserinnen und Leser, wie viele Menschen in Deutschland an einer
Demenz-Erkrankung leiden? Die Antwort: 1.400.000 Personen. Über
zwei Drittel davon sind Alzheimer-Patienten. „Allein im Kreis
Siegen-Wittgenstein sind mehr als 4.000 Frauen und Männer demenziell
erkrankt“, weiß Andrea Schäfer-Bottenberg zu berichten. „Deswegen
müsste heute eigentlich die gesamte Siegerlandhalle gefüllt sein
und nicht nur der große Saal hier im Gemeindehaus!“ Sie ist
Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Siegen e. V. und zugleich
Beauftragte für Demenz und Ethik der diakonischen Altenhilfe Siegerland
(Tel.: 333-6482). Zusammen mit anderen Referentinnen und mit Oliver
Stellwag (Pflegedienstleiter der Diakonie-Station Weidenau) werden
Möglichkeiten aufgezeigt und erarbeitet, um in einer Gemeinde besser
mit Demenzkranken umzugehen.

Pfrn.
Almuth Schwichow, auch Vorsitzende unseres Diakonieausschusses,
wird als erste interviewt. Von Heike Dreisbach, die in der Ev. Bildungsarbeit
der Diakonie tätig ist. Unsere Pfarrerin berichtet über Erfahrungen
mit Demenzkranken hier vor Ort in Klafeld. Sie kennt ältere Menschen,
die sich verändert haben: „Die Demenzkranken bleiben dann plötzlich
von Gruppen oder dem Chor weg, wo sie jahrzehntelang mitgewirkt
haben.“ Sie sieht ihre Aufgabe darin, mehr mit den Angehörigen
zu reden und sie seelsorgerlich zu begleiten. Im Plenum wird festgestellt,
dass die gesamte Thematik viel mehr in den Fokus gerückt werden
muss: Wir haben die Aufgabe zu informieren, die Gemeindeglieder,
die einzelnen Kreise; wir müssen schon Kinder und Jugendliche sensibilisieren;
verschiedene Berufsgruppen, wie z. B. die im Einzelhandel, bei der
Feuerwehr und bei der Polizei, müssen besonders geschult werden.

 Aber daneben
gibt es noch andere Möglichkeiten der praktischen Umsetzung eines
„demenzfreundlichen“ Verhaltens: Wir sollten Erkrankten
mit Freundlichkeit begegnen. Sie brauchen unsere Wärme, unser Verständnis
und unsere liebevolle Annahme. Wir sollten uns für Begegnungsmöglichkeiten
starkmachen und versuchen, uns in die Gefühlswelt von Menschen mit
Demenz hineinzudenken, um zu verstehen, was in ihnen vorgeht. Wir
könnten selbst aktiv werden und Fahrdienste übernehmen. Wir sollten
nicht panisch reagieren, wenn ein Erkrankter vor der Tür steht und
nicht mehr nach Hause findet. Wir könnten einem entsprechenden Verein
beitreten und uns dort engagieren. Und wir müssen uns für Demenzkranke
einsetzen, immer und überall. Denn: Erkrankte wie ihre Angehörigen
gehören dazu, sind Teil der Gemeinde. „Sie sollen sich von
einem Netz getragen wissen, sollen Hilfe und Entlastung, Wertschätzung
und Zuneigung erfahren können.“

Auf schon bestehende
Unterstützungsangebote verweisen Ulrike von Bünau als Vertreterin
der „Atempause Hüttental“ (Entlastungsdienst für pflegende
Angehörige/Tel.: 2 35 82 42), Birgit Schmid von der Pflegeüberleitung
im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus (Tel.: 333-6478), Oliver Stellwag
(Diakoniestation Weidenau – die Geisweider Nummer lautet: 4 05 87
83) sowie Christl Schwarte und Dietlinde Hanefeld von der Alzheimer
Gesellschaft Siegen e. V. (Tel.: 39 05 21). „Wir helfen und
setzen uns dafür ein, dass Menschen trotz Demenz hier bei uns in
der Region ein Leben führen können, in dem sie gesellschaftlich
anerkannt und aufgehoben sind.“

Am Schluss der
hoch interessanten Veranstaltung dankte Pfrn. Almuth Schwichow allen
Mitwirkenden und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die engagierte
Mitarbeit. Heike Dreisbach wiederum fand lobende Worte für die tolle
Gastfreundschaft der Klafelder; die Mitglieder unseres Diakonieausschusses
hatten sich um den Tischschmuck und das gemeinsame Mittagessen gekümmert.

Peter
– Christian Rose