Auf einmal ist alles anders… Gemeindeleben in den Zeiten von Corona

Freitag, 6. März: In der gut besuchten Talkirche und im Gemeindezentrum mittendrin wird der Weltgebetstag fröhlich gefeiert.   +++   Sonntag, 8. März:

Viele Besucher kommen zum Gottesdienst mit Alphornklang Setzen in die Talkirche und sitzen danach dicht gedrängt beim Kirchkaffee.    +++   Montag, 9. März: Das Presbyterium trifft in der Aktuellen Stunde letzte Absprachen für den Gottesdienst zur Einführung bzw. Verabschiedung der Presbyterinnen und Presbyter sowie für den anschließenden Empfang. Es beschäftigt sich erstmals mit den Auswirkungen der Corona-Krise, und zwar mit der Frage, ob in den Gottesdiensten am kommenden Sonntag wie vorgesehen Abendmahl gefeiert werden kann. Die Landeskirche empfiehlt, auf den Gemeinschaftskelch zu verzichten und die Hygienevorschriften einzuhalten. Das Presbyterium folgt dieser Empfehlung.   +++   Donnerstag, 12. März: Die Nachrichtenlage spitzt sich zu. Es mehren sich die Anzeichen, dass einschneidende Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.   +++   Freitag, 13. März: Die Bundesländer beschließen, dass Schulen und Kitas bis zum 19. April geschlossen bleiben. Ich merke, dass auch die Menschen bei uns zunehmend verunsichert sind. Per Telefon und E-Mail erreichen mich an diesem Tag viele besorgte Anfragen. Ich komme mir vor wie die Corona-Hotline der Kirchengemeinde Klafeld.   +++   Samstag, 14. März: Da der Unterricht in den Schulen ausfällt, sagen wir auch den für heute geplanten Konfi-Tag ab.   +++   Sonntag, 15. März: In beiden Gottesdiensten feiern wir Abendmahl. Die meisten der jeweils rund 30 Besucher nehmen daran teil. „Wer weiß, wie lange das noch geht“, sagen einige.   +++   Montag, 16. März: Das Presbyterium trifft sich zu einer Sondersitzung. Das Versammlungsverbot, das Bund und Länder am Vortag beschlossen haben, zwingt auch uns zu einschneidenden Maßnahmen: Die Gottesdienste in beiden Kirchen fallen aus, ebenso der Kinder- und Teeny-Gottesdienst. Auch die Taufen, die für die nächste Zeit schon angemeldet waren, müssen verschoben werden. Gruppen, Kreise und Chöre dürfen sich nicht mehr treffen. Sitzungen und Besprechungen finden nicht mehr statt. Der Mittagstisch bleibt vorerst geschlossen. Angebote für Kinder, Jugendliche und Konfirmanden entfallen. Die Kinderbibelwoche, die wie immer in der Woche nach Ostern stattfinden sollte, wird abgesagt. Vielleicht kann sie in die Herbstferien verlegt werden. Hausbesuche dürfen aufgrund der Empfehlungen zum Infektionsschutz nur noch in dringenden Fällen durchgeführt werden. Auch das Gemeindebüro wird für den Publikumsverkehr geschlossen. So vieles, was das Gemeindeleben ausmacht, ist auf einmal verboten, mindestens noch bis zum 19. April. Aber die Talkirche soll auch jetzt ein Ort der Ruhe und Besinnung bleiben. Für diejenigen, die ein stilles Gebet sprechen oder eine Kerze anzünden möchten, öffnen wir die Kirche mittwochs und sonntags jeweils für zwei Stunden.   +++   Mittwoch, 18. März: Der Passionsgottesdienst, den der Ausschuss für Gottesdienst und Kirchenmusik vorbereitet hat, fällt aus. Auch der Öffentlichkeits-Ausschuss darf sich heute nicht treffen. Die nächste Ausgabe von „Gemeinde jetzt“ (Mai/Juni) muss also ohne vorherige Redaktionssitzung entstehen.   +++   Freitag, 20. März: In beiden Kirchen läuten um 20:30 Uhr die Glocken. Damit laden die Gemeinden des Kirchenkreises Siegen und des Dekanats Siegen jeden Abend zum Gebet in schwierigen Zeiten ein. Inzwischen läuten die Glocken mit Rücksicht auf Familien mit kleinen Kindern bereits um 19:30 Uhr. Manche stellen Kerzen ins Fenster, andere gehen abends auf den Balkon und singen oder spielen einen Choral.   +++    Sonntag, 22. März: Heute wollten wir in der Talkirche eigentlich das Presbyterium einführen und zwei langjährige Mitglieder aus ihrem Dienst verabschieden. Die Kirchenleitung hat bereits angekündigt, dass die Einführung diesmal nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erfolgen wird. Der Empfang, zu dem wir die Gemeinde einladen wollten, wird auf jeden Fall nachgeholt. Dann werden wir auch unsere langjährigen Presbyter Rosel Joppich und Peter-Christian Rose offiziell verabschieden.   +++   Sonntag, 22. März: Wir wollen nicht nur Veranstaltungen absagen oder verschieben, sondern gerade jetzt auch etwas anbieten. Ein kleines Team nimmt in der Talkirche einen Gottesdienst auf, den man dann bei YouTube oder auf unserer Homepage sehen kann. Den Anfang macht an diesem Sonntag Martin Klein.   +++   Montag, 23. März: Heute tritt bundesweit ein Kontaktverbot in Kraft. Laut Mitteilung der Landeskirche dürfen Kirchen auch weiterhin zum stillen Gebet geöffnet sein, sofern die geltenden Hygienebestimmungen eingehalten werden.   +++   Dienstag, 24. März: Inzwischen ist klar, dass wir auch die Konfirmationen verschieben müssen. „Das hat es noch nie gegeben“, sagen einige, „nicht einmal im Krieg.“ In der Dienstbesprechung legen wir neue Termine fest: 20. September (Talkirche) und 27. September (Wenschtkirche). Außerdem überlegen wir, ob und wie wir älteren und alleinstehenden Menschen Hilfe beim Einkaufen anbieten können.   +++   Mittwoch, 25. März: Auf einen Aufruf hin melden sich 15 Ehrenamtliche aus der Gemeinde, die bereit sind, Einkäufe und Besorgungen für ältere Menschen aus der Gemeinde zu übernehmen. In vielen Familien, Nachbarschaften und Hausgemeinschaften sind solche Hilfen ganz selbstverständlich. Aber längst nicht alle haben Menschen in ihrer Nähe, die jetzt für sie da sein können. An diesem Abend sollte die konstituierende Sitzung des neuen Presbyteriums stattfinden. Sie muss verschoben werden, weil die Einführung nicht wie vorgesehen am 22. März stattgefunden hat. Außerdem wissen wir noch nicht so genau, wie wir die Sitzung in Zeiten des Versammlungsverbotes organisieren sollen.   +++   Donnerstag, 26. März: Die Kirchenleitung empfiehlt den Presbyterien, Sitzungen als Telefon- oder Videokonferenz abzuhalten. Katrin Breitweiser und Jan Lübking kümmern sich um die Organisation. An diesem Abend machen wir einen weiteren Test, an dem sich etliche Mitglieder des Presbyteriums beteiligen. Es ist – für mich zumindest – ungewohnt, anstrengend und erfordert viel Konzentration und Disziplin. Mal sehen, wann und wie wir unsere konstituierende Sitzung nun abhalten.   +++    Freitag, 27. März: Der erste Einkauf im Rahmen unserer Hilfsaktion wurde heute von Martin Wüst erledigt. Nun warten wir auf weitere Kundschaft.   +++   Sonntag, 29. März: Jan Lübking hält heute den Gottesdienst in der Talkirche, den man auf YouTube oder auf unserer Homepage verfolgen kann. Das Angebot stößt auf viel Resonanz. Wir werden damit weitermachen, bis wir uns wieder in unseren Kirchen versammeln und dort Gottesdienst feiern dürfen.   +++   Montag, 30. März: Im Laufe dieser Woche werde ich das Presbyterium einführen. Nicht in einem feierlichen Gottesdienst, sondern am Schreibtisch im Gemeindebüro. Alle Presbyterinnen und Presbyter haben eine „Erklärung zur Amtseinführung“ unterschrieben. Ich werde diese Erklärungen gegenzeichnen und dann eine „Niederschrift über die Amtseinführung“ anfertigen und an den Kreissynodalvorstand schicken. Die Einführung des Presbyteriums als Verwaltungsakt! Das hat es bestimmt auch noch nie gegeben. Aber den zu diesem Anlass geplanten Empfang werden wir nachholen und Sie dann auch einladen. Ganz bestimmt! Wann das sein wird, können wir jetzt natürlich noch nicht sagen. Auch nicht, ob wir die Gottesdienste und Veranstaltungen, die in diesem Gemeindebrief angekündigt werden, tatsächlich durchführen können. Sämtliche Termine für Mai und Juni können wir im Moment nur unter Vorbehalt veröffentlichen.

Die Zukunft ist ungewiss, aber gewiss in Gottes Hand. Bleiben Sie behütet! Almuth Schwichow