Trauer um Pfarrer i.R. Harald Mühlbach

„Auf die Spuren, die sein Wirken hinterlässt, blicken wir dankbar zurück.“

Die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Klafeld hat Abschied genommen von ihrem ehemaligen Pfarrer Harald Mühlbach, der am 4. August im Alter von 87 Jahren verstorben ist.

Er wurde am 1. Juli 1930 als Sohn eines Landwirts in Stauda (Sachsen) geboren. Von 1940 bis 1943 verbrachte er seine Schulzeit in Dresden und legte drei Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs in Großenhain das Abitur ab. Danach bestimmte zunächst die Landwirtschaft seinen beruflichen Werdegang. Nach der Lehrzeit und der Abschlussprüfung in Meißen arbeitete er auf verschiedenen Höfen in Sachsen und Brandenburg.

Das Jahr 1953 brachte einen schmerzhaften Einbruch durch die politischen Verhältnisse in der ehemaligen DDR. Nach einem missglückten Fluchtversuch wurde Harald Mühlbach für einige Zeit inhaftiert. Doch er gab nicht auf und versuchte es erneut. Der zweite Fluchtversuch glückte, und er gelangte über West-Berlin in die Bundesrepublik.

Der zweite Berufsabschnitt wurde vorrangig von pädagogischem Interesse bestimmt: Jugendsozialarbeit in der Ev. Kirche von Westfalen, Studium der Pädagogik in Wuppertal sowie 1. und 2. Lehramtsprüfung. Von 1957 – in diesem Jahr heiratete er seine Ehefrau Barbara – bis 1966 unterrichtete er als Lehrer in Siegen und Köln. Während dieser Zeit betrieb er zugleich nebenberuflich das Studium der Evangelischen Theologie in Bonn.

Trauer um Pfr. i.R. Harald Mühlbach
Trauer um Pfr. i.R. Harald Mühlbach

Dies führte dann zum dritten und längsten Lebensabschnitt. Nach Ablegung aller wissenschaftlichen Examina in Münster, Bonn und Bielefeld kam er am 1. Advent 1968 als Pfarrer in unsere Kirchengemeinde. Bis zu seiner Pensionierung im Dezember 1992 war Harald Mühlbach 24 Jahre lang als Seelsorger für den 3. Pfarrbezirk (Birlenbach und Hüttental) zuständig. „Die vielfältigen Aufgaben, die sein Dienst als Gemeindepfarrer umfasste, übte er mit Freude und Beharrlichkeit aus“, so die Formulierung seiner Nachfolgerin, Pfrn. Almuth Schwichow, in der Traueranzeige unserer Kirchengemeinde. Überschrieben war diese mit „Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!“ Dieser Bibelvers aus Psalm 100 ist in den Wandbehang eingearbeitet, der viele Jahre in der Birlenbacher Kirche hing und jetzt in der Kirche im Wenscht zu sehen ist.

Pfr. Mühlbach beschäftigte sich sehr stark mit der Friedensthematik. Besonders wichtig waren ihm auch die Familiengottesdienste und die Arbeit mit Kindern, Konfirmanden und Jugendlichen. „Zum Kindergottesdienst kamen immer 60 bis 70 Mädchen und Jungen. Und dienstags fand der Unterricht für die Katechumenen statt, donnerstags der für die Konfirmanden. An beiden Tagen hatte ich jeweils vier Gruppen hintereinander zu betreuen.“ Das berichtete er mir bei der Gratulation zu seinem 85. Geburtstag. Einen hohen Stellenwert besaßen für ihn auch die Altennachmittage und die Arbeit in der Frauenhilfe. Dabei half ihm stets und in besonderer Weise seine Ehefrau Barbara, die 1957 ihr Examen als Gemeindehelferin abgelegt hatte. „Die beiden waren ein gutes Team, sie haben sich gegenseitig unterstützt und ergänzt“, sagte Pfarrer i.R. Christoph Meyer während der Trauerfeier am 14. August auf dem Geisweider Friedhof.

Neben der Gemeindearbeit widmete sich Pfr. Mühlbach intensiv der übergreifenden Verbindung von Kirche und Schule. Zwischen 1970 und 1990 war er lange Jahre Mitglied im Schulausschuss der Stadt Hüttental und später der Stadt Siegen, ebenso im Schulausschuss des Kirchenkreises Siegen. Gern gab er auch Religionsunterricht an der Realschule und am Gymnasium.

Am 6. Dezember 1992 wurde Pfr. Mühlbach in einem Gottesdienst in der Talkirche in den Ruhestand verabschiedet. Das frohe Bekenntnis „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ setzte er damals „an die erste Stelle, da es Abschied zu nehmen gilt von Pfarramt und Gemeinde, von Berufs- und Lebensarbeit überhaupt.“ In den kirchlichen „Nachrichten“ eine kurze Rückschau: „Es überwiegen Freude und Dank. Dank vor allem für die Begegnung mit vielen, die mitgeholfen haben, Gottes Reich zu bauen hier in diesem Ort, diesem Stadtteil, dieser Gemeinde. Fragen und Antworten begleiteten unseren Weg; menschliche Nähe und seelsorgerlicher Zuspruch wurden gegeben und erfahren; vor allem aber erfreute das vielfältige Mitdenken und Mithandeln unzähliger Schwestern und Brüder, denen wir herzlich danken!“

Nach der Verabschiedung in den Ruhestand verzogen Harald und Barbara Mühlbach nach Weidenau. Im Jahr 2007 konnten sie dort mit ihren drei Kindern Andreas, Dorothee und Christoph und der gesamten Familie das Fest der Goldenen Hochzeit feiern. Am 14. November 2008 verstarb Barbara Mühlbach nach schwerer Krankheit im Hospiz in Siegen. Vier Monate später war der Termin seines 40-jährigen Ordinationsjubiläums. Pfarrer i.R. Harald Mühlbach blieb unserer Kirchengemeinde auch weiterhin verbunden. Hin und wieder konnten wir ihn bei einem Gottesdienst in der Talkirche begrüßen. Auch durch unseren Gemeindebrief war er bestens über sämtliche Veranstaltungen und Ereignisse in Klafeld informiert.

In seiner Traueransprache über Apg. 4,12 zeichnete Pfarrer i.R. Christoph Meyer die einzelnen Lebens- und Berufsabschnitte des nun Verstorbenen nach. Insgesamt sei er eine starke Persönlichkeit gewesen. Er habe seinen Dienst stets gern und mit großem Engagement verrichtet. Abschalten konnte er vor allem bei seinen beiden Hobbys, dem Wandern und dem Singen. Die Trauergemeinde erfuhr auch, dass er den Tod seiner Ehefrau Barbara nie ganz überwunden habe. Zudem seien die letzten Lebensjahre recht beschwerlich und von gesundheitlichen Einschränkungen geprägt gewesen.

Noch einmal zurück zur Traueranzeige unserer Kirchengemeinde. Pfarrerin Almuth Schwichow schreibt dort am Schluss: „Auf die Spuren, die sein Wirken hinterlässt, blicken wir dankbar zurück.“ Und: „In Gottes Liebe und Treue wissen wir Harald Mühlbach, seine Familie und alle, die um ihn trauern, geborgen.“

Peter-Christian Rose