Bei der Synode der Evangelische Kirche von Deutschland (EKD) vom 08. bis 13. November 2024 in Würzburg war auch in diesem Jahr die Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt und Konsequenzen daraus auf der Tagesordnung. Im Rückblick auf die letztjährige Synode sprach Kerstin Fehrs als amtierende Ratsvorsitzende von „Lernen aus der Krise“. Die Krise, damit meint Fehrs die Umstände, die bei der Synode zum Rücktritt von Annette Kurschus geführt hatten. Im Raum standen Vorhaltungen, Kurschus sei nicht transparent genug mit Vorwürfen von sexualisierter Gewalt eines kirchlichen Mitarbeiters aus Siegen umgegangen. Annette Kurschus wiederum kritisierte, man habe sie von Seiten der EKD nicht genügend unterstützt. „Wir alle haben Fehler gemacht“, sagte Fehrs nun, „nicht alleine Kurschus“. Die sitzt als Gast im Saal und hört aufmerksam zu. Fehrs bekundet Respekt dafür, dass Kurschuss Verantwortung übernommen habe in schwerer Zeit. Der Applaus ist gewaltig nachdem Fehrs Annette Kurschus dankt für alles was sie „der EKD geschenkt“ habe – mit „Wortkraft und theologischem Feinsinn“. Leider bleiben Verletzungen. Zum Abschluss stimmte das Kirchenparlament in seiner Jahrestagung einen Maßnahmenplan zu, demzufolge für Betroffene ein „Recht auf Aufarbeitung“ geschaffen und eine zentrale Ombudsstelle eingerichtet werden soll.
Der Fall, der dies alles ausgelöst hat, wird im Übrigen durch das Beratungs- und Prüfungsunternehmen Deloitte aufgearbeitet. Zur Landessynode sollten Ergebnisse vorliegen aber aufgrund der umfangreichen Anhörungen von Betroffenen, Zeugen und „angeblichen Täter“ werden Ergebnisse nun irgendwann im Januar erwartet. Es wäre schön, wenn dieses Thema endlich beendet würde. Nachdem der Kirchenkreis ein Schutzkonzept vorgelegt hat wird auch unser Schutzkonzept bald vorliegen. Für das Frühjahr sind im Übrigen in unserer Gemeinde weitere Schulungen geplant.
Weitere Schwerpunkte der Synode waren die Themen Migration, Ratswahlen und die Zukunft der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Mit Sorge betrachtet die Synode die aktuelle Migrationsdebatte. Hier scheint, dass der Ruf nach Abschottung gewinnt und der Schutz der Grenzen wichtiger ist als der der Menschenwürde. Anna-Nicole Heinrich war als Präses der Synode in Griechenland, um sich ein Flüchtlingslager auf der Insel Kos anzusehen. Sie berichtete über ihre Erfahrungen und sagte an die deutschen Bürger gewandt: „Lasst euch keine Angst vor Zuwanderung machen“.
EKvW (Evangelische Kirche von Westfalen)
Die Landessynode fand in diesem Jahr vom 24. bis 27. November in Bielefeld statt. Im Vorfeld titelte die wöchentlich erscheinende Kirchenzeitung Unsere Kirche (UK) „Dunkle Wolken über Westfalen“. Immer noch ist die Leitungsstelle der westfälischen Kirche unbesetzt. Ein hoffnungsvoller Kandidat hat wegen „mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“, seine Kandidatur zurückgezogen. Die Leitung der Landeskirche hofft im Frühjahr diese wichtige Stelle besetzen zu können.
Des Weiteren sind die Finanzen desaströs. Die EKvW steht weiterhin vor einem harten Sparkurs. In seiner haushaltsrede in nannte Dr. Arne Kupke vier Hauptfaktoren für die finanzielle Misere: „Zur stagnierenden Wirtschaftslage und den mangelnden Steuern kommt bei uns der demographische Faktor der evangelischen Kirchenmitglieder hinzu. Wir werden jedes Jahr weniger und damit sinkt unsere Finanzbasis Jahr für Jahr. Die Kirchenaustritte steigern diesen Effekt, in letzter Zeit leider deutlich.“ Eine weitere Belastung sei die Krise der staatlichen Haushalte, da viele kirchlich-diakonische Einrichtungen und Arbeitsfelder auf staatliche Förderung angewiesen seien.
Seit der flächendeckenden Umstellung von der kameralistischen auf die doppische – also kaufmännische – Buchführung vor drei Jahren gibt es in der westfälischen Landeskirche eine transparentere Finanzpolitik. Diese hat allerdings auch Sanierungs- und Finanzierungsbedarfe in den Rückstellungen zum Vorschein gebracht und berechnet, vor allem bei langfristigen Personal- und Gebäudekosten. Mit der vorläufigen Haushaltsführung wurde im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen. Und durch das aktuelle Haushaltssicherungskonzept (HSK) soll der landeskirchliche Haushalt bis 2028 ausgeglichen werden. Trotz eines jährlichen Planungsdefizits von jeweils etwa 25 Millionen Euro. Um das zu erreichen, wird weiterhin massiv gespart.
Erwartet werden für das kommende Jahr rund 533 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen. Für „Allgemeine Aufgaben der Landeskirche“ (von landeskirchlichen Ämtern und Einrichtungen über landeskirchliche Schulen bis zur Leitung und Verwaltung) werden rund 47,1 Millionen eingeplant, für „Gesamtkirchliche Aufgaben“ (zum Beispiel Mitgliedschaft in der EKD sowie die Mittel für Weltmission, Ökumene und Kirchlichen Entwicklungsdienst) gut 54,6 Millionen Euro.
Knapp 328,4 Millionen Euro an Kirchensteuern fließen direkt an die 26 westfälischen Kirchenkreise. Die – aus unterschiedlichen Haushalten finanzierte – Pfarrbesoldung schlägt als größter Einzelposten mit gut 208,4 Millionen Euro zu Buche.
Kirchenkreis Siegen Wittgenstein
Die erste Synode unter der Leitung von Kerstin Grünert fand erst nach Redaktionsschluss am 4.12. statt. Themenschwerpunkte sind der Haushalt 2025, verschiedene Nachwahlen und erste Überlegungen von zukünftigen inhaltlichen Schwerpunkten. In der nächsten Ausgabe werden wir ausführlich darüber berichten.